Leccinum

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.655 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pilzler 13.

  • Hallo,

    gestern fand ich gemeinsam mit einen Pilzfreund in der Region Hannover folgende Leccinum.


    Habitat: Kiefernwald mit vereinzelten Birken auf Torf ( in der Nähe ist ein intaktes Hochmoor), jedoch war der Fund an einer eher trockenen Stelle und nicht in einem typischen Moorwald.


    Hut: Zentrum grünblau mit einen Grauton, zum Rand hin in ein schmutziges Weißgelb übergehend, Hutrand nicht deutlich über die Röhren hängen

    Röhren: gelblich-weiß, auf Druck leicht bläuend danach gehen die Verfärbungen in ein braun über

    Stiel: mit hellgrauen Schüppchen, weiß, zur Basis hin graublau werdend

    Fleisch: im Querschnitt im Hutbereich mit braunen Verfärbungen, der Stiel an der Hutbasis graublau werdend, in der Stielmitte ebenfalls eine graubräunliche Verfärbung , im Stielbereich auch teilweise sehr leichtes angedeutetes Rötend. Die Rinde der Stielbasis weißt im Querschnitt ein kräftiges Cyanblau auf.


    Mikroskopie: Leider konnte ich nur sehr wenige Sporen finden (bisher). Diese sind scheinbar noch nicht ganz reif ? und messen 13,5 x 4,41 µm womit der Q-Wert 3,06 betragen würde. Die Cheilozystiden sind flaschenförmig (Bilder kann ich gerne nachreichen) - die Kaulozystiden konnte ich nicht überprüfen da ich nur ein Stück des Hutes habe. Die Hyphen der Huthaut sind 4-5µm breit und die Cylindrozysten (wenn es welche sind) sind 9,8-10,2µm breit.


    Mit dem Schlüssel (http://www.stenlarris.dk/herbarie/HERBO/Leccinum_Ngl_Eng.HTM) komme ich auf Leccinum holopus- mit dem Schlüssel von Kibby komme ich auf kein wirkliches Ergebniss. Irgendwie scheint mir aufgrund mangelnder Erfahrung mit Leccinum nix wirklich perfekt zu passen- vielleicht fehlt auch einfach noch der Blick für andere wichtige Merkmale.


    Kennt jemand von euch die Art oder hat tipps wie ich sie durch weitere Untersuchungen herausbekommen kann?










    HDS




    Spore


    Viele Grüße, Eike

  • Hallo Eike,


    rein optisch hätte ich den für Leccinum cyaneobasileucum in seiner weißen Form gehalten aber was verstehe ich schon von der Gattung. Mal sehen ob Christoph eine bessere Idee hat.


    VG Jörg

  • Hallo Jörg & Matthias,

    danke schonmal für eure Ideen- Leccinum cyaneobasileucum hatte ich hauptsächlich wegen den Verfärbungen am Hut ausgeschlossen - habe ich bisher bei der Art noch nicht gesehen. Kann natürlich gut sein das sie dieses auch kann ich werde mal weiter lesen und vergleichen.

    Viele Grüße, Eike

  • Hallo Eike,

    bei Leccinum kommt es sehr stark auf die Literatur an, welcher Name als passend erscheint. Den von dir vorgestellten Pilz kenne ich von ganz früher aus einem Sumpfgelände nahe meines Heimatorts. Die Hutfarbe hat einen auffallenden olivgrünen speckig-metallischen Glanz, der Pilz hat optional Blau an der Stielbasis. Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2 nennen diesen Pilz Leccinum holopus, aber dieses Werk ist halt nomenklatorisch alt. DÄHNCKE bildet in "1200 Pilze" auf S. 101 diesen Pilz ab und nennt ihn Leccinum onchynum, einen mir völlig unbekannten Namen.

    Hoffentlich wird hier jemand daherkommen und sagen: nein, der muss doch aus heutiger Sicht so und so heißen.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Moin!


    Ach, diese Pilze mit über 1700 Basenpaaren in der ITS... :gnichttraurig:

    Daß solche verfärbungen schon ein potentielles "holopus - merkmal" sein sollten, las ich allerdings schon mehrmals, auch hier im Forum ausgesprochen von richtig guten Röhrenpilzologen. g:-)



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo & Stephan,

    danke für eure antworten. Nach dem ich weiter recherchiert habe und mein Pilzkollege die Art auf Facebook in eine europäische Boletales-Gruppe gestellt hat werde ich den Fund unter Leccinum holopus ablegen (auch in der Gruppe wurde die Art so genannt)

    Viele Grüße,Eike

  • Servus beinand,


    so eine starke Olivfärbung kenne ich von L. cyaneobasileucum nicht. Zusammen mit der HDS aus langen Zellen bin ich hier auch bei L. holopus s.l. Es ist halt die Frage, ob man da alles unter L. holopus zusammenschmeißt oder L. nucatum auf Artebene (oder als Varietät etc.) anerkennt.


    Leccinum holopus s.str. kenne ich als, klein, schmächtig, ohne Blaugrünverfärbung in der Stielbasis und in den Mooren Skandinaviens verbreitet. Die Stielschuppen sind klein, unauffällig und der ganze Pilz ist sehr schmächtig.

    Leccinum nucatum kenne ich als kräftig, jung bis mittelalt mit deutlichen, sparrig abstehenden Stielschuppen und er zeigt sehr gerne Grünblautöne in der Stielbasis.


    Beide Taxa verfärben im Alter oder nach längerem Liegen so olivgrünlich.


    Das Zusammenschmeißen diverser Taxa anhand der nicht vollständig auswertbaren ITS halte ich für wissenschaftlich nicht begründbar. Interessanter wäre vermutlich, Kuo folgend, tef1alpha, als zu sequenzierende Region. Bei Leccinum kommt noch Polyploidie als Hintergrund der Artentstehung in Frage, was bei L. holopus vs. L. nucatum aber nicht untersucht wurde. Kurz gesagt: bei Leccinum ist es noch schwierig, Artgrenzen zu definieren. Ich persönlich bleibe bei der Unterscheidung von Leccinum holopus vs. Leccinum nucatum und sehe hier einen alten L. nucatum. Ist halt nur ein Einzelfruchtkörper...


    Auf Facebook bin ich nicht unterwegs. Welches Artkonzept diese Röhrlingsgruppe vertritt, weiß ich nicht. Ich vermute, niederländisch geprägt... Wie auch immer, L. holopus s.l. ist m.E. sicher richtig.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christian,

    vielen dank für deine Ausführung. Ich werde den Fund nun unter L.nucatum ablegen- die Art kenne ich aus dem NSG Toten Moor bei Neustadt am Rübenberge- ich wusste bisher nicht das auch sie im Alter grün werden kann. Da ich aber durchaus auch das Konzept vertrete das es 2 Arten sind werde ich sie nach deinen Ausführungen entsprechend so ablegen.

    Viele Grüße, Eike