Hallo Ralph,
ich will ja nicht besserwisserisch rüberkommen, aber das Foto zeigt definitiv keinen Rotfußröhrling (im engen Sinne). Du bist aber in der richtigen Gattung (die Rotfußröhrlingsgruppe wurde von Xerocomus abgetrennt, was auch Sinn macht - habe den neuen Gattungsnamen aber gerade nicht parat).
Damit wir aber nicht aneinander vorbei reden: Im Volksmund sind alle kleinen Filzröhrlinge, ob mit oder ohne roten Stiel, ob mit oder ohne Schüppchen, ob blauend oder nicht, "Rotfußröhrlinge", wenn sie keine Ziegenlippen sind (also wenn sie einen zumindest im Alter rissigen Hut haben).
Der abgebildete Pilz hat keine ausgeprägte rote Subcutis. Damit fällt Xerocomus pruinatus schonmal aus. Xerocomus ripariellus ebenfalls.
Xerocomus cisalpinus, Xer. chrysenteron und Xer. porosporus haben Risse ohne rot (bzw. können dies haben; Xer. porosporus hingegen gar nicht).
Der Stiel hat gar keine Flocken, also fällt Xerocomus chrysenteron aus (sorry, Ralph, aber ist so).
Das Rot am Stiel erscheint in homöopathischen Dosen. Noch ein Ausschlussgrund für den echten Rotfußröhrling.
Die schmutzigen, grauen Stielfarben lassen mich sehr stark an Xerocomus prorsporus denken. Der würde im Anschnitt recht deutlich blauen. Man muss aber mikroskopieren, da es einen Doppelgänger gibt, der amyloide und nicht trunkate Sporen besitzt (im Gegensatz zu Xer.porosporus, der inamyloid ist und trunkate Sporen hat).
Xer. cisalpinus können wir ausschließen, denke ich.
Xerocomus communis ebenfalls (Hutfarbe zu einheitlich braun, Stiel zu schmutzig)
Xerocomus rubellus ist röter.
Xerocomus dryophilus ss. auct. ital. ist ebenfalls viel freudiger gefärbt (kommt auch in Deutschland vor).
Xerocomus truncatus kenne ich nicht anhand von Frischmaterial. Dieser hätte ähnlich wie Pseudoboletus parasiticus eine perforierte Sporenwand (nur im Elektronenmikroskop sichtbar) und leicht gestreifte Sporen (entgegen vieler Literatur - ich habe Originalmaterial aus Nordamerika untersucht - und es gibt wenige Aufsammlungen aus Europa).
Jetzt haben wir die gängigen Arten erstmal durchgekaut (Xerocomus fennicus gibt es m.W. bei uns nicht - es gibt noch weitere Beschreibungen / Arten...).
Am plausibelsten ist für mich Xer. porosporus, der "Falsche Rotfußröhrling", wobei mir der Name nicht schmeckt, da er eigentlich fast nichts mit dem echten Rotfuß gemein hat (Xer, pruinatus wäre da besser als Doppelgänger geeignet).
Die Xerocomi hat der Teufel gesehn, finde ich. Ich bestimme auch keinen sicher, ohne mikorskopiert zu haben - bis auf typische Xerocomus chrysenteron. Und allein der deutsche Name "Rotfuß" suggeriert doch einen roten, nicht schmutzig grauen Stiel?!
carolin:
Literatur ist so eine Sache. Der aktuelle Röhrlingsband der Reihe Fungi Europaei ist eine gute Zusammenstellung. Ansonsten gibt es nur Einzelartikel in Fachzeitschriften. Als Autoren sind Redeuilh (Frankreich, leider verstorben), Sutara (Tschechien) und Klofac zu nennen. Klofac hat einen Schlüssel zu den europäischen Röhrlingen in der Ö.Z.P. publiziert. Und dann gibt es natürlich noch den Engel / Klofac (deutschsprachig), wobei ich hier mit manchen Interpretationen etwas hapere. Damals war aber noch absolutus Chaos in dieser Gruppe. Mittlerweile wurden weitere Arten beschrieben und das Ganze lichtet sich.
Liebe Grüße
Christoph
P.S.: Ralph: wenn das für dich ein Rotfußröhrling im weiteren Sinne ist, weil du die einzelnen Arten nicht trennst (ich weiß ja nicht, wie tief du in die Röhrlinge eingestiegen bist), dann hast Du auf eine gewisse Art nicht Unrecht. Entspricht vielleicht dem Benennen eines Hallimaschs als Armillaria mellea, auch wenn er nicht Honiggelb ist und eigentlich Armillaria ostoyae ist.[hr]
P.S.: das Foto des ausgewachsenen Flockis ist ganz sicher Boletus erythropus, also der Flocki. Die Farbgebeung variiert sehr stark. Es gibt gelbe, gelbbraune, hellbraune, dunkelbraune Flockis. Es gibt Flockis mit wenig Rot am Stiel, es gibt Flockis fast ohne Rot am Stiel. Flockis sind sehr variabel, wenngleich sie recht oft dunkelbraune Hüte und rote Flocken (statt gelblicher) am Stiel haben. Junge Flockis sollten auch deutlich blauen. Alte Exemplare hingegen verlieren diese Eigenschaft eher, wenn sie eintrocknen. Das liegt an der Variegatsäure, die das Blauen verursacht.