Welcher corticioide Pilz könnte das sein?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.088 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    anbei zeige ich ein paar Bilder von einem Pilz, den ich auf sehr morschem Laubholz (wahrscheinlich Pappel oder Esche) im Wiener Prater fand. Trotz mehrmaliger Mikroskopie komme ich nicht wirklich weiter und es sind mir leider keine besseren Mikro-Bilder gelungen. Die ausgewachsenen elliptischen Sporen messen im Mittel in etwa 5,0x3,5ym. Schnallen waren zu finden, zumindest in den generativen Hyphen häufig. Inkrustierte Lagenozystiden oder Leptozystiden (wie sie bei Hyphodontia vorkommen) konnte ich nicht finden. Basidien viersporig. Die Hyphenenden (oder Zystiden?) scheinen tw. mehr oder weniger verjüngend auszulaufen. Auch bin ich mir nicht sicher ob auf dem letzten Bild Skeletthyphen zu sehen sind. Dann würde die Gattung Hyphodontia wegfallen. Für eine Athelia-Art fehlen die rechtwinkelig Verzweigungen der Hyphen. Ich komme jedenfalls nicht mehr weiter in der Bestimmung.


    Möglicherweise hat der Pilz auch unter Frosteinfluss gelitten, sodass die Mikromerkmale nicht mehr gut zu sehen sind. Vor ein paar Wochen konnte ich an einem Fichtenstumpf Hyphodontia alutaria finden, aber da waren die mikroskopischen Merkmale sehr gut zu sehen. Vielleicht könnt ihr mich noch mit ein paar Tipps unterstützen um den Pilz doch noch zu bestimmen. Sonst muss ich ihn wieder mal unbestimmt beiseite legen.


    Schöne Grüße und Dank im Voraus!

    Christian








  • Hallo,


    vergleiche doch mal mit Crustomyces subabruptus - so viele dimitische Cortis mit kleinen Sporen gibts ja nicht ....


    beste Grüße,

    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Bon Jour!


    Bei Fibricium gäbe es auch noch die eine oder andere Art mit kleinen Sporen und echten Skeletthyphen.

    Allerdings zweifle ich daran ebenso wie an Crustomyces: Bei C. subabruptus hätten eigentlich die Zystiden irgendwie auffallen müssen. Makroskopisch kommen mir dafür die Fruchtkörper ziemlich dünn vor, aber das mag auch daran liegen, daß ich den bisher nur in älteren Fruchtkörpern gefunden habe.


    Zum Vergleich mal eine Kollektion von C. subabruptus:







    Wenn allerdings die Hyphen in Christians letztem Bild gar keine Skeletthyphen sind (denn die muss man auch in ausgewachsenen Fruchtkörpern von C. subabruptus richtig suchen), sondern dickwandige, generative Hyphen, dann käme man doch wieder in den Bereich Hyphodontia s.l. (inc. Xylodon, Kneiffiella, Schizopora usw.).

    Das wären vielleicht die beiden Details, die man noch überprüfen könnte, ob sich an den dickwandigen hyphen nicht doch irgendwie Septen (mit Schnallen) finden lassen, und ob's irgendwo Zystiden gibt, die zu Crustomyces passen.



    Lg; Pablo.

  • Vielen Dank Pablo und Andreas fürs Einbringen eurer Expertise!

    Ich werde den Pilz nochmals mikroskopieren. Vielleicht lassen sich noch ein paar Merkmale der angesprochenen Arten entlocken.


    LG Christian

  • Hallo in die Runde,


    nun habe ich nochmals mit KOH und Baumwollblau mikroskopiert und kann folgende Infos nachliefern:


    Die für Crustomyces subabruptus typischen blasigen Gloeozystiden sind nicht zu finden. Auch wären die Sporen nach den Angaben von Jülich etwas zu groß. Jülich schreibt auch, dass der Fruchtkörper relativ dick und krustenförmig sein sollte. Hier war er aber eher dünn und häutig (das habe ich in meinem ersten posting nicht erwähnt). Ich glaube daher auch fast, dass die vermeintlichen Skeletthyphen doch dickwandige generative Hyphen sind. Crustomyces ist daher sehr unwahrscheinlich.


    Die Sporen, Basidien und die Wände der dickwandigen Hyphen färben sich mit Baumwollblau stark an, sind also cyanophil.


    Die Mikroskopie ist durch einen Brei von kristallinen/amorphen Elemente sehr erschwert.


    Basidienmaße: meist 15-22 x 3-5 ym


    Die Sporengröße liegt zwischen 4,0-5,5 x 2,5-3,5ym. Ellipsoid bzw. tropfenförmig


    Die dickwandigen Hyphen sind häufig zu finden und enden meist verjüngend, vereinzelt aber am Ende verdickt (siehe Fotos). Sie sind nicht inkrustiert. Ob hier Schallen vorhanden sind, konnte ich nicht erkennen, die dickwandige Hyphen scheinen nicht/kaum septiert zu sein. Die restlichen Hyphen sowie die Basis der Basidien besitzen großteils Schnallen.


    Irgendwie würde die fehlende Inkrustierierung an den Hyphenenden/Zystiden in Richtung Xylodon deuten und nicht auf Hyphodontia?


    In der Literatur habe ich zwei Arten gefunden, die in den Merkmalen recht ähnlich wären:

    Xylodon crustosus und X. borealis

    Für Xylodon crustosus würden die Hyphenenden gut passen, nicht aber die Sporenmaße

    Für X. borealis ist es genau umgekehrt

    Beide Arten hätten nach den Abbildungen in Ryvarden bzw. Berniccia auch diese flächigen Inkrustierungen.


    Insgesamt aber alles sehr spekulativ, da mir hier einfach noch die nötige Vorerfahrung fehlt und die Mikromerkmale nicht eindeutig genug sind, um mit den Schlüsseln sicher voranzukommen.


    Ich denke ich werde es mal so belassen. Was meint ihr?


    Liebe Grüße! Christian







    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christian!


    Hyphodontia s.str. sind nach aktuellem taxonomischen Stand nur noch die Arten mit Lagenozystiden (bzw. die diese bilden können, manche Art macht das halt nur sehr spärlich). Alles andere ist mittlerweile in anderen Gattungen gelandet. Xylodon ist alelrdings auch nicht immer morphologisch sauber von anderen Gattungen innerhalb der Schizoporaceae abgrenzbar, da wird allerdings auch zur Zeit noch etwas herumgeforscht, was nun wie wo hin gehört.

    Wenn du es richtig rasant machen willst, dann schau dich mal nach folgender Arbeit um:

    Riebesehl & Langer (2017) Hyphodontia sl (Hymenochaetales, Basidiomycota) 35 new combinations and new keys to all 120 current species
    Die müsste im Netz frei verfügbar sein. Ein paar etwas abgespeckte Versionen gibt es auch, aber die Arbeit ist schon ziemlcih aktuell, vor allem auch die Schlüssel. Sind halt nicht nur europäische Arten drin, danach kann man auch noch ganz gut selektieren.

    Bei den Schizoporaceae habe ich selbst alelrdings so meine Lücken. Ich bin mir schon ziemlich sicher, daß du in der richtigen Richtung unterwegs bis, kann aber für deinen Fund jetzt keinen belastbaren Namen vorschlagen.



    Lg; pablo.