Bayrisches Rindviech

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.259 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    hier soll es jetzt anders als der Titel es vielleicht vermuten läßt nicht über einen ehemaligen bayrischen Verkehrsminister und dem von ihm verzapften Mist diskutiert werden, sondern es soll um Kuhfladen gehen, die ich am 25.6.2022 auf dem Wank in Garmisch-Partenkirchen eingesammelt habe. Eigentlich war das ja eine Exkursion im Rahmen der Kleinpilztagung, wo nur Pflanzen auf lebendigen Pilzen intererssierten, aber es gibt ja bekanntermaßen auch interessante Pilze auf Pflanzen, die eine Darmpassage hinter sich haben.


    1. Eine Coniochaeta mit Sporen von 8-9 x 6-7 µm, womit ich dann bei Coniochaeta leucoplaca auskomme.


    2. Eine vierzellie Sporormiella mit Sporen von 68-81 µm x 15.4-18.1 µm, Septen transvers, Keimspalte diagonal, so daß ich bei Sporormiella megalospora lande.


    3. Podospora decipiens


    4. Mal wieder ein Schizothecium... Sporen messen 27.4-30.5 x 13.6-16.0 µm, Pedicel sehr klein, 9 x 2 µm. Cauda oben einfach, Cauda unten nicht beobachtbar, die typischen Schizothecium-Haare waren sehr kurz. Ich tendiere zu S. conicum, aber Schizothecium ist ja einfach keine Gattung mit der ich warm werde...


    5. Eine Sporormiella mit kleinen Sporen, die uniseriat im Ascus liegen: Sporormiella pulchella


    6. Ein Saccobolus. Da einige Paraphysen einen gelben Inhalt haben, tendiere ich zur Sekt. Saccobolus. Sporencluster messen 33-34 x 12 µm, Sporen 13-14 x 6-7 µm. Also Saccobolus minimus?


    7. Cystobasidium fimetarium


    8. Thecotheus holmskjoldii


    Björn

  • Hallo zusammen,



    das bayrische Rind macht mit weiterhin sehr viel Freude und Pilze:



    1. Ein goldgelber Saccobolus mit Sporen von 20 x 8-9 µm und Sporenclustern von 49 x 16 µm. Da tendiere ich zu Saccobolus citrinus.


    2. Nochmal Sporormiella pulchella


    3. Als ich gestern Abend dann einfach noch mal in ein paar Perithecien hineingeschaut habe, kam dann das bisherige Highlight des Dungs zu Tage: Eine achtzellige Sporormiella :) Asci waren leider keine mehr zu finden. Sporen messen 51-60 x 12-14 µm, sind achtzellig, wobei die dritte Zelle etwas vergrößert ist. Die Sporenform würde ich eher als keulenförmig denn zylindrisch bezeichnen. Keimspalten sind schräg, die Endzellen halbkugelig. Damit lande ich dann bei Sporormiella octonalis. Was sagen die Expert:innen dazu?


    Björn

  • hier soll es jetzt anders als der Titel es vielleicht vermuten läßt nicht über einen ehemaligen bayrischen Verkehrsminister und dem von ihm verzapften Mist diskutiert werden

    :D:D:D


    Nun, da ist "Dein" bayrisches Rindvieh von ganz anderem Kaliber! :thumbup:

    Eine schöne Bildstrecke zeigst Du von Arten, die ich genauso benannt hätte!

    Besonders beneide ich Dich um Sporormiella pulchella, eine Art, die ich bisher achtmal fand, sie allerdings seit 14 Jahren nicht mehr gesehen habe!


    LG, Nobi

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  • Hallo zusammen,


    zunächst einmal ein erneuter Dank an Nobi für die unermüdlichen Rückmeldungen zu meinen Dungpilzfunden. Was wären die Dungpilze und ich nur ohne dich!


    Zu den Pflanzen auf lebendigen Pilzen...gab es da nicht mal einen Beitrag "Wie kommt das Gras in den Porling?".


