Pilzwanderung Teil 2

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 5.608 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ibex.

  • Hallo liebe Pilzfreunde


    Da bei uns momentan sehr gutes Pilzwetter herrscht, war ich die letzten Tage öfters unterwegs und durfte viele Pilze beobachten, fotografieren, sammeln, essen und untersuchen. :) Wie ich mitbekommen habe, herrscht in vielen Regionen leider grosse Trockenheit, was natürlich auch für die Pilze schlecht ist. Aber soweit ich von ein paar Leuten gehört habe, sollte diese Woche bei einigen endlich der erhoffte Regen einsetzen. Ich wünsche es euch wirklich sehr. :thumbup: Dann bin ich mir sicher, werden auch bei euch die Pilze nur so aus dem Boden spriessen.

    Jetzt nutze ich aber noch einmal die Gelegenheit und stelle euch ein paar meiner Funde der letzten Tage vor, von denen ich glaube, dass ich sie bestimmen konnte. Korrekturen sind wie immer sehr willkommen. In nächster Zeit möchte ich dann noch einen Thread erstellen, mit Pilzen, die ich nicht bestimmen konnte. Gefunden wurden die Pilze in einem Nadelwald (Fichten, Lärchen und Arven) auf etwa 1700 bis 1750m ü.M.. Falls ihr zu einem Pilz genauere Angaben möchtet, bitte einfach nachfragen, sofern möglich werde ich sie euch liefern.


    1. Pechschwarzen Milchling - Lactarius picinus

    1a:


    1b:


    1c:


    1d ein Baby :):


    1e:



    2. Fichtenreizker - Lactarius deterrimus

    2a:


    2b:


    2c:



    3. Grubiger Milchling - Lactarius scrobiculatus

    3a:


    3b:



    4. Zweifarbiger Lacktrichterling - Laccaria bicolor

    4a:


    4b:


    4c:


    4d:


    4e:


    4f:



    5. Vermutlich Koralle - Ramaria Sp. Ich weiss, wie kompliziert diese Gattung ist, daher bin ich mir auch ziemlich sicher, dass ohne Mikroskop keine Art herausgefunden werden kann.

    5a:


    5b:


    5c:


    5_2a: Vermutlich eine weitere Koralle - Ramaria Sp.



    6. Brauner Filzröhrling - Xerocomus ferrugineus. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, es könnte vielleicht auch eine Ziegenlippe - Xerocomus subtomentosus sein. Ich empfinde hier den Stiel als etwas undeutlich und tue mich oft noch etwas schwer damit, einzuschätzen, ob das jetzt ein feines Netz ist, oder nicht. Gefunden wurde der Pilz bei einer Fichte. Gerne höre ich eure Meinung dazu.

    6a:


    6b:


    6c:


    6d:


    6e:



    7. Gemeiner Erdrittlerling - Tricholoma terreum. Korrektur von Clavaria: Vermutlich Brennendscharfer Ritterling - Tricholoma virgatum. Geruch neutral. Update: Geschmack sehr bitter. Das orange bei Bild 7c & 7d ist nur eine Verunreinigung und stammt nicht vom Pilz.

    7a:


    7b:


    7c:


    7d:


    7e:


    7f:



    8. Amiant Körnchenschirmling - Cystoderma amianthinum

    8a:


    8b:


    8c:


    8d:



    9. Zitronengelber Raukopf - Cortinarius limonius. Bei Fichten im Moos stand eine grosse Gruppe mit FK in allen Grössen. Durch die hygrophanen Hüte dachte ich an Cortinarius limonius.

    9a:


    9b:


    9c:


    9d:


    9e:


    9f:


    9g:


    9h:


    9i:



    10. Sparriger Schüppling - Pholiota squarrosa

    10a:


    10b:


    10c:


    10d:


    10e:


    10f:



    11. Grauhäutiger Scheidenstreifling - Amanita submembranacea

    11a:


    11b:


    11c:


    11d:


    11e:


    11f:


    11g:


    11h:


    11i M.M.n. so ein schöner Pilz, dass ich auch noch einen Sporenabdruck machen wollte:



    12. Steinpilz - Boletus edulis

    12a:


    12b:



    Ich hoffe ihr habt bis hierher durchgehalten. :thumbup: Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Besten Dank schon im Voraus.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

    2 Mal editiert, zuletzt von ibex ()

  • Hallo Benjamin


    Wie kommt es nur dass du so viele Pilze findest... gratuliere!


