Sportplatz-Pilze

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.879 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Hallo zusammen,


    unverhofft kommt oft: Nach mittlerweile wochenlanger Trockenheit und Hitze in meiner Gegend (nördliches BaWü) ist an Pilze eigentlich nicht zu denken. Umso erfreuter war ich, beim Fußballtraining auf einem (bewässerten) Rasen auf einige Champignons zu stoßen.


    Die Fruchtkörper verfärben sich nicht bei Verletzung und riechen angenehm pilzig. Zusammen mit dem Standort bin ich beim Wiesenchampignon gelandet.


    Unsicher bin ich mir bei diesen kleinen Pilzchen, die sehr gesellig in Grüppchen den Mittelkreis bevölkerten:


    Ohne wirklich eine Ahnung zu haben, hätte ich jetzt mal irgendetwas in Richtung Agrocybe vermutet.

    Habt ihr Tipps, wie man bei der (makroskopischen) Bestimmung von solchen Funden weiterkommt? Ist bei so kleinen Früchtkörpern ein Sporenabdruck möglich/sinnvoll?


    Vielen Dank fürs Lesen/Antworten und einen schönen Sonntag.

  • Hallo Michel,

    bei den Champignons kommt es darauf an, ob sich die Stielbasis (der "Fuß") beim Anschnitt schnell leuchtend gelb verfärbt. Das in Verbindung mit einem tintenartigen Geruch würde zum stark unverträglichen Karbolchampignon führen, den man vor dem Essen unbedingt ausgeschlossen haben sollte. Die Pilze Nr. 2 dürften - ohne jede Gewährleistung - Nelkenschwindlinge sein. Auch bei so kleinen Fruchtkörpern kannst du Sporenpulver bekommen. Du solltest dafür die am weitesten aufgeschirmten Hüte nehmen. Wenn du Glück hast, stehen mehrere Pilze dicht nebeneinander, und auf den unteren Hüten findet sich weißlicher oder bräunlicher Staub, da hättest du dann einen Sofort-Sporenabwurf. Beim Nelkenschwindling sollte das Sporenpulver blass cremeweißlich sein. Agrocybe hätte dagegen braunes Sporenpulver.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,


    Das mit dem Anschneiden und der Gelbverfärbung habe ich bereits gemacht- ist nicht passiert.

    Du hattest mal vor einigen Jahren im Forum einen kleinen Feld-Bestimmungsschlüssel für Champignons zusammengestellt, an dem ich mich orientiert habe (danke dafür übrigens🙂). Den Nelkenschwindling werde ich mir nochmal genau anschauen, und den Sporenabdruck habe ich jetzt auch mal vorbereitet- mal schauen, was dabei herauskommt.

    Danke für die Antwort und viele Grüße,

    Pilzmichel

  • Das mit dem Anschneiden und der Gelbverfärbung habe ich bereits gemacht- ist nicht passiert.

    Hallo

    Besser ist an der Stielbasis etwas "herumzukratzen" und etwas warten. Die Giftchampis müssen nicht unbedingt nach Karbol riechen. Und mit dem Gilben tun die sich auch manchmal schwer.

  • Moin,


    Champignons erkenne ich da auch, die anderen gar nicht.

    Aber ich sammel auch keine Champignons, das ist mir noch zu unbekannt, das ist ein weites Feld, wo man sich schnell vertun kann, ziemlich schwierig.

    Die kaufe ich dann lieber vom Züchter regional.

    Bei denen würd ich aufpassen, wenn man die nicht zu 100% auseinanderhalten kann.

    Manche Arten speichern auch nicht ganz wenig Schwermetalle.

    Die Frage wäre auch, ob der Sportplatz in irgendeiner Form mit Dünger oder Pestiziden behandelt wurde, dann sowieso nicht.


    LG

    Daniel

  • Hallo nochmal,


    Der Tipp mit dem Ankratzen ist gut Uwe58, dankeschön. Meine Funde zeigen aber keinerlei Reaktion, was wohl auch typisch für Wiesenchampignons ist.

    Das mit den Schwermetallen muss man natürlich immer im Hinterkopf haben, ich glaube manch ein PSV gibt Champignons deswegen auch grundsätzlich nicht zum Verzehr frei.


    VG, Michel

  • Hallo Michel

    das mit den PSV, die keine mehr freigeben, das habe ich auch schon gehört. Dieser youtuber "snokri" hatte das auch mal gesagt, daß er die nicht mehr freigibt.

