Flora & Fauna Sardiniens

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  • Servus liebe Fories,

    unser diesjähriger Urlaub führte uns auf die Mittelmeerinsel Sardinien. Früher im Jahr ist es dort erfreulicherweise noch nicht so verdorrt wie ich das aus einem Sommerurlaub in meiner Kindheit in Erinnerung hatte - die Maccia zeigte sich noch in voller Blüte bzw mit reifen Früchten. Zwar waren wir mit der Familie unterwegs und daher entstanden die Fotos meist eben schnell aus der Hüfte geschossen, ich hoffe aber dass trotzdem einige zeigenswert sind. Pilze gabs erwartungsgemäß eher weniger - dafür einige hübsche Pflanzen. Bestimmt habe ich nur mit dem ollen Fitschen und mit Schönfelders Mittelmeerflora - daher seien die Benamsungen bitte nur als Vorschlag zu verstehen. Haltet euch mit Korrekturen nicht zurück, einige von euch sind ja häufiger im Mittelmeerraum anzutreffen oder leben dort...da geht vielleicht noch mehr? Jedenfalls hat es mir Spaß gemacht etwas über die dortige Flora zu schmökern.


    Wenn ihr wollt kommt mit auf einen kurzen Ausfug in die würzig duftende- aber bisweilen auch ganz ordentlich piksende Maccia:


    Blick auf Bonifacio/ Korsika. An der Wasserlinie ist die hell leuchtende Steilküste als Streifen zu erahnen


    im Vordergrund ein wunderbar "arrangierter" Garrigue Aspekt mit verschienen Sträuchern und dem imposanten Riesenfenchel (Ferula communis)


    Spitz gehts weiter- hier enden wirklich alle Pflanzenteile in einem Stachel... hat mich spontan an eine Artischocke erinnert, vielleicht etwas aus der wilden Verwandschaft



    diese kleinen Asketen haben mich fasziniert- zischen Sand und Geröll in der prallen Sonne fühlt sich das Zwergedelweiß (Filago pygmaea) offenbar trotzdem ganz wohl


    aber auch der (hängende) Venusnabel (Umbilicus rupestris) kommt mit Wenig aus und scheint auch die zeitweise Salzdusche auf diesem Küstenfelsen abzukönnen


    dieser sardischen Wolfsmilch (Euphorbia pithyusa) kann man auch nicht wirklich ein ausschweifendes Leben vorwerfen, die Blütenpracht war sicher harte Arbeit


    trozdem gedeiht auch schon mal ne fette Henne (Sedum spec.)


    im Dünenbereich an den Mittelmeer- und europäischen Atlantikküsten eine ubiquitäre Erscheinung: die essbare Mittagsblume (Carpobrotus edulis) - ist aber aus Südafrika eingeschleppt


    aber auch Einheimische gabs: die Illyrische Trichternarzisse (Pancratium illyricum)


    die Mittagsschwertlilie (Moraea sisyrinchium)


    sogar Orchideengewächse kamen in den Feuchtbereichen hinter den Dünen vor: hier ein Zungenstendel (Serapias spec. cf olbia?)


    und diese Schönheit, der ich keinen Namen geben kann


    die schönen roten Büsche stehen nicht etwa in voller Blüte


    nein sie tragen bereits fertige Früchte und verfärben ihre angrenzenden Blätter ähnlich den verwanden Weihnachtssternen; es sind Baumwolfsmilchgewächse (Euphorbia dendroides)

    besonders angetan haben es mir die Sommerwurzen (Orobanche spec.) chlorophyllfreie Wurzelparasiten


    diese wuchs in unserem Garten- vielleicht Orobanche minor, die an Klee parasitiert?


    hier ein ähnliches Gewächs das sich von den allgegenwärtigen Zistrosen ernährt: der Gelbe Zistrosenwürger (Cytinus hypocistis)


    nette Flechten gabs auch- vielleicht was aus der Lecanora Ecke?


    auch im Gestrüpp


    in einer steppenartigen Gegend fand ich diesen hornbewehrten Käfer, die Bestimmung hat mich etwas Zeit gekostet, denn an einen Nashornkäfer glaubte ich nicht, den kenne ich langgestreckter mit glatten Flügeln- er stellte sich schließlich als ein besonderer Mistkäfer nämlich der Spanische Mondhornkäfer (Copris hispanicus) heraus. Er ernährt sich von Kaninchenkot.

