Verschiedene Schleierlinge

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  • Hallo liebe Pilzfreunde


    Ich war heute oder besser gesagt mittlerweile ist es schon gestern wieder auf Entdeckungstour und möchte hier mal ein paar Schleierlinge zeigen. Ich weiss, dass diese oft sehr kompliziert sind, würde mich aber über Einschätzungen sehr freuen. Unterwegs war ich in einem Nadelwald (Fichten, Lärchen, Arven) auf etwa 1700 bis 1800m ü.M..


    Anfangen möchte ich mit etwas vermeintlich einfachem. Ich denke es handelt sich hierbei um einen Blutroten Hautkopf - Cortinarius sanguineus. Leichter Geruch nach Rettich. Dieses Mal habe ich auch mal den Test mit Alkohol gemacht, der ja nur bei Hautköpfen, nicht aber bei Rauköpfen funktioniert. Bäume: Fichte


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    Als nächstes habe ich eine ganze Gruppe braunvioletter bis graubrauner Schleierlinge gesehen. Die Hüte waren oft in der Mitte eher bräunlich und nach aussen hin eher violettlich. Den Geruch empfand ich als ziemlich neutral. Die Lamellen waren bei den jüngeren Exemplaren hellviolett und bei den älteren Exemplaren mehr bräunlich. Meine Vermutung ist hier der Braunviolette Dickfuss - Cortinarius anomalus. Bäume: Fichte


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    Als nächstes traf ich auf eine Gruppe sehr dunkelbrauner ziemlich grosser Pilze. Ich dachte an Gürtelfüsse - Telemonia. Geruch ziemlich neutral, etwas erdig. Ich habe dann ein paar Gürtelfüsse durchgeschaut, aber irgendwie fand ich keinen, der ganz zu passen scheint. Evtl. der Dunkelbraune Gürtelfuss - Cortinarius brunneus? Was vor allem auch nicht zu passen scheint, ist der Hutdurchmesser, der mit maximal 10cm angegeben wird. Der grosse auf meinen Bildern hatte aber sicher 15cm. Oder kann ein Exemplar auch mal so aus der Reihe tanzen? Die Farben werden hier teilweise leider nicht gerade gut dargestellt. Die Pilze waren durch und durch sehr dunkelbraun. Bäume: Fichte


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    Zum Schluss noch eine Gruppe, die mich zuerst getäuscht hat. :) Da es bei uns momentan massenweise Goldröhrlinge hat, dachte ich zuerst, das sind auch wieder Goldröhrlinge. Ein genauerer Blick offenbarte dann aber Schleierlinge. Den Geruch empfand ich als ziemlich neutral. Der Hut sieht dem eines Goldröhrlings sehr ähnlich und ist auch sehr schleimig, die Lamellen sind hell cremegrau. Sonst ist mir noch aufgefallen, dass das Fleisch weiss ist, ausser im Hutbereich hat es einen gelblichen Stich. Mit der Pilze 123 App bin ich auf den Sägeblättrigen Klumpfuss - Cortinarius multiformis gekommen. Bin aber unsicher. Bäume: Fichte


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    So, das wars vorerst mal mit den Schleierlingen. Über Einschätzungen würde ich mich sehr freuen.


    Update:


    Damit ich nicht einen neuen Thread erstellen muss, füge ich die zwei Schleierlinge, die ich heute noch gefunden habe noch hier hinzu.


    Der folgende Schleierling hatte auch einen schleimigen Hut, was mir aber besonders auffiel, war sein runzliger Hutrand. Der Stiel hatte einen leichten violetten Farbton, das Fleisch war schmutzig weiss bis ockerlich, besonders aufgefallen ist mir aber sein leichter Geruch nach Honig. Durch diese sehr speziellen Merkmale kam ich zum Langstieligen Schleimfuss - Cortinarius elatior. Zunächst hat mich noch etwas irritiert, dass bei 123 Pilze unter Vorkommen nur "Mischwald, bei Laubbäumen" aufgeführt ist, allerdings habe ich im Fungi of Temperate Europe gelesen, dass er auch bei Nadelbäumen, in meinem Fall vermutlich Fichte erscheint. Seid ihr mit meiner Bestimmung einverstanden?


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    Dann habe ich noch einen kleineren Schleierling gefunden. Ockerbräunlicher Hut, Stiel schmutzig weiss bräunlich, Lamellen cremefarben. Das einzige, was evtl. etwas auffällig war, ist, dass sein Fleisch creme bräunlich marmoriert war. Zudem empfand ich den Geruch als etwas unangenehm, kann ihn aber ziemlich schlecht beschreiben, vielleicht ein bisschen, wie ein abgestandener Aschenbecher? :) Vielleicht habt ihr ja eine Idee.


