Grenzen von Geschmacksproben?

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 2.808 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grünspan.

  • Servus,


    Ich arbeite bei einigen Pilzen die ungeniessbar und essbar sind zum training auch mit geschmacksproben nehmen.

    Dabei senke ich den kopf so das es nach unten zeigt und entferne einen kleinen teil des Hutes und berühre es dann ein wenig

    mit der Zunge, schmecke ein wenig ohne zirkulation im mund und spucke es sofort wieder aus, gleich mehrmals danach wird

    auch noch ausgespuckt.


    Frage: Kann ich des auch bei sehr toxischen Pilzen wie Knollis oder Gifthäubis oder sogar noch welche die giftiger sind machen wenn

    ich da zusätzlich mit wasser den mund ausspüle und des ebenso mehrmals? Oder reichen die eventuellen mikro-nanogramm der

    wirkstoffe die so wahrscheinlich aufgenommen werden für gravierende toxische reaktionen aus?

    Mfg

  • Servus,


    ganz grundsätzlich sind Geschmacksproben nur dann sinnvoll, wenn dadurch auch ein Erkenntnisgewinnung zu erwarten ist. Und bei schwer giftigen Pilzen darf keine Geschmacksprobe genommen werden. Das Orellanin der tödlichen Rauköpfe beispielsweise wird auch über die Mundschleimhaut aufgenommen.


    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Finalforce,


    bei so stark wirksamen Giften sollten Experimente besser unterbleiben. Der Speichel ist ein flottes Transportmittel. Auch eine schwache Wirkung kann sehr unangenehm werden und über eine lange Zeit kann ein Gift, wie die Amatoxine durchaus Organschäden anrichten. Vorsicht ist die Mutter der Pilzbestimmung. Bei berühmten Täublingskursen ist es immer wieder Überraschend, wie herzhaft in die Pilze gebissen wird. Bei Geschmacksproben müssen gelegentlich die Geschmacksträger erst hervorgekaut werden. Beim Gallenröhrling reicht oft ein kurzes Anlecken.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Hi.


    Gegenfrage: Ist denn der Geschmack ein relevantes Bestimmungsmerkmal beim Grünen Knollenblätterpilz? Welchen Verwechsler würde man dadurch ausschließen, der nicht durch optische Merkmale bereits auszuschließen ist?


    Die Geschmacksprobe wie du sie machst, ist auch eher suboptimal. Damit würdest du bei Täublingen und Milchlingen (wo das sinnvoll und relativ harmlos ist) vermutlich immer mal falsch abbiegen. Da wird längere Zeit auf einen Stück rumgekaut, nicht nur abgeleckt.


    Die einfache und auf Nummer sicher gehende Antwort ist daher, Geschmacksproben nur bei Gattungen zu machen, wo der Geschmack wichtig für die Bestimmung ist und wenn man sicher ist die entsprechende Gattung vor sich zu haben. Muscarin kann beispielsweise über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Da muss man zwar potente Risspilze erwischen oder viele Geschmacksproben machen aber laut Christoph Hahn soll das schon mal zu leichten Vergiftungserscheinungen geführt haben. Ist aber zugegebenermaßen der einzige derartige Bericht, den ich kenne. Aber wer kostet schon wahllos Risspilze? ;)


    LG.

    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]
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  • Stimme Schupfnudel voll und ganz zu !

    Grüße

    Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Hallo,

    für was für ein Training soll das gut sein? Nackenmuskulatur?


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Schupfi,


    bei den "Grenzen der Verkostung" gibt es auch Übelkeits-Berichte von Täublingsfetischisten.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • Huhu Stefan,


    Daher die Einschränkung mit dem "relativ". Bekannt ist's mir aber nur von einem der Zinnobertäublinge (leider vergessen welcher) , der mal zu Problemen geführt haben soll. Oder gibt's noch weitere? Kommt sicherlich auch auf die Menge an, bei Täublingen kann's ja schon mal sein, dass man ein paar mehr kostet, da so viele so gleich aussehen und die dann auch noch durcheinander wachsen können.


    LG.

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  • Guten Morgen


    Von Unverträglichkeiten bei Kostversuchen vom Rotstieligen Ledertäubling wurde mir schon berichtet.


    LG Matthias

    98 Chipse vor APÄ 2023

    ./. 10 Chipse Meldebüah APÄ 2023

    + 3 Chipse weil am nächsten bei 200

    + 3 Chipse Sozial-Phal Hiasls Berührungsängste beim Spitzschuppigen Stachelschirmling

    + 2 Chipse Phor-Pfeld-Phal Teller mit Gulasch kurz vorm Würzigen Tellerling

    ./. 3 Chipse an ipari fürs Aufspüren des brillenwürdigen Phales

    ./. 10 Chipse Meldebüah 2024

    = 83 Chipse



    Ohne den Pilz selbst in der Hand gehabt zu haben, ist eine 100%ige Bestimmung nie möglich. Keine Verzehrfreigabe übers Internet. Die gibt es nur beim Pilzsachverständigen/-berater/-kontrolleur vor Ort.

  • Hallo,


    "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei. " (Paracelsus 1538)


    Inwieweit die aufgenommene Dosis beim Anlecken von Giftpilzen schadet, möchte ich nicht bewerten. Das darf jeder für sich selbst entscheiden.