    - ob er die Köttel zum Transport aufspießt? ;)



    g

    und nun die lang ersehnten Schwammerl: in einer Höhle (ca 20m vom Meer entfernt) wie zu erkennen auf Silikatgestein fand ich diese ca 10mm großen Erdsterne die mangels Peristom wohl keinen Namen bekommen werden (außer jemand sagt mir dort kommt eh nur eine Art vor)


    an Eukalyptus fand ich diese Schwämme, die ich zu Hause an Fichte glatt als Fenchelporling angesprochen hätte- hier wird es wohl der rotporige Feuerschwamm (Fuscoporia tolurosa s.l.) sein


    zum Schluss nochmal was tierisches:

    ein Mauergecko hatte sich in unsere Ferienwohnung verirrt und demonstrierte seine Kunst: er lief trotz vorangegangenem Bad in den Spinnweben senkrecht die Fensterscheibe hoch


    das gelingt ihm dank seiner mit mikroskopisch kleinen Auswüchsen besetzten Zehen die dadurch eine riesige Oberfläche erzeugen, sodass die resultierenden Adhäsionskräfte ausreichen um ihn selbst auf Glas zu tragen



    So das wars, es war schön die Zeit nochmal revue passieren zu lassen, ich hoffe ihr hattet auch a weng Freude,

    danke fürs Mitkommen und auf eine hoffentlich bald startende Pilzsaison,

    euer Ingo

  • Hallo Ingo,

    schöne Eindrücke hast Du uns gezeigt! :gbravo:

    Der Erdstern ist mit großer Sicherheit der Wetterstern, Astraeus hygrometricus, im Mittelmeerraum ein sehr häufiger Pilz.


    LG Ulla

  • Toll Ulla! Ein Wetterstern also- wieder was gelernt, von der Gattung Astraeus hatte ich noch nie gehört, ich dachte die Sterne sind alle Geastrum. Da muss ich direkt mal die Augen offen halten - der könnte ja direkt bei mir zu Hause auf den trocken heissen Sandgebieten um Altdorf auch auftreten.

    Danke!


    Und Frank, ja hat gewisse Ähnlichkeit! An Orchideen hab ich mich bisher nicht rangetraut;) Danke für den Link, schöne Seite!

  • Was für ein toller Beitrag, Ingo! :thumbup: :thumbup::thumbup:

    Ja, da werden direkt Erinnerungen wach. War ich doch mit meiner Frau exakt vor 10 Jahren mit dem Rad von Alghero nach San Giovanni di Sinis unterwegs.

    Also im Nordwesten der Insel.

    Ich hoffe, es ist o.k., wenn ich mit einigen wenigen Bildern ergänze.

    Hier in Kürze die wichtigsten Stationen unserer damaligen Tour.

    Alghero



    Das wunderbunte Bosa



    Santa Lussurgiu



    San Giovanni di Sinis



    Nun zu einigen Pflanzen und Tieren.

    Riesenfenchel (Ferula communis)

    Die bis zu drei Meter hoch werdende Pflanze ist ein echter Hingucker. Habe ich damals auch reichlich fotografiert.


    Mittagsschwertlilie (Moraea sisyrinchium)

    Auch die konnte ich einst entdecken. Hier ein Blütenportrait.


    Orchideengewächse kamen in den Feuchtbereichen hinter den Dünen vor

    Orchideen konnte ich lediglich zwei entdecken.

    Langsporniges Knabenkraut - Orchis longicornu.



    Schmetterlings-Knabenkraut - Anacamptis papilionacea



    Eine weitere interessante Pflanze war der mich spontan an einen Pilz erinnernde Malteserschwamm (Cynomorium coccineum)



    der Spanische Mondhornkäfer (Copris hispanicus)... Er ernährt sich von Kaninchenkot.

    Wunderschöner Käfer aus der Verwandtschaft der Pillendreher. :thumbup:

    Den konnte ich damals leider nicht entdecken, dafür mit Scarabaeus laticollis einen "echten" Pillendreher.



