Köpfchenflechten - lauter Baeomyces rufus?

  • Hallo!


    Nach einer Woche Vogesenurlaub bin ich ganz verwöhnt durch die vielen schönen Flechten, die ich hier - viele davon zum ersten Mal oder in großer Zahl - entdecken durfte.

    Pilzmäßig jedoch ist auch hier zur Zeit tote Hose...


    Die ersten zwei Tage hat es häufig geregnet, dann kam die Sonne raus.

    Bild 1 Blick aus dem Wald


    Bild 2 Blick in den Baum - der Flechten-Wahnsinn!


    Hier im schattigen Bergwald finden sich Flechtenarten, die bei mir im Flachland gar nicht vorkommen, zum Beispiel die so putzigen Köpfchenflechten:


    Sie sind hier in den Vogesen recht einfach und direkt am Wegesrand zu finden.

    Bild 3 Schattig-feuchter Waldwegrand mit potentiellen Fundstellen


    Die braune Köpfchenflechte (Baeomyces rufus) ist hier an schattigen, feuchten Stellen leicht zu finden.

    Ich fand sie hier zahlreich auf Steinen oder Moos am Wegrand im Wald oder in Seenähe.

    Die Fruchtkörper sind bräunlich und ragen mit einem weißen Stielchen aus dem körnig-schuppigen, grün-gelben Thallus.

    Bild 4 Baeomyces rufus


    Bild 5 Baeomyces rufus


    Die bei Regenwetter gefundenen, nassen Köpfchenflechten weisen sattere Farben auf, die Apothecien sind auch nass noch braun.

    Bild 6 regennasse B.rufus


    An einer anderen Fundstelle finde ich eine etwas anders wirkende Flechte.

    Die Fruchtkörperchen sind heller und eher rosa.

    Ansonsten wirkt die Flechte sehr ähnlich und ich vermute auch hier eine B.rufus (ev. in der Variante callianthus), obwohl mit rosa statt braunen Köpfchen.

    Bild 6 B.rufus mit rosa statt bräunlichen Apothecien (Baeomyces cf. rufus var. callianthus)


    Die bisher gezeigten Flechtenthalli saßen mehr oder minder direkt auf Silikatgestein auf.

    Ein weitere Fundstelle befindet sich auf Erde/Moos:

    Bild 7A Fundstelle


    Bild 7B


    Der Thallus wirkt am Rand (Bild 7B) etwas lappiger als bei den anderen Funden weiter oben.

    Interessant finde ich bei diesem Fund auch die Tatsache, dass die Stielchen lichenisiert (grün überzogen), bei den oben gezeigten Funden nackt und weißlich sind.

    Ich vermute jedoch, diese Beobachtung liegt in der habituellen Streubreite von B.rufus

    Die andere in Frage kommende Art, B.placophyllus, sollte ja einen deutlich rosettig-lappigen Thallus besitzen, was hier nicht gegeben ist.


    Ordne ich also alle gezeigten Funde korrekterweise zu B.rufus zu?

    (B.carneus wäre auch nur durch den quantitativen Nachweis der Norstictin-Säure (Chromatographie) von B.rufus trennbar...)


    Dem Schlüssel der Internetseite "A new Key to Cladoniaceae of Italy" folgend, sollte das passen!


    Es würde mich sehr freuen, wenn mir jemand seine geschätzte Meinung zum Thema mitteilen möchte!


    LG, Martin