Zucht von Champignons

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  • Stimmt, Steffen, für Champignonsubstrat ist Übergießen mit Wasser keine Option. Auch, weil man damit Nährstoffe aus dem Substrat schwemmt und man anschließend das Wasser schlecht wieder los wird. Bei Strohballen kann man das machen, muss man halt gut abtropfen lassen. Aber bezüglich des Champignonsubstrats frage ich mich gerade, wie ich das auf die entsprechende Temperatur kriege. Insbesondere bei größeren Mengen ist das ein sehr großes Problem. Bei kleineren Mengen unter 20 Liter wäre Erhitzen oder gar Sterilisieren im Autoklav noch machbar. Eine andere Möglichkeit sehe ich da nicht.

  • Hi,


    ich habe überhaupt und gar keine Ahnung von Pilzzucht. Insbesondere nicht in großem Maßstab. Für Zucht von Rosenseitlingen habe ich aber mal Strohpellets erhitzen müssen. Ich habe die in einen sehr stabilen, großen Müllbeutel gepackt und im Backofen bei 85 °C über einen längeren Zeitraum durcherhitzt. Das ginge mit geringeren Mengen ja auch mehrmals. Die Vorstellung von Mist im Backofen ist halt nicht so die Allerfeinste.


    LG Michael

  • Das Erhitzen ging in der Anlage mit Heißluft. Der Boden war hohl, mit 20 mm Blech abgedeckt und diese mit 20 mm Löchern versehen. Dadurch wurde die Heißluft mit Druck in das Substrat eingeleitet und oben an der Decke wieder abgesaugt. Ein Kreislauf also.


    LG,

    Steffen

  • Hallo zusammen,

    Für Zucht von Rosenseitlingen habe ich aber mal Strohpellets erhitzen müssen. Ich habe die in einen sehr stabilen, großen Müllbeutel gepackt und im Backofen bei 85 °C über einen längeren Zeitraum durcherhitzt.

    Strohpellets habe ich immer in einen Beutel getan und mit einer genau abgewogenen Menge kochendem Wasser übergossen und in einer Styroporbox gestellt, damit sie lange möglichst warm blieben. Das war einfach und hat immer gut funktioniert. Für in der Wohnung ist kaum ein Substrat besser geeignet als Strohpellets: nehmen nicht viel Platz weg und sind leicht zu handhaben :)

    Das Erhitzen ging in der Anlage mit Heißluft. Der Boden war hohl, mit 20 mm Blech abgedeckt und diese mit 20 mm Löchern versehen. Dadurch wurde die Heißluft mit Druck in das Substrat eingeleitet und oben an der Decke wieder abgesaugt. Ein Kreislauf also.

    Ah okay. Heißluft ließe sich ja noch leicht erzeugen, aber mit Pferdemist? Naja, mal schauen. Für die kleine Testmenge reicht auch der Autoklav. Vielleicht mache ich da mal einen Vergleich von ~72° und 121°C in Bezug auf den späteren Ertrag.


    LG Oliver

  • Hallo,


    nicht die Ausgangsmaterialien sollen pasteurisiert werden, sondern das fertige Substrat, kurz bevor es eingebracht und direkt danach beimpft wird.


    Nebenbei: Strohpellets sind natürlich eine feine Sache.



    MfG

  • Moin Steffen,

    nicht die Ausgangsmaterialien sollen pasteurisiert werden, sondern das fertige Substrat, kurz bevor es eingebracht und direkt danach beimpft wird.

    Ja, klar. Da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt. Was ich meinte: Trockene, lockere Materialien lassen sich viel leichter mit Heißluft behandeln. Andererseits bin ich vielleicht von den üblichen Sterilisationsmethoden etwas in die Irre geleitet worden, denn da ist klar, dass für feuchte Materialien Druck und heißer Dampf verwendet werden muss. Ganz einfach, weil Wasser ohne Überdruck die 100°C nicht übersteigt. Bei Pasteurisation sollte das aber kein Problem sein, sofern lange genug erhitzt wird.


    Mal schauen. Im Moment grübele ich noch über die Fermentation. Über die Pasteurisaton mit Heißluft oder vielleicht doch Dampfsterilisation kann ich mir später noch Gedanken machen. Das wird vermutlich auch nur mit einigem Bastelaufwand und einem Gas-Heißlüfter funktionieren. Zumindest wüsste ich ad hoc nicht wie. Und der Aufwand ... da wäre die Sterilisation zumindest für eine kleine Menge dann doch einfacher. Oder ich verzichte auf die Nachbehandlung und lebe einfach mit geringerem Ertrag.


    Mit Stroh ist so viel einfacher ... was hat mich nur geritten? :D


    Grüße


    Oliver

  • Ich dachte da zum Beispiel an den Anis-Champignon (Agaricus arvensis), der sich auch auf Pferdemist kultivieren lassen soll und mal etwas anderes ist als der übliche Zuchtchampignon. Wobei ich den noch nie probiert habe (wie schmeckt der denn?). Oder eventuell auch den Riesenschampignon (Agaricus augustus), dessen Hüte sich vermutlich erstklassig befüllen lassen sollten.

    Servus Oliver,


    Agaricus augustus ist ein starker Cadmium- und Quecksilbersammler und enthält zudem mit die höchste Konzentration an Agaritin. Da die Anisegerlinge Cadmium zum Fruktifizieren benötigen, müsste er auch in Kultur entsprechend hoch belastet sein (oder eben nicht fruktifizieren). Bezüglich des Quecksilbers könnte sein, dass gezüchtete nicht so stark belastet sind. Das Agaritin ist aber sicher unabhängig vom Substrat.


    Agaricus arvensis ist ebenfalls stark cadmiumbelastet. Nicht so extrem wie der makroskopisch ähnliche Agaricus urinascens, aber doch sehr deutlich.


    Cadmium akkumuliert sich aufgrund der großen biologischen Halbwertszeit im Körper und kann Organschäden auslösen.

    Quecksilber ist auch nicht gerade gesund. Und Agaritin steht im Verdacht, Krebs auslösen zu können.


    Kurz gesagt: ich würde dir raten, beim Zuchtegerling zu bleiben. Da hast du weniger Probleme mit Cadmium und Quecksilber und auch der Aharitingehalt ist für die Gattung eher moderat.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    ui, da habe ich ja gar nicht mit gerechnet, dass die Schwermetalle sogar zum Fruchten benötigen! Dass Pilze Schwermetalle anreichern, ist mir bekannt gewesen, ist aber ja eher beim Sammeln auf belasteten Böden ein Problem.


    Viele Grüße


    Oliver