Bericht vom 02.09.2019: An der Ostsee unterwegs

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  • Ein etwas verspäteter Bericht...
    02.09.2019: An der Ostsee unterwegs

    Liebe Pilz-Freunde,
    in unserem Urlaub an der Ostsee gab es einige Pilzfunde, die ich Euch natürlich gerne zeige.
    Und schon geht es los...

    Fundnummer: 2019-09-02-1032

    Morphologische Daten:

    Fundort: 54 müNN, ca. N54.136, O12.350, MTB: 1840, am Wegrand auf sehr sandigen Boden bei großer Eiche, Zitterpappel, Hartriegel, Hainbuche, und entfernt stehenden weiteren Laubbäumen und auch Nadelbäumen
    Fundzeit: 02.09.2019
    Wuchsform: sehr gesellig
    Hutform: konvex ohne markantem Buckel, bei einem Exemplar jedoch ein deutlicher Buckel
    Hut: Farbe sehr variabel: hell strohgelb bis fuchsig rötlichbraun, Zentrum immer etwas weißlich bereift aussehend
    Huthaut: matt, alt fein schollig und schuppenartig aufreißend
    Hutrand: kaum behangen, alt stark eingerissen
    Lamellen: grau-ockerlich, mit Zwischenlamellen
    Lamellenschneiden: fein weißlich beflockt
    Lamellen-Stielübergang: tief ausgebuchtet angeheftet
    Fleisch: weiß mit gelblichen Schimmer
    Stiel: gelblich weiß
    Stielbereifung: auf ganzer Länge deutlich bereift
    Stielbasis: nicht knollig, nicht verdickt
    Größe: Hutdurchmesser bis ca. 3 cm, Stiellänge bis ca. 4 cm, Stieldurchmesser bis ca. 5 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: vor Ort: absolut nicht spermatisch, sondern fruchtig pilzig. Dann in der Probendose nach dem öffnen sehr gut und stark "vanille- oder kokosartig" - schwer zu beschreiben, irgendwie süßlich aber sicherlich nicht spermatisch.
    Geschmack: nicht probiert

    Ditte teilte mir mit:
    "Nr. 1032 vom 2.9.19 ist Inocybe hirtella var. bispora: typisch sind die kurzen Zystiden, großen Sporen, zweisporige Basidien, gelber Hut mit weißem Velum und ganz bereifter Stiel sowie Marzipangeruch (zumindest beim Liegen in der Dose)"

    Für mich ein sehr schöner Erstfund:
    Zweisporiger Bittermandelrisspilz (Inocybe hirtella var. bispora):
    Bittermandelrisspilz (Inocybe hirtella):
    mush-16540.jpg

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    mush-16542.jpg

    mush-16543.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1053
    Nichts Besonderes, aber diese war wirklich schön anzuschauen...
    Schmetterlingstramete (Trametes versicolor)
    :
    mush-17469.jpg

    mush-17470.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1058
    Zwischen Birken und Buchen fanden sich diese
    Gelben Knollenblätterpilze (Amanita citrina):
    mush-17471.jpg

    mush-17472.jpg

    mush-17473.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1111

    Der nächste Fund musste mikroskopiert werden...

    Morphologische Daten:

    Fundort: 54 müNN, ca. N54.136, O12.350, MTB: 1840, an Todholz - wahrscheinlich Laubholz
    Fundzeit: 02.09.2019
    Wuchsform: 2 Exemplare am Standort
    Hutform: siehe Bilder: jung Kegelstumpf-artig, alt nach oben gebogen
    Hut: weiß, matt
    Hutrand: alt deutlich gezahnt und bewimpert
    Lamellen: sehr weit entfernt und faltig, ader-artig, mit vielen deutlichen Queradern
    Lamellenschneiden: abgerundet, stumpf, kahl
    Lamellen-Stielübergang: gerade angewachsen
    Fleisch: nicht untersucht
    Stiel: weiß, fein behaart, zylindrisch, längsfaserig
    Stielbasis: verdickt, stark myzelfilzig
    Größe: Hutdurchmesser bis ca. 6 mm, Stiellänge bis ca. 1 cm, Stieldurchmesser ca. 1 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: nicht untersucht
    Geschmack: nicht untersucht

