Pilzfreund Dieter Gewalt aus Hessen fand einen ganzen Rasen dieses wunderschönen Winzlings auf Erde und auf verwesendem Material unter einer Zeder.
Da ich Probleme mit der Artbestimmung habe, bitte ich um Mithilfe!
Es handelt sich um einen Becherling aus der Gattung Cheilymenia (Borstenbecher) mit bis 2 mm breiten, orangefarbenen Apothecien. Diese sind anfangs tönnchen-, später tassen- und schließlich scheiben- bis schildförmig. Hier ein Übersichtsbild. Allerdings waren die Farben der Apothecien orange und nicht gelb!
Bild 1 - Ausschnitt aus der Gesamtpopulation.
Die Apothecien sind an den Flanken und an der Basis striegelich behaart, wie es die beiden nächsten Bilder zeigen:
Bild 2 - Detailaufnahme einiger Apothecien.
Bild 3 - junges Apothecium mit dichter, striegeliger Behaarung.
Das folgende Bild zeigt ein Apothecium im Schnitt. Oben mit dem ca. 150 µm dicken Hymenium, gefolgt medullären Excipulum, unten das aus rundlich-eckigenen Zellen bestehende, ectale Excipulum (Textura angularis-globulosa). Das darauffolgende Bild zeigt die Textur im Detail. Die einzelnen Zellen sind bis zu 30 x 40 µm groß:
Bild 4 - Apothecium im Schnitt. Präparat in NH3-Kongorot.
Bild 5 - Ectales Excipulum, eine Textura angularis-globulosa. Präparat in NH3-Kongorot.
Die beiden folgenden Bilder zeigen die Haare. Bild 6 die dickwandigen, spitz zulaufenden echten Haare mit einer länge von bis zu 400 µm, einer Breite von 8-10 µm, einer Wandstärke von 2 µm und einer knolligen Basis von z.B. 25 µm Durchmesser. In Bild 7 sind mehrere dickwandige echte Haare sowie einige etwa 2 µm breite, dünnwandige, hyaline, multiseptierte Haare zu sehen:
Bild 6 - mehrere relativ kurze, echte Haare mit 0-1 Septe. Präparat in NH3-Kongorot.
Bild 7 - mehrere dickwandige, multiseptierte, echte sowie einige hyaline Haare. Präparat in NH3-Kongorot.
Das nächste Bild zeigt einen Querschnitt durch das ca. 150 µm dicke Hymenium. Hierin sind zum einen die 8-10 µm breiten Asci mit acht uniseriat liegenden Sporen zu sehen. Zum anderen haben wir multiseptierte Paraphysen mit gelblichen Inhaltsstoffen im Bild. Die Paraphysen sind teilweise gleichdick wie oder um ca. 1 µm dicker als der "Schaft".
Bild 8 - Das Hymenium, bestehend aus Asci und Paraphysen. Präparat in NH3-Kongorot.
Den folgenden Abschnitt über die Sporen bitte ignorieren, es sind leider Fremdsporen! Die wirklich zum Fund gehörigen Sporen habe ich ganz unten in einem Antwort-Beitrag abgebildet.
Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal stellen die Sporen dar. Sie sind beim Fund ellipsoid. Der Perispor ist glatt und mit einer groben, anastomisierenden Längsstreifung versehen. Gemäß einer Vorschrift von MORAVEC (2005) macht man die Ornamentierung durch Einfärbung mit einer Baumwollblau-Kaltfärbung sichtbar.
Die Sporen des Fundes haben eine Größe von 15,3-17,1 x 8,3-8,5 µm und einen Schlankheitsgrad von 1,80-2,05:
Bild 9 - Die Sporen.Einfärbung mit kaltem Baumwollblau-Lactophenol.
Zum Abschluss noch einmal einen kleinen Ausschnitt aus der hier beschriebenen Population:
Bild 10 - Ausschnitt aus der gesamten Population
Mein eigener Bestimmungsversuch führt zu Cheilymenia theleboloides, dem Blassgelben Borstenbecher.
Aber:
Die Apothecien von C. theleboloides sind normalerweise größer und reingelb, was beides nicht auf den Fund zutrifft.
Wer kann weiterhelfen?
Herzliche Grüße
Bernd
Literatur:
• BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1981): Pilze der Schweiz Band 1, Ascomyceten. Verlag Mykologia, Luzern.
• DOVERI, F. (2004) - Fungi-Fimicoli-Italici. A.M.B.
• MEDARDI, G. (2006): Ascomiceti dItalia. A.M.B.
• MORAVEC, J.A. (2005) - World Monograph of the genus Cheilymenia. Libri Botanici.