Hoffentlich flockenstieliger Hexenröhrling

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 9.806 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von CHH.

  • Hallo zusammen
    Ich hatte heute nach dem Wandern im Kaiserstuhl noch mal für `ne Stunde Lust auf "hinters Haus in den Wald".
    Ich sage nur: Schnecken sind nicht so langsam, wie man immer glaubt!
    Da ich nun als Pilzbestimmungsversucheranfänger ein von Schnecken angenagetes Exemplar eines für mich "klar- hab ich gelesen" flockenstieligen Hexenröhrlings fand, und mal im Wald angefangen hatte zu putzen, war der Stiel zuhause komplett blank.
    Jetzt fehlt mir ein Merkmal- nämlich die Pusteln des Stiels auf meine 100%.
    Ich beschreibe mal weiter:
    Buch sagt "Hut braun wildlederartig" - braun Lederartig ja, aber nicht flaumig
    Buch sagt "stark blauend" - ja und wie- nur nach dem schneiden zum trocknen geht das Blau auch wieder weg (auf dem Bild ist das Blau schon beinahe verschwunden).
    Buch sagt: keine rote Linie unter Röhren, Röhrenboden gelb - ja 100%
    Buch sagt:Röhren rot :ja 100%


    nun die Frage: kann ich mir wirklich sicher sein?
    gibt es andere Röhrlinge mit roten Röhren, gelbem Röhrenboden, stark blauend beim anschneiden oder drücken?


    Danke für eure Hilfe im voraus


    Gruß
    Marcus

  • Ein Foto vor dem zerchneiden wäre natürlich hilfreich, könnte natürlichauch der Netzstielige hexenröhrling sein, über dessen Speisewert es wohl streitigkeiten gibt.

  • Hallo Marcus,


    Schade das du keine Detailbilder vom Pilz am Fundort zeigst, so kann man nur spekulieren.


    Sicher kann man sich als Laie nie sein denn es gibt auch einige andere Rotporer mit blauenden Fleisch. Manche sind häufiger andere hingegen ziemlich selten.


    schöne Grüße,
    Andreas

  • Hallo Marcus!


    Natürlich kann dir nach deinen Angaben und dem Bild keiner garantieren, dass du richtig liegst. Der Stiel wäre schon ein wichtiges Merkmal. Warum putzt du den eigentlich so blank, dass man gar nichts mehr drauf erkennt? Die sind doch normalerweise gar nicht so dreckig.
    Das schnelle Blauen (schon blau, bevor das Messer ganz durch ist) ist schon eines der Eigenschaften der Hexenröhrlinge, also die Wahrscheinlichkeit ist hoch -- nützt dir aber nichts, solange dein Pilz nicht sicher bestimmt ist.


    Das Buch lügt übrigens, wenn es von roten Röhren spricht. Man sieht ´s ja auch bei deinen aufgeschnittenen: die Röhren sind gelb, lediglich in Draufsicht auf die Fruchtschicht am noch ganzen Fruchtkörper sieht man rote Farben, also an den Röhrenöffnungen sprich Poren.


    Flaumig würde ich den Hut auch nicht bezeichnen, eher fein velourartig.


    Dass das blau angelaufene wieder vergeht, ist ok. Passiert auch beim Zubereiten, da sind dann die Stielscheibchen wieder schön gelb.


    Am besten, du suchst dir neue, und schaust sie dir vorm Saubermachen oder Zusammenschnippeln genauer an.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo Marcus!


    Schau mal hier. Demnach haben zumindest noch B. caucasicus und B. comptus einen gelben Röhrenboden, aber die haben wohl nicht so ausgeprägt braune Hutfarben. Der Netzstielige hat einen roten Röhrenboden.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo alle - ja stimmt - ich hätte mehr beschreiben sollen:
    Für ein Detailbild vom Pilz am Fundort war ich "zu erregt" - ich gelobe Besserung.
    Fundort Wald, mehrheitlich Laub (kenn mich Bäumen nicht so toll aus),
    Steinpilze gabs dort 2009 bis Ende November/1. Woche Dezember. Beim rausdrehen fiel mir auf, daß er nicht so wie ein Steinpilz "fluck" aus dem Boden geht, sondern wie verwurzelt scheint, also 2 Umdrehungen braucht, bis man ihn dann hat.