    Bist du dir bei Nr. 7 sicher? Für Tricholoma terreum gefällt mir der Habitus nicht.

    Ich hätte jetzt vermutet, der ist brennend scharf wenn du reinbeisst.

    Dieser spitze Buckel und der eher schlanke Habitus wären typisch für Tricholoma virgatum.


    Gruss Raphael

  • Hallo Benjamin,

    Da wir hier die Mittelhessische Trockensteppe haben kann ich nur vor Neid erblassen.

    Ansonsten hätte ich das wohl ähnlich gesehen wie du - bei Cortinarius hätte ich mich nicht zur Bestimmung getraut.

    Gruß

    Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Hi.


    Da kommt ein wenig Neid auf...


    Der Braune Filzröhrling passt. Der gehört auch eher in das Habitat. Schnittbild, Farbe, Regeneration des Hutfilzes - passt alles. So Pseudo-Netze am Stiel sind bestimmungstechnisch wenig relevant für die Abgrenzung zur Ziegenlippe. Lediglich bei Xerocomus chrysonemus wäre das Netz überwiegend mit am Start (kommt hier aber nicht in Frage).


    Der Ritterling scheint auf Bild 7d zu gilben, wenn das keine Kontamination ist. Das sollte T. terreum eigentlich nicht machen.


    LG,

    Schupfi

    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]
    93 Chibs - APR-Gebühr 2024 = 83 Chibs

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für eure Rückmeldungen.

    Bist du dir bei Nr. 7 sicher? Für Tricholoma terreum gefällt mir der Habitus nicht.

    Ich hätte jetzt vermutet, der ist brennend scharf wenn du reinbeisst.

    Dieser spitze Buckel und der eher schlanke Habitus wären typisch für Tricholoma virgatum.

    Nein, ich bin nicht sicher. Ich bin zumindest schon mal froh, dass ich in der richtigen Ecke Tricholoma gelandet bin. ^^ Und das auch nur, weil mich der Pilz irgendwie an den Seifenritterling, den ich mal gefunden habe, erinnert hat. Komisch finde ich nur, dass ich als Geruch "relativ neutral" notiert habe. Ich habe den Hut vom Pilz noch hier, allerdings riecht er für mich immer noch ziemlich neutral, maximal leicht erdig. Jetzt habe ich mich endlich mal überwunden in Täublinge reinzubeissen und jetzt soll ich auch noch in Ritterlinge beissen? :) Der Pilz sieht heute nicht mehr so ganz frisch aus, gibt es eine andere Möglichkeit als reinbeissen? Andere Merkmale, welche die beiden abgrenzen? Obwohl, wenn du und Werner mit seinem Like dem Tricholoma virgatum zustimmen, denke ich, sollte das ohnehin passen.


    bei Cortinarius hätte ich mich nicht zur Bestimmung getraut.

    Ich wünsche dir möglichst bald Regen, Norbert. Ja, Cortinarius ist wirklich immer schwierig aber auf Grund des hygrphanen Hutes habe ich mich getraut eine Vermutung zu äussern. :)


    Der Braune Filzröhrling passt. Der gehört auch eher in das Habitat. Schnittbild, Farbe, Regeneration des Hutfilzes - passt alles. So Pseudo-Netze am Stiel sind bestimmungstechnisch wenig relevant für die Abgrenzung zur Ziegenlippe. Lediglich bei Xerocomus chrysonemus wäre das Netz überwiegend mit am Start (kommt hier aber nicht in Frage).

    Vielen Dank Schupfnudel für deine Einschätzung. Kannst du evtl. kurz erklären, durch welche Merkmale du so sicher zum Braunen Filzröhrling kommst? Ich habe diese Pilze (Ziegenlippe, Brauner Filzröhrling, usw.) hier bei uns bisher noch nicht gefunden, daher kenne ich sie noch ziemlich schlecht.


