großer Röhrling, bitte Bestimmungshilfe

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.834 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rotkapperl.

  • Hallo zusammen,


    ich finde jedes Jahr im Raum Regensburg an einem Waldparkplatz große Röhrlinge an der Böschung zur Straße und kann sie leider nicht bestimmen.

    Der Parkplatz ist in einem Mischwald, an der Böschung direkt wachsen keine Bäume.


    Der Hut ist unregelmäßig und uneben. Die Pilze werden relativ groß, bis ca. 25 cm Hutdurchmesser. Die Hutfarbe ist eher hellbraun/beige.

    Das Futter ist gelb, bei älteren Exemplaren anscheinend manchmal orange.

    Das gepflückte Exemplar hatte einen violetten Ring am Stil. Vor ein paar Jahren habe ich einen kleineren gepflückt, dieser hatte keinen Ring. Hier war der Stil nur gelb.


    Ich konnte keinen Geruch feststellen.


    Der Pilz ist blauend im Anschnitt.


    Hat jemand eine Idee?


    Herzlichen Dank

  • Servus "Rotkapperl",


    dass du keinen Geruch feststellen konntest, kann ich mir kaum vorstellen. Hast du Erfahrung mit Pilzgerüchen?


    Ich würde hier Rubroboletus satanas f. crataegi vermuten (eine Form des Satanspilzes). Der hat lange gelbe Poren, die erst spät orange verfärben und gerne auch einen gelben Stiel. Mit der hellen Hutfarbe und dem blassen Blauen bleibt nicht viel anderes übrig. Wurzelnde Bitterröhrlinge können sehr ähnlich sein, aber deren Poren werden nicht orange im Alter (kenne ich nur vom Schönfußröhrling, kommt aber sehr selten vor).


    Bäume sind sicherlich in der Nähe, es liegt ja genug Laub am Boden...


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    wo zauberst Du denn schon wieder solch mir völlig unbekannten Teile her =O ? Gesehen habe ich das auch schon und hätte diese Porenfarbe im Alter eher auf Witterungseinflüße geschoben und die als C. radicans bezeichnet. Rot am Stiel ist von dem ja bekannt.


    VG Jörg

  • Hallo Christoph,


    danke für deine wahnsinnig schnelle Antwort.


    Satanspilz kann schon sehr gut passen. Ich hatte das aber schnell verworfen, da ich nicht auf die Idee kam, dass es eine Unterform ohne die auffallend rote Färbung gibt. Das finde ich richtig spannend. 😊

    Ich lese gerade in Wikipedia, dass sich nach längerem liegen ein aasartiger Geruch entwickeln soll. Vielleicht habe ich nicht lange genug gewartet und muss die nächsten Tage nochmal schnuppern gehen.


    An den wurzelnden Bitterling habe ich auch gedacht, aber der wäre ja eher hellgelb und ich glaube stärker blauend. Der violette Ring von meinen passt auch nicht.


    Gibt es noch Merkmale auf die ich achten kann, um zu bestätigen, dass es die Unterform des Sataspilz ist? Sporenfarbe z. B.?


    Herzlichen Dank!

  • wo zauberst Du denn schon wieder solch mir völlig unbekannten Teile her =O ? Gesehen habe ich das auch schon und hätte diese Porenfarbe im Alter eher auf Witterungseinflüße geschoben und die als C. radicans bezeichnet. Rot am Stiel ist von dem ja bekannt.

    Servus Jörg,


    die fm. crataegi ist eine xanthoide Form des Satanspilzes. Trotz des Namens wächst sie nicht bei Crataegus, sondern bei Eiche (bzw. Fagaceae). Mir passt die Hutpberfläche nicht für einen alten C. radicans. Diese feinen, kleinen, dunkel verfärbenden Areaolen sind recht typisch für einen Rubroboletus. Bei Caloboletus ist das gröber rissig. Jetzt sind die beiden Gattungen natürlich nächst verwandt und auch sehr ähnlich. Es gibt auch bei Caloboletus orange Poren und beide Gattungen flecken auf Druck schmutzig am Hut.

    Das zweite Foto (mit der roten Ringzone) könnte auch vom Foto her der Wurzelnde Bitterröhrling sein. Das blutrote Pigment kommt bei dem ja ganz gerne vor. Das gibt es aber auch bei Satanspilzen ab und zu (also bei sehr alten, überständigen). Der Orangeton beim vorletzten Foto ist aber so klar, dass ich das so bei einem C. radicans nicht kenne. Zusammen mit dem fein areolierten Hut wäre ich hier beim Satanspilz und da eben bei dem gelbporigen (erst spät orange werdenden) "Boletus crataegi" von Smotlacha. Dass auch das ein Satanspilz ist und daher nur als Form anerkannt ist, wurde, wenn ich's recht im Kopf habe, auch genetisch geklärt.