    Mikroskopische Daten:


    Stielbekleidung:
    Ohne auffallende Zellen; Zellen zylindrisch glatt, dazu noch feine Haare


    Cheilo- und Pleurozystiden:
    keine zu finden


    HDS:
    Hyphen nicht Igel-stachelig, sondern rundlich, glatt; Dermatozystiden siehe Bild, dickwandig


    mush-17562.jpg


    Sporen:
    Form: fusoid, einseitig abgeflacht
    Maße:
    Präparat: aus Lamellenstück (Exsikkat) ausgewaschen; Untersuchungsmedium: Wasser; Messwertanzahl: n = 42
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,5 × 0,3 µm; von Q: 0,1
    Median: von L × B: 7,1 × 4,5 µm; von Q: 1,6
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 7,2 × 4,5 µm; von Q: 1,6
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich: für L × B: (6,4) 6,5 - 7,8 (8,2) × (3,8) 4,1 - 4,9 (5,1) µm; für Q: (1,3) 1,5 - 1,8 (2)
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 90%-Standardbereich: für L × B: (6,4) 6,4 - 7,9 (8,2) × (3,8) 3,9 - 4,9 (5,1) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,9 (2)
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für L × B: (6,4) 6,6 - 7,8 (8,2) × (3,8) 4,1 - 4,9 (5,1) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,8 (2)
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 90%-Konfidenzintervall: für L × B: (6,4) 6,4 - 7,9 (8,2) × (3,8) 4 - 5 (5,1) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,8 (2)


    mush-17563.jpg


    Diese Daten sind typisch für den

    Genabelten Schleierhelmling (Delicatula integrella)
    :
    mush-17474.jpg

    mush-17475.jpg

    mush-17476.jpg


    Fundnummer: 2019-09-02-1126

    Morphologische Daten:

    Fundort: 54 müNN, ca. N54.136, O12.350, MTB: 1840, an Todholz - wahrscheinlich Laubholz
    Fundzeit: 02.09.2019
    Wuchsform:
    2 Exemplare am Standort
    Hutform: siehe Bilder: alt genabelt
    Hut: weiß, glänzend
    Hutrand: scharfkantig
    Lamellen: nicht untersucht
    Lamellenschneiden: nicht untersucht

    Lamellen-Stielübergang:
    nicht untersucht
    Fleisch: nicht untersucht

    Stiel: weiß, fast kahl, längsfaserig
    Stielbasis: verdickt, stark myzelfilzig
    Größe: Hutdurchmesser bis ca. 6 mm, Stiellänge bis ca. 1 cm, Stieldurchmesser ca. 1 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: nicht untersucht
    Geschmack: nicht untersucht

    mikroskopisch schnell anegschaut - auch das ist der
    Genabelte Schleierhelmling (Delicatula integrella):

    mush-17477.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1130
    Fadenkeulchen (Stemonitis spec.):
    mush-17478.jpg

    mush-17479.jpg

    mush-17480.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1147
    Safran-Scheidenstrifling (Amanita crocea)
    :
    Rotbrauner Scheidenstreifling (Amanita fulva):
    mush-17481.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1202

    Morphologische Daten:

    Fundort: 54 müNN, ca. N54.136, O12.350, MTB: 1840, im feuchten Moos an einem Ast
    Fundzeit: 02.09.2019
    Wuchsform: einzeln
    Hutform: kegelig
    Hut: hellbraun, blass, nach außen hin weiß werdend
    Huthaut: matt, runzelig gerieft
    Hutrand: scharfkantig
    Lamellen: weiß, mit Zwischenlamellen, Queradern am Grund
    Lamellenschneiden: scharfkantig ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang: tief ausgebuchtet angewachsen und minimal herablaufend
    Fleisch: ohne jede Milch, ohne Besonderheiten
    Stiel: grauweiß, etwas befilzt im unteren Bereich, zylindrisch, längsfaserig
    Stielbasis: mycelfilzig
    Größe: Hutdurchmesser 2,3 cm, Stiellänge ca. 8 cm, Stieldurchmesser ca. 3 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: absolut neutral
    Geschmack: fast neutral, minimal pilzig

    Mikroskopische Daten: Ohne Bilder: Cheilozystiden typisch igel-stachelig

    Damit klar der
    Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata):
    mush-17482.jpg

    mush-17483.jpg

    mush-17484.jpg

    mush-17485.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1208
    Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus)
    :
    mush-17486.jpg

    Fundnummer: 2019-09-02-1232

    Morphologische Daten:

    Fundort: 54 müNN, ca. N54.136, O12.350, MTB: 1840, am Wegrand auf sehr sandigen Boden bei großer Eiche, Zitterpappel, Hartriegel, Hainbuche, und entfernt stehenden weiteren Laubbäumen und auch Nadelbäumen
    Fundzeit: 02.09.2019
    Wuchsform: gesellig
    Form: finger-artig, zylindrisch, überhaupt nicht Stäublings-artig oben verdickt
    Oberfläche: siehe Bilder
    Farbe: bräunlich weiß
    Fleisch: weiß, typisch wie bei einem junger Stäubling
    Größe: Durchmesser ca. 5-9 mm, Länge bis ca. 3,5 cm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: sehr stark fruchtig, typisch wie Stäublinge
    Geschmack: nicht untersucht

    Wahrscheinlich der Flaschen-Stäubling (Lycoperdon cf. perlatum):
    mush-17487.jpg

    mush-17488.jpg

    mush-17489.jpg

    mush-17490.jpg

    Das nächste Bild stammt von Matthias, nur mit diesem war es mir möglich Lycoperdon cf. perlatum zu bestimmen.
    Flaschen-Stäubling (Lycoperdon perlatum):
    mush-17496.jpg

    Fundnummer: 2019-09-03-1634

    Morphologische Daten:


    Fundort: 5 müNN, ca. N54, O12, auf einer begrasten Sanddüne
    Fundzeit: 03.09.2019
    Wuchsform: gesellig
    Hutform: jung konvex, alt ausgeflacht
    Hut: weiß mit zimtfarbenen flecken
    Lamellen: weiß mit orange-Schimmer und rotbraunen Flecken
    Lamellen-Stielübergang: fast frei
    Stiel: weiß mit rotbraunen Flecken
    Größe: Hutdurchmesser ca. 4-8 cm, Stiellänge ca. 5-15 cm, Stieldurchmesser ca. 6-9 mm
    Sporenpulverfarbe: nicht aufgenommen
    Geruch: gut pilzig
    Geschmack: bitter

    Gefleckter Rübling (Rhodocollybia maculata):
    mush-17491.jpg

    mush-17492.jpg

    mush-17493.jpg

    mush-17494.jpg

    mush-17495.jpg

    Das war's für heute....
    Ich hoffe Ihr hattet viel Spaß und freue mich auf Eure Kommentare.
    Beste Grüße
    Dieter

  • Hallo Dieter,


    es hat mir Spaß gemacht Deinen Bericht zu lesen und Freude bereitet, die Bilder zu betrachten.


    Danke für's Zeigen.


    LG,

    Steffen

  • Hallo Dieter,


    danke für das Zeigen deiner schönen Funde.

    Deine Aufnahmen sind sehr gut gelungen!


    Besonders hübsch finde ich die kleinen Stäublinge! Ich freue mich immer, wenn ich die finden kann.


