Dermoloma magicum?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.665 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen


    Gefunden auf einer Alpweide auf 1300 m üNN.


    Bei Berührung/Verletzung zuerst rötend, dann schwärzend, Geruch leicht mehlig, Sporen amyloid, Stiel faserig mit schwarzen Schüppchen.


    Nach Gröger sollte das Dermoloma magicum sein. Meine weitere Literatur kennt die Art leider nicht.

    Kann mir vielleicht jemand von Euch die Bestimmung bestätigen?



    Hüte mit schwarzen Flecken an exponierten Stellen.



    Bei Verletzung rötend und schwärzend.


    Sporen in Melzer amyloid.


    Basidien:


    Schwarze Stielschüppchen:


    Autobahnknotenpunkt im Stiel mit Schnallen.


    Ich freue mich auf Eure Meinungen.


    Liebe Grüsse

    Marco

  • Hallo Marco,


    bei Deinem Fund spricht meiner Ansicht nach alles für Dermoloma magicum, ein schöner und seltener Fund. Anbei ein Foto der Art aus Ostwestfalen, vom möglicherlichweise nördlichsten Vorkommen der Art in Deutschland und aus nur 90 m üNN. Aufgenommen wurde es am 20. September 2015, damals gab es auch in meiner Region noch ausreichend Niederschläge für das Wachstum von Pilzen.


    Dermoloma magicum


    LG Ingo

  • Dieser Pilz hat mich auf eine etwas allgemeinere Frage gebracht...


    Unter dem Namen fand ich nur sehr wenige Google-Ergebnisse und nicht - wie erhofft - einen deutschen oder englischen Namen.

    Da ich mit der ganzen Prozedur der Namensgebung nicht vertraut bin, habe ich auch danach geschaut und fand diesen Eintrag:

    Internationaler_Code_der_Nomenklatur_für_Algen,_Pilze_und_Pflanzen


    Soweit, so gut.

    Wie kommt eine neu entdeckte Art wie dieser Pilz hier dann zu einer deutschen Bezeichnung?

    Gibt's da nachrangig zum internationalen Kongress jeweils nationale...?


    Sorry, falls ich das überlesen haben sollte.

    Bin einfach neugierig, wie das abläuft. :/

    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Die deutschen Bezeichnungen kommen ja aus dem Volk und der Tradition und sind oft lokal unterschiedlich.

    Und wirklich seltene Pilze (oder Pflanzen) haben oft gar keinen deutschen Namen.

    Man kann den lateinischen Namen ja eindeutschen oder übersetzen - aber das ist eigentlich nicht nötig.

    Gruß

    Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Hi,


    Ich habe im Netz den deutschen Namen "Schwärzender Samtritterling" gefunden. Aber Deutsche Namen scheinen keinen Vorgaben zu folgen, regional unterschiedlich und damit ziemlich willkürlich zu sein. Ich kann deine Frage nicht beantworten, aber vielleicht hilft das ja weiter.


    LG Michael

  • Hallo,

    also das sind bestenfalls historisch "lateinische" Namen, mittlerweile haben aber die meisten wissenschaftlichen Namen nicht mehr viel mit Latein oder Griechisch zu tun. Auch eine Erstbeschreibung auf Lateinisch ist nicht mehr erforderlich, das passiert mittlerweile meistens auf Englisch, muss aber nicht.

    Wissenschaftliche Namen hat man eingeführt, um der Vielfalt und Mehrdeutigkeit der lokalen Namen in diversen Sprachen und Dialekten Herr zu werden. Um nicht mehr übersetzen zu müssen.

    Die wissenschaftlichen Namen sind zusammen mit den mykologischen Fachbegriffen Teil der deutschen Sprache, nämlich Teil des Soziolekts "mykologisch-deutsch".


    Das was Du mit deutschen Namen meinst, sind die Trivialnamen im Gegensatz zu den Wissenschaftlichen Namen - die unterliegen normalerweise keiner Regelung, es sei denn die werden in irgendwelchen Gesetzen kodifiziert, z.B. zu BTM, oder zum Naturschutz. Es gibt aber Länder, wo man versucht das zu normieren. Eine gewisse kodifizierende Wirkung haben auch Standardwerke oder Webseiten, die viel genutzt werden. Das ist aber nie bindend.


    Vergleich mal mit der Chemie. Da hat man H2O, das heißt im deutschen ja auch nicht 2W1S (2-Wasserstoff-1-Sauerstoff) und der Trivialname Wasser wird in der Kneipe als Mineralwasser verstanden ...