    Der Ritterling scheint auf Bild 7d zu gilben, wenn das keine Kontamination ist. Das sollte T. terreum eigentlich nicht machen.

    Ich habe oben geschrieben, dass dies bei Bild 7c und 7d bitte nicht zu beachten ist, es ist nur eine Kontamination nämlich von einer Riesengallertträne. :)


    LG

    Benjamin

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  • Nein, ich bin nicht sicher. Ich bin zumindest schon mal froh, dass ich in der richtigen Ecke Tricholoma gelandet bin. ^^ Und das auch nur, weil mich der Pilz irgendwie an den Seifenritterling, den ich mal gefunden habe, erinnert hat. Komisch finde ich nur, dass ich als Geruch "relativ neutral" notiert habe. Ich habe den Hut vom Pilz noch hier, allerdings riecht er für mich immer noch ziemlich neutral, maximal leicht erdig. Jetzt habe ich mich endlich mal überwunden in Täublinge reinzubeissen und jetzt soll ich auch noch in Ritterlinge beissen? :) Der Pilz sieht heute nicht mehr so ganz frisch aus, gibt es eine andere Möglichkeit als reinbeissen? Andere Merkmale, welche die beiden abgrenzen? Obwohl, wenn du und Werner mit seinem Like dem Tricholoma virgatum zustimmen, denke ich, sollte das ohnehin passen.

    Hallo Benjamin


    Tricholoma virgatum hat keinen auffälligen Geruch. Das würde schon passen. Die Hutform, der Buckel und der Geschmack sind die wichtigsten makroskopischen Merkmale.

    Ich hätte jetzt keine Skrupel den zu probieren, ist ja kein Knollenblätterpilz.

    Nicht am Rand, eher in der Mitte ein wenig Fleisch das noch gut aussieht rausschneiden, probieren und eine Weile drauf rumkauen.

    Übrigens habe ich nochmal nachgelesen, der ist wohl nicht immer richtig scharf, kann auch nur bitter sein oder wird nur nach einigem Kauen scharf.


    Naja, andere hier kennen sich besser mit Ritterlingen aus, vielleicht meldet sich noch jemand.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael

    Nicht am Rand, eher in der Mitte ein wenig Fleisch das noch gut aussieht rausschneiden, probieren und eine Weile drauf rumkauen.

    Übrigens habe ich nochmal nachgelesen, der ist wohl nicht immer richtig scharf, kann auch nur bitter sein oder wird nur nach einigem Kauen scharf.

    Du hast mich überredet und ich habe noch ein kleines Stück probiert. Er ist wirklich sehr bitter, aber nach meinem Empfinden nur leicht scharf. Es kann aber auch sein, dass ich die Schärfe nicht so stark wahrnehme, da ich öfters und gerne mal scharf esse. :) Aber er ist auf jeden Fall sehr bitter. Ist die Geruchsbeschreibung auf Pilze 123 evtl. falsch? https://www.123pilzsuche.de/da…endscharferRitterling.htm Ich jedenfalls kann keinen speziellen Geruch ausmachen.


    Vielen Dank und LG

    Benjamin

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  • Ist die Geruchsbeschreibung auf Pilze 123 evtl. falsch?

    hm komisch...

    In FNE4 steht: "smell indistinct or slightly spicy"

    Ludwig meint: "Geruch fehlend [oder leicht erdig]"

    Riva sieht es ähnlich: "Geruch unbedeutend"


    Drum verlass ich mich nie alleine auf 123...


    Gruss Raphael

  • Danke Raphael. Pilze 123 ist wirklich praktisch und ich bin dankbar, dass es existiert, aber es wird auch ein paar Fehler enthalten. Nächstes Mal schaue ich gleich auch in meinen Büchern nach, ich habe ja genug. Im BLV Pilzführer steht auch Geruch neutral bis erdartig.


    Danke und gute Nacht

    LG

    Benjamin

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  • Huhu.

    Vielen Dank Schupfnudel für deine Einschätzung. Kannst du evtl. kurz erklären, durch welche Merkmale du so sicher zum Braunen Filzröhrling kommst? Ich habe diese Pilze (Ziegenlippe, Brauner Filzröhrling, usw.) hier bei uns bisher noch nicht gefunden, daher kenne ich sie noch ziemlich schlecht.

