Bestimmungshilfe - Cheilymenia theleboloides kann es eigentlich nicht sein....?!

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 2.777 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bernd Miggel.

  • Pilzfreund Dieter Gewalt aus Hessen fand einen ganzen Rasen dieses wunderschönen Winzlings auf Erde und auf verwesendem Material unter einer Zeder.

    Da ich Probleme mit der Artbestimmung habe, bitte ich um Mithilfe!


    Es handelt sich um einen Becherling aus der Gattung Cheilymenia (Borstenbecher) mit bis 2 mm breiten, orangefarbenen Apothecien. Diese sind anfangs tönnchen-, später tassen- und schließlich scheiben- bis schildförmig. Hier ein Übersichtsbild. Allerdings waren die Farben der Apothecien orange und nicht gelb!


    Bild 1 - Ausschnitt aus der Gesamtpopulation.


    Die Apothecien sind an den Flanken und an der Basis striegelich behaart, wie es die beiden nächsten Bilder zeigen:


    Bild 2 - Detailaufnahme einiger Apothecien.


    Bild 3 - junges Apothecium mit dichter, striegeliger Behaarung.


    Das folgende Bild zeigt ein Apothecium im Schnitt. Oben mit dem ca. 150 µm dicken Hymenium, gefolgt medullären Excipulum, unten das aus rundlich-eckigenen Zellen bestehende, ectale Excipulum (Textura angularis-globulosa). Das darauffolgende Bild zeigt die Textur im Detail. Die einzelnen Zellen sind bis zu 30 x 40 µm groß:


    Bild 4 - Apothecium im Schnitt. Präparat in NH3-Kongorot.


    Bild 5 - Ectales Excipulum, eine Textura angularis-globulosa. Präparat in NH3-Kongorot.


    Die beiden folgenden Bilder zeigen die Haare. Bild 6 die dickwandigen, spitz zulaufenden echten Haare mit einer länge von bis zu 400 µm, einer Breite von 8-10 µm, einer Wandstärke von 2 µm und einer knolligen Basis von z.B. 25 µm Durchmesser. In Bild 7 sind mehrere dickwandige echte Haare sowie einige etwa 2 µm breite, dünnwandige, hyaline, multiseptierte Haare zu sehen:


    Bild 6 - mehrere relativ kurze, echte Haare mit 0-1 Septe. Präparat in NH3-Kongorot.


    Bild 7 - mehrere dickwandige, multiseptierte, echte sowie einige hyaline Haare. Präparat in NH3-Kongorot.


    Das nächste Bild zeigt einen Querschnitt durch das ca. 150 µm dicke Hymenium. Hierin sind zum einen die 8-10 µm breiten Asci mit acht uniseriat liegenden Sporen zu sehen. Zum anderen haben wir multiseptierte Paraphysen mit gelblichen Inhaltsstoffen im Bild. Die Paraphysen sind teilweise gleichdick wie oder um ca. 1 µm dicker als der "Schaft".


    Bild 8 - Das Hymenium, bestehend aus Asci und Paraphysen. Präparat in NH3-Kongorot.



    Den folgenden Abschnitt über die Sporen bitte ignorieren, es sind leider Fremdsporen! Die wirklich zum Fund gehörigen Sporen habe ich ganz unten in einem Antwort-Beitrag abgebildet.


    Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal stellen die Sporen dar. Sie sind beim Fund ellipsoid. Der Perispor ist glatt und mit einer groben, anastomisierenden Längsstreifung versehen. Gemäß einer Vorschrift von MORAVEC (2005) macht man die Ornamentierung durch Einfärbung mit einer Baumwollblau-Kaltfärbung sichtbar.

    Die Sporen des Fundes haben eine Größe von 15,3-17,1 x 8,3-8,5 µm und einen Schlankheitsgrad von 1,80-2,05:


    Bild 9 - Die Sporen.Einfärbung mit kaltem Baumwollblau-Lactophenol.


    Zum Abschluss noch einmal einen kleinen Ausschnitt aus der hier beschriebenen Population:


    Bild 10 - Ausschnitt aus der gesamten Population



    Mein eigener Bestimmungsversuch führt zu Cheilymenia theleboloides, dem Blassgelben Borstenbecher.


    Aber:

    Die Apothecien von C. theleboloides sind normalerweise größer und reingelb, was beides nicht auf den Fund zutrifft.


    Wer kann weiterhelfen?



    Herzliche Grüße

    Bernd



    Literatur:

    BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN, F. (1981): Pilze der Schweiz Band 1, Ascomyceten. Verlag Mykologia, Luzern.

    • DOVERI, F. (2004) - Fungi-Fimicoli-Italici. A.M.B.

    MEDARDI, G. (2006): Ascomiceti dItalia. A.M.B.

    MORAVEC, J.A. (2005) - World Monograph of the genus Cheilymenia. Libri Botanici.

  • Hallo Björn,


    die Sporen in Bild 9 sind ganz sicher vom beschriebenen Fund. Moravec (2005): "World Monograph of the genus Cheilymenia" führt für Cheilymenia zwei Sektionen mit insgesamt neun Arten mit gestreiften Sporen auf.


    lg - Bernd

  • Hallo Bernd,


    ich bin da noch nicht wirklich überzeugt. DIe Zeichnung von Moravec interpretiere ich so, daß es auf der Sporen einzelne, cyanophile Streifen gibt. Das deckt sich auch mit den Fotos, die man von Cheilymenia theleboloides hier sehen kann.


    Björn

  • Hallo Björn,


    mal anders herum gefragt: Hast du einen Vorschlag, um welche Art es sich handeln kann?


    lg - Bernd

  • Hallo Bernd, hallo Björn!

    Aber vielleicht hat nobi eine Idee?

    Da muss ich leider passen! :(

    Ich finde es sehr unglücklich, diese wunderbaren Pilze mit Chemikalien abzutöten! :|

    Mikroskopie in Wasser ist i.d.R. völlig ausreichend.:thumbup:

    Danach für das Sporenornament noch etwas BWB und die Jodreaktion prüfen.

    Bild 9 zeigt ganz klar Ascobolus-Sporen, wie von Björn bereits angemerkt.

    Die Haare gehören vermutlich tatsächlich zu Cheilymenia. Aber auch Trichobolus wäre möglich.


    Meiner Meinung nach haben wir hier eine Mischkollektion, die ich so nicht aufklären kann.


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Servus Bernd,

    zu den Ascobolussporen ist schon alles gesagt.

    Was mir jetzt helfen würde wäre ein Bild eines reifen Ascus mit Sporen.

    Denn wenn ich mir dein Bild Nr. 8 ansehe, ist da nur ein einziger Ascus mit Sporenembryonen, also unreif , - denke ich- zu sehen.

    Was hatten denn die Haare für eine Farbe, waren die hyalin oder braun?


    Grüße

    Felli

  • Danke für eure Hilfe!


    Jetzt habe ich ein reifes Apothecium gefunden und wegen möglicher Ornamentation in BBL angefärbt. Das Bild zeigt für mich auf den ersten Blick glatte Sporen.

    Das zweite Bild zeigt reife Sporen in 3-prozentigem KOH. Ich habe den Eindruck, dass die Sporenoberfläche etwas rau ist.


    Viele Grüße - Bernd


  • Hallo miteinander,


    die Haare sind gelblich, lang und spitz zulaufend und mehrfach septiert. Ich sehe leider immer noch keinen Ansatzpunkt, um welche Art es sich handeln könnte. Hat jemand von euch eine Idee?


    lg - Bernd


    In 3-prozentigem KOH mikroskopiert:



  • Servus Bernd,

    Die leicht gefärbten Haare und den ellipsoiden Sporen ( bei denen man den Sporenkern gut erkennt) so wie deren Größe sprechen m.E. für Cheilymenia cf.theleboloides. Bei C. rubra ( sollten deutlich braune Haare vorhanden sein!)

    Leider sehen die Sporen im Ascus tot aus.


    Ich glaube auch nicht, dass die Sporen eine rauhe Außenseite haben, denke eher dass ist der Sporeninhalt der den Eindruck vermittelt.


    Sind die Bilder eigentlich von Frischpilzen oder vom Exsikkat?


