Selbst gesammelte Pilz züchten

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.044 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anton.

  • Hallo in die Runde.

    Ist es möglich selbst gesammelte Pilze (in meinem Fall Wiesenchampignons) zu züchten.

    Zuhause habe ich einen dunklen Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit, was schon einmal gute Vorrausetzungen wären.

    Mein Gedankenansatz sieht wie folgt aus:

    1. Pilz/e auf dunkles Papier legen und aussporen lassen.

    2. Agar Lösung (auf Basis von Kartoffelsud oder Maisextrakt) vorbereiten und dort die Sporen ausbringen (in kleinen Petrischalen)

    3. das hoffentlich entstehende Mycel auf eine Nährsubstanz geben (was wäre hierfür optimal?)


    Jegliche Ratschläge und/oder Verbesserungen sind gerne gesehen.

  • Hallo Cornelius,

    schau doch mal auf der Forumsstartseite in die rechte obere Ecke. Ich denke, da bekommst du kompetente Antwort.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo corörling,


    auch wenn die Nutzung unserer Foren-SuFu erstmal hilfreich sein sollte, hier noch ein paar weiterführende Anregungen von einem Hobbyzüchter, der auch direkt aus der Natur in den Keller angefangen hat:

    zu 3: Jede Pilzart bevorzugt eine spezielle Art von Substrat, bei den Champignon-Verwandten sollte es in diesem Fall ein schon kompostiertes Ausgangsmaterial sein - nähere Infos hierzu findest du in der (Online)Literatur bzgl. Pilzzucht zu Genüge =).

    zu 1: Welche Art von Untergrund spielt keine Rolle für den Sporenabdruck per se, du solltest aber, wenn du aus den Sporen neue Pilzstämme kultivieren möchtest, auf einen möglichst keimarmen Sporenträger schauen - glatte Oberflächen wie Glas oder Alufolie können vor dem Sporenabdruck einfach mit Desinfektionsmittel einigermaßen aseptisch präpariert werden, so reduzierst du hausgemachte Fremdkeime auf dem Abdruck, auch wenn ein Fruchtkörper aus der Natur noch ausreichend weitere Fremdkeime mit sich bringt - auch hier ist weiterführende Literatur zu Rate zu ziehen (ich weiß - Pilzzucht ist kein einfaches Hobby, v.a. wenn man in der von dir beschriebenen Art beginnen möchte, aber weiterführende Informationen einholen ist hier das A und O!). Du könntest dich auch, wenn deine Ambitionen tiefer gehen und du dich wirklich etwas "professioneller" mit der Zucht beschäftigen möchtest, über das sog. "Klonen" von Mycel informieren - das wäre einen Schritt weniger aufwändig, als einen neuen Stamm aus Sporen zu züchten).
    Nichtsdestotrotz: Jede Pilzart und zusätzlicherweise auch noch jeder Stamm einer Pilzart haben teilweise enorm divergente Eigenschaften/Bedürfnisse, die es zumeist erst einmal herauszufinden gilt ;-).
    zu 2: Agar ist in der Pilzzucht schon eher eine Methode für Fortgeschrittene und bedarf entsprechender Utensilien, um ausreichend keimarm arbeiten zu können, aber auch hier findest du ausreichend Informationen in diversen Büchern/Onlinequellen --> neben diesem Forum oder speziellen Pilzzuchtforen liefert auch Youtube viele nützliche Beiträge, wenn du eher der audio-visuelle Typ sein solltest, wenn du einigermaßen gut Englisch verstehst, umso mehr.


    Solltest du "einfach mal" Pilze züchten wollen, kann ich dir fertige Pilzzuchtsets empfehlen, die für wenig Geld käuflich erworben werden können und erst einmal viel Mühe abnehmen, wenn es dir nur um die fertigen Pilze gehen sollte ;-).


    Ich hoffe, du findest zur (konsequenten) Pilzkultivierung und teilst uns deine (Miss)Erfolge hier im entsprechenden Unterforum mit =).

    Grüße,
    mykoma

  • Hallo "coröhrling",


    Ist es möglich selbst gesammelte Pilze (in meinem Fall Wiesenchampignons) zu züchten.

    Sicher. Möglich ist (fast) alles.

    Zitat

    Zuhause habe ich einen dunklen Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit, was schon einmal gute Vorrausetzungen wären.

    Ja, für Champignons ist das prima, die wachsen auch in totaler Finsternis.