    Im Prinzip das hier:


    Dazu eben noch die Neuausbildung vom Hutfilz, was die Ziegenlippe nie macht. Die dezenten Farbunterschiede am Hut finde ich in Textform immer schwer zu beschreiben, aber ist irgendwie erkennbar wenn man beide öfters mal in der Hand hatte. Beim Braunen Filzröhrling hast du auch ab und an eine braune "Bataille-Linie" zwischen Röhrenschicht und Hutfleisch. Das habe ich bei der Ziegenlippe noch nie gesehen und bei den Rotfüßen auch nicht. Aureoboletus moravicus wäre da höchstens ein weiterer "xerocomoider" Röhrling, der das mal haben kann.



    Schnittbild Ziegenlippe zum Vergleich (Stielbasis immer mit druff uff die Bilder ;) :(


    Ich hatte Ziegenlippen auch noch nie im Nadelwald, aber vielleicht geht das sogar? Typisch fände ich es aber nicht. Ist mMn auch deutlich wärmeliebender als der Braune Filzröhrling.


    LG,

    Schupfi

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  • Hallo Schupfnudel


    Vielen Dank für die tolle Erklärung, das hat mir wirklich sehr weitergeholfen. :thumbup:


    Ich hatte Ziegenlippen auch noch nie im Nadelwald, aber vielleicht geht das sogar?

    Also laut dem BLV Pilzführer schon: "im Nadel- und Mischwald, auf allen Böden, nie in grosser Menge wachsend, häufig."


    Wäre toll, wenn jemand noch was zu den vermeintlichen Zitronengelben Rauköpfen - Cortinarius limonius sagen könnte. Beorn kennt sich, soviel ich weiss, sehr gut mit Schleierlingen aus, vielleicht sagt er ja noch was dazu. :)


    LG

    Benjamin

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  • GriasDi Benjamin,

    Du hast es ja schon geschrieben.

    Mit dem hygrophanen Hut nehm ich Dir die Bestimmung vollkommen ab. Einer aus der Gruppe um C. callisteus wird Dir bald über den Weg laufen, wenn Du weiter in solchen Habitaten unterwegs bist. Dann kannst Du die Unterschiede zum Hauptverwechslungspartner aus eigener Anschauung studieren.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Grias Di Werner


    Vielen Dank. Ich finde es wirklich toll, dass du dich in solchen Habitaten so gut auskennst und mich immer mit Ratschlägen unterstützt. Das ist wirklich eine sehr grosse Hilfe für mich. :daumen:


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Moin!


    Oh, ich bin ganz und gar kein Schleierlingskenner. Ich mag diese Pilze, und schaue sie mir gerne an - aber ich kenne mich damit nicht wirklich aus.

    Bei diesen Löwengelben Rauköpfchen sehe ich das aber ebenso wie Werner: Das passt. Hut hygrophan und zugleich körnig, dazu die gelben Lamellen und das kräftige, gelbe Velum, das schaut gut aus.


    Was die ferrugineus / subtomentosus - Geschichte betrifft: Ich kann mich nicht erinnern, jemals echte Ziegenlippen (X. subtomentosus s.str.) gefunden zu haben, ohne daß irgendwo auch ein Laubbaum in der Umgebung war. Mischwald: klaro. Aber auch direkt am Fuß einer Fichte kann der Mykorrhizapartner immer noch die 10 Meter entfernt stehende Rotbuche sein.


    Was ich aber mit sicherheit weiß: Xerocomus ferrugineus ist mir schon im reinen Laubwald begegnet. Mykorrhiza dort entweder mit Rotbuche und/oder mit Birke. Etwas anderes kam an der Fundstelle nicht in frage. Demnach ist auf die Ökologie alleine kein Verlass, aber so wie Schupfi das oben ausgeführt hat, klappt das bei denen ja in den meisten Fällen auch gut morphologisch.



    LG; Pablo.

