Duisburg Gänsedung 30.08.2022

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.772 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo zusammen,


    Ende August habe ich eine kleine Runde am Rhein gedreht und dabei neben Phytoparasiten auch ein wenig Gänsedung mit nach Hause genommen. Der liegt jetzt in der feuchten Kammer und mieft vor sich hin (ist geruchstechnisch doch intensiver als Schaf, Pferd oder Rind). Gleichzeitig tut er aber auch, was er tun soll und produziert coprophile Pilze :)


    1. Eine Podospora mit vielen Sporen. Ich habe da jetzt nicht exakt durchgezählt, komme aber näherungsweise in den Bereich der Arten mit 128 Sporen. Sporengröße 18-21 µm x 10-12 µm, eine Cauda an jedem Sporenende und bei vielen Fruchtkörper oben ein paar steife, nicht verklebte Haare bringen mich zu Podospora setosa.


    2. Eine kleine Sporormiella, die in großer Zahl im Substrat eingebettet wächst. Sporen messen 29-32.5 µm x 4.5-5 µm, sind vierzellig und haben eine parallele Keimspalte mit charakteristischem Knick. Damit komme ich zu Sporormiella minima


    3. Ein Pilobolus mit Sporen von 9-11 µm x 5,2-6,7 µm, den ich als Pilobolus kleinii ablegen möchte.


    4. Eine Sordaria mit Sporen von 20-21 µm x 12.5-14 µm, Q=1.5-1.6. Hier tue ich mich schon schwerer mit der Entscheidung zwischen S. fimicola oder S. lappae, tendiere aber klar zu letzterer Art.


    5. Und dann gab es noch zahlreiche sehr kleine Ascobolusse. Diese waren außen relativ fest und man mußte etwas drücken, bis sie mikroskopierbar wurden. Die Sporen haben jung ein violettes, glattes Epispor, das z.T. einzelne Risse aufweist (bei einem Präparat schien es so, als wären diese Risse vor allem dort, wo die Gelhülle an der Spore festgemacht ist). Im Alter wird das Epispor dann bräunlich und feinwarzig. Die Sporen messen 26-28 µm x 14.3-17.1 µm, Q=1.6-1.8. Mit van Brummelen komme ich da am ehesten zu Ascobolus elegans. Geht Ihr da mit?


    Björn

  • Hallo Björn

    Die Sporormiella würde ich von der Sp-Größe her als Sporormiella minima ansprechen. Die Keimspalten sollten aber auch mal gezeigt werden denn das ist wichtig!

    Die Pilobolus bis ca. 11 µm lang in dieser Form sollte P. crystallinus sein.

    Die Sordaria würde ich als S.fimicola ansprechen!

    Die Anderen müsste ich mühsam nachschlagen.

    Liebe Grüße Hans

  • Lieber Björn,

    schön, mal wieder ein paar Dungpilze im Forum begrüßen zu dürfen! ^^

    Bei den Bestimmungen bin ich ganz bei Hans.

    Im Einzelnen.

    1. Eine Podospora mit vielen Sporen. Ich habe da jetzt nicht exakt durchgezählt, komme aber näherungsweise in den Bereich der Arten mit 128 Sporen. Sporengröße 18-21 µm x 10-12 µm, eine Cauda an jedem Sporenende und bei vielen Fruchtkörper oben ein paar steife, nicht verklebte Haare bringen mich zu Podospora setosa.

    Da habe ich keine Zweifel. Typisch ist auch die schlanke Ascusform.

    2. Eine kleine Sporormiella, die in großer Zahl im Substrat eingebettet wächst. Sporen messen 29-32.5 µm x 4.5-5 µm, sind vierzellig und haben eine parallele Keimspalte mit charakteristischem Knick. Damit komme ich zu Sporormiella minima

    Ja, das sollte passen. Typisch sind auch die kurzstieligen Asci und das frühe Zerbrechen der Sporen in zwei Teile.

    3. Ein Pilobolus mit Sporen von 9-11 µm x 5,2-6,7 µm, den ich als Pilobolus kleinii ablegen möchte.

    Leg' den mal besser als Pilobolus crystallinus ab.

    Vergleiche hierzu auch die wunderbare Gegenüberstellung von Matthias.

    4. Eine Sordaria mit Sporen von 20-21 µm x 12.5-14 µm, Q=1.5-1.6.

    Hier tue ich mich schon schwerer mit der Entscheidung zwischen S. fimicola oder S. lappae, tendiere aber klar zu letzterer Art

    Die Sporenmaße passen nicht zu Sordaria lappae.

    Aus der Ferne plädiere ich wie Hans zu Sordaria fimicola, welche sehr vielgestaltig sein kann.

    5. Und dann gab es noch zahlreiche sehr kleine Ascobolusse. Diese waren außen relativ fest und man mußte etwas drücken, bis sie mikroskopierbar wurden. Die Sporen haben jung ein violettes, glattes Epispor, das z.T. einzelne Risse aufweist (bei einem Präparat schien es so, als wären diese Risse vor allem dort, wo die Gelhülle an der Spore festgemacht ist). Im Alter wird das Epispor dann bräunlich und feinwarzig. Die Sporen messen 26-28 µm x 14.3-17.1 µm, Q=1.6-1.8. Mit van Brummelen komme ich da am ehesten zu Ascobolus elegans. Geht Ihr da mit?

    Da gehe ich gern mit. Schöner Fund!


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi und Hans,


    vielen Dank für Eure hilfreichen Rückmeldungen zu meinen Funden. Jetzt wo ich mit Matthias Gegenüberstellung verglichen habe, ist P. crystallinus natürlich klar. Ich hatte mich da wohl in dem Schlüssel, den Matthias hier mal gepostet hatte von der Einschnürung unterhalb der Sporenkapsel irritieren lassen.

    Was die Sordaria angeht sind die Sporenmaße bei Lundqvist dann also nicht korrekt? Denn da würde mein Fund ja noch so gerade reinpassen. Nur zu den Maßen von Doveri paßt mein Fund natürlich nicht.


    Ansonsten hat die Gans noch mal nachgelegt. An einer Stelle waren lauter kleine graue Puschel, die sich bei genauerer Betrachtung dann als eindrucksvolle Haarpracht entpuppt haben.


    Mikroskopisch meine ich circa drei Reihen von prismatischen Zellen am oberen Ende der Perithecien zu erkennen

    Unreife Sporen reagieren dextrinoid mit Lugol bzw. Melzer

    Reife Sporen sind dann hellgrau

    Die Haare sind spiralig gewunden, braun, dickwandig, septiert und weisen keine Verzweigungen auf.

    Nach Vergleich mit Doveri und der Diskussion hier komme ich damit zu Chaetomium robustum.


    Björn

  • Hallo Björn, Hans und Nobi,

    tolle Funde und Erläuterunngen zu einigen Arten. Kurz bevor ich zu den Dungpilzbearbeitern abdriften wollte, gibt es ja allmählich wieder andere Pilze und bezüglich des Subtrates halte ich mich jetzt lieber an "Die Gans die goldene Eier legt". :D

    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    nachdem sich auf dem Gänsedung länger nichts getan hat, gibt es jetzt endlich mal wieder Nachschub - und dann sogar richtige bunte Becher!


    1. Iodophanus carneus wächst aktuell in großer Zahl und hübschem Orange.


    2. Auf einem Teilstück dann auch größere Mengen von Saccobolus. Das ist ja nun wirklich nicht meine Lieblingsgattung... die Farbe der Fruchtkörper läßt sich vor lauter Sporen leider nur schlecht beurteilen. Es sind aber einige leuchtend gelbe Paraphysen vorhanden, so daß ich zur zur sect. Saccobolus tendiere. Mit Sporen von 14-15 µm x 7 µm lande ich dann zwischen S. truncatus und S. minimus. Bei ersterem sollten die reifen Sporencluster kontrahieren, das war hier aber nicht zu beobachten. Im Gegenteil waren die reifen Cluster eher locker und dehnten sich bei sanftem Druck auf das Deckglas aus, wie auf einigen Bildern zu erkennen. Also ein großsporiger S. minimus? Oder eine Art, die im van Brummelen fehlt? Oder bin ich in die falsche Sektion geraten? Aber bei sect. Eriobolus paßt auch nichts wirklich gut....


    Björn

  • Auf einem Teilstück dann auch größere Mengen von Saccobolus. Das ist ja nun wirklich nicht meine Lieblingsgattung...

    Wessen Lieblingsgattung ist das schon, Björn? :D

    Leider sind nach van Brummelens Monografie zig neue Arten hinzugekommen, ob aber immer zurecht? ?(


    Mit dem gelben Paraphyseninhalt und den Sporenclustern ganz klar ein Vertreter der Sect. Saccobolus.

    Bei Deinem Fund kann ich mir außer Saccobolus minimus nichts anderes vorstellen.

    Die Einzelsporen können nach Karin Larsen "The Genus Saccobolus in Denmark" sogar bis 17 x 8 µm groß werden.


    Der von den Sporenmaßen ähnliche Sacc. truncatus hat noch größere Sporen und Sacc. saccoboloides nie solche kompakten Cluster, wie auf den ersten Mikrofoto zu sehen.


    LG, Nobi

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  • Hallo Nobi,


    da bin ich aber beruhigt, daß ich nicht der Einzige bin, der Saccobolus nicht zur Lieblingsgattung auserkoren hat (wobei sie ja makroskopisch und mikroskopisch schon hübsch aussehen). Hat du den Artikel von Karin Larsen zufällig als pdf-Datei? Ich habe versucht, ihn im Netz zu finden, allerdings ohne Erfolg.


    Björn

  • Hast du den Artikel von Karin Larsen zufällig als pdf-Datei?

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    Nobi

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