Der Traum von meiner eigenen Trüffelplantage ...

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 4.749 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • ... soll möglichst bald im Landkreis Gießen Realität werden.


    Auf so eine Schnapsidee kann man nur kommen, wenn man berauscht oder verzweifelt ist. Letzteres war bei mir 2020 der Fall, Pandemie-bedingt war ich praktisch arbeitslos und es war einfach kein Licht am Ende des Pandemie-Tunnels sichtbar.


    Um die Freizeit sinnvoll zu nutzen, habe ich mich meinen seit Jahren brach liegenden landwirtschaftlichen Flächen zugewendet. Eine Obst- und Nussplantage anlegen wäre doch eine feine Sache, Selbstversorgung wird ja in letzter Zeit groß geschrieben. Das lässt sich doch kombinieren? Also wird die Baum-Hasel Corylus colurna beschafft, und zwar Setzlinge aus Frankreich.


    An der Südseite wird das Ganze mit einer Reihe Elsbeeren Sorbus torminalis und Flaum-Eichen Quercus pubescens begrenzt, die als licht- und wärmebedürftige Arten mit den trockenheißen Sommern der kommenden Jahrzehnte zurecht kommen sollten. Ob die Elsbeere als mykologisch interessanter Partner für die Gattung Tuber in Frage kommt, entzieht sich meiner Kenntnis. Interessant ist sie jedenfalls auch als Obstlieferant für z.B. hochwertige Obstbrände oder einfach als Vogelnährgehölz.


    Auch hier habe ich auf die Herkunft geachtet: die Flaum-Eichensetzlinge stammen aus der Toscana.


    Jetzt habe ich insgesamt um die 300 Bäumchen gepflanzt und brauche seeehr viel Geduld und noch ein gaaanz langes Leben, um vielleicht im Jahr 2050 , wenn ich mit dem Rollator über meine Plantage krieche, die ersten Exemplare in meinen Händen zu halten.


    Millionen Menschen spielen Lotto - ich spiele Trüffel!


    Beste Grüße,


    Frank


    Übersichtsfoto:


    Baum-Hasel, drei Jahre alt:



    Flaum-Eiche aus der Toscana:


    Elsbeere:



    Zum Abschluss noch ein Fernblick auf das Gießener Becken und den Dünsberg am Horizont, im Vordergrund ein Speierling Sorbus domestica nebst meinem Hauptwerkzeug:

  • Hallo Frank,


    wenn deine Bäumchen bereits mit Trüffelmyzel beimpft wurden, stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass du irgendwann ernten wirst - auf jeden Fall Nüsse. ;)


    Freundliche Grüße

    Peter


    PS: Welche Trüffeln sollen es denn werden?

  • Hallo Peter!

    Da die Setzlinge aus Italien bzw. Frankreich stammen, besteht zumindest die Möglichkeit eines "mitgelieferten" Mycels. Begünstigen könnte ich das Wachstum möglicherweise noch durch eine Anhebung des pH-Wertes mittels Kalk. Ich habe mehrfach gesehen bzw. gelesen, dass das gemacht wird. Allerdings muss ich erst noch den pH-Wert meiner Flächen bestimmen, denn auch da gilt das richtige Maß finden. Viel hilft nicht immer viel ...


    Bezüglich der Trüffelart lasse ich mich überraschen ...


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Frank,

    zunächst wünsche ich dir viel Glück mit deiner Trüffelplantage. Das oberflächliche Ausbringen von Kalk hat allerdings nur sehr überschaubare Wirkung, stattdessen sollte der Boden selber bis in die Tiefe kalkig-lehmig sein. Ob es in der Gießener Gegend einen solchen Boden gibt weiß ich nicht, wahrscheinlich muss man sehr lange danach suchen. Die auf deinen Fotos gezeigte Landschaft sieht so was von überhaupt nicht trüffelträchtig aus, ich war schon öfters Trüffeln kratzen, aber da würde ich einfach vorbeilaufen.

    Wusstest du eigentlich schon, dass die allermeisten in Deutschland wachsenden Trüffeln (z. B. Tuber aestivum oder Tuber rufum) gar nicht "nach Trüffel", sondern banal nussig oder auch nach gar nichts schmecken, für kommerzielle Zwecke ziemlich ungeeignet sind und höchstens die potenzielle Kundschaft enttäuschen und verärgern? Darauf bezog sich wohl Peters Frage. Die kommerziellen Arten Tuber magnatum und Tuber melanosporum (die aromatischen) jedenfalls hat in Deutschland bisher noch niemand geschafft, erfolgreich zu kultivieren.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo und Danke für die Ausführungen. Es ist seit einigen Jahren sehr schwierig und teuer geworden, als nicht-Landwirt landwirtschaftliche Flächen zu erwerben. Mit anderen Worten kann ich froh sein, überhaupt Eigentümer von knapp zwei Hektar Grund und Boden zu sein, auf dem ich solche Experimente machen kann.


