Stemonitis fusca

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.547 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo zusammen!


    Gestern bin ich auf einem Waldweg ...


    Bild 0 Der Wald


    ... an strahlend weißen Flecken auf Holz vorbeigekommen und habe mich deshalb noch einmal umgedreht.

    Da muss sich unsereins natürlich mal bücken und genauer schauen.

    Bild 1 Heller Fleck auf Holz


    Ein Schleimpilz, der gerade beim Ausbilden seiner Fruchtkörper ist, weich und feucht.

    Bild 2 Fruchtkörperbildung


    Nur ein wenige Zentimeter weiter, vom Kraut überdeckt, stehen reife, braune Fruchtkörper einer Stemonitis-Art, die eventuell zum unreifen, weißen Stadium daneben gehören.

    Diese reifen Fruchtkörper hätte ich beim Vorbeigehen natürlich nie entdecken können.

    Bild 3 Reife Stemonitis auf Moos über Holz


    Die Fruchtkörper sind etwa 6-7 mm lang, zuzüglich einem kurzen, etwa 2 mm langem, schwärzlichem Stiel.

    Die Stiele sitzen mit einer verzeigten Struktur in einem bräunlichen Hypothallus, ohne sich am unteren Ende zu verdicken.

    Bild 4 Übergang Stiel / Hypothallus


    Der Fruchtkörper ist an der Stielbasis wie rund, wie auch am oberen Ende!

    Bild 5 Hypothallus


    Das obere Ende des Fruchtkörpers scheint sich auf die Spitze zu leicht zu verjüngen (sieh Bild 3 oben)...

    Die Columella löst sich am oberen Ende verzweigend auf.

    Bild 6a

    Bild 6b


    Das hellbraune Capillitium scheint mir hauptsächlich am Rand des Fruchtkörpers zu existieren.

    Es zeigt keine Dornen, aber verbreiterte Verzeigungen.

    Bild 7 Capillitium mit Sporen


    Die Sporen sind kugelrund und ornamentiert.

    Ihr Durchmesser liegt bei etwa 8,0 - 8,5µm. Es lassen sich aber auch etwas größere und kleinere Sporen (7,5-9,0) finden.

    Einen Keimporus kann ich nicht erkennen, was nicht heißt, dass er nicht existiert.. :gkopfkratz:

    Der Fokus lässt sich so einstellen, dass man meint, ein Netz zu sehen oder doch Dornen, die etwas zusammenhängen.

    Bild 8 Sporen in unterschiedlichen Ebenen


    Bild 9 Blick auf Stielbasen


    Meinen kleinen Geib bemühend, schließe ich S.fusca aus, da das Capillitium dornenfrei ist.

    Sporen größer als max. 8µm sprechen eventuell gegen S.axifera, vor allem ist das untere Ende nicht spindelförmig, sondern rund. Die Stiele müssten wohl länger sein.
    Der gerade, nicht verbreiterte Stiel passt nicht zu S.smithii.

    Bliebe S.herbatica von den vier in M.Geibs Buch zur Auswahl stehenden Arten. Gefällt mir aber auch nicht so recht...


    Wenn ich mir die SEM-Aufnahmen vom Capillitium im Artikel von G.Moreno vergleiche, dann ist mir das von S.herbatica zudem viel zu feinmaschig; eventuell würde das von S.splendens besser passen.

    Rottöne finde ich auch weder an Stiel noch anderen Teilen.


    Gerne würde ich das Capillitium über die gesamte Sporocarplänge begutachten, aber es sitzt noch voller Sporen.

    Wie bekomme ich die wohl am besten los?


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    die Gattung Stemonitis ist immer nicht ganz einfach, aber Deine Fotos zeigen schon die typischen Merkmale

    Auf Deinem Foto Nr. 7 sieht man im Capillitium auch dornartige Auswüchse, die Du scheinbar nicht gesehen hast.

    Da wichtigste ist aber, dass die Sporen netzig ornamentiert und nicht warzig (Foto 8) sind. Da kommen nur wenige Arten in Frage, vor allem Stemonitis foliicola und St. fusca. Die Sporengröße von >8um spricht gegen St. foliicola ebenso wie das Wachstum auf Moos über Holz. Die beiden anderen Arten St. inconspicua und virginiense, die in dem Artikel von Moreno auch genannt werden, würde ich wegen des Substrates (St. inconspicua auf Laub) bzw. der Sporengröße (St. virginiense, Sporen < 8um) sowie der Seltenheit beider ausschließen.

    St. foliicola ist ein Laubbewohner. Das alles zusammen, bleibt nur St. fusca übrig. Ist übrigens die häufigste Art.

    Zu Deiner Frage zur Begutachtung des Capillitiums: die Fruchtkörper müssen ganz reif und trocken sein, dann kann man die Sporen (z.B. unter Zuhilfe eines Strohhalmes) vorsichtig ausblasen ohne dass die Fruchtkörper wegfliegen.


    LG Ulla

  • Hallo Ulla,


    vielen Dank für deine ausführliche Analyse!


    Die Dornen habe ich tatsächlich nicht erkannt. Ich wusste nicht wie sie aussehen sollten und hatte eher an sowas wie beim Wespennest gedacht...


    Tja, die Erfahrung macht's einfach aus! Danke, dass du mich an der deinen teilhaben lässt! Super! :gbravo:


    Die Sporen bin ich mittlerweile los geworden, indem ich das kleine Döschen mit der Probe mehrfach ordentlich auf dem Tisch geklopft habe. Die Sporen lagen schön in der Dose ohne sich überallhin zu verteilen und das Capillitium ist jetzt großteils frei davon.

    Morgen kann ich mir das Capillitium in Ruhe nochmals anschauen und mit dem von S.fusca vergleichen. Da bin ich schon gespannt, ob ich alles nachvollziehen kann, was du erwähnt hast!


    Vielen Dank und eine gute Nacht wünsche ich!


    LG, Martin

  • Hallo Ulla,


    das Capillitium hat, wie du sagtest, jede Menge Stacheln, in der Tat!

    Ich hatte die Stellen für abgerissene Querverbindungen des Capillitiums gehalten, die waren mir viel zu groß, für das was ich gesucht hatte.

    Und schon biegt man beim Schlüsseln in die falsche Richtung ab... ==Gnolm10


    Ich nehme an, die Stacheln sind folgende Gebilde hier:

    Bild N1 Stacheln im Capillitium bei S. fusca


    Man muss halt wissen, wonach Ausschau zu halten ist!


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Stemonitis spec - welche?“ zu „Stemonitis fusca“ geändert.