Pilzzucht von Austernseitlingen in tropischen Klima - Versuchsaufbau / Probleme & Lösungen

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  • Hallo community :)


    Ich bin Student der Agrarwissenschaften und befasse mich in meiner Bachelorarbeit mit der Produktion von Austernseitlingen in tropischen Klima.

    Dementsprechend befinde ich mich aktuell in Westafrika und führe meine Versuche durch.

    Zum Aufbau der Versuchsreise:


    - Züchtung von Pleurotus. O. auf Sägespänen / Hackschnitzelsubstrat in 1kg hitzebständigen Substratbeuteln

    - unterschiedliche Stickstoffquellen : Weizenkleie & Hünhermist

    - unterschiedliche Konzentrationen der Stickstoffquelle : 10% / 20%

    - Pilzbrut aus unterschiedlichen Quellen : eigene Produktion & zugekauft aus Labor

    - unterschiedliche Pilzbrutkonzentrationen : 1% / 3%


    Zusammen ergibt es es 16 Faktorstufenkombinationen, die ich auf signifikante Unterschiede und Wechselwirkungen untersuchen möchte.


    - das Substrat wurde bereits vor meiner Anreise hergestellt. 100kg Holzmaterial wurde mit entsprechender Menge Stickstoffquelle +1kg Kalk + 1kg Holzkohle hergestellt und 4 Wochen kompostiert

    - Beutel wurden mit PVC Rohr und Baumwollen verschlossen

    - Wassergehalt des Substrates vor Pasteurisation 65%

    - Wasserdampf Pasteurisation in einem alten Ölfass - 3,5h

    - Inkubation mit 1% oder 3% Getreidekörner Pilzbrut


    Durch die Pasteurisation hat sich der Wassergehalt in manchen Beuteln des batch#1 leider stark erhöht, sodass sich eine anaerobe Wasserschicht im unteren Bereich der Beutel gebildet hat.


    - Lagerung der beimpften Beutel im "incubation room"

    - Lagerungsbedinungen : dunkel / 25-31°c / Luftfeuchtigkeit 90-100%


    Die Beutel haben zu Beginn ein rasantes Wachstum hingelegt. Alles schien nach Plan zu laufen.

    Das Mycel hat das Wachstum beendet, als es die auf die Stauwasserschicht getroffen hat.

    Zudem haben sich erste Anzeichen eines Verrotungsprozesses gezeigt.

    - Bläschenbildung / punktförmige Ablagerung

    - Abbau Mycel -> hellbraune Verfärbung

    - Substratbeutel verliert Struktur und ist wieder zerbrechlich

    - Symptome treten zuerst im oberen Bereich des Beutels auf

    Ich musste zahlreiche Beutel entsorgen. Den Rest habe ich geöffnet und in den "fruiting room gebracht"

    - Lagerungsbedinungen : hell / 25 - 29°c / Luftfeuchtigkeit 90- 100% / Luftzufuhr durch Aussparungen der Wände und Venitlator.

    Diese Beutel haben sich glücklicherweise erholt, ihre weiße Farbe wiedererlange und haben bereits den ersten Flush hinter sich gebracht.


    Um aus den vorherigen Fehlern zu lernen, habe ich die Beutel des batch#2 bei der Pasteurisation kopfüber gelagert. Es gibt jetzt keine Stauwasserschicht - dies hat jedoch zu einem minimalen Wasserverlust und wahrscheinlich auch signifikantem Nährstoffverlust geführt, da diese nun problemlos abfließen konnten.

    Nach einiger Zeit haben jedoch auch hier erste Anzeichen einer Verrottung begonnen (s.o.).

    Ich habe daraufhin die Baumwollstopfen überprüft und festgestellt, dass diese vermutlich zu dicht/fest gepackt worden sind, sodass kein Luftausstausch mehr stattfinden konnte.

    Manche Stopfen habe ich komplett entfernt, manche gelockert und wieder reingesteckt. Im nächsten Versuch werde ich stattdessen Schaumstoff verwenden.

