Russula vesca

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.776 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • So langsam lassen sich auch wieder Täublinge vereinzelt finden. Sehr oft aber nicht mehr in optimalem Zustand (vertrocknet, dem Schneckenfraß anheimgefallen).


    Einen habe ich mal mitgenommen, in der Hoffnung ihn bestimmen zu können. Funktioniert aber leider nur mit Hürden wie ich feststellen muss.


    Fundort: Rein unter Eichen in einem Park.

    Zustand ok, etwas angetrocknet und ggf. auch bereits etwas ausgeblasst, in der Hutmitte bereits eher bräunliche Farben, sonst blass rosalich

    Huthaut leicht bis etwa zur Mitte abziehbar

    Stiel weiß, an der Basis mit orangebräunlichen Flecken (siehe Bild)

    Lamellen brüchig, wenn man Sie etwas bittet (ausgetrocknet?), wirken im Sonnenlicht eher cremefarben, blass gelblich, jedenfalls vom weißen Stiel farblich abgesetzt.


    Leider hatte ich im Park nur das Handy dabei, daher leider nur unsaubere, etwas unscharfe Bilder. Ich hoffe für einen Eindruck reicht es:


    Geschmack mild und so bleibend, einen besonderen Geruch konnte ich nicht feststellen.


    Guajak interessant:

    • am Stiel lange keine Reaktion, dann zart hellgrün, würde ich als negativ bewerten
    • an Lamellen prompt! umschlagend in kräftiges türkis

    FeSO4 am Stiel nach kürzerer Zeit lachs/orange, eher dezent


    Sporenpulverfarbe ist nun leider der Knackpunkt. Das Teil hat keinen vernüftigen Abwurf hergegeben. Ganz zarter Film nur, der sich kaum zusammenschieben ließ. Eine valide Farbbestimmung damit nicht möglich. Ein sehr unzureichender subjektiver Eindruck im Gegenlich eher hell (weiß bis cremefarben?) ... Verwertbarkeit ist aber dabei eher seeeehr fraglich.


    Mikroskopie:

    Sporen deutlich isoliertwarzig, eher auch entferntstehend (ggf. vereinzelt Grate angedeutet (siehe Spore links unten). Ellipsoid, Größe ca. 7,8x5,5


    Weitere Aufnahmen:


    HDS aus meiner Sicht, wenn mit anfärbbaren Pileozystiden dann extrem schwach, blass gräulich (kaum abgesetzt); hier in SV bei 400fach


    In H2O


    Keine Inkrustierungen in Karbolfuchsin erkennbar.


    Beim Schreiben des Beitrags kam mir noch der Gedanke an Vesca, dass könnte wohl passen, oder? Habe nochmal in der Hutmitte nach Crins geschaut, die ich selbst noch nicht untersucht habe ... die scheint es zu geben:


    Was meint ihr?

    Sebastian

  • Hi,

    da muss ich jetzt mal blöd nachfragen: Ist bei R. vesca die Huthaut, die nicht ganz den Rand erreicht, nicht das charakteristische Merkmal? Ich dachte bis jetzt, dass das reicht für eine Bestimmung auf Artebene, vorausgesetzt man ist sicher bei Russula.


    Gruß

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Das ist ein typisches Merkmal, zeigt die Zähne, ja. Das war aber hier nicht zu erkennen und ich meine, das das Fehlen oder die "Uneindeutigkeit" kein Ausschlusskriterium ist.


    LG Sebastian

  • Hallo Jan,


    wenn ich den Hut ins Gesicht ziehe, bin ich mit meinem Fingerabdruck immer noch der Gleiche.

    Und hier ist der Fingerabdruck von R. vesca in Form der Crin eindeutig sichtbar. Solche Crin sieht man soweit ich weiss nur bei R. vesca, R. heterophylla und R. lepidicolor. Kongorot wäre dazu hilfreich gewesen diese Elemente besser zu erkennen, aber auch so bin ich der gleichen Meinung wie Sebastian. Sporenornament und Form passt auch.

    Die schwache Guajakreaktion am Stiel kann auch vom Zustand des Pilzes herrühren, ist aber bei diesen sichtbaren Crin zu vernachlässigen.


    Gute Doku Sebastian, danke und dass es mit den Täublingen wieder los geht

    Grüsse

    claus


    Edit, Karl war schneller

  • Super, vielen Dank duch Beiden.


    Kongorot ist eine gute Idee. Muss die Abläufe gerade mal wieder reaktivieren nach der saisonalen Zwangspause.

    Freu mich auch wieder etwas zu finden ...


    LG Sebastian

  • Hi,

    da muss ich jetzt mal blöd nachfragen: Ist bei R. vesca die Huthaut, die nicht ganz den Rand erreicht, nicht das charakteristische Merkmal? Ich dachte bis jetzt, dass das reicht für eine Bestimmung auf Artebene, vorausgesetzt man ist sicher bei Russula.


    Gruß

    Jan

    Hallo Jan,

    das mit der zurückgezogenen Huthaut ist ein "Bauerntrick"-Merkmal: ist es vorhanden, kann es die Bestimmung erleichtern, ist es dagegen nicht vorhanden, dann :gkopfkratz: hmmm... Das mit der zurückgezogenen Huthaut können übrigens auch andere Täublingsarten, dieses Merkmal ist ein wenig witterungsabhängig.


    Hallo Sebastian,

    gute Doku! Das mit den Crins in der Huthaut ist Merkmal Nr. 1, aber die ausgesprochen kleinen, nicht runden Sporen sind auch zielführend, wenn man mal in seinem Präparat partout keine Crins finden kann.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen,

    schon im meinem ersten F1-Kurs hab ich bei Walter Pätzold im Schwarzwald gelernt

    Russula vesca
    1. rostbraune Flecken am Stiel und/oder in den Lamellen
    2. Fleischrosa Hut - von Pute bis Rindersteak
    3. zugespitzter Stiel
    4. weissliche bis minimal Cremefarbene Lamellen
    5. Zurückgezogene Huthaut -> "zeigt die Zähne"

    mit mindestens 4 dieser Merkmale ist R.vesca sicher makroskopisch bestimmt

    Auf den Bildern sehe ich schon mal die ersten 4 Merkmale damit ist R. vesca klar bestimmt
    Die Mikroskopie bestätigt das dann natürlich

    Fazit: Es braucht nicht immer die komplette Mikroskopie zur Täublingsbestimmung
    Mit genauer makrokopische Beobachtung können etliche Arten gut bestimmt werden.
    Was natürlich immer dazu gehört ist:
    1. die genaue Geschmacksbestimmung , die nicht nur auf mild oder scharf überprüft,
    sondern auch noch in Stufen eingeteilt werden sollte -> bei vesca wäre das mild -nussig

    2. Sporenpulverfarbe nach Romagnesi von 1a- 4d , bei Vesca 1a - 1c , gerade ältere Exemplare neigen zu leicht cremefarbenem Sporenpulver
    aber natürlich nie so dunkel wie bei "Pilze der Schweiz " abgebildet, wo wohl altes, lange gelagertes Sporenpulver für die Farbabbildung verwendet wurde


    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    danke, super Übersicht über relevante Makromerkmale. Sicher kann man Vesca recht gut makroskopisch ansprechen. Ich habe so das (subjektive) Gefühl für mich, dass mir die Gelegenheiten zum Üben und Vertiefen fehlen. Man findet dann eben mal ein einzelnes angetrocknetes Exemplar. Unterhalte mich da auch manchmal mit Mykologen über die klimatischen Veränderungen (insbesondere seit 2015). Die Zeiten wo man eben mal in den Wald fährt und dann von 40 Arten ganze Kollektionen vorfindet, um sich im Studium zu vertiefen gibt es so in der Breite einfach nicht mehr. Man braucht schon einiges an Wissen und Organisation, um gezielte, systematischere Beobachtungen anzustellen. Aber dieses Jahr ist ja wirklich sehr mau bis dato. Naja, die Saison kommt ja noch und der Urlaub steht an. Bin gespannt.


    SPP hat der ja wie gesagt leider nicht hergegeben. Aber die Rostflecken und z.B. auch den zugespitzten Stiel hatte ich jetzt eher noch nicht so auf dem Schirm. Super! Werde verstärkt darauf achten!


    LG Sebastian