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    Besten Dank im Voraus.

    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

    3 Mal editiert, zuletzt von ibex ()

  • GriasDi Benjamin,

    Cortinarius sanguineus seh ich auch so.

    die stattliche Nr.4 ist Cortinarius saginus.

    Ein guter Speisepilz übrigens.

    Für typische C. anomalus fehlen mir bei Nr.2 die auffälligen ockerfarbenen Velumbänder am Stiel.

    Nr.3 kann schon C. brunneus sein. Da gibt's aber ein paar sehr ähnliche. Die Größe würd mich nicht stören.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Grias Di Werner


    Vielen Dank für deine Einschätzung.

    die stattliche Nr.4 ist Cortinarius saginus.

    Ein guter Speisepilz übrigens.

    Freut mich sehr, dass man ihn benennen kann. :thumbup: Worauf achtest du hier hauptsächlich? Das wollige Velum mit dem weissen Fleisch, das im Hut leicht gelblich ist? Ich denke bevor ich Schleierlinge als Speisepilze sammle, sammle ich lieber noch mehr Erfahrung. :) Ausser C. caperatus, bei dem traue ich mich mittlerweile, aber das ich auch ein bisschen ein spezieller Schleierling.


    Für typische C. anomalus fehlen mir bei Nr.2 die auffälligen ockerfarbenen Velumbänder am Stiel.

    Einige dieser Cortinarien hatten schon solche Velumbänder, bei 2f sieht man es z.B.. Ich hoffe es sind überhaupt alles die gleichen Schleierlinge. Auf jeden Fall wuchsen alle in unmittelbarer Nähe zueinander. Vielleicht kann ja sonst noch jemand einen Tipp geben, was es sein könnte.


    Nr.3 kann schon C. brunneus sein. Da gibt's aber ein paar sehr ähnliche. Die Größe würd mich nicht stören.

    Bei diesen dachte ich eigentlich, dass man auf Grund ihrer Grösse wahrscheinlich herausfinden könnte, was es ist, aber wenn es hier auch wieder viele ähnliche gibt, dürfte das leider wieder schwierig werden. :(


    Danke und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Servus!


    2h + 2i dürfte eine andere Art zeigen, als die restlichen Bilder unter "2". Die Violettöne scheinen ja bei h+i komplett zu fehlen.

    Was zur Eingrenzung von Cortinarius anomalus s.l. wichtig ist, ist nicht das Vorhandensein von Velumbändern an sich. Das haben ja nahezu alle Schleierlinge. Die Farbe ist entscheidend, und die Velumfarbe sollte bei anomalus eben nicht weißlich sein, sondern wie Werner schreibt so ockerlich, ockergelblich, das kann auch mal blass ausfallen, aber eben nicht so hell weißlich wie hier. Man muss dabei auch aufpassen, wirklich die Velumfarbe zu beurteilen. Sobald sich im Stielvelum Sporenstaub verheddert, ist die ursprüngliche Velumfarbe nicht mehr erkennbar und das Velum erscheint durch die Sporen in irgendeinem Braunton.



    LG; Pablo.

  • Hallo Benjamin,

    Der Werner hat beim Cortinarius saginus wahrscheinlich auf das reichlich vorhandene, wattig ausgeprägte Stielvelum geschaut und ist so in die Sektion Claricolores gekommen. Dann hat er noch die gelbbraune Hutfarbe und die blassen Velumflöckchen auf dem Hut gesehen, was ihn zu C. saginus geführt hat.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen


    Ich habe oben jetzt noch zwei Schleierlinge, die ich heute gefunden habe, hinzugefügt. Über eine Einschätzung zu diesen würde ich mich sehr freuen.


    Beorn Vielen Dank für die Erklärung zur Velumfarbe. Jetzt verstehe ich, was Werner gemeint hat. :thumbup:


    Oehrling Besten Dank für den Hinweis.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin,

    zu den beiden Neuen kann ich folgendes sagen

    Den Schleimigen mit blauem Stielvelum kanst du mit C.stillatitius, Honigschleimfuss vergleichen.
    Um sicher zu sein an der Stielbasis drücken und riechen , da sollte sich ein recht starker süslicher Geruch ergeben

    Ohne Geruch gibt es den sehr ähnlichen C.collinitus ( Blaustiel Schleimfuss) .
    Der runzlige Hut deutet aber eher auf C.stillatitius
    Der zweite neue sieht wie C.crassus, Trockener Schleimkopf aus.
    Das müsste man aber mikroskopisch absichern.


    Das was du als C.anomalus bestimmt hast gehört sicher in die Gruppe der Anomali
    allerdings gibt es da diverse, schwer unterscheidbare Arten.
    Ich kann mir gut vorstellen, das du mind. 2 verschiedene Arten aus dieser Gruppe zeigst

    Wie schon meine Vorredner geschrieben haben braucht es da zusätzlich gute Detailbilder der noch nicht berührten Stieloberfläche, so dass das Velum genau zu sehen ist.