  • Servus Benjamin,


    nur eine kleine Anmekrung allgemein bzw. zur Ziegenlippe i.w.S.:


    Bitte, niemals, never ever, die Stielbasis abschneiden. Du schmeißt unötig Bestimmungsmerkmale weg, die es dann schwerer machen. Bei der Ziegenlippe i.w.S. ist die Farbe des Basalmyzels wichtig, bei anderen Arten auch Farbdetails des Fleisches der Stielbasis.


    Typisch für X. ferrugineus ist das weiße Fleisch, das Basalmyzel muss aber schön gelb sein, was ich hier natürlich nicht sehen kann. Ich vermute dennoch, dass es X. ferrugineus ist, aber Filzröhrlinge sind m.E. nicht einfach.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo zusammen

    Einer aus der Gruppe um C. callisteus wird Dir bald über den Weg laufen, wenn Du weiter in solchen Habitaten unterwegs bist.

    Ich habe mir C. callisteus gestern mal angeschaut und die Merkmale durchgeschaut und da kam mir gleich ein Pilz in den Sinn, den ich kürzlich gefunden hatte und noch hier im Forum nachfragen wollte. Sieht meiner Meinung nach C. limonius sehr ähnlich, allerdings mit einem keuligen Stiel. Als Geruch habe ich nur "irgendwie seltsam" notiert. Ist das evtl. C. callisteus? Hier noch die Bilder:


    13a:


    13b:


    13c:



    Was die ferrugineus / subtomentosus - Geschichte betrifft: Ich kann mich nicht erinnern, jemals echte Ziegenlippen (X. subtomentosus s.str.) gefunden zu haben, ohne daß irgendwo auch ein Laubbaum in der Umgebung war. Mischwald: klaro. Aber auch direkt am Fuß einer Fichte kann der Mykorrhizapartner immer noch die 10 Meter entfernt stehende Rotbuche sein.


    Was ich aber mit sicherheit weiß: Xerocomus ferrugineus ist mir schon im reinen Laubwald begegnet. Mykorrhiza dort entweder mit Rotbuche und/oder mit Birke. Etwas anderes kam an der Fundstelle nicht in frage. Demnach ist auf die Ökologie alleine kein Verlass, aber so wie Schupfi das oben ausgeführt hat, klappt das bei denen ja in den meisten Fällen auch gut morphologisch.

    Danke für die Infos Pablo. Ich denke du hast recht und X. subtomentosus kommt ohne Laubbaum kaum zurecht und ist damit in reinen Nadelwäldern vermutlich fast gar nicht anzutreffen. Im Pareys steht zwar auch: "..., seltener auch in Nadelwäldern", im Fungi of Temperate Europe seht aber: "Occurs with deciduous trees, e.g. Fagus, Quercus and Betula."


    Bitte, niemals, never ever, die Stielbasis abschneiden. Du schmeißt unötig Bestimmungsmerkmale weg, die es dann schwerer machen. Bei der Ziegenlippe i.w.S. ist die Farbe des Basalmyzels wichtig, bei anderen Arten auch Farbdetails des Fleisches der Stielbasis.


    Typisch für X. ferrugineus ist das weiße Fleisch, das Basalmyzel muss aber schön gelb sein, was ich hier natürlich nicht sehen kann. Ich vermute dennoch, dass es X. ferrugineus ist, aber Filzröhrlinge sind m.E. nicht einfach.

    Vielen Dank für die Infos Christoph. :thumbup: Normalerweise schneide ich die Stielbasis nie ab, sondern steche mit dem Messer in die Erde und hebe den Pilz samt Stielbasis raus. Allerdings wuchs der Pilz in so steilem Gelände, dass es hier leider mal nicht funktioniert hat. Zum steilen Gelände kam noch hinzu, dass die Stiele von X. ferrugineus meistens auch noch ziemlich schlank sind. :) Aber ich werde in Zukunft, sofern irgendwie möglich, auf jeden Fall darauf achten, dass ich den ganzen Pilz samt Stielbasis mitnehmen kann.

    Besten Dank noch für die weiteren Merkmale zu X. ferrugineus, solche Infos sind für mich sehr wertvoll. :thumbup:


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • GriasDi Benjamin,

    ja genau.