    Mich hätte der untere Stielbereich des Rüblings interessiert. Ist der wohl rübenartig verlängert?


    LG, Martin

  • Hallo Dieter,


    das waren noch Zeiten als es richtige Pilze in D. gab. Danke fürs Zeigen der wieder einmal toll gemachten Aufnahmen.


    Bei Amanita crocea melde ich aber meine Zweifel an. Dein Fund ist mir viel zu braun und hat für mich auch viel zu wenig Stielnatterung.



    Die Flaschenstäublinge könnten auch Igelstäublinge sein. Da gibt es, so glaube ich, auch eine weiße Art.


    VG Jörg

  • Hallo zusammen,

    Mich hätte der untere Stielbereich des Rüblings interessiert. Ist der wohl rübenartig verlängert?

    Ja, die Rhodocollybia maculata hat schon immer einen etwas wurzelnden Stiel


    Bei Amanita crocea melde ich aber meine Zweifel an. Dein Fund ist mir viel zu braun und hat für mich auch viel zu wenig Stielnatterung.

    Tja, war für mich eigentlich vor Ort klar.... kennen auch sonst keinen Scheidenstreifling mit Safran-oranger Farbe.

    Die Flaschenstäublinge könnten auch Igelstäublinge sein. Da gibt es, so glaube ich, auch eine weiße Art.

    Ja, genau - deshalb nur cf.

    Beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    Safran-oranger Farbe.

    bei mir auf dem Bildschirm sieht der ziemlich dunkelbraun aus aber Du hast ihn ja im Original gesehen. Da wird es schon stimmen.


    VG Jörg

  • Moin!


    Achja, früher ganb's mal Pilze, da lohnte es sich auch, so wundeschöne Aufnahmen zu machen.
    Hat sich auch wirklich geloht, weil toller Lichtblick in dieser trüben Zeit. :thumbup:


    Die fragliche Amanita würde ich für fulva halten. Passt doch farblich irgendwie besser, auch hinsichtlich der Stieloberfläche und - last but not least! - rostfleckiges Universalvelum / Scheide. Des geht ned bei crocea, da ist die Scheide weiß und bleibt auch weiß. :gzwinkern:



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Flechten gibt's immer und die sind auch sehr schön.

    Aber ich fürchte, das tröstet einen Pilzer nicht im geringsten...


    LG, Martin

  • Grüß dich, Dieter, eine kleine Korrektur zur Benennung des Risspilzes: Das ist jetzt schlicht Inocybe hirtella (also nicht mehr "var. bispora"). (Das wird in einem unserer letzten Artikel ausgeführt).

    Herzlich, Ditte

  • Die fragliche Amanita würde ich für fulva halten. Passt doch farblich irgendwie besser, auch hinsichtlich der Stieloberfläche und - last but not least! - rostfleckiges Universalvelum / Scheide. Des geht ned bei crocea, da ist die Scheide weiß und bleibt auch weiß.

    Oh ja - stimmt. na dann ändere ich den mal so ab.


    Grüß dich, Dieter, eine kleine Korrektur zur Benennung des Risspilzes: Das ist jetzt schlicht Inocybe hirtella (also nicht mehr "var. bispora"). (Das wird in einem unserer letzten Artikel ausgeführt).

    Herzlich, Ditte

    Danke Ditte für das Update --> werde ich so ändern.

    Beste Grüße

    Dieter

  • Salve, Martin!


    Doch, Flechten find' ich in der Tat auch toll. Sind ja ebenfalls Pilze, insofern...
    Klar, mein fachbereich ist das nicht, man kann sich nicht mit allen mykologischen fachbereichen befassen. Dennoch: Da fällt mein Auge auch drauf, ob ein Biotop eine bemerkenswerte Flechtenvielfalt bildet. Und schön sind sie sowieso, diese Algen - Pilz - Symbiosen!



    LG; Pablo.