Noch zwei Tauben ...

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.085 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    anbei noch zwei Täublinge. Funde aus den letzten beiden Tagen.


    Den ersten hatte ich vor zwei Jahren bereits schon einmal im Juli an der selben Stelle. Damals konnte ich diesen aufgrund von Zeitmangel (1 Tag vor Abreise in den Sommerurlaub) nicht mehr korrekt bestimmen. Und so habe ich mich sehr gefreut, dass dieser für mich seltene Täubling nach zwei Jahren wieder in einer kleinen Gruppe aufgetaucht ist:


    Nun bestimmt als 01 Russula Pseudointegra - der ockerblättrige Zinnobertäubling

    vgl. Funddaten vom Standort vor zwei Jahren - Nr. 3. hier: Russula violeipes, lilacea und weitere


    Standort bei Hainbuche und auch noch in Reichweite Eiche, kleine Gruppe mit auffällig kräftigen freudig roten Farben. Fruchtkörper noch recht jung nach meinem dafürhalten, daher Lamellen auch noch nicht recht ockerblättrig sondern eher weißlich (die Fruchtkörper vor drei Jahren waren schon etwas ausgewachsener).


    Sporenpulver hat der leider noch nicht viel hergegeben, das was ich zusammenkratzen konnte war aber deutlich dunkel. Der Fund vor zwei Jahren hatte:

    SPP IVc


    Geschmack mild und so bleibend.

    Geruch für mich schwer zu beschreiben, am ehesten fruchtige Komponente, aber auch irgendwie künstlich.


    Guajak keine Reaktion, erst nach 5-10 Minuten in ein extrem blassen Grünschimmer umschlagen

    nach 10 Sekunden:


    FeSO4 sehr schwach orangelich


    SV am Exsikkat sofort rot


    Sporen ca. 8x6,5 Stacheln teilweise gratig verbunden, teilweise deutlich teilnetzig:


    Ansonsten sehr lange, schmale und septierte Elemente in der HDS, hier in Kongorot SDS bei 400-fach (habe irgendwie beim Speichern die Annotation vergessen einzubrennen):


    Inkrustierungen in Karbolfuchsin/Lactoglycerol für mich nicht so leicht darzustellen hier:


    bei allen Unsicherheiten lande ich wegen des Sporenpulvers, den chemischen Reaktionen, den Hutfarben und den Mikrodaten doch bei pseudointegra.


    Ansonsten noch ein nicht so ganz seltener Geselle (hatte ich auch zweimal an unterschiedlichen Standorten):

    02 Russula solaris - der Sonnentäubling


    Gefunden zweimal unter Buchen. Schöne kräftig gelbe Hüte, mit gerieftem Rand. Auffallend zerbrechlicher, hohler Stiel mit kleinen aber kräftigen Rostflecken


    SPP IIIa

    Guajak zügig positiv

    FeSO4 kräftig orangerosa

    SV interessanterweise in der Tat leicht bläulich


    SV am Exsikkat


    Geschmack nur kurz mild, dann schnell extrem scharf werden nach einigen Sekunden Lamellen kauen


    Sporen mit hohen, kräftigen Stacheln, manchmal zusammenfließend wirkend, sonst aber auch entfernt stehend.

    7,4-8,3 µm (av. 7,8 µm, SD 0,23 µm) x 6,4-7,4 µm (av. 6,8 µm, SD 0,32 µm); Q = 1,1-1,2 (av. 1,2, SD 0,04) (n = 9)




    Pileozystiden bereits in Kongorot zu sehen (400fach) ...



    deutlich in SV

    bei 100fach


    400fach


    und tausendfach:


    So, ich hoffe das passt soweit ... LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    keine Einwände gegen die Bestimmungen. Die extrem langen, dünnen Primordialhyphen in Verbindung mit Guajak-negativ führen immer zu R. pseudointegra. Bei den anderen Guajak-negativen Arten mit inkrustierten PH (z. B. Russula caerulea) sind selbige dicker und kürzer.R. pseudointegra hat übrigens auch inkrustierte, mit Baumwollblau anfärbbare Cheilozystiden als Alleinstellungsmerkmal, das kannst ja beim nächsten Mal mitprüfen.

    R. solaris hat in der Tat IIIer-Sporenpulver, was bei einem "Speitäubling" zunächst überrascht, dazu kommt dann noch die an ein Spiegelei erinnernde Hutfarbe (mittig leuchtend gelb, nach außen hin blass) und der bei ausgewachsenen Exemplaren kammartig geriefte Hutrand.

    Dass Sulfovanillin auf der Stielrinde bei scharfen Arten oft violettbläulich reagiert, habe ich auch schon festgestellt. Funktionieren tut das z. B. bei R. emetica, fragilis und atrorubens. Das erspart einem das Reinbeißen zur Prüfung der Schärfe. Ich weiß nur noch nicht, wie konstant das genau ist.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • R. pseudointegra hat übrigens auch inkrustierte, mit Baumwollblau anfärbbare Cheilozystiden als Alleinstellungsmerkmal

    Ui, das probiere ich auf jeden Fall mal aus!


    Dass Sulfovanillin auf der Stielrinde bei scharfen Arten oft violettbläulich reagiert, habe ich auch schon festgestellt. Funktionieren tut das z. B. bei R. emetica, fragilis und atrorubens.

    Davon habe ich heute das erste Mal erfahren, das ist ja sehr interessant, auch das dies mehrere Arten betrifft. Da werde ich auch mal verstärkt drauf achten ...


    Lieben Dank und beste Grüße

    Sebastian