    Ingo: das blankputzen des Stiels haben schon die schnecken erledigt, das war ja mein Problem. Ja, von roten Röhrenöffnungen ist die Rede in den Büchern und in meiner Beschreibung meinte ich das auch.
    Hut dunkelbraun velourartig, "matt, nicht glänzend" würde besser passen


    Toffel ich als Pilzbestimmungsversucheranfänger, der erst im Juli seinen Kurs hat kann mit dem Schlüssel grad gar nix anfangen, glaube ich, weil mir der Schlüssel fehlt, den Schlüssel zu lesen ? - Oder i stell mi grad ä bissle dumm a. ich versuch ´s nachher nochmal. trotzdem danke.


    Der Netzstielige hat einen roten Röhrenboden - der ist es garantiert nicht.
    gibt es andere Kandidaten ?


    Gruß
    Marcus

    Man kann vieles aus Büchern lernen, aber nicht wie Pilze sich anfühlen, riechen oder schmecken.

    Einmal editiert, zuletzt von synventive ()

  • Hallo Marcus!



    Toffel ich als Pilzbestimmungsversucheranfänger, der erst im Juli seinen Kurs hat kann mit dem Schlüssel grad gar nix anfangen, glaube ich, weil mir der Schlüssel fehlt, den Schlüssel zu lesen ? - Oder i stell mi grad ä bissle dumm a. ich versuch ´s nacher nochmal. trotzdem danke.


    Der Netzstielige hat einen roten Röhrenboden - der ist es garantiert nicht.
    gibt es andere Kandidaten ?


    Der eigentliche Schlüssel nützt dir in diesem Fall hier nicht viel, weil viel nach der Stieloberfläche gefragt wird, vor allem am Anfang. Es gibt dort aber viele Beschreibungen, die vielleicht weiterhelfen könnten.


    Wenn man nach deinen Merkmalen auswählt, bleiben eigentlich nur die folgenden Arten für die Kombination brauner Hut und sehr starkes Blauen:
    B. erythropus (Flockenstieliger Hexenröhrling)
    B. queletii (Glattstieliger Hexenröhrling)
    B. permagnificus (Büscheliger Hexenröhrling)
    B. poychylochromus (Duftender Hexenröhrling)
    Es gibt nicht viele rotporige Röhrlinge mit braunem Hut. Wenn der Hut keine roten oder gelblichen Töne enthielt, sondern richtig dunkelbraun war, bleibt nur noch der Flockenstielige. Es gibt aber auch andere Arten mit richtig braunen Hüten, sie z. B. hier. Die Tabelle am Ende des pdf scheint nicht alle Farbtöne abzudecken. Es ist nur mal ein Anhaltspunkt, was man in die engere Wahl nehmen könnte.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo,


    ich hab noch zwei Netzstielige Hexenröhrlinge gefunden, die ich zum Negativabgleich verwenden kann.
    Diesmal sogar mit Fundortdokument und in den Stadien jung, mittelalt, fast flüssig !
    Hier die Beweisbilder :



    Gruß
    Marcus

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  • also deine kamera (handy ??) ist SEHR grünstichig und macht es einem wirklich nicht leicht.


    das letzte bild sieht noch am normalsten aus von den farben.


    der stiel sieht sehr weiss aus, die netzzeichnung schon fast schwarz, was eigentlich untypisch ist für einen normalen netzstieligen hexenröhrling, der eine rötliche(bis gelbliche) netzzeichnung hat und einen gelblicheren stiel.


    die hutfarbe ist recht hell, aber nicht weiss oder grau. es könnte aber trotzdem ein satansröhrling sein, denn auch diese können braune kappen haben wenn sie in der sonne stehen.


    auch der fundort ist nicht typisch für einen hexenröhrling, der gerne an moosen und im wald wächst.


    auch die rote unterseite der röhren ist schon ein recht interessantes rot auf seine art und hat wenig braune oder dunkle töne (auf dem dritten bild sehen sie zwar braun aus, aber das ist auch grünstichig.. rot + grün = braun)


    ich wär mir da mal nicht so sicher mit einem netzstieligen hexenröhrling.[hr]
    ich hab mir erlaubt, deine bilder ein wenig zu korrigieren, so dass man sie besser beurteilen kann (hab hier in der arbeit entsprechende software und bin video editor, sollte von daher recht genau hinkommen).




    man beachte aber bitte auch, dass auf dem zweiten bild, auf welchem die poren rot sind, anscheinend eine warmlichtlampe genutzt wurde, wodurch mehr gelb reinkommt ins bild, die poren können also auch ins purpur gehen (kältere farben in echt, mehr blauanteil)


    beim ersten bild sehen die röhren eher braun aus, allerdings war das bild eben auch schon davor grünstichtig und das reflektierende licht mit dem vielen grün drumherum kann auch ein zusätzliches grünes licht auf den pilz werfen. dazu hab ich die farbsättigung nicht sonderlich erhöhren können, da dann nur noch mehr falsche farben entstehen. es ist sowieso schon ein wenig zu viel gelb drin (wenn man das rausnehmen würde, wären die röhren auch auf dem bild nicht mehr braun).