    Ich habe von meinen Flächen die beiden Flurstücke mit insgesamt knapp 8.000 qm ausgesucht, die aus meiner laienhaften Einschätzung noch am ehesten dafür geeignet sind. Lehmboden ist vorhanden, allerdings nicht über die gesamten 8000 qm tiefgründig genug. Grundgestein ist verwitterter Basalt, daher sollte der pH-Wert eher basisch als sauer sein. Ob nur der pH-Wert stimmen muss oder tatsächlich freier Kalk in Form von Calciumcarbonat vorhanden sein muss, würde mich doch sehr interessieren. Wenn man silikatarmes Ergussgestein hat, kann man ja auch ohne freien Kalkstein in den schwach basischen Bereich kommen:


    Basalt – Wikipedia
    de.wikipedia.org



    Londorf ist nur wenige Kilometer von meinen Plantagen entfernt. Insgesamt befindet sich das in den Ausläufern des Vogelsberg, einem erloschenen Vulkan:


    Vogelsberg – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    An sowas wie Vermarktung denke ich nicht, es ist eher ein experimentelles Feld. Auf drei anderen Ackerflächen experimentiere ich mit Paulownia tomentosa und P. elongata (Blauglockenbaum) für die Energieholzgewinnung/Kurzumtrieb sowie einer ganzen Palette von Juglandaceae für die Nussproduktion (Carya laciniosa, C. ovata, C. illinoiensis, Juglans nigra, J. microcarpa, J.major, J. ailantifolia sowie diverse Hybride).


    Eine dieser drei Flächen wurde früher als Mistlagerplatz benutzt, ist sehr stickstoffhaltig und gut wasserversorgt, die Brennesseln wuchern dort extrem. In den vergangenen zwei Jahren habe ich dort massenhaft überreife Schopftintlinge und Riesenboviste verteilt, damit dürfte ich eher Glück haben ...


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Nele!

    Bislang habe ich nur "normale" Baum-Haseln gekauft, die in Frankreich aufgewachsen sind. Zusätzlich verteile ich Putzreste von Herbst-Trompeten, Steinpilzen etc.


    Der Boden muss passen, damit die gewünschten Arten wachsen. Es gibt zwar die Möglichkeit, den Boden mit z.B. Kalksplitt zu verbessern. Das darf aber nicht nur draufgeschmissen werden, sondern sollte richtig eingearbeitet werden.


    Selbst dann gibt es natürlich keine Garantie, dass ein geimpfter Baum auch Fruchtkörper produziert.


    Da meine Bäumchen Ende 2020 gepflanzt wurden, brauche ich noch viel Geduld. Ich würde auch sofort einige "Trüffel-Bäume" kaufen, habe aber noch keinen aktuellen Überblick wer was anbietet und wer seriös ist. Diese ganze "Trüffelszene" ist mir noch etwas suspekt.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,

    dem Trüffel-Hype kann ich so gar nichts abgewinnen. Aber um deine Fläche beneide ich dich. Da kannst du ganz wunderbare alte Obstsorten pflanzen und so ganz nebenbei den einen oder anderen Pilz ernten. Also wenn ich mir ein Erfolgserlebnis verschaffen wollte, würde ich eine Streuobstwiese anlegen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Frank,

    ich könnte mit vorstellen, dass für tuber der Basalt nicht ausreicht. Selber kenne ich die Funde von tuber aestivum immer nur von Muschelkalk. Aber das wird bestimmt auch der Anbieter der Bäume sagen können. Ansonsten wird’s halt eine teure Haselnussplantage …..

    LG, Lütte

  • Hallo Lütte,


    selbst wenn ich dort keine Trüffel ansiedeln kann, wird es hoffentlich mit ein paar anderen leckeren Mykorrhiza-Pilzen klappen. An ein paar Tonnen Kalk soll es nicht hapern, denn den bekomme ich ab Werk für ca. 15 € pro Tonne.


    Ob man den Aussagen der Anbieter immer Vertrauen schenken kann und eine objektive und wahrheitsgemäße Aufklärung bekommt, ist eine andere Frage. Auch im bloßen Verschweigen von unangenehmen Tatsachen kann eine Manipulation und Täuschung zu sehen sein, wenn dadurch der Kaufinteressent ein paar Bäumchen untergejubelt bekommt, die er bei vollständiger Information nie und nimmer gekauft hätte.


