Gelblicher, mehrjähriger Porling = Oxyporus ravidus

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  • Hallo Freunde der Pilze,


    leider bin ich am Sonntag wieder auf einen Porling gestoßen, der mir Kopfzerbrechen bereitet.

    Vom Waldweg aus entdeckte ich in einem Fichtenhain im Wald einen verdächtigen, liegenden Baumstamm mit üppigem, hellgelblichem Porlings-Überzug.


    Ist das eine Antrodia oder zumindest was aus der Richtung?

    Ich kann ihn nicht recht zuordnen, insbesondere diese Farbe stört mich, und die Sporengröße scheint nicht zu den Porlingen, die ich finde, zu passen - z.B. für A.serpula passen die Sporenmaße überhaupt nicht.



    Der Steckbrief folgt, die Bilder erst im Anschluss


    Substrat: verm. Fichte

    Wuchsform effusoreflex (bis imbricat), offenbar mehrjährig

    sehr feucht-weich, zäh, im Schnitt krümelig

    Hut: feinfilzig, gelblich-weiß

    Poren gelblich/aprikosenfarbig, hellere Bereich gilbend bei Druck

    Der Geruch ist frisch intensiv pilzlich (vielleicht mit Anis-Note?)

    Keine Farbreaktion am Fleisch (C-, L-, K-)


    Porengroße etwa 3-5 / mm

    Poren erst rundlich, später labyrinthisch und in Zähne aufbrechend

    Sporenabwurf in hellem Beige/Aprikose (nicht sehr ergiebig)

    Sporen elliptisch, hyalin, glatt- und dünnwandig

    Sporengröße (in Wasser): 5,9 - 6,3 - 6,7 x 3,8 - 4,0 - 4,2; Q=1,6; N=10

    Sporen nicht amyloid, nicht dextrinoid


    Mikroskopisch:

    Septen ohne Schnallen

    Dick- und dünnwandige Hyphen vorhanden

    gelbliche Gloeohyphen, bzw. -zystiden finde ich auch


    Falls jemand zum gefundenen und gesuchten Pilz erkennungs-dienliche Hinweise geben kann, möchte ich mich sehr bedanken!

    (Ich bin wieder zu blöd, das alleine hinzukriegen ==Gnolm6 )


    LG, Martin



    Bilder:

    Bild 1 Porlinge auf Baumstamm


    Die Fruchtkörper wirkten auf seltsame Weise zugleich frisch und doch alt und gammelig.

    Zu alt kann der Pilz aber gar nicht sein, da ein Sporenabwurf funktioniert.

    Am Stubben daneben die gleichen Fruchtkörper zwischen Moos und Algen.

    Die Huthaut wirkt manchmal transparent und lässt grüne Algen im Inneren erkennen.

    Bild 2 Zugehöriger Stubben (Baumstamm dahinter liegend)


    Bild 3 Fruchtkörper teilweise ohne oder mit Hut (effusoreflex bis imbricat)


    Ältere Fruchtkörper wirken gelborange bis aprikosenfarben und bilden tw. dicke Schichten, die Moos und Algen umwachsen. Die Poren scheinen in Zähne zu zerfallen.

    Bild 4


    Ein Keilschnitt zeigt 2 Algenschichten im Inneren des Fruchtkörpers und auch zwei ältere umwachsene Porenlagen. Man kann den alten Fruchtkörper-Kern herauspellen.

    Das Hutfleisch ist nicht weiß, sondern wie die Poren eher aprikosenfarben.

    Bild 5 Schnittbild


    Am Waldausgang finde ich nochmals einen vom gleichen Pilz ebenso überwucherten Stubben.

    Bild 6 filzige Huthaut


    Bild 7 gelbweißliche Poren, gilben bei Druck, etwa 3-5 /mm


    Bild 8 Poren


    Bild 9 Sporen 1000x (hier in Lugol)


    Bild 10 Sporenabwurf helles Beige (passend zu Pilzfarbe)

  • Hallo Gast#c2e7,


    danke für deinen Vorschlag Climacocystis borealis!


    Allerdings tue ich mich schwer diesen Pilz mit dem Fund zu identifizieren, da C.b. als borealer Pilz gilt, ein eher struppiges Tormentum besitzt, ferner einjährig sein soll, und sehr große Poren (1-2/mm) aufweist. Von resupinatem Wachstum lese ich leider auch nichts bei C.borealis. Auch die Fotos im Netz zeigen durchweg gleichen, ich meine, man sagt konsolenartigen Wuchs.

    C. borealis besitzt Schnallen - die kann ich natürlich übersehen haben - und eine Duplex-Struktur im Hutfleisch, die ich ebenfalls nicht erkenne.


    Allerdings kenne ich C. borealis nicht und kann ihn deshalb per se nicht kategorisch ausschließen. Die angegebene Sporengröße würde jedenfalls zum Fund passen...


    LG, Martin

  • Hallo Werner!


    Toll, das könnte wie die Faust auf's Auge passen - Danke für den sehr nützlichen Hinweis!