    Zum Erkennen des Geschmacks von Pilzen taugt das bloße Anlecken nicht.


    Gruß

    Peter

  • Das mit den Mundschleimhäuten ist interressant. Werde bei Giftpilzen nichts derartiges versuchen,

    in meinem buch werden risspilze fast alle als giftig beschrieben

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    Risspilze sind auch fast alle giftig, bzw. giftverdächtig. Kostproben sind da zu unterlassen; ebenso wir bei Knollis, Lepioten und Gifthäubling. Kostproben sind sinnvoll bei Täublingen, Milchlingen, Ritterlingen, einigen Strophariaceaen und bei einigen weiteren Gattungen, wo z.B. bittere Arten per Verkosten schnell bestimmt werden können. Ansonsten haben meine Vorredner schon alles gesagt.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Finalforce,

    die meiner Meinung nach wichtigste Aussage: Pilzkostproben sind grundsätzlich gefährlich, daher macht man sie nicht routinemäßig (auch wenn das in gewissen Pilzbüchern so rüberkommen mag, ist dort doch bei jeder Pilzart der Geschmack angegeben) oder gar aus Entdeckerspaß, sondern immer zu einem wohldefinierten Erkenntniszweck, z. B. wenn der Geschmack als relevantes Unterscheidungskriterium taugt.

    z. B. Gallenröhrling vs. Steinpilz

    Wurzelnder Bitterröhrling vs. Silberröhrling

    Grünblättriger vs. Rauchblättriger Schwefelkopf

    Kirschroter Speitäubling vs. Apfeltäubling

    Pechschwarzer Milchling vs. Mohrenkopfmilchling

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Von Unverträglichkeiten bei Kostversuchen vom Rotstieligen Ledertäubling wurde mir schon berichtet.

    Ah, Danke, der war's, den ich falsch im Hinterkopf hatte.


    Das mit der Aufnahme über die Mundschleimhaut ist übrigens wieder unterschiedlich je nach Struktur des Pilzgiftes. Einige Verbindungen sind zu groß um über die Mundschleimhaut aufgenommen zu werden, andere nicht. Daher müsste man bei Kostproben wissen, was es so alles so an Giften gibt, wie hoch die Konzentration ist und wie die aufgenommen werden können. Das werden die wenigsten Hobby-Pilzler parat haben, also noch ein Grund mehr nicht einfach wahllos Pilze zu verkosten.


    LG.

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  • Hi,


    Kostproben sind sinnvoll bei Täublingen, Milchlingen, Ritterlingen, einigen Strophariaceaen und bei einigen weiteren Gattungen, wo z.B. bittere Arten per Verkosten schnell bestimmt werden können.

    Nice thx

  • Zum Erkennen des Geschmacks von Pilzen taugt das bloße Anlecken nicht.

    Es gibt durchaus einige sehr bittere Arten, die man bereits durch Anlecken erkennen kann, z.B. Hygrocybe mucronella oder Cortinarius infractus.

    Bei denen würde ich mir das längere 'rumkauen auch lieber ersparen.


    Aber da sind wir wieder beim Ausgangspunkt: wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, kann man auch die geeignete Maßnahme wählen. Wahllos in alles 'reinbeißen, das wie ein Pilz aussieht, beschreibt ungefähr das entgegengesetzte Vorgehen.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Abgesehen davon ergibt sich ohne Zirkulation im Mund kein gesamtheitliches Geschmacksbild, da die Geschmacksrezeptoren eben zonal auf der Zunge gut verteilt sind.

    Und... bezüglich der Mundschleimhaut ist zu bedenken, dass im hinteren, oberen Rachenbereich eine weiche Stelle mit extrem hoher Durchblutung liegt. Schneller kann man manche Wirkstoffe gar nicht platzieren.

  • Mich auch. Auch, weil mich vor ca. 3 Jahren ein Pilz-Geschmacks-Erlebnis so verblüfft hat, dass ich mich gerade sofort wieder erinnere. Erstfund Lactarius spinosulus. Selten, aber makroskopisch gut zu bestimmen. Der etwas bittere, leicht schärfliche Geschmack der Milch zeigte sich erst nach einiger Zeit und dann lokal deutlich begrenzt im hinteren Zungen-Rachen-Bereich. Sowas hatte ich noch nie und hätte das wahrscheinlich als individuelle Wahrnehmung nicht weiter verfolgt , hätte ich beim Nachlesen in der Lactarius-Monographie FNE Heilmann-Clausen nicht die exakt selbe Beschreibung ( „slowly bitter to acrid, especially at the back of the tongue „ ) wieder gefunden. Interessant.
    LG

    Andreas

  • Liebe Wissende,

    tut mir leid... im unteren Bereich... ich meinte die in der Arzneiwissenschaft als sublingual bezeichnete, schnelle Aufnahme in die Blutbahn, ohne dass etwas geschluckt werden muss.

  • sublingual bedeutet unter der Zunge.

    Also wirklich unterhalb der Zunge, da schmeckt man nichs, bzw nur Pilzfragmente, die mit dem Speichel auf der Zunge gelandet sind - aber unterhalb der Zunge sind keine geschmackssensorischen Bereiche bekannt. Resorbiert werden dort Stoffe allerdings wirklich besonders schnell.

    Viele Grüße,

    Carina