    Wutzi: Ein Drittel der Fläche ist mit Obstbäumen bepflanzt. Apfel, Aprikose, Süß- und Sauerkirsche, Birne, Zwetschke, Pfirsich, Quitte, Mirabelle und schwarze Maulbeeren. Ich habe mich möglichst breit aufgestellt, weil Monokulturen schädlingsanfälliger sind und die Gefahr eines Totalverlustes größer ist.


    Gruß,


    Frank

  • Hallo Frank, das klingt nach einem guten Plan.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • selbst wenn ich dort keine Trüffel ansiedeln kann, wird es hoffentlich mit ein paar anderen leckeren Mykorrhiza-Pilzen klappen. An ein paar Tonnen Kalk soll es nicht hapern, denn den bekomme ich ab Werk für ca. 15 € pro Tonne.

    Hallo Frank,

    die gängigsten (also z. B. handelbaren) Speisepilze wie Steinpilz, Marone, Pfifferling, Rotkappe usw. mögen keinen Kalk im Boden, sondern ihnen ist ein schwach saueres Habitat am liebsten. Über Kalkboden findet man zwar sehr schöne und farbenprächtige Bestimmpilze, aber kaum Speisepilze, vielleicht mal hie und da einen Reizker. Wenn die doch mal in entsprechenden Regionen vorkommen sollten, dann an oberflächenversauerten Stellen.

    FG

    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Stefan,


    neben dem pH-Wert stellt sich für mich noch eine ganz andere Frage. Wie viele verschiedene Pilzarten kann denn ein einziger Wirtsbaum gleichzeitig bedienen? Blockiere ich möglicherweise die Flaumeichen und Baum-Haseln für eine spätere Ansiedelung von Trüffeln, wenn ich schon jetzt Putzreste von Steinpilzen, Herbsttrompeten und dergleichen verteile? Findet eine Konkurrenz/Verdrängungswettbewerb der verschiedenen Mykorrhiza-Pilzarten statt oder leben die ohne Konkurrenz nebeneinander? Oder gilt möglicherweise "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" in dem Sinne, dass dann gar keine weitere Ansiedlung mehr möglich ist? Fragen über Fragen ...


    Beste Grüße,


    Frank

  • Oder gilt möglicherweise "wer zuerst kommt, mahlt zuerst"

    des gilt auf jeden Fall, denn für deine Baumhasel werden sich garantiert gefiederte oder fellige

    Verwerter einstellen. :)

    LG Frank


    Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es.

    Robert Walser (1878-1956), schweizer. Schriftsteller

  • Also mit den Saprobionten klappt das auf meinen beiden Versuchsflächen ganz gut, wie ein Rundgang heute zeigt. Der Hexenring mit 34 Lilastiel-Rötelritterlingen hat mich besonders gefreut, ich habe jetzt eine besondere Verantwortung für die Verantwortungsart:


    Es gibt aber auch noch andere Rötelritterlinge:


    Und diese beiden "lilablättrigen Gelbköpfe", deren richtigen Namen ich leider nicht kenne:



    Am unteren Ende der Streuobstwiese sprießen zwei junge Champignons:


    Hinter der Zaungrenze sind zwei Macrolepiota:

    Rötlinge dürfen auch nicht fehlen:


    Ergo kann ich mich auch ohne Trüffel über Pilzwachstum auf meinen Flächen freuen. Zum Abschluss noch ein Foto von einem großen Kranichtrupp, der lautstark auf dem Weg in den sonnigen Süden ist. Gießen/Mittelhessen liegt genau auf der Flugroute, in den vergangenen Wochen habe ich viele derartige Trupps zuerst gehört und dann gesehen.


    Beste Grüße,

    Frank

  • Hallo Frank, das ist doch klasse. Du hast viel bessere Sachen auf deiner Wiese als Trüffel!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Deine "lilablättrigen Gelbköpfe" werden Krönchen-Träuschlinge sein, sie passen gut zum Standort des Lilastieligen Rötelritterlings. Interessant ist auch der weißschuppige Champignon.

    Grüße Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"

  • Danke für die Bestimmung, das passt sehr gut. Auffällig finde ich die deutlich violettlila gefärbten Lamellen beim frischen Pilz, während der Lagerung über Nacht davon kaum was übrig geblieben ist:


    Zu den geschuppten Champis:


    An der selben Stelle hatte ich Mitte Mai mehrere Champignons gefunden und hier präsentiert:



    (Damals bergauf fotografiert, ist aber ziemlich genau die gleiche Stelle)


    Ich werde die beiden Exemplare beobachten und hoffe, dass sie noch groß werden, bevor der Frost zuschlägt.


    Beste Grüße,


    Frank