    Kannst du ein ein Bild einstellen wo man lebende reife Sporen erkennen kann, vielleicht sieht man dann auch eine recht typische Schleimhülle um die Spore herum.(Allerdings kann die auch mal fehlen oder z.B. nur an unreifen Sporen zu sehen sein)

    Schau doch mal hier:

    Cheilymenia theleboloides (Alb. & Schwein.) • CEMAS cemas, villaviciosa.
    Cheilymenia theleboloides, ascomycota, orden Pezizales, estiercol, cemas, centro de estudios micológicos asturianos, hongo amarillo.
    www.centrodeestudiosmicologicosasturianos.org


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    die Apothecien (sind alle so zwischen 0,5 und 1,5 mm im Durchmesser) liegen seit einer Woche in einer Pappschachtel, sind also nicht mehr frisch.

    • Sterben die Sporen eigentlich in NH3-Kongorot, Beumwollblau-Lactophenol oder KOH-3% ab?
    • Kannst du dir Bild 8 oben mal ansehen, ob hier Schleimhüllen zu sehen sind?

    Anderenfalls versuche ich nochmal, etwas Hymenium aus einem Winzling herauszuzaubern.


    Viele Grüße

    Bernd

  • Servus Bernd,

    die Apothecien (sind alle so zwischen 0,5 und 1,5 mm im Durchmesser) liegen seit einer Woche in einer Pappschachtel, sind also nicht mehr frisch.

    Sterben die Sporen eigentlich in NH3-Kongorot, Beumwollblau-Lactophenol oder KOH-3% ab?

    Kannst du dir Bild 8 oben mal ansehen, ob hier Schleimhüllen zu sehen sind?

    Wenn die Apo´s auf Substrat in der Pappschachtel sind und nicht komplett eingetrocknet waren, könntest du mit etwas Glück versuchen sie bei Zimmertemperatur und Besprühen mit Wasser zur Vollreife zu bringen. Dauert zwar ein paar Tage aber dann hat man reife Sporen auf denen man dann auch Ornamente feststellen könnte.


    ja, die Sporen werden in diesen Substanzen abgetötet.

    Kurzzeitig am Leben bleiben sie noch mit Kongo SDS.


    Bild 8 Hymenium in Kongo NH3 kann ich nicht vergrößern und auch keine Hülle erkennen.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    inzwischen habe ich die Basis eines Apotheciums untersucht und ein Sternhaar gefunden. Leider sind die Apothecien noch recht jung. Präparat ungefärbt in Wasser:


    Viele Grüße

    Bernd



  • Hallo,


    reife Asci sind leider keine zu finden, das Pilzmaterial ist quasi aufgebraucht. Schade.

    Wenn ich sämtliche Merkmale des Fundes zusammenfasse, komme ich zu Cheilymenia cf. crucipila (Cooke & W. Phillips) Le Gal.


    Viele Grüße

    Bernd

  • Dear Bernd, I don't know if you are still around, but I was working with a Cheilymenia recently which I identified as C. theleboloides. I am writing to note that the color of the asocarps were initially yellow when young and then they became orange when I revised a 5 days later (and the ground was more dry). The spore striation, habitat and spore size is very important to identify. In Congo red, the striations won't show and in Lactol Cotton blue you need a big effort (or a big microscope) to see it. The hyphoid hairs look like C. Theleboloides except the split hair in yr image (maybe an exception) but the apothecia of my finding were generall larger, ca. up to 8mm.

  • Hello Steve

    You can call Bernd -> if you begin with Bernd Miggel

    Otherwise your message could be unreaded.

    I cannot help you with this species but sounds interessting.

    Best regards Andy

  • Dear Bernd, I don't know if you are still around, but I was working with a Cheilymenia recently which I identified as C. theleboloides. I am writing to note that the color of the asocarps were initially yellow when young and then they became orange when I revised a 5 days later (and the ground was more dry). The spore striation, habitat and spore size is very important to identify. In Congo red, the striations won't show and in Lactol Cotton blue you need a big effort (or a big microscope) to see it. The hyphoid hairs look like C. Theleboloides except the split hair in yr image (maybe an exception) but the apothecia of my finding were generall larger, ca. up to 8mm.

    Dear Steve,

    please excuse my delayed reaction. I have just come from a Mycena course. Your observations are very important to me.

    Thank you very much!

    Best regards,

    Bernd

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