Wieso wachsen manche Pilze bei Trockenheit

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 748 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Bei uns hat es die letzten Tage immer mal wieder etwas geregnet. Aber letzlich Tropen auf den heißen Stein bzw. auf den durch und durch trockenen Boden.
    Und unter den Bäumen ist da kaum noch ein Tropfen im Boden angekommen.

    Habe heute mal geschaut, aber der Regen hat sich noch nicht zu den Mycelien herumgesprochen. In(!) einem Bachbett einige wenige frische Pilze. An einer Stelle im Laub ein paar knopfstielige und Halsbandschwindlinge. Sonst nix. Aber neben einer Bank im Schotter eine schöne Gruppe Bitterröhrlinge. Und die müssten schon vor dem Regen gewachsen sein. Woher haben die nur das Wasser?

    Ähnlich Netzhexen auf trockenen Grünflächen bei Linden und auch schon bei besagter Bank. Oder Fransige Wulstlinge habe ich auch schon im Kies unter einer Bank gefunden (allerdings neben einem See)

    Reichen bei solchen Arten die Mycelien einfach sehr weit hinunter, oder können sie aus Luft Wasser machen???

    Morgen habe ich noch mal eine Führung mit Kindern. Hoffe, die Pilze haben heute Nacht noch ein Einsehen. Will nicht schon wieder welche kaufen und im Wald verteilen müssen.


    viele Grüße

    Alis

  • Hi Alis,


    deine Pilze im Bachbett erinnern mich an die Pilze auf dem Boden des ausgetrockneten Bergsees, wie von Clavaria beobachtet - wenn ich mich nicht irre.

    Womöglich wächst das Myzel beim Austrocknen des Baches/Sees einfach dem Wasser hinterher.

    Ansonsten heißt es doch, dass die Mykorrhizapilze den Gehölzpartner mit Wasser versorgen, selbst aber Zucker von ihm abschöpfen. Vielleicht reichen die Myzele ja hinreichend tief hinab in den Boden, da ist's ja noch feucht, wenn man mehr als einen Meter tief gräbt - laut Bodenfeuchtekarte zumindest...

    Streckt der Pilz aber erst den Kopf aus dem Boden, ist er der trockemen Luft ausgesetzt. Das war's dann und er schrumpelt und bekommt seinen Trocknungsschaden.

    So stelle ich mir das vor.


    LG, Martin

  • Servus Alis,


    das hat auch etwas mit Konkurrenz zu tun. Gerade Arten wie C. radicans können Trockenheit und Hitze gut ab. Andere Pilzen, die als Konkurrenten im Boden aktiv sind, gehen in eine Art Notmodus (Wasser muss gespart werden, Stoffwechsel wird runtergefahren) oder sterben teils ab. Trockenresitentere Arten packen das noch. Wie genau, weiß ich nicht. Gut möglich, dass sie tiefer in den Boden reichen oder dass sie mehr Wasser im Myzel speichern. Man erkennt die Anpassung auch am Fruchtkörper: Viel Fleisch, relaitvi kurze Röhren (so auch beim Satanspilz und weiteren). Der Hut speicher viel Wasser, damit auch bei sehr großer Hitze die Röhren noch mit Wasser versorgt werden können, damit die Sporen ausreifen und ausgeschleudert werden können (dafür ist jeweils ein Wassertropfen nötig). Auch wenn der Hut oben vertrocknet, bleibt genug Fleisch als Wasserspeicher.


    Der Knopfstielige Rübling lässt hingegen seine Fruchtkörper einfach völlig eintrocknen und bei Luftfeuchtigkeit (z. B. Nachts) kann er wieder Wasser aufnehmen (oder bei einsetzendem Regen).


    Liebe Grüße,

    Christoph