Oxyporus latemarginatus (Herablaufender Steifporling) gefunden

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.819 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo Porlingsfreunde!


    Bei der Bestimmung dieses Porlings hoffe ich, auf der richtigen Fährte zu sein. Diesmal gibt's hierfür auch Sporen genug... :gzwinkern:

    Gefunden habe ich ihn an der Basis eines Laubholz-Stubbens im Unterholz, unterhalb von alten Trameten.

    Bild 1 Baumstubben mit Trameten und weißer Kruste auf Moos


    Unterhalb der Trameten war der Baumstumpf und das darauf wachsende Moos großflächig mit einer schneeweißen, wachsartigen Kruste überzogen.

    Bild 1 Weiße Kruste auf Moos entpuppt sich als Porling


    Diesen Porling finde ich natürlich interessant und nehme also ein Stückchen an mich.


    Zuhause unter besserem Licht kann man die strahlend weißen Poren gut erkennen.

    Er hat sich durch mein Manipulieren nicht verfärbt.

    Bild 3 Probe


    Bild 4 Die Poren und Bewohner vergrößert


    Die Poren sind etwas irregulär, ev. leicht eckig geformt.

    Die Porendichte liegt bei 3-4/mm.

    Der Rand des Porlings, oder was man vielleicht als solches bezeichnen kann, wirkt flaumig, zum Schlüsseln benötige ich dieses Detail aber dann gar nicht...

    Bild 5 Porlingsrand


    Der Porling wird rückseitg etwas befeuchtet und zum Abwurf über Nacht auf einem Objektträger abgelegt.

    Der Sporenabwurf liefert hyaline, elliptische, glatte und dünnwandige Sporen.

    Die Sporenabmessungen liegen bei etwa 5,0-5,8-6,5 x 3,1-3,5-3,9 (Q = 1,7, N=10) - die Messung wurde in Wasser durchgeführt.

    Die Sporen reagieren nicht in Lugol (IKI-), sind inamyloid, nicht dextrinoid

    Bild 6 Sporenabwurf


    Ein Abzupfel ist sehr gut quetschbar und verrät unter dem Mikroskop folgende Eigenschaften:

    Das Hyphensystem ist mMn monomitisch: nur dünnwandige Hyphen ohne Schnallen sind zu finden.

    Bild 7 Dünnwandige Hyphen ohne Schnallen


    Das Subhymenium ist dicht gepackt und enthält zudem eine wachsartige Matrix mit (Oxalat-)Kristallen.

    Auch hier kann ich zumindest keine Schnallen erkennen.

    Bild 8 Hyphen und Kristalle in Matrix


    Im Hymenium befinden sich kristalltragende Zystiden (Kristallschöpfe).

    Diese Zystiden sind etwas verdickt und verjüngen sich zum Ende hin etwas spindelförmig.

    Einige derartige Zystiden lassen sich auch ohne Kristallbesatz finden.

    Die Basidien sind 4-sporig:

    Bild 8 Hymenium mit viersporigen Basidien & kristalltragenden Zystiden


    Beim Schlüsseln nach Bresinsky gelange ich, voraussetzend, es gibt nirgends Schnallen, zur Gattung Physisporinus, die im Buch mit 2 Arten beschrieben wird.

    Dort passt P. vitreus sehr gut mit den beobachteten makroskopischen und mikroskopischen Merkmalen überein:

    Einjährig; ... Fruchtkörper weiß, nicht fleckend, ohne Schnallen, Sporen inamyloid und nicht warzig, kristalltragende Zystiden vorhanden, Fruchtkörper wachsartig => P.vitreaus


    Beim Gegenvergleich mit weiteren Eigenschaften von P.vitreaus sollen die Sporen 4-6,5 x 3-5,5 µm groß sein, was sich mit meiner Messung deckt, aber nach 123-Pilze soll der Q-Faktor eher bei 1,2 haben sollen, also eher etwas rundlicher als meine Sporen (Q=1,7) sind.


    Ich bin sehr gespannt, ob jemand hierzu was sagen kann und möchte (irre ich mich mit den Schnallen?).

