Eichenmosaikschichtpilz semipileat?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.664 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    Am Samstag war ich gemeisam mit lieben Pilzfreunden im Solling unterwegs. Bei dieser Gelegenheit steuerten wir eine Stelle an, an denen mein Pilzfreund vor ein paar Jahren einen vermutlichen Mosaikschichtpilz fand. Zu unser aller Freude wuchs er noch immer dort. Ich war gestern nochmal vor Ort, um in Ruhe zu fotografieren, dabei sind mir einige Fruchtkörper aufgefallen, die beinahe semipileat wachsen. Ich habe mir das so erklärt, dass es ja mehrjährige Fruchtkörper sind, die pro Jahr immer eine neue Hymeniumschicht über der Alten ausbilden, und im Laufe der Jahre wird das einfach dick. Ein paar Fruchtkörper haben dennoch meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen:




    gerade hier auf dem Bild sieht es wiklich fast nach Hüten aus, die ausgebildet werden:


    Ich hab die Bilder gestern auf Facebook gepostet, und es kam eine berechtigte Rückfrage zu den beinahe pileat wirkenden Fruchtkörpern.

    Ich selbst war ja auch verwundert, habe mich allerdings mit der erdachten Erklärung zufrieden gegeben.

    Dennoch bin ich mir jetzt unsicher, ob ich es mir damit nicht zu einfach gemacht habe?

    Also baue ich nun auf euer Wissen - liegt dieses semipileate Wachstum im Rahmen der Variationsbreite dieser Art?

    Anbei noch ein paar Bilder mehr, damit an der Artbestimmubng kein Zweifel aufkommt:




    Vielen Dank an euch,


    Liebe Grüße,

    Carina

  • Hallo, Carina!


    Huch, das ist aber ungewöhnlich.
    Abgesehen von den wirklich ausgeprägten Hutkanten schaut das wirkklich total nach Xylobolus aus. Für einen Moment hatte ich überlegt, ob da die Fruchtkörper von zwei ganz veschiedenen Arten durcheinanderwachsen (zB Stereum rugosum + Xylobolus frustulatus), auf den zweiten Blick gehört das aber wohl schon alles zusammen.


    Nun werden die Fruchtkörper von Xylobolus in der Tat ziemlich dick... Sind die eigentlich tatsächlich mehrjährig, oder wie machen die das?
    Mal angenommen jedenfalls, daß die am Substrat gebildeten Fruchtkörper mitunter dauerhafter sind als die Oberfläche des Substrates selbst, dann verwittert quasi das Substrat unter den Fruchtkörpern, was automatisch die Form der Fruchtkörper verändert. Allerdings ist das, wass auf den ersten drei Bildern zu sehen ist, schon eine richtige Hütchenbildung, was normalerweise bei Xylobolus frustulatus (Mosaik - Schichtpilz) nicht vorkommen sollte.
    Es sei denn, das wäre ein Trick, um mit der bemoosten Substratoberfläche klar zu kommen: Auch das kann das Aussehen von Fruchtkörpern ja stark beeinflussen.


    Sinn der langen Rede: Ich weiß es auch nicht, aber ich halte es für möglich, daß ein Mosaikschichtpilz sowas kann. Aber ich würde gerne mal das Thema ins "Holzpilzbrett" verschieben, einen Hilferuf an Tomentella absetzen, und die ewige Frage nach den Mikrodetails noch in den Raum werfen...



    LG; Pablo.

  • Hallo Carina und Pablo,


    Xylobolus frustulatus ist mehrjährig und die Fruchtkörper werden dann relativ dick. Wenn sich dann die sonst festen Ränder witterungsbedingt mal abheben, kommt die braunschwarze Farbe des Subikulums zum Vorschein und der Pilz wirkt deshalb vielleicht etwas semipileat. Seine typische Wuchsform entwickelt sich auf glattem Holz, gern auf Schnittflächen. Zwischen Moosen auf der sehr unebenen Oberfläche kann er sich schon mal ewas anders entwickeln. Ganz sicher wäre natürlich eine mikroskopische Untersuchung, aber ich denke schon, dass es nichts anderes ist.


    Es gibt noch eine sehr seltene pileate Art dieser Gattung, Xylobolus subpileatus, der deutliche, gezonte Hüte ausbildet, die von oben wie Stereum subtomentosum oder Trametes versicolor aussehen können.


    LG

    Frank

  • Hallo Pablo, Hallo Frank,


    ....ich danke euch für eure Einschätzung und fürs drüber schauen!

    Also ist es einfach eine ungewöhnliche Wuchsform für frustulatus, dann bin ich beruhigt.

    Es war ein Erstfund für mich, der mich sehr gefreut hat - der Standort ist Günther Schier schon seit mehreren Jahren bekannt.

    Aber da dann Rückfragen kamen aufgrund der Wuchsform, war ich doch verunsichert. Aber ich bin froh, dass ihr mir meinen Gedackengang bestätigen konntet.

    Beorn , mikroskopiert hab ich ihn ehrlicherweise nicht. Falls ich dort nochmal vorbei käme und mir zufällig was in die Tasche rutschen sollte, worauf müsste ich achten unter dem Mikroskop? Hab ich als Mikroskopiebeginnerin überhaupt Chancen, da was zu erkennen?


    Vielen Dank ihr beiden!


    Liebe Grüße,

    Carina

  • Hallo, Carina!


    Das ist in der Tat fraglich. Weil der so hart ist und schauderhaft zu präparieren.
    Wenn allerdings Frank hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Xylobolus frustulatus erkennt, dann ist das schon eine ziemlich sichere Einordnung.
    Danke an der Stelle an Frank, daß die Fruchtkörper tatsächlich mehrjährig sind. :thumbup:


    Beim Durchgucken meiner eigenen Bilder der Art fällt mir übrigens erstens auf, daß ich wohl noch nie einen mit fotografierbaren Sporen gefunden habe, und zweitens durchaus auch schon mal solche Andeutungen von "ablösenden" Fruchtkörpern gesehen hatte:







    LG, Pablo.