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe


    Erstmal ganz herzlichen Dank für diese tolle Einschätzung. :daumen:

    Den Schleimigen mit blauem Stielvelum kanst du mit C.stillatitius, Honigschleimfuss vergleichen.
    Um sicher zu sein an der Stielbasis drücken und riechen , da sollte sich ein recht starker süslicher Geruch ergeben

    Ohne Geruch gibt es den sehr ähnlichen C.collinitus ( Blaustiel Schleimfuss) .
    Der runzlige Hut deutet aber eher auf C.stillatitius

    Die Stielbasis riecht m.M.n. eindeutig und recht stark nach Honig. Damit dürfte es dann wohl C. stillatitius sein. :thumbup: Jetzt dachte ich mal, nachdem ich einen Schleierling mit Honiggeruch und runzliger Huthaut gefunden hatte, ich hätte mit C. elatior einen guten Kandidaten gefunden und dann stelle ich fest, dass ich doch wieder daneben lag. :) Darf ich noch fragen, wie du den gleich ausschliessen konntest?

    Der zweite neue sieht wie C.crassus, Trockener Schleimkopf aus.
    Das müsste man aber mikroskopisch absichern.

    Super, danke für den Tipp. Von oben dachte ich zuerst es sei ein Filziger Gelbfuss, von dem her würde er gut passen. Der FK ist jetzt an der Luft etwas eingetrocknet. Wenn ich ihn so noch trocknen lassen, kann er dann später noch untersucht werden, oder müsste man ihn dann gleich mit einem Dörrgerät trocknen?


    Das was du als C.anomalus bestimmt hast gehört sicher in die Gruppe der Anomali
    allerdings gibt es da diverse, schwer unterscheidbare Arten.
    Ich kann mir gut vorstellen, das du mind. 2 verschiedene Arten aus dieser Gruppe zeigst

    Wie schon meine Vorredner geschrieben haben braucht es da zusätzlich gute Detailbilder der noch nicht berührten Stieloberfläche, so dass das Velum genau zu sehen ist.

    Danke, dass man ihn schon mal einer Gruppe zuweisen kann, ist schon mal toll :thumbup: . Wenn man solche Detailbilder von der Stieloberfläche hätte, könnte man ihn dann makroskopisch bestimmen, oder müsste dennoch wieder mikroskopiert werden?


    LG

    Benjamin

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  • Hallo Benjamin,

    die Abgrenzung von C.livido-ochraceus ( syn. C.elatior) zu C.stillatitius ist einmal das Biotop und die Hutfarbe.
    C.stilatitius ist deutlich dunkler braun wie livivo-ochraceus . C.livico-ochraceus ist ein Buchenwald-Pilz und wächst eher im Flachland, das Stielvelum ist nur bei ganz jungen Exemplaren leicht lila/blau und der Stiel bricht gerne schuppig auf.


    Wenn du Pilze für ein mikroskopische ( oder genetische) Untersuchung ohne speziellen Trockner trocknen willst schneide ganz dünne Scheiben und trockne diese an der Sonne. Nachts wieder reinholen, sonst sind sie am morgen wieder feucht
    Bevor sie in eine Plastiktüte kommen müssen sie aber knochentrocken sein, sonst gibt es Schimmel


    Danke, dass man ihn schon mal einer Gruppe zuweisen kann, ist schon mal toll :thumbup: . Wenn man solche Detailbilder von der Stieloberfläche hätte, könnte man ihn dann makroskopisch bestimmen, oder müsste dennoch wieder mikroskopiert werden?

    Die Gruppe ist schwierig ein paar wenige lassen sich schon makroskopisch bestimmen, wenn man sie genau anschaut. Aber selbst mit Mikro wird es nicht viel einfacher.
    Grob kann man mit dem Stielvelum folgende Arten unterscheiden

    C. anomalus s.l. - Velum Ockergelb , meist mehrere Bänder
    C. caninus - Velum braun ein dünner Streifen, darunter minimal dunkler wie die Stieloberfläche
    C. spilomeus - Velum rot-braun , fleckig, streifig


    Wichtig ist das Stiel-Velum nicht mit dem Schleier-Ansatz zu verwechseln


    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe


    Besten Dank nochmal für diese ausführliche Erklärung, das weiss ich wirklich sehr zu schätzen. :thumbup: Schleierlinge sind wirklich faszinierend, aber leider auch sehr kompliziert und da kann man wirklich nur froh und dankbar sein, wenn man von jemandem, wie dir, mit so viel Fachwissen unterstützt wird.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.