Perenniporia spec?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.852 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo!


    Eigentlich dachte ich, den Porling kann ich makroskopisch durch Vergleich mit der Beschreibung von im Buch als klar abhaken,

    aber jetzt lese ich, dass mein Verdacht P. crocatus vom Aussterben bedroht sei, was mich doch sehr verunsichert.

    Deshalb stelle ich den Fund hier mal ein.

    Die Porendichte schätze ich mit etwa 6/mm ein (Bild 7).

    Die Poren sind mit einer gelben Masse aus Sporen und Hyphen zugesetzt (Bild 8).


    Was könnte das außer Physisporus crocatus denn sonst noch sein?


    LG, Martin


    Der Porling fruchtet bevorzugt zwischen den Wurzelachseln eines sehr morschen Baumstumpfes in einem Waldabschnitt mit gemischten Laubbäumen

    Bild 0 Der Wald


    Bild 1: Fundsituation, ein endmorscher Baumstumpf


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5 Stückchen abgestemmt und mitgenommen


    Bild 6


    Bild 7


    Bild 8

  • GriasDi Martin,

    da wirst Du das Mikroskop bemühen müssen. Ein weißlicher reinresupinater Porling mit sehr engen Poren. Das kann vieles sein.

    Oxyporus obducens kann z.B. so aussehen, oder eine resupinate Form von O. populinus.

    Sind denn mehrere Porenschichten erkennbar?

    An liabn Gruaß,

    Wermer

  • Hallo Werner,


    vielen Dank für deine Antwort.

    Eine Probe habe ich mitgenommen.

    Heute abend versuche ich mein Glück beim Mikroskopieren!


    Rein weiß ist der Porling allerdings eben nicht.

    Er besitzt einen auffällig breiten, schwarzen Rand mit einer gelben Übergangszone.


    Im Schnittbild meine ich auch eine Trennlinie zwischen zwei Porenebenen zu erkennen, wobei die ältere in den schwarzen Rand übergeht.


    LG, Martin

  • GriasDi Martin,

    wenn Du neben kristallbeschopften Zystiden keine Skeletthyphen, sondern nur teils auch dickwandige einfach septierte generative Hyphen findest, bist Du bei Oxyporus.

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Hallo,


    beim Versuch aus der Probe brauchbare Mikroskopaufnahmen hinzubekommen, bin ich vermutlich gescheitert:

    Die Poren der Probe sind, wie auf den Makroskop-Fotos schon erkennbar, vollständig mit einer weißlich-gelben Masse aus Sporen aufgefüllt, die ich nur durch

    (1.) 20%igem KOH-Zusatz zum Wasser und

    (2.) längerem Pumpen mit dem gefederten 100er-Objektiv an einigen Stellenhalbwegs herausspülen konnte.

    Die Aussagekraft ist entsprechend gering.


    Gefunden habe ich
    - nur generative, dünnwandige Hyphen, alle keine Schnallen

    als einzige auffällige Strukturen

    - Zystiden (Bild N6+7) ohne Kristallbesatz, kann aber eventuell am KOH-Zusatz liegen

    ohne KOH-Behandlung

    - lösen sich die Pfropfen in den Poren nicht

    - stellenweise größere Kristalle vorhanden

    - Hyphen wirken belegt (Bild N8)


    Die Sporen, die aus der verklebten, gelben Masse in KOH freigesetzt werden, sind

    - dickwandig (Bild N4)

    - Form variabel, meist schwach elliptisch (Bild N4, N5, N7), tw. verdellt

    - Abmessung variabel, etwa 5-7 x 3,5-4

    - inamyloid (Test vor KOH)

    Ich weiß nicht, in wie weit das Abmessen dieser verm. toten Sporen hilfreich ist, viele habe ich nicht gemessen


    Ob das jetzt ein Oxyporius ist?

    Diese Gattung wird in meinem Buch gar nicht erwähnt.


    LG, Martin


    Bilder:

    Bild N1 Porlingsprobe, Blick auf Rückseite;

    Der Porling ist an einer Spaltfläche durch Hebeln mit dem Messer glatt geteilt worden.

    Der Rest haftet noch dem Substrat an, vgl. Bild 5

    Ich würde wegen des geschichteten Wachstums auf einen mehrjährigen Porling tippen.


    Am Querschnitt lässt sich eine weitere Trennlinie (Wachstumsfuge) erkennen

    Bild N2: verfüllte Poren im Porlingsquerschnitt; Dünnschnitte für Mikroskop an dieser Fläche erzeugt


    Bild N3 Übersicht Mikroskopnach Anfärben in Kongorot und Spülen mit Wasser


    Bild N4 Sporen, kongogefärbt, durch KOH-Zusatz aus Verklumpung gelöst


    Bild N5 Hyphen


    Bild N6 Zystiden zwischen Hyphen


    Bild N7 Zystide


    Bild N8 Hyphen ohne KOH-Behandlung in Wasser


    Bild N9: Kristalle im Trama

    • Offizieller Beitrag

    Salve, Martin!