    Falls ja, möchte ich mich für die Mühe schon mal bedanken! :gbravo:


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    makroskopisch und mikroskopisch würde ich hier eher einen Oxyporus sehen. Physisporinus vitreus bildet glasische Fruchtkörper mit nahezu runden Sporen. Frische Fruchtkörper riechen unangenehm ähnlich Fomitopsis pinicola. Die elliptischen Sporen deines Fundes würden zu Oxyporus laetemarginatus passen. Wie breit sind die Basalhyphen deines Fundes?


    LG

    Frank

  • Hallo Frank,


    die Hyphen haben einen Durchmesser von 3,5 - 5 um, so habe ich es notiert. 3,5um sind typisch für die losen Hyphenenden in Bild 7. Die auffällig dicken nur selten und weiter innen Richtung Matrix.


    Leider ist mir nicht ganz klar, was mit Basalhyphen gemeint ist, sonst könnte ich morgen nachmessen.


    LG, Martin

  • Guten Morgen Frank Tomentella ,


    gerade habe ich die Beschreibung von Oxyporus latemarginatus auf 123 durchgelesen.

    Ja, das passt, wie du sagst, sehr gut. Auch die verweigten Hyphen werden dort explizit erwähnt.

    Ich werde heute nochmal die Zystiden und Basidien versuchen zu vermessen und schauen, ob das auch hinkommt mit den Angaben.

    Und den Schlüssel muss ich natürlich auch nochmals prüfen, wo ich falsch abgezweigt bin.


    Ob die dort erwähnten "geschweiften Hyphen" diejenigen sind, die man in Bild 7 in den oberen Bildeinsätzen sehen kann? (Die untere Zelle wächst nach der Septierung seitlich noch ein Stück weiter und sieht dadurch ein wenig wie ein Schwänzchen aus.)


    Ooh, gar nicht so einfach das!

    Vielen Dank für deinen wertvollen Hinweis!


    Beim Rückwärts-Schlüsseln von Oxyporus müsste ich im letzten Schritt statt wachsigem Frk (Physisporinus) also den korkigen Frk wählen (Oxyporus), hmmm...

    Korkig kam mir die Masse gar nicht vor, sonst passt schon alles.

    O.latemarginatus wird allerdings auch nicht als Art erwähnt, hier würde ich (deshalb) bei O. obducens landen.

    Offenbar versagt mein Schlüssel hier, O.latemarginatus ist nicht berücksichtigt.


    Gerade habe ich das Paper inkl. Oxyporus-Schlüssel von R.K.Schumacher zum Thema P.latemarginatus gelesen (Boletus, 28, 2006, Heft 2, S.119-124).

    Ich kann hier keinen Widerspruch entdecken.


    Auf jeden Fall ist das ein sehr schöner Pilz der sich zudem angenehm präparieren lässt.


    LG, Martin

    Einmal editiert, zuletzt von KaMaMa () aus folgendem Grund: Korrektur Tippfehler - Ein Graus!!

  • Hallo Frank,


    vielen Dank für den Schlüssel.

    Er deckt sich, zumindest aus der Erinnerung, mit dem Schlüssel im Schu(h?)macher-Paper.


    :thumbup:


    LG, Martin

  • Hallo, Martin!


    Arten der Gattungen Oxyporus, Physisporinus und Rigidoporus sind nicht immer einfach voneinander abzugrenzen.

    So als Ergänzung zu den Ausführungen von Frank: Bei Physisporinus vitreus ist es mir einmal (bei mehreren Funden) gelungen, Zystiden zu entdecken. Das hat mich so irritiert, daß ich völlig abseits bei anderen Gattungen unterwegs war, und erst Frank mit dem Beleg später das Geheimnis lüften konnte.

    Der Unterschied in der Sporenform ist allerdings in diesem Fall schon markant.

    Dazu ein Bildchen der Sporen von Physisporinus vitreus:



    LG, Pablo.

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Physisporinus vitreus, der Glasweiße Höckerporenschwamm?“ zu „Oxyporus latemarginatus (Herablaufender Steifporling) gefunden“ geändert.
  • Hallo Frank! Hallo Pablo!


    Vielen Dank nochmal für euere Korrekturen und Hinweise, sie sind mir viel wert. :gbravo:

    Dadurch konnte ich bereits und kann ich weiterhin vieles lernen!


    So völlig daneben lag ich zum Glück wohl nicht.

    Vielleicht klappt's ja doch noch irgendwann in ferner Zukunft bei mir mit dem Bestimmen. :gzwinkern:


    Vielen Dank sagt

    Martin