    Herausragend übrigens die Zehen des Geckos am Glas! :thumbup:

    So habe ich das noch nie gesehen!

    Geckos sind auf Sardinien natürlich stets präsent. Hier mal einer mit Beute.



    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hey Nobi, Danke für deine wunderbaren Bilder und Ergänzungen! Da im Nordwesten sieht es ja auch sehr schön aus. Die verschachtelte Architektur mancher alter italienischer Dörfer und Städtchen wie auf deinem Bild von Santa Lussurgiu ist eine Augenweide. Sie hat fast etwas organisches- oft stören mich menschliche Bebauungen und ich würde sie mir aus dem Blick wünschen aber hier fügt sie sich harmonisch in die Hügellandschaft ein.


    Und du konntest einen Malteserschwamm finden- irre!!! als ich über die Wurzen und Würger nachlas stolperte ich auch über Abbildungen dieses außergewöhnlichen Kolbens und es setzte sofort dieses "den will ich auch mal finden- ich muss los.." Gefühl ein, das ich sonst nur von Pilzen kenne. Aber gut er wurde ja wohl auch Jahrhundertelang für einen Pilz gehalten..


    Ich dachte mir schon dass du bestimmt auch den tierischen Dungbewohnern etwas abgewinnen kannst.. schön dem Scarabaeus bei der Arbeit zuzusehen.


    Der Gecko hat ja reiche Beute gemacht! ich habe mich schon gewundert warum er so eine riesiges Maul hat wenn er nur Fliegen und Mücken frisst. Jetzt weiss ichs, man freut sich mit ihm. Und deiner hat ja sogar noch den Originalschwanz! die an unserer Wohnung hatten wohl wegen der vielen Katzen ausnahmslos einen farblich und texturmäßig deutlich abgesetzten und kürzeren nachgewachsenen Schwanz.


    LG Ingo

  • Und du konntest einen Malteserschwamm finden- irre!!!

    Ja, da wuchsen einige auf der Halbinsel Sinis.

    In praller Sonne ließen sie sich leider nur ungern fotografieren.

    Ich dachte mir schon dass du bestimmt auch den tierischen Dungbewohnern etwas abgewinnen kannst.. schön dem Scarabaeus bei der Arbeit zuzusehen.

    Das war natürlich ein Highlight für mich.

    Aber Du glaubst gar nicht, wie schnell die Tierchen sind - ich bin mit der Kamera kaum hinterher gekommen!

    An Kaninchendung habe ich übrigens Pseudombrophila bulbifera entdecken können. Den Rundsporer.





    Nun habe ich doch gleich wieder Lust bekommen, Sardinien nochmals zu besuchen! :)


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo,

    und diese Schönheit, der ich keinen Namen geben kann

    da würde ich auf Orchis longicornu tippen, auch wenn deine Blüten keine Flecken haben. Aber diese schafsnasenartig geknickte Lippe und der lange Sporn deuten für mich draufhin.


    Die Orobranche dürfte keine minor sein, weil deutliche violette Töne zu sehen sind. Die hat O. minor nicht. Aber welche Art kann ich Dir auch nicht sagen, Orobranche ist schwierig, besonders im Süden .....


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas, danke für deinen Kommentar! Bei der Orobanche (2. Orobanchen Bild) möchte ich nochmal nachfragen weil es mich verwirrt dass du O. minor wegen der violetten Töne ausschließt- ich hatte eigentlich auch gerade wegen der violetten Adern auf der Oberlippe/ Krone O. minor in Betracht gezogen? Nicht dass ich eine Ahnung hätte.. aber D. Aichele schreibt: „Oberlippe rötlich oder violett gestreift“ auch Wiki schreibt von “violetten Nerven“ und ich finde diese sieht meiner recht ähnlich (falls sie richtig bestimmt ist). Allerdings schreibt Aichele auch weiter unten „mehrere sehr schwer unterscheidbare Arten“ :gpfeiffen: Und wenn man mal eine Bildersuche zu O minor anstrengt fällt auf dass alle möglichen Farbvarianten so bezeichnet werden :/ also entweder ist sie sehr variabel oder kaum einer erkennt sie richtig oder es könnte wie in manch anderem Bereich… ein Agg sein? :D

    Viele Grüße Ingo