    In dem Komplex verbergen sich aber mehrere sehr ähnliche Arten. Wenn Du also noch ein "s.l." oder "Agg" dahinter machst, passt das. Der Geruch hat was von "U-Bahnschacht", "bremsende Tram" oder "heißem Blech"

    Schön, dass Du die Unterschiede zu C. limonius nachvollziehen konntest.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Grias Di Werner


    Vielen Dank für deine Rückmeldung. Noch eine kurze Frage zu "s.l." und "Agg". Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Ich würde diesen Fund also als C. callisteus s.l. bezeichnen? Das heisst, es gibt vom C. callisteus noch weitere sozusagen Unterarten, oder wie? Kann ich ihn dann aber trotzdem als C. callisteus kartieren? Tut mir leid, dass ich noch etwas schwer von Begriff bin. :)


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Nicht Unterarten, echte Arten!

    Eine sichere Unterscheidung zu z.B. C. citrinofulvescens, oder C. tophaceoides geht wohl makroskopisch gar nicht. Das ist was für Spezialisten. Evtl wurde der Komplex schon in noch mehrere Arten aufgedröselt.

    Wenn Du ihn kartieren willst, sollte er deshalb als Bestimmung auf Aggregatsebene gekennzeichnet sein. Für eine spätere etwaige Nachbestimmung solltest Du aber dann auch einen Beleg machen.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Benjamin


    In der Schweiz kann man leider nicht auf Aggregatsebene kartieren. Wenn du ihn in Florapp als "unsichere Bestimmung" hochlädst, wird er trotzdem mit dem gewählten Namen in Swissfungi übernommen. Da gibt es noch einigen Nachholbedarf...


    Willst du genau wissen was es ist? Wenn du einen Beleg hast kannst du ihn mir schicken. Ein halber getrockneter Hut reicht. Versprechen kann ich bei Cortinarien nichts, aber meistens kriegt man es gut eingegrenzt bei einer gut dokumentierten Kollektion.


    Gruss Raphael

  • Vielen Dank ihr beiden.

    Nicht Unterarten, echte Arten!

    Eine sichere Unterscheidung zu z.B. C. citrinofulvescens, oder C. tophaceoides geht wohl makroskopisch gar nicht. Das ist was für Spezialisten.

    Danke Werner. Ich finde die Arten C. citrinofulvescens oder C. tophaceoides auf Pilze 123 und im Fungi of Temperate Europe gar nicht. Sind diese nur in spezieller Schleierlingsliteratur genauer beschrieben? Haben diese denn auch diesen speziellen Geruch?


    In der Schweiz kann man leider nicht auf Aggregatsebene kartieren. Wenn du ihn in Florapp als "unsichere Bestimmung" hochlädst, wird er trotzdem mit dem gewählten Namen in Swissfungi übernommen. Da gibt es noch einigen Nachholbedarf...

    Das ist schade, ich dachte, dass zumindest ein Hinweis auf die "unsichere Bestimmung" gegeben wird. Wird das denn in Zukunft verbessert? Dann könnte man auch unsichere Bestimmungen einbringen. So muss man ja trotz der Kennzeichnung "unsichere Bestimmung" trotzdem ein schlechtes Gewissen haben. :)


    Willst du genau wissen was es ist? Wenn du einen Beleg hast kannst du ihn mir schicken. Ein halber getrockneter Hut reicht. Versprechen kann ich bei Cortinarien nichts, aber meistens kriegt man es gut eingegrenzt bei einer gut dokumentierten Kollektion.

    Vielen Dank für das Angebot :thumbup: , aber leider habe ich nichts mehr hier, was ich dir schicken könnte. Auf was würdest du denn achten? Die Sporen? Und welche Literatur verwendest du zum Vergleichen? Die Pilzwelt ist so kompliziert, aber gleichzeitig eben auch so faszinierend, dass sie einen irgendwie nicht mehr loslässt. ^^


    LG

    Benjamin

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  • Hallo Benjamin


    Ich frage mal nach ob da eine Verbesserung geplant ist. Aber vermutlich nicht in nächster Zeit.


    Ja, bei Cortinarius sind die Sporen meistens das wichtigste. Je nachdem auch andere Sachen (Marginalzellen, Pigmentierungen) und makrochemische Reaktionen.

