Pyxidiophora spinuliformis (Speg.) Lundq.

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.624 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo Forum,


    auf vor etwa zwei Wochen aufgesammelten Schafsdung konnte ich eine Pyxidiophora beobachten. Dass die Bestimmung der Arten in der Gattung nicht einfach ist, kann diverser Literatur und Forenkommentare in Ascofrance entnommen werden. Dennoch vermute ich bei dem vorliegenden Fund, dass es Pyxidiophora spinuliformis ist. Die langen Perithecienhälse, sowie deren langestreckten Zellen bringen mit dem Schlüssel in Doveri und Coué (2006) zumindest dieses Ergebnis. Leider kann die Sporenanzahl im Ascus bei dem Material nicht eindeutig geklärt werden, da keine intakten Asci gefunden wurden ( nobi_† wie ist dieses Merkmal bei der Gattung zu interpretieren?).


    Hier nun die Beschreibung des Fundes mit Bildern:


    Pyxidiophora spinuliformis (Speg.) Lundq.


    Einzelne Perithecien meist in Clustern angeordnet und dann wie ein Medusenhaupt erscheinend, bisweilen aber auch singulär oder paarweise, dem Dung aufsitzend, kaum eingesenkt; weißlich-hyalin, im Alter ins gelbliche verfärbend, am Ostiolum oft mit hyalinen Tröpfchen – Ascosporenpakete; einige Peritheciencluster an der Basis mit weißlichem watteähnlichem Belag (Konidiosporen?) (Abb. 1).


    Asci keine beobachtet (Ascocarpien evtl. zu reif?), Ascosporen zu Clustern verklebt (Abb. 2D, 3A-E), Sporenmenge in Clustern variabel, Sporen etwa 60-70 µm lang und 5-6 µm breit, einerseits verjüngt und andererseits stumpf abgerundet, bei “Reife“ seitlich am stumpfen Ende (subapikal) mit pigmentierter (Haft-)Scheibe – diese mit spaltförmiger Öffnung (?) (Abb. 3A-E), an einigen unreifen Sporen (keine Scheibe) eines Präparates die Zellwand des stumpfen Endes mit anscheinend inkrustiertem, streifigem Pigment (4B-E); reife Spore einfach septiert und mit hyaliner Gelhülle (4A); auskeimende Spore mit drei zusätzlichen Septen und am spitzen Ende einen Keimschlauch ausbildend (Abb. 2G).


    Perithecienbasis bis etwa 100 µm im Durchmesser, Perithecienhals 400-700 µm lang, aus parallel liegenden, 30-60 x 7-13 µm großen Hyphen bestehend, der Hals von der Basis kaum abgesetzt, das Ostiolum mit 5-7 etwa 15 µm langen Endzellen.


    Lageniforme bis fusiforme konidiogene Zellen in unmittelbarer Nähe der Perithecienbasis in Büscheln dem Substrat ansitzend, an der Basis 1-2 Mal septiert, Kondiosporen etwa 13-16 x 3-4 µm, andeutungsweise geschossförmig, am Spitzen Ende bisweilen papilliert (Abb. 2E, F).


    Abb. 1: Pyxidiophora spinuliformis Ascocarpien in Clustern; Skalenstrich: 1 mm


    Abb. 2: einzelne Perithecien (A) bisweilen mit mit Ascosporenclustern (A, rechts), Ostiolum (B), Zellen des Perithecienhalses (C), Sporencluster (D), konidiogene Zellen (E), Konidien (F) und keimende Ascospore (G); Skalenstriche: A, D 100 µm und B,C, E-G 10 µm


    Abb.3: Ascosporen in Clustern; Skalenstrich 10 µm


    Abb. 4: reife Ascospore mit Gelhülle (A) und unreife Sporen mit möglicherweise inkrustiertem Pigment; Skalenstriche: 10 µm


    Liebe Grüße,
    Alexander

  • Grüß Dich, Alex!

    Welch spannender Fund und so großartig vorgestellt! :thumbup: Das erinnert eher an Seeanemonen als an einen Dungpilz.

    Da kommt sicher nichts anderes als Pyxidiophora spinuliformis infrage.


    Das büschelige Wachstum, die Größe und alle Mikromerkmale lassen keine andere Art zu!

    Im Portrait der mycologues-associes.fr sind all diese Merkmale genau so zu sehen, wie Du sie abbildest.

    Die Art wird von Blackwell & Malloch (Can. J. Bot. 67, 1989) vorgestellt. Da Du diese Arbeit nicht erwähnst, füge ich sie an dieser Stelle ein.


    Pyxidiophora_Blackwell & Malloch, C.J.Bot. 1989.pdf


    Auch hier auffällig sind das büschelige Wachstum (fig. 30) und u.a. die projektilförmigen Konidien (figs. 28, 29).

    Leider kann die Sporenanzahl im Ascus bei dem Material nicht eindeutig geklärt werden, da keine intakten Asci gefunden wurden

    ( nobi wie ist dieses Merkmal bei der Gattung zu interpretieren?).

    Lundqvist schreibt, dass die Asci äußerst vergänglich sind und man sie, wenn überhaupt, nur in jungen, lebenden Pilzen sehen kann.

    Die Sporen sind parallel im Ascus und bleiben nach der Freisetzung oft in dieser Formation erhalten.

    Blackwell & Malloch nennen für die Art dreisporige Asci und in der Tat kann ich auf Deinen Fotos mehrere "Dreierpakete" erkennen!

    Doveri & Coué schreiben in ihrem Schlüssel von achtsporigen Asci, nennen allerdings keine Quelle für diese Aussage. Ich halte das für fraglich.


    Laut Pilze-Deutschland.de sind Arten der Gattung nur sehr selten bezeugt, wobei Pyxidiophora spinuliformis neu zu sein scheint.

    Wo hast Du die Schafköttel eigentlich aufgesammelt? Stammt der Fund überhaupt aus Deutschland?


    LG, Nobi

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  • Lieber Nobi,


    ich danke Dir für Deine Ausführungen!


    Die Publikation von Blackwell & Malloch, sowie die von Lundqvist waren mir bekannt. Das "Sporenanzahl-im-Ascus-Problem" wird, wie du bereits schreibst, beim Vergleich der Manuskripte mit dem von Doveri & Coué deutlich. Auch wird selten mal ein intakter Ascus mit Sporen darin dargestellt, bzw. konnte ich bisher keine gute Abbildung finden. Wer sagt denn, dass die Sporen nicht als größere Cluster (8 und mehr) vorliegen oder die Asci evtl. sogar variabel-sporig sind? Das Merkmal hätte ich gerne selbst beobachtet.

    Der Bezug zur Achsporigkeit der Asci in Doveri und Coué beruht wahrscheinlich auf der Originaldiagnose von Spegazzini (1909):




    Nachdem ich David Malloch's Beitrag auf Ascofrance las, war ich mir dann trotz der relativ großen Übereinstimmung der Merkmale meines Fundes nicht mehr sicher, ob es nicht doch noch eine andere Art ist: http://ascofrance.com/forum/27245/pyxidiophora


    In jedem Fall scheint die Ökologie dieser, inzwischen zu den Laboulbeniomycetes gestellten, Gattung (bzw. Ordnung: Pyxidiophorales) äußerst interessant zu sein. In diverser Literatur ist zu lesen, dass die Spezies der Gattung auf Pilzen und Milben parasitieren. Auch D. Malloch Beitrag bei Ascofrance liest sich so. Tatsächlich scheinen sich die Ascosporen and Milben anzuheften, die dann wiederum mithilfe verschiedener dungbewohnender Käferarten zu neuen Kotballen übersiedeln. Aus den Ascosporen keimen dann Konidiosporen aus, wodurch das neue Habitat vom Pilz erschlossen wird. Ob das Anheften der Sporen an die Milbenbeine die Milben negativ beeinflusst, das wage ich zu bezweifeln. Insofern wäre es eher eine kommensale Beziehung, als eine parasitische. Im Gegensatz dazu saugen Vertreter der Laboulbeniales tatsächlich Lymphe aus ihren Wirten.

    Was die zweite Beziehung der Pyxidiophora-Arten, den Pilzparasitismus, betrifft, so bin ich auch eher skeptisch. Jacobs et al. (2005; https://doi.org/10.1080/15572536.2006.11832844) berufen sich hierbei auf die Lundqvist-Arbeit und auf eine von Blackwell und Malloch aus dem Jahr 1989: Malloch D. 1989. Pyxidiophora (Pyxidiophoraceae): a link between the Laboulbeniales and the hyphal ascomycetes. Mem NY Bot Gard 49:23–32.

    Letztere liegt mir (noch) nicht vor und Lundqvist stellt, wenn ich richtig lese, nur Vermutungen aufgrund von Parallelen zu anderen Gattungen auf.


    Also, alles sehr spannend!


    Der Fund ist übrigens aus dem Raum Zittau. Dass kein Eintrag bei Pilze-Deutschland vorliegt, hatte ich auch schon gesehen, aber aktuell sind ja die sächsischen Ascomycota "geblockt".


    Übrigens könnte es sein, dass wir demnächst (evtl. noch Monate hin) an neue Mongolei-Proben kommen. Ich würde Dir dann gerne Bescheid geben und von allen Dung-Proben ein Duplum zusenden. Wäre das in Deinem Sinn?


    LG,
    Alexander




  • Danke für die prompte und ausführliche Antwort, Alex! :)

    Besondes gefreut habe ich mich über die Originalbeschreibung von Spegazzini, die hatte ich bisher vergeblich gesucht! :thumbup:

    Nachdem ich David Malloch's Beitrag auf Ascofrance las, war ich mir dann trotz der relativ großen Übereinstimmung der Merkmale meines Fundes nicht mehr sicher, ob es nicht doch noch eine andere Art ist

    Was sollte es sonst sein? Inzwischen wird ja wohl auch Pyxidiophora subspinuliformis als synonym betrachtet.

    Übrigens ein großartiges Foto des Milbenbeines mit den anheftenden Sporen einer Pyxidiophora, welches Dave Malloch eingestellt hat.

    In jedem Fall scheint die Ökologie dieser, inzwischen zu den Laboulbeniomycetes gestellten, Gattung (bzw. Ordnung: Pyxidiophorales) äußerst interessant zu sein.

    Da bin ich absolut Deiner Meinung. Mindestens genau so spannend wie die Ökologie der nematodenfangenden Copros.

    Übrigens könnte es sein, dass wir demnächst (evtl. noch Monate hin) an neue Mongolei-Proben kommen. Ich würde Dir dann gerne Bescheid geben und von allen Dung-Proben ein Duplum zusenden. Wäre das in Deinem Sinn?

    Gern kannst Du mir Duplikate der Proben zusenden. Die bisher von mir untersuchten Dungproben aus der Mongolei brachten neben einigen persönlichen Neufunden auch reichlich Arten, die unbestimmt geblieben sind. Vielleicht lässt sich das ja zukünftig ändern?


    LG, Nobi

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  • Ist die alte Web.de Email noch aktuell?

    Ja.

    Und danke schon einmal im voraus!


    LG, Nobi

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