Mehlräslinge kulinarisch

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.078 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mykoma.

  • Hallo zusammen,


    bei der Pilztour am vergangenen Sonntag, von der nobi schon so schön berichtet hat, waren auch jede Menge Mehlräslinge zu finden.

    Aufgrund der harten Konkurrenz mit den Satansröhrlingen etc. bekamen sie nicht so viel Aufmerksamkeit, deshalb kann ich hier nur ein Foto zeigen:



    Da ich noch nie Mehlräslinge gegessen hatte, habe ich die Gelegenheit genutzt, sie mitzunehmen.

    In unserer Gruppe herrschte die Meinung vor, sie seien wegen ihres ausgeprägten Geruchs als Speisepilze wenig attraktiv.

    Davon habe ich mich nicht abschrecken lassen, zumal ich gehört hatte, dass der Geruch beim Garen verschwindet.


    Also gesagt, getan: Zu Hause habe ich die Mehlräslinge geputzt und dabei nochmal alle Fruchtkörper auf die typischen Merkmale kontrolliert, weil ich doch recht viel Respekt vor der Verwechslungsgefahr mit giftigen weißen Trichterlingen hatte.

    Die in der WG anwesenden nicht mykologisch vorgebildeten Personen fanden den Geruch übrigens "normal pilzig" und nicht unangenehm ;-).


    Ich habe die Mehlräslinge dann in Sonnenblumenöl mit Zwiebel angebraten und nur leicht mit Kräutersalz gewürzt, damit der Eigengeschmack gut zur Geltung kommt.

    Die Konsistenz fand ich fantastisch - richtig schön bissfest. Das ist mir sehr positiv aufgefallen. Geschmacklich fand ich sie leider nicht so berauschend. Sie hatten einen leicht bitteren, kratzigen Beigeschmack. (Wir haben sehr nach Worten gesucht, ihn zu beschreiben.) Nicht ungenießbar, aber auch nicht besonders lecker.


    Also: Habt ihr Zubereitungstipps, wie mensch die Konsistenz erhalten und den Beigeschmack abmildern / überdecken könnte? Dann würde ich ihnen auf alle Fälle nochmal eine Chance geben.

    mykoma @Schwammalmo JuppHeister  Texten:

    Wie bereitet ihr Mehlräslinge zu? Ich freue mich, von euren Erfahrungen zu hören!


    Liebe Grüße,


    lyd

  • Hallo Lyd,

    ich freue mich sehr, dass Du von Deiner Mehlräslings-Verkostung berichtest! :)

    Dass diese auf traditionelle Weise zubereitet nicht besonders schmecken, hatte ich mir schon gedacht.

    Habt ihr Zubereitungstipps, wie mensch die Konsistenz erhalten und den Beigeschmack abmildern / überdecken könnte?

    Ich hätte die Pilze genau wie Maipilze zubereitet. Da sie nicht nur ähnlich aussehen, sondern auch ähnlich riechen.

    Also nicht traditionell gebraten, sondern in einer Pilz-Rahm-Soße.

    Hier das leckere Maipilzrezept nach Frieder Gröger.

    Maipilze, bebildert.pdf


    Karin Montag schrieb einst im "Tintling", dass der Mehlräsling, liebevoll Le Meunier (Der Müller) genannt, in Frankreich einer der beliebtesten Speisepilze überhaupt sei.

    Sie, die nahe der französischen Grenze wohnt, sollte es wissen!

    In ihrem Buch "Cook mal Pilze!", was ich vor sechs Jahren in diesem Forum vorstellte, widmet sie ganze vier Seiten diesem interessanten Pilz.

    Und outet sich als Liebhaberin, indem sie schreibt "Für mich selbst ist der Mehlräsling einer der feinsten und zartesten Speisepilze." (S. 86)

    Also, falls Du Lust auf weitere Mehlräslings-Experimente hast, solltest Du Dir das folgende PDF einmal anschauen.