    Von den Sporen her schaut das nach Perenniporia aus.
    Das makroskopische Erscheinungsbild passt auch gut zu Perenniporia medulla-panis:




    Die bildet auch mehrschichtige Fruchtkörper, allerdings keine Zystiden.
    Die Strukturen auf deinem Bild N6 sehen allerdings aus wie die Basidien von Perenniporia - Arten, das dickwandige Element auf dem Bild danach ist allerdings merkwürdig.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Ui, dein Vorschlagpilz zum Vergleichen (Perenniporia medulla-panis, Ockerfarbener Dauerporling) gleicht meinem Fund tatsächlich über weite Strecken!

    Neben der übereinstimmenden Sporen- und Wuchsform erinnern mich auch das Hyphenwirrwar sehr an meine Mikroskopiererfahrung mit dem Pilz.

    An eine so kräftige Braunfärbung in Lugol kann ich mich nicht erinneren, muss ich noch mal ausprobieren.

    Bei der Gelegenheit messe ich auch mehr Sporen!


    So getan: Sporenmaße liegen bei 4,8-5,5-6,2 x 3,5-4,0-4,5, Q = 1,4, N = 22 (50% in KOH, 50% in Lugol gemessen, hier etwa 0,1µm im Mittel kleinere Maße).

    Die Abmessungen stimmen mit denen von P. medulla-panis gut überein.

    Die alten Poren von P.m.-p. verfärben sich schwärz. Passt auch.

    Sehr dünnes Subiculum sehe ich in Bildern N2. Passt

    Dimitisches Hyphensystem - wenn ich die dickwandigen Hyphen mitzählen darf, passt das auch.

    Schnallen konnte ich allerdings keine finden! - Vielleicht übersehen...

    Arboriforme vegetative Hyphen? - Nicht gefunden...

    Arboriforme Skelett-Bindehyphen? - Fehlanzeige.

    Hmmm...

    Die Sporen sind definitiv inamyloid und indextrinoid.

    Bild Lugol 1

    Bild Sporen in Lugol => inamyloid, indextrinoid


    Querschnitt durch Poren mit Sporenpfropfen in Lugol, Sporenmasse bleibt gelb.

    Nach dem Trocknen wirkt die Lugol-benetzte Schnittfläche des Porlings silbergrau, sicher nicht blau oder violett.

    Wenn überhaupt färben sich die Hyphen ganz leicht grauviolett:

    Bild im Makroskop nach Lugol, leichte violette Töne erkennbar


    Bild 20% KOH => Hyphen gelb, Sporenmasse braun


    Dickwandige Hyphen konnte ich mittlerweile entdecken.


    Die geschwollenen, bauchigen, zystidenartigen Strukturen konnte ich heute (in KOH) in großer Zahl entdecken.

    sie befinden sich immer in der Nähe der gelben Sporenpfropfen, also vermutlich im Hymenium.

    Nach Basidien sehen sie mir allerdings nicht aus, Sterigmen sind nicht ansatzweise zu erkennen.

    Sie wirken birnenförmig (vgl Bild N6) bis flaschenförmig (vgl. Bild N7), auch sehr langgezogen, mit allen Übergangsformen, teile auch mit einer Art schmaler Platte oder einem Haken am oberen Ende. Allesamt wirken sie recht dickwandig (Bilder Z1-5 unten).

    In Hyphengewebe lassen sich immer wieder große Kristalle finden (Bilder Z6).


    So ganz passt P. medulla-panis wohl nicht, aber er kommt der Sache vielleicht nahe.


    LG, Martin


    Bilder:

    Bild Z1


    Bild Z2


    Bild Z3


    Bild Z4


    Bild Z5


    Bild Z6 Klumpen im Hyphengeflecht (Kristalle)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Martin!


    Die Hyphen (und Schnallen) sind bei Perenniporia schwer zu beobachten, weil alles so dicht und fisselig verflochten ist. Diese dickwandigen, unförmigen Sporen mit riesigem Keimporus (egal ob dextrinoid oder nicht) sind allerdings schon sehr charakteristisch. Jedenfalls ist mir keine andere "Porlingsgattung" mit evrgleichbaren Sporen bekannt.

    Solche Elemente, wie von dir beobachtet (die aussehen wie Lamprozystiden) habe ich allerdings noch bei keiner Art der Gattung (iws) gesehen.
    Bei Perenniporia meridionalis kann man allerdings schon Zystidiolen finden, die man vielleicht sogar als Zystiden interpretieren könnte. Allerdings sind diese dünnwandig. Was diese Dinger betrifft, bin ich ehrlich gesagt ziemlich ratlos.
    Weiterführende Literatur gibt es zB >hier<, und ansonsten in den gängigen "Porlingswerken" (Rivoire, Ryvarden, etc.).

    Hier mal noch Bildchen von Perenniporia meridionalis (kann man bei deinem Fund ausschließen wegen Poren- und Sporengröße), wo man die Zystidiolen vielleicht erahnen kann:





    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Kennst du Dörfelts "Die pileaten Porlinge Mitteleuropas"? Ist das Werk auch empfehlenswert?


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Physisporinus?“ zu „Perenniporia spec?“ geändert.