Kleinigkeiten aus der Eifel

  • Hallo zusammen,


    gestern stand wieder unser monatliches APV-Treffen in der Eifel an. Wir erwarteten aufgrund der Trockenheit nicht wirklich irgendwas außer einen schönen Austausch. Aber ein paar Kleinigkeiten und eine spannende Diskussion über eine entdeckte Riesenholzwespe und ihre Symbiose mit einem Pilz gabs trotzdem. Aber von vorne.


    In einer feuchten Fahrrinne auf einem Waldweg blickten uns kleine Tintlinge und Schildborstlinge an.


    01 Parasola leiocephalus - der breitsporige bzw. "glattköpfige" Scheibchentintling


    Fruchtkörper bis ca. 6cm hoch, Hut aufgeschirmt ca. 2,5 cm



    Ergänzend Bilder vom entfalteten Hut von Klaus (danke für die Übersendung):


    Hier noch Detailaufnahmen:


    Mikromerkmale dann typisch:


    Sporen aus Abwurf eckig, submitriform bis herzförmig mit großem, teils exzentrischem Keimporus (bis 2µm):


    Quotient und Mittelwerte siehe Tabelle

    Sporen Länge µm Breite µm Quotient
    1 9,441 8,186 1,15
    2 10,539 8,039 1,31
    3 10,435 7,933 1,32
    4 10,023 7,651 1,31
    5 9,796 7,776 1,26
    6 10,358 8,206 1,26
    7 10,182 7,823 1,30
    8 9,658 7,849 1,23
    Mittelwerte 10,05 7,93 1,27


    Cheilos zahlreich und typisch:


    vereinzelt auch unregelmäßig


    Pleurozystiden spärlicher und ebenfalls typisch (größer als Cheilos):


    HDS ohne Seten, dafür mit zahlreichen "birnenförmigen" Elementen:


    Ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder 02 Scutellinia crinita - der wohl wegen seiner langen Randhaare über 1000µm als Bewimperter Schildborstling bezeichnet wird:


    Tatsächlich habe ich mich mit den Haaren dann schwer getan, viele nur unter 1000µm gefunden (700-900), am Ende aber doch noch ein einzelnes über 1000µm und mit bifurkater Wurzel:


    Hier einzelne freie Sporen in typischer Größe bzw. mit typischem Ornament:


    Stack Einzelspore



    Ansonsten gabs nur alte Schlappen von Suillus viscidus - dem grauen Lärchenröhrling. Noch als solcher identifizierbar mit seinem Ring, aber nicht mehr vorzeigbar!



    ... UND die schon erwähnte Riesenholzwespe - Urocerus gigas:


    Manchmal kehrte sie uns auch das Hinterteil zu - der "Stachel" ist eine Legebohrer ohne Giftapparat.


    Das immerhin ca. 3cm große Tier war auch nicht wirklich aggressiv, sondern eher scheu.



    Eine kurze Wiki-Recherche der Mitglieder brachte dann spannendes zu Tage (Quelle siehe hier). Hier lässt sich nachlesen:


    "Die Riesenholzwespe legt ihre Eier unter die Rinde von Tannen und Fichten, von wo aus sich ihre Larven durch das Holz fressen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Tannen-Schichtpilz (Amylostereum chailetii), mit dem die Riesenholzwespen-Larve symbiotisch lebt und wodurch sie sich von so nährstoffarmem Substrat wie Holz ernähren kann"


    Aha, also doch Pilze! Leider war von dem Pilz nichts zu sehen oder zu finden. Er bildet wohl ganzjährig (vermutlich bei richtigen Bedingungen) krustenförmige, filzig-braune Fruchtkörper auf der Rinde von Tannen und Fichten. Übertragen wird er eben durch die Riesenholzwespe (Urocerus gigas), die ihre Sporen in ihren Mycetangien aufbewahrt (=

    taschenförmige Einstülpungen der Cuticula des Kopfes oder der Brustsegmente Pilze züchtender Käfer, wie ich mich belesen habe), um damit das Holz zu beimpfen. Der Pilz zersetzt das Holz und bereitet damit wohl den Nährboden für die Larven. Sie dient den Larven als Nahrung.


    So, also auch wenn es pilzlich nicht wirklich was zu finden gibt, kann man noch spannende und unerwartete Entdeckungen machen.


    LG Sebastian