    Da ich aus vorheriger Erfahrung noch die Hoffnung hatte, dass sich die Beutel nach der Öffnung und durch den direkten Kontakt mit Frischluft erholen, habe ich zahlreiche Beutel geöffnet und in den "fruiting room" gebracht. Dort zeigt sich jedoch keine Erholung des Mycels wie in batch#1.

    Es kann beobachtet werden, dass die Verrotung im oberen Teil des Substratbeutels beginnt, während das Mycel im unteren Teil noch weiter wächst.

    An der Temperatur im "incubation" und "fruiting" room kann ich leider nichts ändern.



    Habe ich die fehlende Frischluftzufuhrt bzw. Sauerstoffmangel den erscheinenden Symptomen richtig zugeordnet ?

    Welche anderen möglichen Fehlerquellen gibt es ?

    Wie sorgt ihr für eine ausreichende Belüftung des Substrates in Substratbeuteln ?

    Habt ihr weitere Fragen ?


    bisherige Erkenntnisse :

    - Mycel wächst auch Hühnermist deutlich schneller

    - die Ernte fällt bei Kombinationen mit Hühnermist größer aus

    - fast alle Beutel, die mit 1% Pilzbrut geimpft worden sind mussten entsorgt werden

    - Beutel mit 3% Pilzbrut wachsen deutlich schneller


    bisherige Anpassungen :

    - Baumwollverschluss der Beutel gelockert

    - Ventilatoren eingebaut

    - verfrühte Öffnung der Beutel, um Verrottung zu stoppen


    ich würde mich um inspirierte Antworten freuen :)


    werde euch weiterhin auf dem laufenden halten

  • Hallo Apfelkuchen,

    was war doch gleich dein Anliegen? Ich steige nicht ganz durch all die Fakten und Fotos durch.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Apfelkuchen,

    was war doch gleich dein Anliegen? Ich steige nicht ganz durch all die Fakten und Fotos durch.

    FG

    Oehrling


    Hallo Oehrling,


    ich möchte gerne dem schlechten Zustand des Substrates auf den Grund gehen und eine Ursache für das schlecht ausgebildete Mycel finden.


    Das Mycel ist nur leicht weiß und bildet sich zurück. Stattdessen verfärbt sich das Substrat hellbraun und eine Bläschenbildung ist zu erkennen.


    Aktuell vermute ich, dass es möglicherweise an Sauerstoffmangel liegen könnte. Habe hierzu jedoch wenig Erfahrung und keine Informationen im Internet gefunden, wie so etwas aussieht.


    LG

  • Du wirst irgendwelche Fremdsporen, z. B. von Schimmelpilzen, mit drin haben. Möglicherweise hast du nicht sauber genug gearbeitet. Auch kommt mir seltsam vor, dass du anarerob arbeitest und das Myzel von der Luftzufuhr abschneidest - ist das so Regel der Kunst? Die Beutel mit den schönen Fruchtkörpern sind ja auch nicht von der Luftzufuhr abgeschlossen.

    Edit: außerdem ist mir der Austernseitling nicht als ausgewiesen nitrophiler Pilz bekannt, so dass etwa Hühnermist zur Ertragssteigerung beitragen könnte. Die auf Baumstämmen (unter ständiger Luftzufuhr?) wild wachsenden Austernseitlinge brauchen eigentlich nur Zellulose oder vielleicht noch Zuckerstoffe.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ich konnte zahlreiche Quellen finden, welche eine Zugabe von stickstoffreichem Substratmaterial nutzen um eine Ertragssteigerung zu erreichen. Man bedenke, dass ein getrockneter Pilz einen Proteingehalt von 30-40% hat, welche zu einem signifikanten Teil aus Stickstoff bestehen.

    Viele Pilzzüchter nutzen sogar erheblich größere Stickstoffzugaben. Auf 100kg Substrat bis zu 35kg Weizenkleie.


