Kleines Becherchen an Haselnussast = Ev. Laetinaevia uvidula

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.879 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Hallo, Freunde der Pilzwelt!


    An dem kleinen Haselnuss-Ästchen, das ich vor einigen Tagen mit nach Hause genommen hatte, lässt sich allerhand Pilziges finden.

    Der Ast befand sich ursprünglich auf etwa 1m Höhe über dem Boden an einem umgestürtzen Haselbusch-Stamm am Waldrand.

    Der Ast ist entrindet und sichtbar von Hysterium angustatum bevölkert (hier!), deswegen hatte ich ihn vor ein paar Tagen abgebrochen und zur Analyse eingesteckt.


    Bei der Inspektion zuhause entdeckte ich neben den Hysterium-Fruchtkörpen u.a. winzige, runde Fruchtkörper ohne erkennbaren Stiel.

    Die Fruchtkörper wirken fein warzig, am Rand und auf der Oberfläche.

    Seine Färbung ist hellbraun/rosa; er wirkt transluzend.

    Randhaare scheinen die Fruchtkörper nicht aufzuweisen.

    Bild 1 Durchscheinende Fruchtkörper auf Haselholz, Durchmesser des Werkzeugs rechts an der Spitze etwa 120µm


    Pfückt man ein Früchtlein und dreht es um, ist ein sehr kurzes Stielchen erkennbar.

    Die Probe(n) wurde aus einem Bereich mit umgebenden brauen Fremdhyphen herausgelöst:

    Bild 2 Fruchtkörper mit Nadel gelöst und gedreht - ev. ist ein kurzes Stielchen auf der Unterseite vorhanden


    Zerquetscht in Wasser ist der Fruchtkörper nahezu farblos:

    Bild 3 Fruchtkörper zerquetscht in Wasser, mit etwas braunem Fremdmaterial


    Die Hyphen und Asci scheinen in einer wachsartigen Masse eingebettet zu sein

    Bild 4 item


    Die achtsporigen, keulenförmigen Schläuche sind etwa 50µm lang und 10µm dick.

    An der Basis befinden sich Haken.

    Bild 5 Ascus mit Haken, hier in Kongorot


    Die Ascuswandung wirkt mal glatt, mal durch die Sporen beulig deformiert.

    Bild 6 Schläuche mit unterschiedlich entwickelten Sporen im Inneren (in Wasser)


    Die Sporenabmessungen betragen etwa (10,5)10,4-11,5-12,6(14,0) x (5,5)5,4-5,8-6,1(6,0) µm².

    Die reifen Sporen (vermutlich links) sind mehr oder minder deutlich septiert

    Gelegentlich ist die Septierung auch im (früheren?) Stadium mit den Tröpfchen erkennbar.

    Bild 7 Sporen in Kongorot mit erkennbarer einfacher Septierung (links) und mit Tröpfchen (rechts)


    Eine Spore wurde beim Kemen erwischt:

    Bild 8 Frei schwimmende, septierte Spore, doppelt auskeimend?


    Die Schläuche und und insbesondere die Sporen in den Schläuchen färben sich in Lugol kräftig gelb.

    Alle Strukturen sind aber inamyloid.

    Bild 9 Quetschpräparat nach Einziehen von Lugol


    Die dicke Ascuswandung ist nun gut erkennbar (im Bild unten besonders bei dem unreifen Ascus).

    Die Sporen sind eventuell dextrinoid, da bereichsweise orangebraun eingefärbt.

    Bild 10 In Lugol gefärbte Asci und Sporen, die dicke Ascusspitze bleibt ungefärbt


    Bild 11 Paraphysen-Enden in wachsartiger Masse verklebt (Lugol)


    Es lassen sich Bereiche mit rundlichen Zellen finden:

    Bild 12 Rundliche Zellen (=Peridium?)


    Die Zellwände der Asci und Sporen sind ferner cyanphil:

    Bild 13 Quetschpräparat nach (kalter) BWB-Behandlung und Spülen mit Wasser


    Ob es sich hier um operculate, inoperculate oder bitunicate oder sonstwas für Asci handelt, kann ich leider nicht erkennen - keine Ahnung!

    Das ist aber mitentscheidend für die Bestimmung.


    Hat jemand einen Tipp für mich, wie man diese Ascuseigenschaft erkennt / bestimmt, wenn keine leeren Schläuche mit aufgerissenem Deckel oder runtergeschobener äußerer Hülle zu finden sind? :ghilfe:


    Durch Vergleichen meine ich, dass eventuell etwas wie Coprotus hier passen könnte - dann müssten die Asci allerdings operculat sein - aber sind sie das hier???

    Ich stecke an dier Stelle leider fest!


    Erbarmt sich jemand und gibt mir bitte eine Tipp, wo ich weitersuchen kann?

    Zumindest die Klärung des Ascus-Typs könnte vielleicht schon helfen.


    Dann könnte ich mich des nächsten Pilzes auf meinem Haselnussästchen annehmen (ich habe schon eine ziemlich sichere Vermutung).

    Das kleine Ast hat sich als äußerst ergiebig herausgestellt! g:D


    LG, Martin

  • Servus Martin,

    Ich denke dass dein Pilzchen

    unreif oder und durch Frost + Trockenheit geschädigt ist.

    Zusätzlich hat es noch einzelne überreife Sporen - ist zwar komisch, aber -

    wenn man bedenkt dass das Pilzchen evtl. schon ein paar mal getrocknet und /oder gefroren war - nicht unwahrscheinlich.

    Zumindest sehe ich nur tote, inoperkulate Asci.

    Die Paraphysen mit dem gelben evtl. harzigem Exsudat findet man oft bei den Flechtenartigen.

    Vielleicht auch mal in Richtung Durella schauen.

    Hast du mal mit KOH getestet ob es eine Farbreaktion des Paraphysenexsudates gibt?

    Und nach Zugabe von KOH noch einmal Lugol durchziehen. Oft kommt dann gerade bei geschädigten Fruchtkörpern doch noch eine apikale Farbreaktion der Asci zustande.

    Eine genauere Idee zu deinem Pilz hab ich leider nicht. :(

    Vielleicht kannst du noch einen Schnitt versuchen


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    vielen Dank für deine Antwort!


    Vielleicht bist du so freundlich, mir zu verraten, welches die überreifen Sporen sind. Sind es die strukturlosen, ohne Tröpfchen?

    Die toten Asci sind vermutlich diejenigen ohne Turgor, bei denen die Sporen sich durch die Seitenwand des Schlauches durchprägen.

    Also es gab auch welche mit höherem Innendruck, z.B. in Bild 5 mit dem Haken.


    KOH hatte ich noch nicht versucht. Und die Variante KOH 3% + Lugol werde ich noch ausprobieren! Das klingt vielversprechend.


    Ein Querschnitt wird herausfordernd bei der Winzigkeit der Fruchtkörperchen. Mal schauen, ob ich das hinbekomme...


    Sind Flechtenartige nicht lichenisierte Ascos, die direkt mit den lichenisierte Ascos eng verwandt sind? Wenn ich jetzt wüssten, welche das wieder sind - es gibt noch viel zu tun und zu lernen, ojoj...


    LG, Martin

  • Servus,

    Vielleicht bist du so freundlich, mir zu verraten, welches die überreifen Sporen sind. Sind es die strukturlosen, ohne Tröpfchen?

    Zumindest die 3-fach septierte mit den Keimen ;)

    Die strukturlosen sind m. M.nach einfach nur tot. Die mit den Töpfchen (Bild 6) sind unreif. Genauso die auf Bild 5 in Kongorot. Hier sehen die Asci aber eigermassen ok aus.

    Die toten Asci sind vermutlich

    Genau, die toten Asci sind auf jeden Fall diejenigen die sich mit der Ascuswand den Sporen anpassen (Auch Bild 6)


    Grüße

    Felli

  • Hallo,


    hier meine Überprüfung mit KOH (3%) und Lugol: Zusetzen von Lugol nach einiger Einwirkzeit der 3%igen KOH ohne zuvor zu wässern.

    Tatsächlich kann ich nichts anders als bereits gezeigt entdecken, die Ascusspitze bleibt ungefäbt, ein Apikalapparat ist nicht zu erkennen.

    Andererseits haben sich die Paraphysen voneinander gelöst und die Eden sind gut erkennbar.

    Die Sporen zeigen mehr Strukturen.


    Einige Bilder:

    Bild N1 Ascus


    Bild N2 Sporen mit Substrukturen in Ascus


    Bild N3 Paraphysen mit leicht verbreiterten, schaufelartigen Enden


    Anschließend nochmals Kongorot durchgezogen.

    Auch hier keine Färbung der Ascusspitzen (ohne Bild).

    Es fallen ellerdings jede Menge leere Schlauch-Hüllen auf, die mMn längs aufgerissen erscheinen.


    Bild N4 Hauuptsächlich leere Schläuche


    Bild N5 Leere Asci


    Vielleicht helfen die Schlauchhüllen weiter?

    Ich bliebe (noch) ahnungslos zurück.


    LG, Martin

  • Servus Martin,

    Es bleibt schwierig - und so richtig weiß ich nicht wo ich ihn hinstellen soll!

    Ich hatte schon gehofft, dass da irgend eine Farb-Reaktion stattfindet.

    Das Exsudat über den Paraphysenhat sich also komplett ohne Farbveränderung aufgelöst? Oder hast du es - bevor du es unterm Mikro angeschaut hast - schon eingelegt, und dadurch nicht sehen können?

    Aber gut, is wies is

    Schau doch mal hier unter Laetinaevia uvidula

    vielleicht gehört er dahin.

    oder auch einfach mal die anderen Ordner anschauen ;)

    Laetinaevia – Google Drive


    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli!


    ja, ich hatte das Apothecium tatsächlich direkt in der 35%ige KOH abgelegt - da hatte ich wohl nicht richtig gelesen.


    Ich habe das untern dem Mikroskop nachgeholt, aber leider war beim Eindiffundieren der 3%igen KOH kein Farbwechsel im Exsudat zu beobachten.

    Auch beim seitlichen Eindiffundieren von stärker konzentrierter 20%iger KOH kein Farbwechsel und auch kein völliges Auflösen des Exsudats.


    L. uvidula sieht dem Pilzchen wirklich sehr ähnlich, das kommt der Sache zumindest sehr, sehr nahe!

    Auch die mikroskopischen Details in deinen Unterlagen passen recht gut, die Sporenmaße stimmen sogar gut mit deinen Messwerten überein.

    Selbst die beiden dextrinoide Strukturen in den Sporen finden sich als glykogenhaltigen Bereiche bei dir wieder.

    Das stimmt wahrscheinlich auch bei Duzenden von anderen Ascos überein, aber ich glaube, hier hast du einen guten Arbeitsnamen für mein Pilzchen gefunden! :gbravo:

    Deine Unterlagen hierzu sind übrigens super! Danke sehr dafür, dass du mich hast einsehen lassen! g:-)


    LG, Martin


    P.S. Die Fotos mit den kugelrunden Sporen im gleichen Ordner - sind die tatsächlich vom gleichen Fund?

  • Servus Martin,

    Schön dass du dort Übereinstimmungen finden konntest. :)

    ABER

    Deine Unterlagen hierzu sind übrigens super! Danke sehr dafür, dass du mich hast einsehen lassen! g:-)

    Das sind die gesammelten Werke auf der Seite von H.O.Baral und nicht Meine ;)


    P.S. Die Fotos mit den kugelrunden Sporen im gleichen Ordner - sind die tatsächlich vom gleichen Fund?

    Das sind Sporen die evtl. falsch liegen - also Polansicht - und verm. noch nicht reif sind.


    Grüße

    Felli

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Kleines Becherchen an Haselnussast“ zu „Kleines Becherchen an Haselnussast = Ev. Laetinaevia uvidula“ geändert.