Studienwoche Teil 1

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.843 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Werner Edelmann.

  • Hallo zusammen


    Diese Woche war ich an der alljährlichen Studienwoche des VSVP. Es gab unglaublich viele Pilze, ich kann euch nur ein paar Highlights zeigen.

    Korrekturen natürlich willkommen.


    Bei der Anreise machten wir einen kleinen Stopp in einem Mischwald (vorwiegend Fichten). Dort gab es unter anderem folgendes:


    1: Ein grosser Rötling

    Geruch unauffällig, vielleicht etwas nitrös.


    Sporen subisodiametrisch. Schnallen überall vorhanden.


    HDS mehrheitlich intrazellulär pigmentiert, aber stellenweise auch inkrustiert.

    Damit sollte das Entoloma sericatum sein. Das ähnliche E. rhodopolium/nidorosum hätte rein intrazelluläres Pigment.


    2: Ein gelber Häubling

    Mit dieser auffälligen Farbe war ich anfangs nicht sicher, ob es wirklich eine Galerina ist.


    Unter dem Mikroskop war der Fall dann klar: Sporen fast glatt (und stark dextrinoid).


    HDS eine Ixokutis, Hyphen mit Schnallen.


    Cheilozystiden sehr auffällig: Die meisten gleichmässig zylindrisch mit einem kugelrunden Kopf.


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel vorhanden.


    Diese speziellen Zystiden führen mich in der FN zu Galerina norvegica. Das Portrait bei Ludwig passt auch sehr gut.




    Tag 2 führte uns in einem Auwald mit Buchen, Fichten, Weisstannen, Birken und Erlen.


    3: Ein merkwürdiger Rötling

    Auch hier wurde mir erst am Mikroskop klar, dass es ein Rötling ist.


    Sporen heterodiametrisch und vieleckig.


    Cheilozystiden sehr auffällig, spindelförmig.


    Dieser matte, fast samtige Hut zusammen mit den speziellen Zystiden sprechen sehr für Entoloma excentricum.


    4: Ein wolligschuppiger Schirmling

    Diese hübschen Pilze lassen sich auch makroskopisch bestimmen: Lepiota fuscovinacea.


    Sporen in Melzer


    5: Ein Unverkennbarer

    Lyophyllum favrei ist in der Gegend ortshäufig, irgendwer findet ihn eigentlich jedes Jahr während der Studienwoche.

    Meistens liegen dann 1-2 halb ärmliche, halb vertrocknete Exemplare auf dem Tisch. Dieses Jahr wuchs er zu Hunderten überall im Wald.

    Ein unglaublich schöner Pilz.



    6: Noch ein Lyophyllum

    OK, etwas weniger spektakulär.


    Der hier hat runde Sporen und keine anderen Auffälligkeiten, also Lyophyllum paelochroum.


    7: Ein kleiner Dachpilz

    Samtiger Hut, unter der Lupe fein aderig.


    Die Sporen sind bei Dachpilzen meist keine grosse Hilfe.


    HDS hymeniform mit zwei verschiedenen Elementen: Lageniforme und rundliche.


    Cheilozystiden oft auffallend geschnäbelt, womit es Pluteus thomsonii ist. Vielleicht die f. evenosus, weil der Hut kaum aderig ist.


    Mehr folgt in einem zweiten Beitrag...


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    von wegen unspektakulär. Von deinen Funden habe ich noch nicht einen je zu Gesicht bekommen.


    VG Jörg

  • Hi,


    Ich habe keine Ahnung von Rötlingen oder Häublingen aber so eine super Doku schau ich mir trotzdem gerne an. :thumbup:


    Weil du sagst Lyophyllum paelochroum hat keine Auffälligkeiten, war bei dir kein starker ranziger Mehlgeruch?


    LG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Weil du sagst Lyophyllum paelochroum hat keine Auffälligkeiten, war bei dir kein starker ranziger Mehlgeruch?

    Hallo Thiemo


    Doch der Geruch war natürlich da. Meine Formulierung war suboptimal. Es gibt ja einige ähnliche (seltenere) Arten bei Ludwig und Gröger, die konnte ich alle ausschliessen.


    Gruss Raphael

  • GriasDi Raphael,

    Lepiota fusvovinacea komplett ohne Violette Töne? Ich hab die Art schon ein paar mal gehabt, da waren immer violette Farbtöne vorhanden.

    An liabn Gruaß

    Werner

    Hallo Werner


    Hm, jetzt bringst du mich ins Grübeln. Ich hatte die noch nie, komme aber nach Funga Nordica auf nichts anderes und auch an der Tagung hat niemand Einspruch erhoben.

    Mikroskopisch passt auch alles haargenau, habe auch Cheilozystiden und HDS überprüft.


    Ich meinte an den Fasern weinbraune Farbtöne zu sehen, aber das kann an meiner verflixten Rot-Grün-Schwäche liegen.

    Dann war es am Standort sehr schattig, dadurch sind die Farben auf dem Foto sicher etwas verfälscht. Hier noch eine Nahaufnahme:


    Gruss Raphael

  • GriasDi Raphael,

    ich hab gestern erst wieder eine Kollektion fotografiert. Auch da waren die schönen violetten Töne sichtbar.

    Ich stell die Fotos ein, sobald ich's aufm Rechner hab. Heut aber nimmer.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • GriasDi Raphael,

    hier das Bild vom Fund letztes Wochenend.



    Und hier noch ein Fund von 2018.

    Meist findet man solche Dinger ja immer einzeln...




    Lepiota fuscovinacea ist eben wegen diesen weinrötlichen Farben leicht makroskopisch bestimmbar.

    Aber Du hast recht... was soll das sonst sein?

    Die violettlichen Farben können halt scheinbar auch mal sehr schwach ausgeprägt sein, bzw. gar nicht wahrnehmbar sein.

    An liabn Gruaß,

    Werner