    Es war keine Absicht anaerob zu arbeiten. Ich werde in Zukunft keine dicht abschließenden Baumwollstopfen mehr verwenden und das Substrat so anmischen, dass nach der Sterilisierung keine anaeroben Schichten entstehen.

  • Hallo Apflelkuchen!

    Ich habe keine Ahnung von Pilzzucht (außer, dass ich mal fertige Zuchtpäckchen mein Eigen nannte). Könnte es sein, dass Du das Substrat auch zu feste in die Tüten „gestopft“ hast, sodass sich der Sauerstoff auch nicht im Beutel „bewegen“ kann. Ich weiß, dass das chemisch sicher nicht korrekt ist, da ein gasförmiger Stoff sich in porösem Material durchaus bewegen kann, aber vielleicht eben zu dicht gepackt.

    Das wäre meine Idee.

    Liebe Grüße,

    Tuppie

  • Guten Morgen

    Ich kann da auch etwas beitragen. Ich hatte mir im Januar 3 solcher fertigen Pilzzuchtsets online gekauft und nach deren Vorgabe die Sache gestartet. Insgesamt habe ich 3 x Austernseitlinge geerntet ( ca. 4 kg) und auch 2 oder 4x braune Champignons. Nach der letzten geringen Ernte habe ich die Austernseitlinge nach draußen gebracht, an einen alten Baumsumpf und die Champis in eine alte Obststiege, auf ein wenig frisches Stroh in meinen Schuppen gestellt. Ab und Zu gab es mal eine Kanne Wasser drüber, ansonsten war sich alles selbst überlassen. Keine sterile Umgebung nix, im Grunde waren sie da nur zwischengeparkt, bis ich weiß, was ich damit mache.

    Vorgestern war ich mal wieder gucken und ich dachte, ich seh nicht richtig. Es hatten sich 2 große stattliche Fruchtkörper gebildet. schöne kräftige Pilze. Nun hoffe ich, dass das Stroh dem Myzel genügend Nahrung liefert für weitere Ernten :)


    ein schönes baldiges Wochenende wünsch ich schon mal

    Frank

  • Hallo,


    auch wenn das Thema schon etwas älter ist, vielleicht interessieren dich ja noch ein paar Antworten.

    Durch die Pasteurisation hat sich der Wassergehalt in manchen Beuteln des batch#1 leider stark erhöht, sodass sich eine anaerobe Wasserschicht im unteren Bereich der Beutel gebildet hat.

    Ja, die Pasteurisation war eine ganz schlechte Idee. Stauwasser ist immer ganz schlecht. Das Verhältnis Wasser und Substrat muss genau stimmen. Wie du das umsetzen kannst ist die Frage. Bei Strohballen macht man es so, dass man die in Folie einschlägt und diese mit Wasser befüllt und einige Zeit fermentiert. Anschließend muss der Ballen gut abtropfen, bevor er mit Körnerbrut beimpft wird. Das macht man üblicherweise mit einem einfachen Pflanzstock. Bei Ballen muss man auch darauf achten, dass diese vom Bauer nicht zu fest gepresst wurden, da sonst auch zu wenig Luft dran kommt.


    Zitat

    Wie sorgt ihr für eine ausreichende Belüftung des Substrates in Substratbeuteln ?

    Mit der "Shotgun"-Methode: Ganz viele kleine Löcher überall im Beutel. Die mache ich persönlich mit einer Stecknadel.

    Zitat

    - Ventilatoren eingebaut

    Statt Ventilatoren einzubauen würde ich eher dafür sorgen, dass das Substrat von allein gut durchlüftet wird. Eventuell kannst du das durch Zugabe geeigneter Materialien erreichen. Vielleicht Vermikulit. Und keinesfalls Staunässe bzw zu viel Feuchtigkeit. Oder du nimmst gröberes Material, also z. B. nur Hackschnitzel und kein Sägemehl. Ich könnte mir vorstellen, dass Stroh und Hackschnitzel gut funktionieren.


    LG


    Oliver