    andreas, sag du mal was dazu ;)

  • Hallo Marcus, hallo Ralph


    Nein, der Satansröhrling hätte eine steingraue Kappe und eine (zur Stielbasis hin) karminrötliche Grundfarbe mit einer rötlichen Netzzeichnung. Nach den Bilder zu urteilen ist das für mich ganz klar Boletus luridus, der Netzstielige Hexenröhrling. Dieser wächst stets auf Kalkböden in Parkanlagen, an Weg.- und Straßenrändern unter verschiedenen Laubbäumen wie Buche, Linde usw.


    viele Grüße,
    Andreas

  • Hi zusammen,


    ein wichtiges Merkmal des Netzstieligen Hexenröhrlings ist das Netz, das langgezogene Maschen hat (länger als breit). Ist das Netz fein und isodiamtrisch, so ist Vorsicht geboten. Boletus luteocupreus, wenngleich sehr selten, kann farblich sehr ähnlich sein. Der wäre mit Alkohol genossen gfitig (aber wie gesagt, sehr selten - wächst aber bei z.B. München).


    Ansonsten ist die Netzhexe extrem variabel bezüglich der Farben. Es gibt sie von hellgelbhütig bis purpurrothütig. Der Hut kann mit grünlichen Tönen, oft aber gelblich mit aprikot aufwarten, er kann leuchtend orange sein... usw. Es gibt sie sogar mit rötendem statt blauendem Fleisch. Das Netz kann selten auch mal fehlen. Dann ist die Abgrenzung zum Glattstieligen Hexenröhrling schwierig, da die beiden auch anatomisch recht ähnlich sind. Ach ja, die Netzhexe hat meist, aber nicht immer einen roten Röhrenboden. Es ist aber ein recht gutes Merkmal, dass aber auch Boletus queletii haben kann.


    Aber wie auch immer - die abgebildeten Röhrlinge sind Boletus luridus. Und recht typische, die die Variabilität etwas andeuten.


    Die aufgeschnittenen zu bestimmen, wäre hingegen Kaffesatzleserei. Das kann alles mögliche sein.


    LG
    Christoph

    Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
    (Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

  • Hallo zusammen, ich hab heute nochmal Glück gehabt und nochmal die gleichen wie den am Anfang gefunden-ganz sicher der Flockenstielige !

    Ja, das mit der Kaffesatzleserei stimmt schon, ich hab ja auch nachgebessert (oder zumindest versucht)
    Den Grünstich meiner Kamera bekomme ich auch noch in den Griff- muss ich mir aber nochmal ansehen.


    Der zu Abgleich am Straßenrand gefundene ist sicher der Boletus luridus.
    Aber der ist doch zusammen mit Alkohol auch giftig- oder hab ich mich verlesen ?
    Hab ich das verwechselt ? Boletus luteocupreus hätte doch einen gelberen Hut ?


    Gruß
    Marcus

    Man kann vieles aus Büchern lernen, aber nicht wie Pilze sich anfühlen, riechen oder schmecken.

  • Hallo Marcus,


    ja, die ersten beiden Fotos sind sicherlich Flockis. ;-).


    Und ja, Boletus luteocupreus kann einen gelben Hut haben, den eben auch Boletus luridus haben kann. Dann sehen sie sich manchmal sehr ähnlich, finde ich zumindest.


    An Boletus luridus plus Aklohol glaube ich nicht recht. Ausschließen kann ich das natürlich nicht. In meiner Gegend wird der aber häufig zusammen mit Gerstensaftprodukten genossen. Auch im Selbstversuch, was aber nichts sagt.


    In der Netzhexe wurde auch kein Coprin nachgewiesen (im Bol.-luteocupreus-torosus-Formenkreis schon!). Dass es so wenige Fälle einer Antabusveriftung mit "Netzhexen" gegeben haben soll, kann vielleicht auch auf die Seltenheit des "Doppelgängers" zurückgeführt werden. Aber das muss jeder für sich entscheiden und soll kein Aufruf sein, Netzhexen zusammen mit Alkohol zu konsumieren! Ich bin da nur sehr skeptisch.


    LG
    Christoph

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