    Seriöse Cortinarien-Bestimmung ist eine ziemliche Wissenschaft die ich auch nur oberflächlich beherrsche.


    Für diese schwierigen Gattungen würde ich auf 123pilze gar nicht schauen, da kommst du an Spezialliteratur nicht vorbei. Was ich dir empfehlen kann:

    • Pilze der Schweiz: Für den Anfang in deiner Region ist Band 5 nicht schlecht, auch der Schlüssel ist ganz ok. Es fehlen halt Arten die in den letzten 20 Jahren beschrieben wurden, und natürlich gibt es (wie in jedem Buch) Fehlbestimmungen und Fehler in den Beschreibungen.
    • Ein guter, etwas aktuellerer Schlüssel ist in der Funga Nordica. Hast du die? Leider vergriffen.
    • Vom Cortinarius-Spezialisten Karl Soop gibt es einen guten Schlüssel: https://karl.soop.se/English/mycopub.html
    • Leider auch vergriffen: Die 25 Bände der französischen Spezialisten, "Atlas des Cortinaires"
    • Es gibt noch Bücher von italienischen und spanischen Spezialisten, die habe ich leider nicht

    Schön dass dich die komplizierte Pilzwelt nicht abschreckt. Einfach dran bleiben, es braucht enorm viel Geduld.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael


    Wow, vielen Dank. Ja, Pilze der Schweiz habe ich schon mehrmals als Empfehlung gelesen. Werde mal schauen, ob ich da mal was ergattern kann. Funga Nordica wird auch immer wieder genannt, habe ich aber schon mal gesucht und bin leider nicht fündig geworden. Den Schlüssel von Karl Soop werde ich mir mal ansehen, vielen Dank. Mit dem Atlas des Cortinaires hätte ich vermutlich etwas Sprachprobleme, da mein Französisch leider sehr eingerostet ist.


    Ich verstehe nicht, warum die oben genannten Werke nicht nachgedruckt oder in andere Sprachen übersetzt werden können. Es ist so schade, dass man sich so gute Literatur immer mühsam zusammensuchen muss und dann kostet sie meistens auch noch ein halbes Vermögen. Ich brauchte schon ziemlich lange, bis ich den Pareys zu einem einigermassen vernünftigen Preis ergattern konnte. :( Tja, kann man wohl leider nicht ändern.


    Schön dass dich die komplizierte Pilzwelt nicht abschreckt. Einfach dran bleiben, es braucht enorm viel Geduld.

    Ja, das stimmt, aber es macht auch sehr viel Spass. Es tönt vielleicht etwas seltsam, aber ich habe als Kind gerne Pokemon gespielt und es hat mir unheimlich Spass gemacht, die ganzen verschiedenen Pokemons zu fangen. Die Pilze erinnern mich irgendwie ein bisschen an diese virtuellen Abenteuer, nur dass sie jetzt real sind und ich nicht mehr Pokemons, sondern dem nächsten Erstfund hinterherjage. ^^


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Vielen Dank ihr beiden.

    Nicht Unterarten, echte Arten!

    Eine sichere Unterscheidung zu z.B. C. citrinofulvescens, oder C. tophaceoides geht wohl makroskopisch gar nicht. Das ist was für Spezialisten.

    Danke Werner. Ich finde die Arten C. citrinofulvescens oder C. tophaceoides auf Pilze 123 und im Fungi of Temperate Europe gar nicht. Sind diese nur in spezieller Schleierlingsliteratur genauer beschrieben? Haben diese denn auch den speziellen Geruch?

    Schau Dir auf der Seite vom Hias (interhias.de) mal seine Dokumentationen an. Da sind 3 als C. callisteus bestimmte Funde, ein als C. tofaceus bestimmter Fund und ein C. infucatus (das ist ein neuer Name für C. citrinofulvescens) dabei.

    Da kannst Du dir selbst ein Bild dieser schwierigen Gruppe machen.

    Dein Fund tendiert demnach wegen der weißlichen Huttrama eher zu C. citrinofulvescens / infucatus. C. callisteus sollte orangefarben durchgefärbte Trama haben. Inwiefern das von der Durchwässerung des Fleisches abhängig ist, weiß ich nicht.

    So jetz geht's aber ins Bett.