    Zitat

    Mein Gedankenansatz sieht wie folgt aus:

    1. Pilz/e auf dunkles Papier legen und aussporen lassen.

    Wie schon von Mykona beschrieben, solltest du etwas sauberes (keimarmes) nehmen, wie z. B. frisch abgerollte Alufolie oder auch Backpapier oder einen (mit Ethanol gereinigten) Objektträger. Die Pilzhüte würde ich nicht direkt darauf legen, sondern z. B. ein Stück Kaninchendraht (auch gereinigt/sterilisiert) zurechtbiegen und darauf den Hut legen. Du kannst den Hut aber auch einfach auf ein Filmdöschen oder ähnliches legen. Hauptsache, er kommt nicht direkt mit dem Backpapier (oder was auch immer du nimmst) in Berührung. Hast du schon mal steril gearbeitet? Das wäre hilfreich. Kurz gesagt sollte die Umgebung sauber und staubfrei sein, keine Zugluft oder überhaupt viel Luftbewegung aufweisen und natürlich solltest du nicht unbedingt draufhusten oder direkt drauf atmen. Es geht um die Vermeidung von Hefen und Schimmelpilzsporen.

    Zitat

    2. Agar Lösung (auf Basis von Kartoffelsud oder Maisextrakt) vorbereiten und dort die Sporen ausbringen (in kleinen Petrischalen)

    Kann man so machen. Wobei Agar natürlich genommen wird, um feste Nährböden in Petrischalen zu bereiten. Für erste Versuche sind auch einfachste Rezepte völlig ausreichend. Ich habe z. B. mal einen vereinfachten Kartoffel-Dextrose-Agar mit Kartoffelstärke zubereitet, anstatt Kartoffel auszukochen. Wichtig ist natürlich, dass du den zubereiteten Nährboden mit dem Agar aufkochst und dann sterilisierst (z. B. im Dampfdrucktopf) und danach steril in Petrischalen gießt. Ich würde "normale" Petrischalen (100 mm Durchmesser) nehmen.


    Nun zur eigentlichen Zucht (optional): Wenn du aus Sporen Mycel ziehst, dann ist das auskeimende Mycel erst mal monokaryotisch. Bis es auf ein anderes monokaryotisches Myzel trifft, dann gibt es diese Schnallenbildung (siehe Mykologiebuch oder hier im Forum) und du erhältst dikaryotisches Myzel, also mit zwei Zellkernen. Man könnte sich die Arbeit machen und sich das Myzel heraussuchen, dass besonders vielversprechend aussieht, z. B. wegen Bildung von rizomorphen Myzel, also dickeren Myzelsträngen. Kann man aber auch bleiben lassen, wenn man nur kultivieren und nicht unbedingt züchten will.


    Zitat

    3. das hoffentlich entstehende Mycel auf eine Nährsubstanz geben (was wäre hierfür optimal?)

    Wie auch die Agar-Medien nimmt man auch beim nächsten Schritt Komplexmedien, wo also verschiedenste Stoffe drin sind. Zum Beispiel Roggensubstrat. Vorsicht: zu viel Wasser ist ebenso schlecht, wie zu wenig Wasser! Pilze brauchen Wasser, aber Staunässe ist gar nicht gut. Wichtig ist außerdem, dass du natürlich auch das Roggensubstrat sterilisierst. Sonst wächst da alles mögliche drauf. Und auch das Beimpfen mit dem Mycel sollte natürlich unter sterilen Bedingungen vonstatten gehen. Hilfreich: ein Bunsenbrenner, Spiritus (Ethanol), Skapell und Pinzetten. Auch hier darauf achten, dass die Umgebung bei der Arbeit sauber ist, Luftbewegung vermieden wird und man am besten eine FFP2-Maske trägt. Einmal Kontaminierte Kulturen kannst du weg schmeißen, Rettungsversuche sind nicht zielführend.


    Hast du erst mal ausreichend Körnerbrut (vollständig durchwachsenes Roggensubstrat), dann kannst du damit weiter arbeiten. Champignons (koprophil) zieht man z. B. unter Zugabe von Pferdemist in ausreichend großen Beeten, aber Schalen oder Kübel wären auch denkbar, da du im Keller ja für die richtige Temperatur sorgen kannst.


    Stell dir das nicht zu einfach vor. Rückschläge wirst du hinnehmen müssen. Ich hatte damals mit einem ganz einfachen Pilzbuch angefangen (Jolanda Engelbrecht: "Pilzkultur in Haus und Garten" oder so ähnlich). Champignons habe ich allerdings nie kultiviert. Möglicherweise werde ich das demnächst mal machen, da ich inzwischen durch Freundin jede Menge Pferdemist zur Verfügung habe. Falls jemand Pferdemist braucht, einfach mal melden. Es gibt aber auch im Baumarkt/Gartenmarkt Pferdemist-Pellets, wenn ich mich nicht irre.


    Viele Grüße


    Oliver