    LG, Bernd

  • Hallo an alle,


    vor nicht so langer Zeit hatten Naturschutzbehörden bei Kartierungslisten einen Deutschen Namen verlangt. Vermutlich deswegen hatte z.B. Bollman, Gminder und Reil (2007) im "Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze" einen Namen erfunden, wo es keinen gab.

    Mit den vielen neuen Arten kommt man da aber nicht hinterher. Grundsärzlich fände ich es immer noch gut, wenn es einen Vorschlag zur einheitlichen Verwendung gäbe ( einen Zwang den zu benutzen gibt es nicht). In der heutigen Zeit vielleicht als Webseite, auf der die User mehrere Vorschläge voten können?


    Gruß,


    Wolfgang

  • Hallo zusammen


    Erst mal vielen Dank für die Infos und das Bild zu Deinem Fund, Ingo. Dann kann ich ihn also als D. magicum ablegen.


    Danke auch an die andern für die angeregte Diskussion.

    Für mich werden die Namen eher überbewertet. Verzeihung liebe Wissenschaftler. Entscheidend ist ja, dass ich weiss, welcher Pilz gemeint ist. Ob er nun Fritz heisst oder Hans spielt mir keine Rolle. Morgen heisst er vielleicht Josephine und hat auch noch in eine andere Familie eingeheiratet. Stört mich auch nicht und den Pilz sowieso nicht.

    Wichtig ist, dass man weiss, von welcher Art die Rede ist. Soll heissen, dass man dieselbe Sprache spricht. In der Literatur und Wissenschaft braucht es global gültige Namen, anders gehts nicht. Wenn ich aber mit meiner Frau unterwegs bin, benutzen wir zum Teil Namen, die wir selbst kreierten. Man kann sich übrigens auch an der herrlichen Vielfalt an Volksnamen erfreuen.


    Liebe Grüsse

    Marco

  • Danke an alle :thumbup:


    Das hat mich doch was überrascht, dass der Teil so gar nicht normiert ist.

    Liegt wohl echt daran, dass ein Wissenschaftler ganz anders drauf schaut... Trivialnamen sind aus der Perspektive irrelevant.

    Muss ich noch in meinen Kopf kriegen.

    In dem schwirren so viele neu zu lernende Namen herum. Puh!

    ==Pilz26

    Surely it is our responsibility to do everything within our power to create a planet

    that provides a home not just for us, but for all life on Earth.”


    David Attenborough

  • Hallo Marco

    an Dermoloma magicum gibt es m. E. nicht den leisesten Zweifel. Bei meinem ersten Fund war das Röten nicht so ausgeprägt und ich dachte makroskopisch schon an P. metapodium. Am einfachsten erfolgt die Trennung dann über die zellige Huthaut bei Dermoloma (Porpoloma hyphig), aber bei Deinem Fund ist der Fall klar.

    LG Karl

  • Guter Tipp mit der Huthaut, Karl. Fürs nächste Mal. Ich muss nämlich gestehen, dass ich diese nicht nur verpasste zu mikroskopieren, sondern es auch nicht nachholen kann, da ich in den Urlaub fuhr, ohne vorher ein Exsikkat zu machen. Alles verschimmelt.


    Gruss

    Marco

  • Guten Tag Liebe Pilzfreunde


    Jetzt bin ich da auf etwas gestossen was mich irritiert.


    Im E. Ludwig Kompendium Jg2001

    Bd1 Tafel 34

    Ist aufgeführt:

    Dermoloma cuneifolium var. Punctipes

    Flockenstieliger Samtritterling

    Ist das nun ganz etwas anderes oder habe ich einfach keine Namensänderung oder verweise gefunden?


    Im Fungorum sind beide Namen, in den Niederlanden eingetragen, mit dem Vermerk (Arnold)?1992 Dermoloma cuneifolium var. Punctipes und Dermoloma magicum 2002


    Ich habe mich noch nie mit dieser Gattung beschäftigt, villeicht mal etwas gefunden aber nicht als dieses bestimmt.


    (Jetzt habe ich auch noch gesehen, die Sporen von Marco amyloid) Buch inamyloid


    Ich wünsche euch allen frohe Feiertage und einen guten rutsch ins neue Jahr.


    Mit Freundlichen Grüssen Renato

  • Hi,


    zur eigentlichen Frage kann ich wenig beitragen. Ludwig hat aber oft in seinen Büchern seine eigene mykologische Sichtweise vertreten, die durchaus nicht unbedingt von den Experten der jeweiligen Pilzgruppen so moäitgetragen wurde.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier