Hallo Freunde der Pilzwelt!
Am Sonntag fand ich auf Holz Stink-Normalo-Lamellenpilze - ein mir aber noch gänzlich fremdes Thema.
Deshalb möchte ich meinen Fund kurz vorstellen und hoffe ggf. auf Korrektur meiner Bestimmung.
Am Fuße einer Kirsche wuchsen zwei (fast) verwachsene Pilze im Moos über/im Holz sehr eng beisammen.
Ob das Holz zur Kirsche gehört weiß ich nicht, aber Nadelbäume waren keine in der Nähe (?), zumindest nicht viele...
Bild 1 Zwei Pilze im Wald
Pilze mit dunkelbraunen Kappen, schneeweißen Lamellen und einem braun-weiß gefasertem Stiel!
Richtig hübsche sind das, finde ich!
Bild 2 von der Seite
Der Pilz verfärbt sich beim Ausstechen nicht durch Fingerdruck, auch die Lamellen nicht.
Bild 3 Schräg von unten, kein Ring, keine Ringreste, weiße Lamellen
Auch das Innere bleibt nach dem Aufschneiden weiß.
Eine Hälfte habe ich mitgenommen, die andere zum Aussporen auf einen benachbarten Baumstamm gelegt.
Bild 4 Querschnitt - Blick auf frei stehende Lamellen
Der Stiel lässt sich leicht vom Hut trennen.
Die Huthaut ist was man wohl radialfasrig nennt.
Ob sie sich leicht ablöst, habe ich nicht getestet, aber auf dem Bild sieht man, dass sich links ein Streifen beim Schneiden abgelöst hat.
Deshalb denke ich, sie ließe sich vermutlich leicht abziehen.
Bild 5 Blick auf Huthaut
Der Sporenabwurf übernacht war ergiebig und hellbraun.
Vergleich mit den Farbtabellen im Buch (FoTE) ergibt eine Bezeichnung zwischen "cinnamon" und "clay buff".
Auch die Lamellen hatten morgens die Sporenfarbe angenommen.
Die Hutbreite liegt bei > 6 cm.
Bild 6 Sporenabwurf
Interessant sind die Mikro-Aufnahmen.
Schon im Makroskop lassen sich bei 40x Vergößerung Zystiden mit verbreiterten Enden auf den Lamellen erkennen:
Bild 7 Indiskreter Blick zwischen die Lamellen (40x)
Wenn man eine Lamelle unters Mikroskop legt, konnte ich eine Stelle mit braunen Sporen finden.
Zu dem Zeitpnkt hielt ich sie noch für eine Kontamination.
Der Sporenabwurf hat mich eines besseren belehrt.
Bild 8 Schrägaufsicht auf Hymenium mit reifen, braunen Sporen
Etwas eingefärbt, um den Kontrast zu erhöhen, lassen sich sehr dickwandigen Zystiden mit Haken unter dem Mikroskop gut erkennen.
Bild 9 Zystiden im Hymenium in 400x Vergrößerung
Ach ja, Schnallen konnte ich keine ausfindig machen.
Es müsste sich also um einen Pluteus handeln, alles spricht dafür.
Bild 10 weitere Zystiden: keulenartige und spindelförmige Zystiden (Lamellenschneide?)
Die Messung der Sporen ergibt die Werte 6,0-7,0-8,0 x 4,7-5,3-5,8, Q = 1,2-1,3-1,5; N = 8
(Nur 8 Sporen? Da war ich ein wenig faul! Es waren einfach zu viele Sporen, die alle wild durcheinander schwammen und sich nicht beruhigen wollten )
Bild 11 Sporen
Ich habe bestimmt auch am Pilz gerochen, in der Hinsicht hat der Pilz aber keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Darf ich hier einen Pluteus cervinus vermuten, der seinen Namen, wie ich lese, wegen der "geweihartigen" Zystiden erhalten hat (finde ich ein wenig weit herbeigeholt)?
Ich habe aber irgendwo hier gelesen, die Art wurde zur Artengruppe erweitert - dann vielleicht also ein Pluteus cervinus "sensu latu"?
Allerdings sollte der Sporenabwurf dann eher pink sein, das kann ich hier (Bild 6) nicht erkennen.
Einen weiterführenden Schlüssel habe ich im WWW leider nur für nordamerikanische Plutei gefunden, das hilft mir nix!
Passt das so? Falls ja, wäre das mein erster Dachpilz!
LG, Martin