Hauswald ... einige Bekannte und ein Bestimmling: Dasyscyphella

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.728 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen, gestern habe ich meinem Hauswald wieder eine Besuch abgestattet und habe einige Arten finden können, die ich schon kannte und zu dieser Jahreszeit an Ort und Stelle erwartet habe:


    Ich fange mal an mit 01 Gyromitra ancilis (Scheibenlorchel), welcher sich an bekannter Stelle zeigt und sich dort auch auf andere Stämme und Nadelholzstümpfe auszubreiten scheint:


    Anhängsel an Sporen noch dürftig ausgeprägt und nicht an allen Sporen zu finden, hier bei 400Fach! (Cave: 1000er-Skala):



    Dann 02 Dumontinia tuberosa (Anemonenbecherling). Nicht weiter untersucht, da bekannt von dieser Stelle. Auch dieses Jahr wieder mit zahlreichen Fruchtkörpern zuverlässig


    Ausserdem wieder 03 Sarcocypha austriaca (Österreichischer Kelchbecherling):


    Zudem eine 04 Daldinia, hier steht die Bestimmung noch aus, muss mikroskopiert werden, reiche ich ggf. nach:


    Besonders herausfordernd für mich jedoch ein kleines (Apothecien wenige mm groß) Haarbecherchen. Hier bin ich grob bei 05 Lachnum? gelandet, bleibe aber schon bei der Gattung unsicher, da die Haare am Ende eher glatt sind. Also nicht durchgehend rauh, sondern nur von der Basis bis zum Mittelteil.

    Hier mal die Daten:


    Fruchtkörper auf altem zersetztem Stumpf (vermutlich Nadelholz, kann aber auch anderes nicht ausschließen in dem Stadium).

    Deutlich gestielt und Unterseite und auch Stiel behaart. Fruchtkörper im Licht ziemlich weiß, auch wenn dies hier durch die Bildbearbeitung mitunter teils etwas kräftig cremefarben wirken mag.


    Sporen fusiform, um 6,8 x 1,8µm, aber auch Ausreissersporen mit über 8µm


    Asci ca. 50-55µm mit 8 Sporen, Apikalapparat inoperculat und amyloid,


    Paraphysen septiert, 60-65µm, lanzettartig, Asci überragend (ca. 10µm), Schnallen an Basis vorhanden.


    Haare apikal keulenförmig verbreitert, insgesamt jedoch schmal, um die 100µm lang,

    Nur im unteren und mittleren Bereich rauh/inkrustiert, Spitze wirkt frei. Auf verbreiterter Basalzelle aufsitzend:


    Vielleicht auch in Richtung Dasyscyphella, z.B. nivea? Das könnte ganz gut passen.


    Leider steht mir in der Ordnung der Heliotales keine umfassende Literatur zur Verfügung oder ein brauchbarer Schlüssel? Vielleicht kann jemand den Fund einordnen?


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian!


    Dasyscyphella ist richtig. Substrat Nadelholz kann ich nicht glauben.

    Du solltest die Sporen in Wasser beurteilen und messen, dann stimmen die Breiten und du siehst eventuelle Inhalte.

    Kannst auch ein Apo nochmal wenig gequetscht ansehen, dann siehst du an den Haaren wahrscheinlich Harztropfen, die gequetscht leicht abfallen.

    Überhaupt wäre es gut, mehrere Haare zu sehen und zu vermessen. Neben D. nivea kann man auch mit D. montana vergleichen mit etwas längeren formvariableren Haaren.


    Viele Grüße

    Ingo

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Ingo,


    vielen Dank für deine Einschätzung und deine weiterführenden Hinweise. Habe nochmal ordentlich gequetscht und mehrere Haare ausgemessen.

    Die Haare liegen ziemlich konstant zwischen 90 und 95µm bis zur Basiszelle. Hier nochmal ein Messbild:

    Messbild_Haare.jpg


    und nochmal ohne Linien:


    Schwer getan habe ich mit den "Harztropfen". Ölige Substanzen lassen sich schon immer wieder erahnen, aber so recht weiß ich nicht, wonach ich da schauen soll. Recht augenfällig fand ich da jetzt auch nichts. Ob es sich auf folgenden Bildern um besagte Tropfen handeln könnte?


    Dann das Messen von Sporen in Kongo :haue: ... Anfängerfehler, in der Tat zeigen sich in Wasser leeeeicht andere Werte:


    Messbild_Sporen.jpg



    Ansonsten habe ich auch nochmal die Schnallen an der Basis der Asci eingefangen. Man kann richtige Henkel erkennen:


    Werde morgen nochmal in die Recherche auf Basis der genannten Taxa einsteigen. Heute ists zu spät.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian!


    Am besten, du sagst Haken (engl. croziers) statt Schnallen oder Henkel.

    Ich glaub, ich hab auch schon vergeblich nach diesen Harztropfen gesucht. Günstigerweise sieht es so aus:

    ASCO-SONNEBERG - Dasyscyphella


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,


    aah, das ist mit Haken gemeint, ja das macht Sinn. Übrigens eine tolle Internetseite, die du da betreibst. Also ich habe nochmal etwas recherchiert (Desiderata von Baral und anderes) und mich mit viel Interesse durch deine Seite bewegt. Ich denke Dasyscyphella nivea sollte doch passen, auch wenn die Haare hier bei mir etwas länger ausfallen mit > 80µm, so passt doch sonst alles andere sehr gut, sowohl makro- als auch mikroskopisch.

    Der verrottete Stumpf kann letztlich alles gewesen sein.


    Habe zudem noch einen wenig überzeugenden Schlüssel von Dimitrova (2000): A taxonomic study of Hyaloscyphaceae in Bulgaria. II. Dasyscyphus, Lachnum, Trichopezizella gefunden, in dem allerdings D.nivea gar nicht erst vorkommt (fruktifiziert vielleicht nicht in Bulgarien?).


    Naja, ich lege den mal so ab, denke ich. Vielen Dank für die Bestimmungshilfe.


    LG Sebastian

  • Sebastian_RLP

    Hat den Titel des Themas von „Hauswald ... einige Bekannte und ein Bestimmling: Lachnum?“ zu „Hauswald ... einige Bekannte und ein Bestimmling: Dasyscyphella“ geändert.