Knall-orangener Porling: Pycnoporus cinnabarinus

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.839 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo!


    Heute bin ich in einer feuchten und eher schattigen Klinge (Bachtal) auf einen umgeknickten Kirschbaum aufmerksam geworden, der auf der Oberseite trametenförmige Fruchtkörper aufwies.

    Die meisten davon normale Striegelige Trameten (T. hirsuta)...

    Bild 1 Fundsituation


    ...aber eine Gruppe in intensivem Orangerot ==Gnolm11 :

    Bild 2 Orangene Porlinge!


    Bild 3

    Bild 4

    Bild 5


    Meine Neugier hat gewonnen und ich habe einen der hübschen Pilzchen gepflückt und mitgenommen:

    Bild 6

    Bild 7


    Die Stelle auf der Unterseite, die mein Daumen beim Pflücken gedrückt hat uznd auch der unberührte Rand, ist dunkler, röter verfärbt.

    Die Poren sind rund bis länglich; ihre Dichte liegt bei geschätzt 3-4/mm:

    Bild 8


    Der Fruchtkörper ist schwamm-weich und triefend feucht/saftig.

    Mein Objektträger, auf dem der Fruchtkörper für den Sporenabwurf liegt ist nassgeschwitzt.

    Beim Schneiden musste ich allerdings zweimal ansetzen, um den dickeren Bereich durchzubekommen.

    Im Querschnitt ist das Fleisch intensiv orange.

    Auf der Hutoberseite erkennt man spätestens im Querschnitt einen feinen Filz:

    Bild 9 Querschnitt


    Der Test mit 20%iger KOH ist nicht ganz eindeutig (ich dachte zuerst an Aurantiporus cocreus, der sollte purpurrot reagieren).

    Es tritt eine Farbreaktion auf, aber ob das nun schwärzlich mit orangenem Unterton oder Purpurrot sein soll, kann ich nicht sagen:

    Bild 10 Huthaut mit 20% KOH


    Bild 11 Querschnitt mit 20% KOH


    Pycnoporellus fulgens hat deutlich andere und etwas größere Poren und mag eher Nadelholz. Seine Oberseite ist gerne striegelig. Tritt eher im Sommer-Herbst auf.

    Pycnoporus cinnabarinus kann scharlachrote runde (bis irreguläre) Poren haben, aber mag wohl sonnenexponierte Orte.


    Ein Sporenabwurf läuft gerade übernacht.

    Die in Frage kommenden Porlinge überlappen natürlich im Sporenmaß, so dass ich glaube, das wird nicht wirklich weiterhelfen.

    Natürlich hilft auch die Porendichte nicht, da sie im Überlappungsbereich liegt.


    Aufgrund des Wirtes, der Porenform und dem Funddatum tendiere ich zu P.cinnabarinus.

    Könnte das stimmen?


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    ich hab grad in Dörfelt / Ruske: Die pileaten Porlinge Mitteleuropas nachgelesen und anhand meiner Erfahrungen und den Angaben dort sollte P. cinnabarinus passen.

    Ich freu mich immer, wenn ich die finde, aufgrund der Farbe und weil sie auch zum Färben verwendet werden können.

    Die Kombi mit Trametes hirsuta auf Kirsche ist recht typisch.


    Liebe Grüße,


    lyd

  • Hi,


    +1 für P. cinnabarinus.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Martin,

    ich bin natürlich auch für Pycnoporus cinnabarinus, der wächst gern an Kirsche oder Birke.

    Aber Pycnoporellus fulgens wächst nicht nur an Nadelholz. Wir haben den schon öfters an Buche gefunden.

    Das nur noch als Bemerkung.

    LG Ulla

  • Hallo Lyd, Stefan, Ulla!


    Vielen Dank für eure Bestätigung.

    Auch ich habe mich sehr über den Fund gefreut, wie ein Schneekönig. Einfach toll, diese bunte Farbkleckse zu entdecken! :gbravo:

    Den Dörfelt muss ich mir vielleicht jetzt doch mal zulegen, ich liebäugele schon eine Weile damit.

    Wobei Erfahrung sicher wichtiger als Bücher für die Zuordnung sind. Deshalb wird wohl auch gerne auf den Beitritt in einen Pilzverein hingewiesen.


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Knall-orangener Porling: Pycnoporus cinnabarinus ?“ zu „Knall-orangener Porling: Pycnoporus cinnabarinus“ geändert.
  • Hallo,


    der Vollständigkeit halber als Nachtrag noch das mikroskopische Ergebnis, das nMn die Vermutung P.cinnabarinus stützt.


    Der Sporenabwurf zeigt bockwurstförmige, hyaline Sporen mit Abmessungen von 4,8-5,0-7,0 x 2,0-2,5-3,5 µm² (Min-Mean-Max); Q = 2,1; N = 20

    Damit sind die Sporen lt. FoTE eigentlich etwas kurz für P. cinnabarinus (6-7 x 2,5-3 µm² lt. FoTE), aber gerade noch am unteren Ende der Streubreite lt. 123-Pilze mit 5-8 x 2,5-3 µm².

    Bild zu Sporenabwurf in Wasser


    Der Zusatz von 3%iger KOH zum Querschnitt lässt die Probe kräftig gelb auslaugen.

    Das Hyphensystem besitzt sehr dickwandige Hyphen (fast ohne Lumen) und (stark) verzeigte dickwandige Hyphen, und sollte nach meinem Verständnis also trimitisch sein.

    (Dünnwandige Hyphen habe ich nicht gesucht - die sollte es immer geben, zumindest im Hymenium)

    Bild zum Hyphensystem in < 3 % KOH (Einsatz: auslaugende Probe in KOH)


    LG, Martin


    Und den Dörfelt habe ich auch bestellt, freu' mich schon darauf!