Cladonia auf übermooster Sandsteinmauer

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.422 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wurzelpeter.

  • Liebe Flechtenfreunde,

    diese becherlose Cladonia fand ich auf einer übermoosten Sandsteinmauer im Wald, aber halbschattig gelegen. Die Podetien sind bis 6 cm hoch. Ich konnte nach Vergleichen und Beschreibungen nichts passendes finden. Hat jemand von Euch eine Idee?

    das folgende Foto mit einem Ausschnitt von 13,8 mm:


    Viele Grüße


    Gernot

  • Hallo, Peter!

    Mit Cladonia squamosa kann ich mich nicht so recht anfreunden, weil die Art wie viele Cladonien ein schuppiges Lager haben. Wenn ich die von mir gefundenen etwas vom Moos befreie, kann ich kein Lager erkennen:


    Die Fotos, die man so von Cladonia squamosa findet, passen m.E. auch nicht so recht. Die sind dort meist viel schuppiger, so daß die geradezu einen extrem krustigen Eindruck macht. Da sind die Podetien bei mir doch deutlich filigraner. Vielleicht hat jemand eine andere Idee?

    Viele Grüße

    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, würde aber hier bei meiner Idee bleiben. Gerade die zweite Aufnahme von dir zeigt das regelmäßige Erscheinungsbild mit den typischen grünlichen Schüppchen und den dagegen fast durchscheinend wirkenden weissen Podetien. Ein dichtes grundständiges Lager ist für diese Art m. E. kein Bestimmungsrelevantes Merkmal.


    Aber mal schauen was noch für Rückmeldungen dazu reinkommen


    LG Peter

  • Hi zusammen

    Cladonia squamosa wäre meines Erachtens hier raus; diese hat deutlich dickere Podethien, die oben offen sind; hinzu käme eine kräftigere Beschuppung. Sofern Du einen Beleg gesammelt hast, könntest Du diesen mal unter eine UV-Lampe legen; squamosa leuchtet hier weiß auf.

    Ich wäre bei den gezeigten Exemplaren bei Cladonia scabriuscula, die zwischenzeitlich mit Cladonia furcata zusammengeworfen wurde, nun aber wohl wieder als eigenständige Art akzeptiert ist. Quasi eine beschuppte Form von C. furcata.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

  • Hi Patrick,


    sollte Cl. scabriuscula nicht im oberen Teil der Podetien angedeutet sorediös sein? Das erkenne ich auf den Nahaufnahmen jedoch nicht. Ausserdem kenne ich die Art ausschließlich von sandigen Böden, über Gestein habe ich die noch nicht gehabt (was natürlich nicht heißen muss das es das nicht gibt 😉) . Ansonsten vom Verzweigungstyp und der nicht wirklich dichten Beschuppung gebe ich dir recht, das spricht schon dafür...


    LG Peter

  • Hallo, Flechtenfreunde!

    Danke für Eure ersten Einschätzungen! Das mit der UV-Lampe werde ich versuchen, wenn ich bei meiner Arbeitsstelle eine finde.

    Zum Wuchsort nochmal ein Foto:

    Sie wächst nicht direkt auf Gestein, sondern in einer Moosschicht, die sich auf einer Sandsteinmauer gebildet hat.

    Wegen der Reaktion auf UV melde ich mich.

    Viele Grüße

    Gernot

  • Hallo zusammen,


    wie Peter kann ich auf der Nahaufnahme nichts erkennen, was man als sorediös bezeichnen würde. An einer Bestimmung als Cladonia scabriuscula hätte ich deshalb noch Zweifel. Könnte es nicht auch Cladonia furcata ssp. furcata var. pinnata sein, siehe z.B. hier:


    Lichens marins


    LG Ingo

  • Hi zusammen

    Die Cladonia scabriuscula kann im Bereich der Podethienspitzen durchaus sorediös sein, dies scheint aber nicht zwingend der Fall sein zu müssen. Bezeichnend neben der Beschuppung ist, dass sich im oberen Bereich der Podethien die Berindung tlw ablöst, sodass das Mark stellenweise freiliegt und die Podethien hier etwas "zerfressen" aussehen. Dies ist auf den gezeigten Bildern auch recht gut zu erkennen. Bei C. furcata hingegen ist dies nicht der Fall; auch die angesprochene var. pinnata besitzt zwar beschuppte Podethien, jedoch sind diese auch im oberen Bereich weitgehend deutlich berindet.

    Nicht ganz ohne Grund wurde C. scabriuscula zwischenzeitlich mit C. furcata in einen Topf geworfen.

    Die Diskussion zeigt ganz gut die Grenzen einer sicheren Bestimmung nur anhand von Bildern. Zudem ist jede Bestimmung letztendlich nur eine Arbeitshypothese, die entweder widerlegt oder aber eben nicht widerlegt, jedoch - der Natur einer Hypothese geschuldet - im wissenschaftlichen Sinne niemals endgültig bestätigt werden kann.


    Ein Flechtenschnupperkurs für Forumsmitglieder wäre mal eine feine Sache.


    Grüße aus dem Norden

    Patrick

  • Ein Flechtenschnupperkurs für Forumsmitglieder wäre mal eine feine Sache.

    Da kann ich nur zustimmen, liebe Flechtenfreunde! Leider ist Holzminden doch recht abgelegen von diesbezüglichen Aktivitäten, von denen es zumindest in NRW so einige gibt (meist Exkursionen), aber halt nicht gleich hier im Osten von NRW (das nächste Dorf südlich von HOL gehört schon zu NRW), sondern weit im Westen.

    Viele Grüße

    Gernot

  • Guten Abend,


    ja so etwas hilft ungemein weiter. Wir haben bei uns den "Kryptotreff", der sich monatlich über im Winterhalbjahr trifft (aktuell coronabedingt nicht) und auch eine jährliche Exkursion veranstaltet.

    Das Hauptproblem ist halt nicht nur das derartige Vereinigungen räumlich weit auseinander liegen, sondern auch die Kenner selbst sind nun nicht unbedingt eine häufige Spezies...


    Beste Grüße


    Peter