Pilzbürokratie etc.

  • Beim "googeln" über Pilze habe ich einige interessante Dinge entdeckt, die ich euch nicht vorenthalten möchte, auch wenn sie nicht mehr ganz neu sind.


    Die vorher sehr restriktive "Tiroler Pilzschutzverordnung" wurde Ende 2005 entschärft. Seither gelten neue Vorschriften, nach denen wieder jeden Tag Pilze gesammelt werden können, allerdings nichtmehr als 2 kg pro Person. Bisher war das Sammeln von Pilzen nur an geraden Tagen erlaubt (also heute zum Beispiel verboten).


    Dafür wurden für den Wald quasi Öffnungszeiten verordnet: Pilze sammeln nur von 9 - 19 Uhr! In anderen Bundesländern ist man da noch strenger: In Salzburg darf man nur bis 18 Uhr und in Kärnten ab 1.10. sogar nur bis 17 Uhr Pilze sammeln. In Salzburg gibt es auch eine Sonderregelung für den Wald "heimsuchende" Gruppen. Da gilt nicht mehr die Grenze von 2 kg pro Person (sonst dürfte eine Großfamilie mit 10 Leuten ja 20 kg sammeln), sondern eine Beschränkung auf insgesamt 8 kg.


    Der Änderung der "Tiroler Pilzschutzverordnung" war eine eingehende Diskussion vorangegangen, ausschlaggebend war, dass die alten Bestimmungen selbst von Fachleuten als überspitzt und nicht notwendig befunden wurden.


    So erklärte der bekannte Innsbrucker Mykologe Univ- Prof. Reinhold Pöder vom Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck , wenn man einen Pilz pflücke, dann sei das vergleichbar, wie wenn man von einem riesigen Eisberg ein einziges Atom wegkratzen würde.

    Der eigentliche Pilz sei unter der Erde und gigantisch groß, sagt der international bekannte Innsbrucker Pilzwissenschafter. Es gebe Pilzarten bei denen sei das Myzel, für das Auge unsichtbar, einige Quadratkilometer groß.

    Was man pflückt ist der Fruchtkörper. Wenn man so einen Fruchtkörper pflückt, denn schadet das dem eigentlichen Pilz unter der Erde, der sogar tonnenschwer sein kann, überhaupt nicht. Pöder: "Auch die Kirsche vom Kirschbaum zerstört nicht den Baum".

    Keine Rolle für den Pilz spielt laut Pöder, ob man den Pilz herausdreht, abschneidet oder herausreißt.

    Biologisch gebe es überhaupt keinen Sinn, das Pflücken nur alle geraden Tagen zu erlauben. Sinnvoll sei hingegen eine gewisse Mengenbeschränkung, sagt Pöder. Man würde auch mit Tonnen gepflückter Pilze die Pilze nicht ausrotten, aber man würde ins Ökosystem stark eingreifen, denn die Pilze seien Nahrung für Larven, Schnecken, Insekten oder auch für das Wild.


    Also ich finde diese Worte eines bekannten Wissenschafters tröstlich, allerdings sollten wir deshalb nicht übermütig werden, sondern unserem Hobby trotzdem maßvoll nachgehen.


    Weiters habe ich ein von der juristischen Fakultät der Universität Wien publiziertes Fallbespiel gefunden, das als Aubildungsbehelf für Jusstudenten Verwendung fand, wobei die Überschrift "Die beschlagnamten Herrenpilze" mein Interesse geweckt hatte. Falls das bei euch auch so ist, hier der Link:


    pfeisenvwws2004.pdf


    Liebe Grüße aus dem pilzbürokratischen Österreich


    sendet Helmut