Velutarina rufo-olivacea auf Schlehe

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.576 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ogni volta.

  • Servus zusamenn, letzten Mittwoch konnte ich einen unerwarteten Fund machen.

    Unerwartet weil ich am Wuchsort an einer sonnenexponierten Schlehe (Prunus spinosa) in fast 2m Höhe eher keine Ascomyceten vermutet hätte (gut ok Encoelia macht das auch). Und unerwartet weil ich den Fund erstmal für eine Flechte gehalten hatte.


    Die Schlehe stand in voller Blüte. An einem mit mintgrünen Flechten bewachsenen toten Ast entdeckte ich in luftiger Höhe kleine braune Apothecien. Die Größe ca 0,3-1,5mm durchaus mit Flechtenapothecien wie man sie zB von der Gelbflechte kennt vereinbar. Leider habe ich am Standort keine Fotos gemacht außer von den Blüten :gklimper: .


    Zu Hause habe ich dann den Wirth durchgeblättert, aber nichts passendes gefunden. Ein solch starker Kontrast zwischen Flechtenthallus und Fruchtkörper wäre schon auch besonders.

    Erfreulicherweise sind die kleinen Knöpfchen in der feuchten Tupper in den letzten Tagen deutlich gewachsen und auch Neue aufgesprosst - nun sahen sie schon viel weniger nach Flechten aus.



    ...und jetzt war auch eindeutig zu erkennen dass es keine Flechte sein konnte, denn die Fruchtkörper brachen durch die Rinde hervor:


    Die Farbe der Fruchtschicht variierte von wachsgelb über oliv zu kastanienbraun. Der Rand war deutlich kleeig und lange eingerollt. Ein Stiel war nicht erkennbar.


    Nachdem sie schön fest auf der Unterlage saßen wagte ich mich nach Philipps Anleitung mal an einen Schnitt. Natürlich viel zu dick geworden, ich schiebs mal auf die fehlende Lupe, aber immerhin hab ich eine Scheibe hinbekommen und nicht nur einen Haufen :gpfeiffen:


    hier mal schepps (danke Peter, gefällt mir gut!)



    Asci 8-Sporig, eher keine Haken, IKI rot



    Paraphysen zylindrisch, bis leicht keulig, dünn, mit apikalem gelblichen Pigment


    Subhymenium körnig, hyalin, teils mit Kristallen


    Excipulum/Hülle grobkörnig, bräunlich


    auffällige größere braune blasige Zellen- evtl die nachfolgenden nur gealtert


    darunter findet sich eine Schicht mit zitronenförmigen Zellen mit ebenso gelbem Inhalt (große Öltropfen?) , evtl die Vorgänger der obigen.


    Sporen ovoid mit zwei großen Öltropfen und vielen kleinen

    (11.8) 12.9 - 14.3 (14.4) × (7.4) 7.6 - 8.9 (9.4) µm

    Q = (1.5) 1.54 - 1.7 (1.8) ; N = 21


    in Lugol


    ein vermutetes Ornament konnte ich in bwb nicht bestätigen, dort erschienen sie eher glatt (was nichts heißen muss, evtl teste ich das nochmal)


    Ich lerne: Schlehen bringen uns nicht nur einen leckeren Schnaps sondern können auch ein paar hübsche Schwammerl beherbergen.


    Schönes Wochenende,

    Ingo

  • Hi


    Den hat mir kürzlich jemand im Pilzverein in die Hand gedrückt, Substrat war Weinrebe. Der Pilz war schon trocken und nicht mehr im besten Zustand und es war auch nur ein intaktes Apothecium vorhanden. Die Dinger daneben hielt ich zuerst für einen anderen Pilz, der zufällig ähnlich aussieht. In Fungi of temperate Europe steht: An undescribed, black, bitunicate pyrenomycetous fungus may occur in the hymenium. Da war dann klar, dass es wohl dieser sein muss.




    Bilder vom Befall mit bitunicaten Asci:


  • Hallo Ingo!


    in über 2m Höhe wachsen hier bei mir mit die schönsten und auch farbeprächtige Ascomyceten:


    Aber das weißt du natürlich längst. ==Gnolm7


    Tolles Becherlein übrigens, Glückwunsch zum Fund!


    LG, Martin

  • Eigentlich wachsen ziemlich viele Ascos in auf den ersten Blick unwirtlichen Habitaten in luftiger Höhe, der grösste Teil der Orbiliomyceten ist z. B. tolerant gegen Austrocknung. Aber auch viele andere haben sich daran angepasst, z. B. mit Schliessmechanismen welche bei Trockenheit die Fruchtschicht abdecken. Eigentlich kann man blind tote Äste die schon ein bisschen zersetzt sind und noch am Baum/Strauch sind oder nach dem Abbrechen irgendwo hängen geblieben sind einsammeln und zu Hause mit Wasser einsprühen und mit der Lupe absuchen. Da sammelt man in einer Stunde schnell mal mehr ein als man in einer Woche bestimmen kann.

  • Hallo Phil!


    Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Schnell findet sich unter der Lupe ein Mikrokosmos an Pilzen, Moosen, Flechten auf einem kleinen, gammligen Ästchen.

    Je länger man sucht, desto mehr entdeckt man.


    LG, Martin

  • in über 2m Höhe wachsen hier bei mir mit die schönsten und auch farbeprächtige Ascomyceten

    Aber das weißt du natürlich längst.

    Klar :P

    Aber die großen bunten sind ja oft im Tandem mit Algen und die die solo auftreten meist doch eher kleine Pickelchen.

    Ich habs halt als Aufhänger gewählt weil die meisten Pilzsammler eher mit auf den Boden gesenkten Kopf unterwegs sind.. ;)

  • Kleines Update: ich hatte noch einen Sporenabwurf im Kühlschrank vergessen. Damit er nicht vertrocknet hatte ich nebendran etwas feuchtes Küchenpapier in die Tupper gelegt. Aus Jux hab ich den jetzt nach zwei Wochen doch noch mal kurz angeschaut und siehe da, die Sporen sind mittlerweile gekeimt bzw haben Sekundärkonidien gebildet.





    LG Ingo