    Auf den im Netz gefundenen Fotos von O. ravidus passt dieser vom Habitus sehr gut!

    Die Beschreibung bei 123Pilze passt gut bis sehr gut: Die erwähnten Sporenmaße passen, Sporen sind hier sicher nicht kugelig, Gloeozystiden werden genannt; außerdem wird dort das Vorkommen auf der Rinde von Laub- und Nadelholz bestätigt! Nur die Sporenpulverfarbe hätte ich nicht reinweiß genannt - allerdings ist meine Ausbeute nicht besonders groß.


    Meine Befunde passen allerdings nicht so super zu Oxyporus im Gattungsschlüssel (Dörfelt), da wäre ich gleich mehrfach falsch abgebogen:

    1* nicht braun-rötlich verfärbend (klar)

    4* effusofreflex, Hüte breit ansitzend (klar)

    11* Hut ohne feste Kruste (auch ok)

    15* Hymenophor eher weißlich (naja, ja)

    23* effusoreflex (unter anderm)

    26* zäh, korkig, ... hier wäre ich sicher falsch abgebogen in Richtung "frisch saftig, trocken bröckelig"

    27 mehrjährig (war unsicher auch hier, da Alternative 1-3 jährig ist)

    29* an Laubholz (!), Trama nicht reinweiß - hier wäre ich wegen Laubholz wieder gescheitert

    30 3-4mm DM, subglobos (??), apikal geschwollene Zystiden mit Kristallschopf = Oxyporus

    Angabe zum Durchmesser passt, aber Q = 1,6 ist für mich nicht wirklich kugelig; auch die Zystiden fehlen mir (noch); dafür sehe ich Gloeozystiden...


    Wegen der kristallbesetzten Zystiden muss ich wohl nochmal nachmikroskopieren!


    Danke jedenfalls für deine Mühe - O.ravidus, falls er es wirklich sein sollte, gilt als nicht sehr verbreitet.

    Erkanntest du den womöglich von der Anschauung her?


    LG, Martin

  • Moin!


    Das ist schon ein komischer Fund, finde ich. Oxyporus ravidus wäre jetzt auch meine erste Idee gewesen: Das makroskopische Aussehen passt dazu (Konsistenz variiert halt je nach Alter der Fruchtkörper, ebenso wie die Färbung). Schnallenlose Septen und Sporen würden auch dazu passen. Das Substrat wäre allerdings dann wirklich sonderbar. Ob das aber ein Ausschlusskriterium ist, kann ich nicht einschätzen.


    Oxyporus ravidus hat immerhin Gloeozystiden, das ist ja quasi auch der "pileate" Bruder von Oxyporus corticola. Aber irgendwie: Klar, so richtig zu 100% passt das nicht. Aus meiner Perspektive vor allem wegen der Färbung vom Kontext und dem Substrat. Nur fällt mir irgendwie auch nix Besseres ein, wenn das tatsächlich ein schnallenloser Porling sein soll...



    LG, Pablo.

  • Hallo Martin,


    die Kombination der Merkmale deines Porlings passt nur zu Oxyporus. Dein Fund scheint überständig zu sein. Die Poren von O. ravidus sind normalerweise aufgeschlitzt und manchmal noch etwas größer. Ein anderer Oxyorus kommt aber auch nicht in Frage.

    An Nadelholz kommt O. ravidus ab und zu mal vor (Tanne und Fichte).


    LG

    Frank

  • Danke auch euch, Pablo und Frank!


    Die Eingrenzung auf die Gattung Oxyporus scheint also gesetzt zu sein.


    Was mich in der Beschreibung von O.ravidus stört, ist die Erwähnung von kristallschopfigen Zystiden.

    So etwas fällt normalerweise doch auf, wenn sie vorhanden sind.

    Geschlitzte Sporen sehe ich auch nicht. Ist damit ein Keimschlitz, wie er bei manchen Pyrenomyceten prominent vorkommt, gemeint?


    Ich ergänze einige Mikroskopfotos, das mag beim Abklären helfen - vielleicht interpretiere ich die Mikrosopie falsch.


    LG, Martin



    Bilder:

    Sporen in Wasser. Ich erkenne aber auch hier keine Schlitze - die Sporen wirken auf mich auch nicht anders als in Lugol:

    Bild N1 Sporen 1000x in Wasser


    Bild N2 Übersicht der Probe, mit Kongorot eingefärbt


    Bild N3 Schnallenlose Septen


    Bild N4 dickwandige Zystiden (?) - aber ohne Kristalle


    Bild N5 noch mehr Zystiden


    Bild N6 gelbliche Gloeozystiden (in Kongo)


    Bild N7 Runde, dickwandige Strukturen - vgl. auch Bild N3

  • O Gott!


    Wer lesen kann ist wahrlich im Vorteil! :grotwerd:

    Peinlich.


    Danke für den Hinweis, Werner.


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Gelblicher, mehrjähriger Porling“ zu „Gelblicher, mehrjähriger Porling = Oxyporus ravidus“ geändert.