    Servus "Rotkapperl"


    An den wurzelnden Bitterling habe ich auch gedacht, aber der wäre ja eher hellgelb und ich glaube stärker blauend. Der violette Ring von meinen passt auch nicht.

    doch, auch der kann so blutrote Farben am Stiel entwickeln und er muss nicht deutlich blauen. Das kann auch so blass ausfallen. Die Hutfarbe kann ebenfalls so hell sein, der muss nicht gelb sein, er kann auch weißhütig sein.


    Gibt es noch Merkmale auf die ich achten kann, um zu bestätigen, dass es die Unterform des Sataspilz ist? Sporenfarbe z. B.?

    Nein, die Sporenpulverfarbe ist identisch. Beide Gattungen sind eh recht ähnlich. Und von einer Geschmacksprobe (bitter vs. mild) rate ich ab, denn der Satanspilz kann auch in kleinen Mengen stark wirken – wenn man da versehentlich doch schluckt, ist#s passiert. Er ist sehr giftig. Und auch C. radicans kann mild ausfallen.


    Nimm einfach einen älteren mit nach Hause und lass in antrocknen. Stinkt das Haus dann nach Urin gemischt mit süßlichem Verwesungsgeruch (wenn alt genug), was es ein satanspilz. Riecht der trockennde Pilz eher nach Maggi und angenehm, dann müsste man doch C. radicans in Betracht ziehen, wobei ich den nicht so orangeporig kenne. Ich finde den Geruch des Satanspilzes sehr deutlich und sehr unangenehm.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hi.


    Ich hatte gerade erst vorgestern ein paar olle Schlappen von Caloboletus radicans vor den Füßen und die hatten orangefarbige Röhren.

    Ich dachte daher erst kurz an olle Netzhexen bis ich dann drumrum noch ein paar junge Bitterröhrlinge fand.


    Soll jetzt nicht heißen, dass das hier welche sind aber so als Beobachtung mal eingeworfen.


    Junge Exemplare wären zur Bestimmung auf jeden Fall hilfreich, falls da nochmal welche kommen. Der Satan hat auf jeden Fall aktuell auch Saison.


    LG.

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  • Servus Schupfnudel


    Ich hatte gerade erst vorgestern ein paar olle Schlappen von Caloboletus radicans vor den Füßen und die hatten orangefarbige Röhren.

    Ich dachte daher erst kurz an olle Netzhexen bis ich dann drumrum noch ein paar junge Bitterröhrlinge fand.

    Wow, so rotorange wie hier auf dem vorletzten Foto im Eröffnungsposting (also die Poren, die Röhren waren ja wohl oliv...)? Das wäre ja spannend. Kenne ich wie gesagt nur von C. calopus (was aber nichts heißen muss). Sowas wird dann auch gerne Caloboletus calopus var. ruforubriporus (Bertéa & Estadès) Blanco-Dios genannt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Da bin ich doch gespannt, als was sich die Pilze herausstellen!


    Hatte hier vor einiger Zeit Bilder gepostet, die mir doch ziemlich ähnlich erscheinen... zumindest die Größe und Farbe bei älteren Exemplaren -

    und da tippten alle auf WuBis.

    Sämtliche Fotos, die ich danach im Forum sah, scheinen das zu bestätigen.


    Aber das nur unter Vorbehalt angemerkt - es ist halt nicht ausreichend von Fotos zu lernen :|

    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Hallo zusammen,

    Ich habe mir heute nochmal ein Exemplar geholt.

    Die meisten Pilze waren bereits zerfallen, aber ein größer war noch vorhanden.

    Es hat sich auch nach längerem kein unangenehmer Geruch entwickelt, daher habe ich probiert. Ich würde den Geschmack eher als säuerlich und nur als sehr wenig bitter beschreiben. Lieg vielleicht am Alter.

    Das Beispielbild von Jürgen sieht meinem heutigen Exemplar schon sehr ähnlich. Der Ring am Stil ist diesmal auch tatsächlich rot und nicht violett wie beim ersten.

    Dann ist es wohl der wurzelnde Bitterröhrling. Fast schade ;) dir Variante des Satansröhrlings wäre toll gewesen.

    Vielen Dank für eure Antworten. Immerhin was gelernt :)

    LG