    Ich denke, dass Karin nichts gegen ein wenig kostenlose Werbung für ihr tolles Buch hat! ;)

    Mehlräsling (Cook mal Pilze!, K. Montag).pdf


    Sollte es wieder einmal so viele knackig-frische "Meuniers" geben, werde ich sie unbedingt probieren.

    Am Sonntag war ich ob der vielen tollen Pilzfunde so geflasht, dass ich einfach nicht an die kulinarische Seite dachte! :(

    Da war mir das fotografieren und dokumentieren einfach wichtiger.

    Schade!

    Aber wir waren ja sicher nicht zum letzten Mal in diesen "Traumzauberpark"!


    LG, Nobi

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    Chips: 72

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  • Hallo Lyd,

    ich habe den Mehlräsling auch schon mal als Einzelgericht zubereitet und dabei keine Bitternis oder Kratzigkeit feststellen können. Vielleicht lag es ja an der Qualität der verarbeiteten Exemplare (zu alt, schon angetrocknet...), das kann ich von hier aus natürlich nicht beurteilen, daher "vielleicht". Es gibt ja auch nicht nur den einen Mehlräsling, sondern das sind mindestens zwei Arten, die sich in der geschmacklichen Qualität möglicherweise unterscheiden. Meine Mehlräslinge stammten damals von einer typischen Röhrlings-Friedhofswiese, wo auch Netzis, Wubis und Satane vorkommen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hey lyd,


    also ich persönlich finde den Mehlräsling auch in keinsterweise bitter - hatte ihn schon seit Jahren immer fleißig mit eingesammelt.


    Was die Zubereitung angeht, finde ich ihn als Solopilz in Fett mit etwas Salz leicht braun angebraten sehr lecker (als kleine Beilage zu was-auch-immer dann) - so teste ich meine Erstverköstigungen i.d.R. immer und entschiede dann "geschmacklich unverfälscht", ob ich die entsprechende Art weiter sammeln werde und für welche Gerichte sie sich eignen könnte.


    In Mischgerichten fällt der Geschmacksbeitrag in meinen Augen beim Mehlräsling eher weniger ins Gewicht, da es hier m.M.n. auf die Symbiotik der Aromenvielfalt ankommt und wie immer natürlich auch auf den persönlichen Geschmack. Kulinarisch könnte ich ihn mir, entsprechend seiner Ähnlichkeit zum Maipilz, in einem (pürierten und evtl. anschließend durchpassierten) Cremegericht (Suppe oder Soße) sehr gut vorstellen, evtl. mit dem Schopftintlig und dem wurzelndem Schleimrübling als feine "Aromasymbionten" (kräftiger aromatische Pilze würden zu sehr dominieren) und (wenn man gerne Cremesuppen/-soßen mit etwas bissigerer Einlage mag) mit grüngefeldertem Täubling (separat angebraten) als "Topping". Die Grundpilz-Mischung würde ich dann erst einmal in heißem Fett unter etwas Salzzusatz leicht bräunen lassen, dann mit etwas Weißwein/Gemüsefond zum Ablöschen versehen, einreduzieren und mit Sahne(ähnlichem - für Vegetarier/Veganer) aufgießen. Etwas Gemüsefond oder leichte(!) Hühnerbrühe zum Anlängen (wenn man es nicht zu fettig mag/verträgt) verwenden, mit Salz/Pfeffer/wenig Muskat abschmecken und final mit etwas Mehlschwitze/Stärkesuspension zur gewünschten Konsistenz andicken. Zu intensive Kräuter würde auch hier wiederum die Feinheit des Mehlräslings zerstören, aber ein leichter Schuss Zitronen-/Limettensaft könnte für den letzten Schliff sorgen...


    Mal schauen, ob sich bei uns die nächsten Wochen nach dem Regen die genannten Pilze finden lassen, dann könnte ich auch mal ein Rezept einstellen - nachdem ich meinen Vorschlag gerade formuliert habe, habe ich richtig Lust, den Rezeptvorschlag selbst mal auszuprobieren :D