    Die Kuh hat übrigens munter weiter Pilze produziert.


    1. Ein Tintling. Das ist ja eigentlich so gar nicht mein Ding, aber ich habe trotzdem mal reingeschaut. Das Velum würde ich als aus länglichen Elementen bestehend bezeichnen, diese dann mit seitlichen Auswüchsen, also nach Nobis Tintlingstabelle Coprinopsis Sect. Alachuani. Basidien 4-sporig, Sporen 16.7+-0.9 µm x 11.9+-1.0 µm, Q=1.4+-0.1 bzw. 14.8-18.0 µm x10.4-13.7 µm, Q=1.2-1.6. Damit landet man eigentlich alternativlos bei C. sclerotiorum. Einziger Haken: Ich konnte kein Sklerotium entdecken. Kann das auch fehlend? Oder ist das im Zweifelsfall eher winzig klein und leicht zu übersehen?

    Velum

    Lamelle

    Sporen


    2. Eine Cercophora. Da schlägt man normalerweise ja auch direkt die Hände über dem Kopf zusammen, aber hier hatte ich Glück: Direkt im ersten Fruchtkörper waren reife Sporen vorhanden. Bei den reifen Sporen mißt der Kopf 16-20 x 9-10 µm, das Pedicel 29-37 x 5-6. Unreife Sporen liegen ~65 x 6 µm. Leider habe ich nicht auf die Caudae geachtet, werde das aber heute noch nachholen. Insgesamt tendiere ich hier zu C. mirabilis oder C. anisura, wobei ich erstere auf Grund der Größe der unreifen Sporen und des Substrats favorisiere.


    Björn

  • Hallo Björn,


    zunächst einmal ein erneuter Dank an Nobi für die unermüdlichen Rückmeldungen zu meinen Dungpilzfunden. Was wären die Dungpilze und ich nur ohne dich!

    Na, nun übertreib' mal nicht! ^^

    Die meisten Dungis knackst Du ja mittlerweile ganz ohne Hilfe! :thumbup:


    Den Tintling sollte man makroskopisch schon als den "Sklerotien-Spechttintling", also C. sclerotiorum ansprechen können.

    Mikroskopisch passt auch alles, sowohl Velum als auch die charakteristischen Sporen.

    Die Art habe ich natürlich selbst noch nicht gesehen und kann mich im folgenden nur auf die Literatur berufen.

    Und da wird stets ein recht auffälliges Sklerotium angegeben. Ob das auch einmal fehlen kann, weiß ich nicht, allerdings ist zB vom Sklerotienporling bekannt, dass dieser nur unter bestimmten Bedingungen Sklerotien ausbildet. Das wäre natürlich auch bei dem Tintling vorstellbar.


    Die Cercophora würde ich ebenfall mirabilis nennen. Da passt auch das Substrat. So gelangen mehr als die Hälfte meiner Eigenfunde an Rind.

    Cercophora anserina hingegen fand ich bisher zu drei Vierteln an Wildlosung (Reh, Hirsch, Wildschwein) - nie an Rind!

    Auch hat die Art deutlich kleiner Sporen als mirabilis. Eigene Messungen der unreifen Sporen 40-50 x 4-5 µm.

    Zur Sicherheit kannst Du Dir ja noch die Caudae ansehen, die bei mirabilis etwa gleichlang sein sollten.


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    was den Tintling angeht, hatte mich gestern Peter Püwert angeschrieben und auf seinen Beitrag im DGfM-Forum verwiesen. Damit konnte ich dann noch mal gezielter suchen und meine entsprechende feste Strukturen in meinem Dung gefunden zu haben.


    Bei der Cercophora habe ich noch mal einen Fruchtkörper geschlachtet (wieder mit reichlich reifen Sporen...) und konnte etwa gleich lange Caudae auf beiden Seiten finden. Dann ist der Fund also auch eingetütet.



    Björn