    Ist halt eine komplexe Materie, in dieman sich reinfuchsen muß. Ich erkenne manche recht gut als Champignons, aber was das wirklich für Arten sind, schwierig, mit denen kenne ich mich gar nicht aus. Die kaufe ich dann eben.


    LG

    Daniel

  • GriasDi Daniel,

    das mit dem "freigeben" ist immer so eine Sache. Was heißt denn das? Ich kann dem Ratsuchenden ja nicht die Schwammerl wegnehmen bzw konfizieren, damit er sich ja nicht vergiftet. Ich klär halt auf und geb ihm auch seine Knollis oder andere Giftpilze wieder mit. Bei den Champignons ist es genauso. Ich selbst hab jahrelang Anis-, Riesen-, Wiesen- und Waldchampignons gegessen. Dass es verschiedene Anischampignons gibt, hab ich mir damals schon gedacht. Und auch bei den "Wiesen"- und rötenden "Waldchampignons" schauten natürlich nicht alle gleich aus. Heute weiß ich das natürlich alles besser und kläre über Karbolchampignons, Cadmiumsammler, Agaritin und auch dem Doppelgänger des Wiesenchamignons auf. Ich bin aber letztendlich nur ein Pilzberater. Was der dann damit macht liegt in seiner Verantwortung, und ist mir letztlich auch relativ egal. D.h. ich klär speziell bei der Gruppe der Anischampignons auf und sag, dass ich sie aus bekannten Gründen nicht mehr esse. Vllt meinst Du ja das mit "nicht mehr freigeben".

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Werner,

    ja genau das meine ich.

    Die genaue Aufklärung vor Ort, was es ist und die Aufklärung dazu. Danach muß das jeder natürlich für sich selbst entscheiden, was er damit macht.

    Ich meine damit ja auch, das du als PSV z.b. hier zwar bei manchem relativ sicher sagen kannst, worum es sich handelt, aber letztendliche Gewissheit gibts nur per Foto nicht.


    LG

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    wenn ein Pilzberater einen Pilz zum Essen "freigibt", bedeutet das, dass er die Haftung dafür übernimmt, wenn es in der Folge zu einer Vergiftung kommt. Wenn er das auf digitalem Weg macht, verliert er seinen Versicherungsschutz wegen grober Fahrlässigkeit und zahlt für die Folgen aus eigener Tasche. Die körperlichen Vergiftungserscheinungen muss der Ratsuchende dagegen alleine tragen, so dass es sich lohnt, danach zu fragen, wer das denn nun ist, der den Pilz "freigibt"..

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Servus Michel,


    deine Champignons sehen interessant aus. Der Wiesenegerling hat keinen so ausgeprägt doppelten Ring ("Zahnradkranz"), den kann man also direkt ausschließen. Es kann aber schon etwas aus der Sektion sein. Wäre leicht zu prüfen, da dann die Chelocystiden fehlen oder nur sehr vereinzelt vorkämen.

    Rein makroskopisch wäre Agaricus pampeanus möglich. Der hat auch gerne diesen stärker schuppigen Hut und wächst eben auch auf entsprechenden Wiesen. Ich kenne eine Wiese, wo beide, Agaricus campestris und Agaricus pampeanus wachsen. Man kann sie da direkt am Ring (wenn jung) von unten unterscheiden. Agaricus pampeanus hat längere Sporen als A. campsteris und der Keimporus ist nur angedeutet.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    das ist ja sehr interessant, das mit dem "Zahnradkranz" ist mir bisher nirgends begegnet. Leider habe ich weder das Equipment noch das Know-How um die Champignons zu mikroskopieren, deswegen werde ich die Art wohl nicht mit Sicherheit bestimmen können.

    Kleiner Nachtrag noch zum anderen Fund: Es scheinen tatsächlich Nelkenschwindlinge zu sein, der Sporenabdruck ergab cremeweißliches Sporenpulver.


    Viele Grüße,

    Michel

  • Servus Michael,


    der "Zahnradkranz" ist insbesondere bei Anisegerlingen sehr schön zu sehen. Man erkennt da, dass der Ring soppelt ist, also aus dem Teilvelum und dem Gesamtvelum besteht. Der Zahnradkranz wird vom Gesamtvelum gebildet. Bei Agaricus campestris ist das Gesamtvelum nicht häutig, sondern mehr spinnwebartig, weshalb der Ring zwar auch doppelt ist, aber keine zweite Haut zeit, die so zahnradartig aufreißt. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph