Austernseitlinge und 2 Fragen

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.679 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Daniel224.

  • Hallo liebes Forum!


    Im vergangenen Winter fand ich an einer liegenden Rotbuche Austernseitlinge (Pleurotus ostreatus), das zumindest das, was ich hierfür halten würde:

    Bild 1


    Bild 2


    Jetzt zu meiner ersten Frage:

    An einem der Fruchtkörper waren seltsame Strukturen auf der Hutoberseite zu beobachten - was könnte das sein?

    Bild 3


    Am gleichen Baumstamm, nicht weit entfernt, wuchsen schneeweiße Pilzchen.

    Zwischen den großen Fruchtkörpern gabe es auch kleine, ebenso grau, aber auch folgende weiße Pilzchen.

    Bild 4


    Ist das eine Seitlings-Variante, beginnt der Austernseitling so schneeweiß, wenn er zu wachsen beginnt?

    Vielleicht hat jemand eine Erklärung für die ein oder andere der beiden Beobachtungen, die ich nicht zuordnen kann.

    Vielen Dank fürs Anschauen und eure Meinung!


    LG, Martin

  • Hallo, Martin!


    Das weiße auf deinen Seitlingen ist Velum. Jawollja, das gibt's auch bei Pleurotus, und zwar bei allen Arten. so ausgeprägt wie hier ist das vor allem bei Pleurotus dryinus, aber auch Pleurotus ostreatus kann das.


    Was das für kleine Wuchsanomalien an der Huthaut sind, das weiß ich allerdings nicht.



    LG; pablo.

  • Hallo Pablo!


    Oh je, jetzt hatte ich tatsächlich zuerst Björn geschrieben, bestimmt von Beorn inspiriert. :girre:

    ...aber zur Antwort:


    Das ist also mal ein hautenges Velum!

    Wie eingeschweißt wirkt der Pilz darin.

    Erstaunlich.

    Reißt das Velum auf? Dann müsste ich doch Rückstände sehen können. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal Velumrückstände beim Austernseitling gesehen zu haben. Oder wird es vielleicht vollständig resorbiert? Weiß man das was dazu?


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    aus der Pilzzucht weiß ich, dass der Austernseitling unter bestimmten Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit, viel CO2 und wenig Licht) auf den Fruchtkörpern neue Fruchtungsansätze ausbilden kann. Die Wuchsanomalien auf dem Hut sehen für mich sehr ähnlich aus. Ich vermute einmal, dass das Primordien des Austernseitlings sind.

    Viele Grüße, Sparassis

  • Hallo Sparassis,


    Fruchtansätze auf den Fruchtkôrpern!

    Das ist ja mal interessant.

    Danke für die Erklärung.


    Irgendwo hatte ich so etwas ähnliches, glaube ich, schon mal gelesen. Jetzt, da ich deine Erklärung lese, erinnere ich mich.


    LG, Martin

  • Hi.


    Ja, auch das "Aushyphen" der fruchtkörper gehört zum Programm bei Pleurotus... Aber Velum haben die halt schon auch, nur bei den allermeisten Kollektionen ist das sehr viel schwächer ausgeprägt und rasch vergänglich. Gerade bei Winterfunden sieht man das aber bei ganz jungen Fruchtkörpern schon immer mal wieder, daß da so ein Flaum draufliegt.
    Mit Steinpilzen ist es ja auch ähnlich: Boletus aereus bildet ja noch relativ regelmäßig ein relativ beständiges Velum aus, aber bei Boletus edulis ist das nur sehr selten sichtbar, auch weil es so schnell verschwindet. Da findet man aber gelegentlich diese "bereiften" fruchtkörper, was dann Velumrückstände sind, die sich irgendwie gehalten haben.


    Hier könnte man mal gucken, inwieweit der weiße Pelz abwischbar ist (kann etwas Mühe kosten, wenn das recht fest auf dem Hut sitzt). Darunter müsste sich dann allerdings die normale Huthaut finden lassen, also glatt, etwas speckig und farblich halt im ostreatus - Spektrum (irgendwas zwischen weiß, braun und dunkel blaugrau).



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich behalte das im Hinterkopf und probiere es bei Gelegenheit aus (der nächste Winter kommt bestimmt).


    Ich kann mich an meinen Fund von Tectella patellaris erinneren, da hatten die Kleinen auch ein weißes Velum übergezogen, waren quasi noch im Strampler. g:D


    LG, Martin

  • aus der Pilzzucht weiß ich, dass der Austernseitling unter bestimmten Bedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit, viel CO2 und wenig Licht) auf den Fruchtkörpern neue Fruchtungsansätze ausbilden kann.

    Hallo Sparassis,


    ich habe des Öfteren schon Fotos von Maronenröhrlingen gesehen, wo direkt aus dem Hut ein Fruchtkörper wuchs, ist das damit zu vergleichen, was hier zu sehen ist?


    LG

    Daniel

  • Hallo Daniel,


    was Du bei den Maronen beobachtet hast sind vom Prinzip her eher siamesische Zwillinge, gebildet aus mehreren jungen Primordien, die unterschiedlich verwachsen können.


    Beste Grüße

    Stefan