Studienwoche Teil 2

  • Hallo zusammen


    Hier nun die Fortsetzung meines Berichts von gestern Abend.


    Tag 2 der Studienwoche führte uns in einen montanen Fichtenwald. Leider war es die Nacht davor sehr kalt, entsprechend waren viele Pilze schon ruiniert.

    Aber immerhin ein interessanter Fund:


    1. Ein falscher Pfifferling

    Die braue Farbe lässt schon vermuten, dass es keine normale Hygrophoropsis aurantiaca ist.


    Die Sporen helfen nicht weiter...


    Aber die HDS besteht aus dicken, keuligen Elementen, bis über 20 µm im Durchmesser.

    Das plus die braune Farbe führen zu Hygrophoropsis rufa.



    Am dritten Tag haben wir einen für uns neuen Auwald getestet. Es gab viele Pilze, aber das meiste Standard-Zeug mit dem das Forum im Moment ohnehin geflutet wird.

    Also nur der hier:


    2. Ein spitzhütiger Häubling

    Diese winzigen Kerlchen hatten bis 8mm Hutdurchmesser und wuchsen auf einem alten Baumstumpf.


    Sporen schwach warzig


    Cheilozystiden lageniform. Pleuro- und Pileozystiden gab es nicht.


    Im oberen Stieldrittel gab es zahlreiche Kaulozystiden.


    Die Funga Nordica führte mich zielsicher zu Galerina triscopa.



    Am vierten Tag gab es eine längere Pilzwanderung im montanen Nadelwald und über verschiedenes Grasland.

    Da kam dann doch einiges an Pilzen zusammen, zum Beispiel diese hier:


    3: Ein cremefarbener Trichterling

    Der wuchs auf einer recht stark beweideten, aber sonst ungedüngten Alpweide.

    Geruch schwach süsslich, Sporenpulver weiss.


    Sporen recht klein und breitelliptisch.


    HDS ohne Inkrustationen.


    Weisse Trichterlinge sind ja der Horror. Hier spricht vieles für Clitocybe quisquiliarum (dealbata ss. auct.).

    Ich lasse mich da aber noch beraten.


    4: Ein kleiner Rötling

    Geruch mehlig. Basidien 4-sporig, Schnallen nur an der Basidienbasis vorhanden. Keine Zystiden.


    Sporen recht klein, mit 5-7 abgerundeten Ecken.


    HDS intrazellulär und inkrustiert pigmentiert. Stellenweise mit Übergang zu einem Trichoderm.


    Stipitipellis wenig auffällig, es gab aber einzelne keulige Hyphenenden, die man als Kaulozystiden bezeichnen könnte.


    Nach langem Hin und Her habe ich mich entschieden, über die eher glänzende Hutoberfläche hinwegzusehen.

    Die kann durchaus aufgrund der kalten Temperaturen und der Feuchtigkeit etwas "entstellt" sein.

    Unter der Lupe sieht man, dass der Hut eigentlich stark faserig ist. Mikroskopisch spricht alles für Entoloma terreum.



    5: Eine Lorchel

    Lorcheln sind schwierig, seitdem sie gründlich bearbeitet wurden.


    Die Sporen sind meistens keine grosse Hilfe. Hier ist zu bemerken, dass ich trotz intensiver Suche keine warzige Sporen finden konnte.


    Paraphysen keulig


    Die Haare an der Aussenseite bestehen aus langen Ketten von rundlichen oder elliptischen Zellen.


    Nach dem Schlüssel von Skrede et al. 2017 komme ich auf Helvella pubescens.

    Ob das wirklich stimmen kann weiss ich nicht, vielleicht hat hier jemand eine Meinung dazu?



    Am letzten Tag ging es dann in einen Mischwald (Buchen, Weisstannen, Fichten), der überfüllt mit Pilzen war.

    Ich habe aber nicht viel mitgenommen, weil ich keine Zeit gehabt hätte alles zu bestimmen. Nur noch einer für hier:


    7: Ein Schleierling

    Meistens mache ich ja einen Bogen um die, aber wenn es eine so schöne Gruppe ist, kann man nicht nein sagen.

    Geruch irgendwie muffig-kampferartig, schwer zu definieren.




    Schnittbild ohne Zutaten


    Und hier mit KOH: Nur an der Stielbasis aussen sieht man eine deutliche Reaktion, im Fleisch überall negativ.


    Sporen breitelliptisch bis rundlich und recht klein, bis 9.5 µm lang.


    Mit der Bestimmung hatte ich wie erwartet Mühe. Am Ende kam ich auf Cortinarius lebretonii, vor allem wegen dieser auffallenden ockergelben Gürtel.

    Vielleicht hat Cortinarius Zeit, sich das mal anzuschauen?


    Viele Grüsse

    Raphael