Versuch makroskopischer Zuordnung von vier Porlingen

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo zusammen!


    Es gibt ja so viele Pilze!
    Zur Zeit nehme ich immer wieder Proben mit, da ich ja mittlerweile ein Mikroskop habe.

    Dennoch gibt es auffällige Pilze, die ich vor einiger Zeit fotografiert habe und/oder keine Proben genommen habe.

    Da probiere ich natürlich trotzdem eine Zuordnung herzustellen, um mein Auge zu schulen.

    Ob das natürlich so einfach geht, weiß ich nicht sicher. Vielleicht klappt es ja? ==Gnolm23==Gnolm10


    Ich hoffe es wirkt nicht unverschämt, so vorzugehen.

    Ich hoffe, nicht den Eindruck zu vermitteln, ich will das Schüsseln hier auf andere Abwälzen!

    Ich schaue mir hier alle aktuellen Beiträge an und versuche dann, mitzubestimmen. Das klappt natürlich nur manchmal.

    Wenn es klappt, halte ich die Tasten still, es sei denn ich bin mir (vermeintlich) sicher, etwas beitragen zu können.

    Vielleicht bin ich naiv, aber ich hoffe, es gibt Leute, die beim Betrachten meiner Bilder mehr oder minder sofort eine Meinung zum Thema haben, vielleicht sogar den Pilz gleich erkennen.

    Und sich dann die Mühe machen (!) - ja, ich weiß, es ist nicht selbstverständlich - eine kurze Antwort zu geben.

    Dafür bin ich jedesmal sehr dankbar, auch für sehr kurze Antworten, denn ich kann noch immer von jeder Antwort lernen.




    Also, offenbar klappt die Bestimmung ja manchmal nur mit Bildern, wie ich bei vielen anderen Anfragen sehe - deshalb der Versuch hier:


    1) Die ersten, sehr hellen, feinporigen Fruchtkörper wachsen auf einem Laubbaumstumpf (Rotbuche) mitten im feuchten Wald.

    Sporen erkenne ich keine auf dem Bild.

    Eventuell Bjerkandera fumosa, der Graugelbe Rauchporling?

    Bjerkandera hätte sehr hellgraue Sporen, die verm. auf dem hellgrau/beigen Hut nicht sichtbar wären.

    Habitus, Substrat und Biotop passen nMn.

    (Das vergößerte Foto von der Unterseite ist leider nicht scharf geworden und wird nicht gezeigt.)

    Bild 1a


    Bild 1b




    2) Ein dünnfleischiger, oberseits feinfilziger, hellbraun zonierter Porling mit weißem Rand und hellen unregelmäßigen Poren.

    Fundumstände wie bei Pilz 1 im Buchen-Laubwald, an einem stärker zersetzten Baumstumpf.

    Könnte es sich vielleicht um Trametopsis cervina, die Hirschbraune Tramete handeln?

    Für die ockerfarbene Tramete, Trametes ochracea erscheinen mit Hutrand und Poren nicht richtig.

    Ist der Pilz aber vielleicht einfach zu alt, um ihn bestimmen zu können. Schimmelbefall liegt bereits vor...

    Bild 2a


    Bild 2b


    Bild 2c Unterseite




    3) Ein haariger, dunkelbrauner Porling mit groben, graubraunen, unregelmäßig geformten Poren.

    Gefunden am Waldesrand neben Obstgärten, auf einem Haufen ausgerissener Wurzelstöcke, vermutlich alter Obstbäume.

    Ich vermute hier Funalia gallica, die Braune Borstentramete zu sehen:

    Bild 3a



    Bild 3b


    Bild 3c



    4) Weiteres Fundstück an altem, vermutlich Obstbaumholz, neben Obstgärten ohne Waldnähe:

    Ein dickfleischiger Porling mit beigem Hut und grauen, groben, eher eckigen Poren.
    Die Sporen sind braun und liegen auf den unteren Fruchtkörpern und hängen an den Lamellen (Bild 4b).

    Ich vermute hier einen Schillerporling; Mensularia hat hellgelbe Sporen, Innonotus ebenfalls gelbliche Sporen; Inocutis (rhaedes) hat rostbraune Sporen.

    Weiter als bis Inocutis komme ich ohne Mikroskop nicht. Stimmt die Gattung?

    Bild 4a


    Bild 4b

  • Hallo Beli,


    vielen Dank für deine Antworten.

    Ich werde deine Vorschläge morgen in Ruhe anschauen.


    LG, Martin

  • Hallo beli,


    ich habe Zweifel, dass Dein gezeigter Pilz Bjerkandera fumosa ist. Zumindest so von oben würde ich sagen, dass ich B. fumosa so noch nie gesehen habe.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Beli, Bernd und Andreas,


    vielen Dank für eure Hilfe und eure Vorschläge!


    Wenn ich mal das Ergebnis zusammenfassen darf:

    1: Nicht bestimmbar: Bjerkandera fumosa oder Trametes pubescens oder ganz was anderes, unklar - mit diesen Fotos!

    Für Trameten war mir (ich weiß es noch nicht besser) die Anwachsfläche zu weit ausgedehnt, ich glaube man sagt stereoid dazu.

    B. adusta wächst ja auch häufig so. Deshalb lag mein Verdacht eher bei B. fumosa.

    2: Trametes versicolor in beige-brauner Ausführung. Die dicke Hutkante hat mich wohl in die Irre geführt und Trametopsis cervina hat wohl eher in Zähnchen zerfallende Poren.

    3: Coriolopsis gallica (= Syn. Funalia gallica), hätte ich auch so gesehen.

    4: Irgend ein Schillerporling, ev. Xanthoporia cf. radiata o.ä.

    Die braunen Verfärbungen, die ich für Sporen hielt, sind also dunkle Haare und freiliegende, dunkle Lamellen; dann braucht es keine Braunsporer und die Auswahl wird groß.


    LG, Martin


    Vielleicht hilft's ja doch noch: die unscharf aufgenommene Unterseite zu Pilz 1

    Bild 1c Unterseite von Pilz 1


    Bild 1d: Oberseite von Pilz 1 vergößert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!


    Beim Porling numero uno hilft ein Schnittbild weiter. Bjerkandera fumosa hätte dann eine (oft ziemlich dünne) dunkle Schicht zwischen Röhrenfleisch und Kontext, die Kontextfarbe ist zudem generell etwas dunkler als die Farbe der Röhrentrama.

    Bei Nr. 2 bist du mit einer komisch gefärbten Schmetterlingstramete schon auf der richtigen Spur, denke ich. Auch da ist ein Schnittbild hilfreich, eventuell braucht's auch mehrere Schnitte, aber irgendwo würdest du da die dunkle (in dem Fall voraussichtlich braune) Schicht zwischen dem Hutfleisch und dem Hutfilz finden. Diese Cortexschicht würde dann Trametopsis cervina ganz ausschließen (ist aber angesichts der deutlichen Zonierung und fehlenden "angegeelten" Haaren ohnehin unwahrscheinlich), die gibt's bei dem Aussehen nur bei T. versicolor und T. ochracea.

    Der dritte Porling ist schon richtig eingeordnet, aber auch da ist ein Schnittbild gut, um Trametes trogii und Trametes (=Funalia, Coriolopsis etc.) gallica sicher trennen zu können.

    Beim vierten bin ich auch überfragt, fürchte ich. Haben nicht alle Schillerporlinge (Inonotus s.l.) +/- gelbbraunes Sporenpulver? Die Nuancen in den Unterschieden zwischen den einzelnen Arten (sofern die nicht eh vorwiegend altersabhängig sind) wird man wohl erst in einem regulären Abwurf auf Objektträger erkennen können. Wichtiger sind da wohl das genaue Substrat und einige mikroskopische Details, um herauszufinden, welcher Schillerporling das ist.



    LG; Pablo.

  • Hallo

    Weitere Bilder , altes Fund aus 2014 Jahr ,


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    LG

  • Hallo Pablo,


    und danke für deine Erklärungen!

    Du bestätigst also die Liste, die mithilfe der Nachbesserungen von Beli und Bernd (:gbravo:) zusammengeschustert wurde.

    Um weiter zu kommen braucht es einfach mehr Informationen wie Schittbilder.

    Ich sollte also IMMER das Messer nicht nur dabei haben, sondern auch verwenden!

    Ich werde versuchen, das zu beherzigen.

    À propos Schillerporlling und Sporenfarbe: Inocutis rhaetes (Fuchsroter Schillerporling) hat wohl rostbraunes Sporenpulver (FoTE, 123P), weshalb das mein "erster" Gedanke (in Wahrheit nach längerem Recherchieren) zu Pilz 4 war.

    Ich dachte nämlich zuerst, dass die dunkelbraune Farbe vom Sporenpulver käme - falsch gedacht!


    LG, Martin


    Bild 4a Detail