Hallo liebe Fories,
angefixt von den letzten Beiträgen unseres Pilzfreundes Jörg alias Hannes2 trafen sich am gestrigen Sonntag mit Corne, Enno, Lyd, Nobi und natürlich Jörg fünf Fories sowie zwei weitere Pilzfreunde, um in den fast 70 ha großen Anlagen eines sagenumwobenen Chemnitzer Parkes nach einigen speziellen Pilzen zu schauen. Einer vermutlich örtlichen Kalklinse ist das Wachstum vieler seltener und ansonsten in Sachsen kaum zu findender Arten zu verdanken.
Alle waren mit vollem Einsatz bei der Sache!
Und es gab natürlich viel zu fragen und zu erklären.
Dominiert wurden die Parkrasen von Hunderten Wurzelnden Bitterröhrlingen, liebevoll auch WuBis genannt (Caloboletus radicans).
Es gab sie in allen Altersformen.
Das Gebiet ist eines, wenn nicht gar das einzige aktuelle Fundgebiet des Satansröhrlings (Rubroboletus satanas) in Sachsen.
Ob er dieses Jahr wieder da ist? Nach einigen kürzlich erfolgten Massakern an diesen wunderschönen Pilzen hatten wir unsere Bedenken.
Doch bald sahen wir sie, von oben vom WuBi kaum zu unterscheiden - wenn der rote Stiel nicht wäre. Welch schöne Pilze!
Und schon wartete das nächste Highlight auf uns - ein orangefarbener gezonter Milchling unter Eichen!
Ein Blick „unters Röckchen“ verriet schließlich die Art, die Jörg schon seit Jahren von diesem Standort kennt. Queraderiger Milchling (Lactarius acerrimus).
Das war für die meisten von uns ein Erstfund! Den Käfer hätte ich auch gern bestimmt - aber man kann schließlich nicht alles haben.
Auch auf den von Jörg kürzlich gezeigten Rötenden Saftwirrling (Abortiporus biennis) waren wir gespannt.
Würden wir ihn finden? Und dann noch mit den im Jugendstadium roten Guttationstropfen? Jaaaaa, da ist er!
Und weil’s so schön ist…
Ein weiteres Highlight für uns war der Raue oder Gelbflockige Wulstling (Amanita franchetii), der im Park in einer blassen Form vorkommt.
All die bisher gezeigten, nicht alltäglichen Pilze waren eine Reise wert!
Aber natürlich gab es auch noch andere und ebenfalls interessante Pilze, wie den Verschiedenfarbigen Dachpilz (Pluteus plautus).
Spontan dachte ich an den Seidigen Dachpilz (Pluteus petasatus).
Die mikroskopische Untersuchung (nahezu runde Sporen und hakenlose Zystiden) schloss die Art jedoch aus.
Es folgen zwei „Bauchpilze“.
Zuerst einige Hasenstäublinge (Lycoperdon utriforme), die äußerst gesellig wuchsen und für die Art recht klein blieben.
Und schließlich eine Gruppe Tiegelteuerlinge (Crucibulum laeve).
Natürlich waren auch mehrere Porlinge „am Start“.
Wenigsten einen Lackporling, vermutlich den Flachen (Ganoderma applanatum), möchte ich hier zeigen.
Tintlinge fanden wir nur an Holz, wie diesen vermeintlichen Haustintling (Coprinellus domesticus).
oder die Gesäten Tintlinge (Coprinellus disseminatus),
die oft zu Tausenden vor allem an alten Stubben vorkommen und immer wieder ein besonderes Erlebnis sind.
Auch scheinbar triviale Pilze können schön sein.
Ist das Licht nicht ein großartiger Maler, so wie es den Grubigen Wurzelrübling (Xerula radicata) in Szene gesetzt hat?
Auch der „Vulkankrater“ in der Hutmitte ist doch durchaus sehenswert!
Den Mehlräsling (Clitopilus prunulus) gab es nahezu an allen Ecken und Enden.
Die Franzosen schätzen ihn als einen der feinsten Speisepilze überhaupt. lyd Kannst Du das bestätigen?
Angeblich sollen sie ja Steinpilz-Anzeiger sein, was dieses Mal nicht der Fall war. Aber wenigstens einige „Nexen“
und „Flockenhexen“ zeigten sie uns.
Zwei der vielen Täublinge möchte ich noch vorstellen.
Den ersten, milden, hielten wir für einen Ledertäubling, vermutlich den „Braunen“ (Russula integra).
Und das sollte der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea) sein.
Jedenfalls war er dezent scharf und hatte stets eine zum +/- violetten Hut kontrastierende schwärzliche Mitte. Auf dem Foto leider nicht gut zu sehen.
Am Ende unserer Parkwanderung zeigte mir Enno noch einen Rostpilz an Mahonie, den Mahonien-Rost (Puccinia mirabilissima).
Die Blätter sind auf der Oberseite wie ein loderndes Feuer gefärbt.
Während sie auf der Unterseite braune „Knubbel“ bilden. Hier einmal Ober- und Unterseite zum Vergleich.
Beeindruckend sind auch die bis 30 µm großen, stachligen, kugeligen bis birnenförmigen Uredosporen.
Das war es dann mit den Pilzen. Jedenfalls mit denen, die ich fotografiert habe.
Wo es seltene Pilze gibt, gibt es naturgemäß auch seltene Pflanzen.
Eine, die am Wegesrand stand und uns allen Kopfzerbrechen bereitet hat, möchte ich gern zum Schluss noch zeigen.
Es handelt sich dabei um einen Neophyt, also einen Neubürger, der ursprünglich in Südamerika heimisch war und inzwischen auch in Deutschland angekommen ist.
Die Giftbeere oder Blaue Physalis (Nicandia physaloides).
Die drei Stunden unseres Parkbesuches vergingen wie im Flug und voller wunderbarer Eindrücke traten wir die Heimreise an.
Vielen Dank, Jörg, dass Du uns „deine“ Schätze gezeigt hast!
Gern kommen wir im Spätherbst wieder, wenn die Saftlinge und Ellerlinge, die Keulen und Erdzungen "blühen"!
Liebe Grüße vom Nobi
PS. Da alle +/- intensiv fotografiert haben, hoffe ich, dass noch einige ihre Bilder hier einstellen!