Ist die Entnahme (der Fruchtkörper, was auch sonst ^^) von parasitär lebenden Pilzen etwas sinnvolles?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.493 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suku.

  • Moin zusammen!


    Bei meiner letzten Pilzwanderung hatte ich ja eine Krause Glucke gefunden und mitgenommen. (Fundbericht) Mein Vater hatte diese nie mitgenommen, da die Reinigung oft etwas schwierig ist. Daher habe ich mich mit ihr nie auseinander gesetzt. Jetzt weiß ich, dass diese parasitär lebt und frage mich, ob es nun schlecht oder eben sogar GUT ist, wenn ich den Fruchtkörper dieses Parasiten dem Wald entnehme. (Und damit ihre Verbreitung schwäche?!?)


    Die Grundfrage wäre, also generell, sind Parasiten etwas schlechtes, oder gutes? Oder gar notwendiges?


    Das Thema ist wohl schon sehr theoretisch, aber vielleicht gibt es ja jemanden, der mir da zumindest ein wenig Licht ins dunkel bringen kann.



    Grüße

    huenchen

  • huenchen

    Hat den Titel des Themas von „Ist die Entnahme (der Fruchtkörper) von parasitär lebenden Pilzen etwas sinnvolles?“ zu „Ist die Entnahme (der Fruchtkörper, was auch sonst ^^) von parasitär lebenden Pilzen etwas sinnvolles?“ geändert.
  • Pilze die sich von Holz ernähren sind sehr wichtig!

    Ohne sie würden wir unter toten Bäumen, Ästen und Laub vergraben. Sie sind es überwiegend, die den ganzen Kram entsorgen.


    Insofern ist es eher schlecht die Pilze bei ihrem Werke zu stören, sie gar versuchen daran zu hindern.

  • Hallo Huenchen,


    Du entnimmst ja nur die Fruchtkörper. Der Pilz wirkt im Baum und kann dies auch ohne Sporenbildung fortführen.


    Beste Grüße

    Stefan F.

  • So wie der Wolf die kranken Tiere erbeutet.

    Die Natur entnimmt die Schwachen. Etwas Neues nimmt seinen Platz ein. So auch bei den Pflanzen. Und so entsteht ein gesunder Kreislauf des Lebens.

    Dies bedeutet also reine Regulation? Gesunde Bäume werden also, in der Regel, nicht von ihr befallen?

    Du entnimmst ja nur die Fruchtkörper. Der Pilz wirkt im Baum und kann dies auch ohne Sporenbildung fortführen.

    Das habe ich im Titel auch mit der in Klammern stehenden Aussage damit ausdrücken wollen. ;)

  • Hi,


    ich finde, das hängt auch von einem gewissen Grundverständnis ab. Wenn man den wirtschaftenden Menschen im Vordergrund sieht, bei dem die kurzfristige Verbesserung der eigenen Lebenssituation die entscheidende Bedeutung einnimmt, dann kann ich diese Sichtweise nachvollziehen. Ökologisch oder ökosystemisch betrachten spielen auch Parasiten eine wichtige Rolle. Das setzt voraus, dass man sich nicht in die Position des Bewertenden begibt, der die eine Lebensform wichtiger, sympathischer, lebenswerter etc. betrachtet.


    LG Michael

  • So wie der Wolf die kranken Tiere erbeutet.

    Die Natur entnimmt die Schwachen. Etwas Neues nimmt seinen Platz ein. So auch bei den Pflanzen. Und so entsteht ein gesunder Kreislauf des Lebens.

    Dies bedeutet also reine Regulation? Gesunde Bäume werden also, in der Regel, nicht von ihr befallen?

    Das habe ich im Titel auch mit der in Klammern stehenden Aussage damit ausdrücken wollen. ;)

    Sagen wir es mal so.

    Ein gesunder Baum ist wehrhaft und sehr viel schwerer von allen möglichen Gefahren zu überwältigen.

  • ich finde, das hängt auch von einem gewissen Grundverständnis ab. Wenn man den wirtschaftenden Menschen im Vordergrund sieht, bei dem die kurzfristige Verbesserung der eigenen Lebenssituation die entscheidende Bedeutung einnimmt, dann kann ich diese Sichtweise nachvollziehen. Ökologisch oder ökosystemisch betrachten spielen auch Parasiten eine wichtige Rolle. Das setzt voraus, dass man sich nicht in die Position des Bewertenden begibt, der die eine Lebensform wichtiger, sympathischer, lebenswerter etc. betrachtet.

    Genau deswegen Frage ich ja. Ich weiß es einfach nicht. Und was mich angeht - BEIDE haben für mich die gleiche Daseinsberechtigung an sich. Denn beide sind teil der Natur.


    Beide liefern für mich unterschiedlich wichtige Dinge. Der Fruchtkörper vom Pilz ist primär Nahrung für mich(aber auch Freude.. denn ich finde ihn einfach schön), der Baum liefert Baumaterial und Wärme...


    UND ... jetzt wird es ganz schwierig,


    wir Menschen gehören ja auch zur Natur. Allerdings können wir denken und dementsprechend beeinflussend handeln, der Rest der Lebewesen handelt maximal instinktiv.

  • Baa ich finde die Quelle gerade nicht mehr - ich hatte nur irgendwo gelesen, dass die Glucke nur in verletzte Wurzeln eindringen kann. Oder habe ich da etwas falsch in Erinnerung? Damit meine ich, nicht ein geschwächter Baum sorgt dafür, sondern eher eine rein mechanische Einwirkung auf die Wurzel selbst. (welche reiner Zufall ist...)

  • Der Baum wird nun aber nicht mehr oder nur noch gehemmt wachsen. Seine Früchte werden allmählich verschwinden, die Tiere und das Wetter werden ihm mehr und mehr zusetzen und irgendwann wird er stürzen. Der Pilz ist nur einer von vielen die seine Schwäche jetzt ausnutzen. Dann mach lieber gleich Kleinholz aus ihm und lass den jungen Bäumen und Sträuchen seinen Platz einnehmen.

    Der Pilz/Fruchtkörper ist auch nicht nur Nahrung. Er ist auch dafür da daß sich seine Art fortpflanzen kann. Und er ist ebenfalls für viele Tiere und Kleinstlebewesen wichtig.

  • Sagen wir es mal so.

    Ein gesunder Baum ist wehrhaft und sehr viel schwerer von allen möglichen Gefahren zu überwältigen.

    Baa ich finde die Quelle gerade nicht mehr - ich hatte nur irgendwo gelesen, dass die Glucke nur in verletzte Wurzeln eindringen kann. Oder habe ich da etwas falsch in Erinnerung? Damit meine ich, nicht ein geschwächter Baum sorgt dafür, sondern eher eine rein mechanische Einwirkung auf die Wurzel selbst. (welche reiner Zufall ist...)

    Das mag sein.

    Zumindest wächst die Glucke ja immer unten, soweit mir bekannt ist. Das muß aber nicht mechanischer Natur sein. Es ist nur sehr viel einfacher einen Baum zu attackieren wenn die Rinde/Borke fehlt.

  • Meiner Meinung nach ist es gar nicht möglich, die Verbreitung einer Art durch Sammeln zu beeinträchtigen. Das hat ja im Prinzip auch die Studie aus La Chanéaz nachgewiesen: WSL Studie

    Bei mehreren Milliarden Sporen pro Fruchtkörper am Tag, irgendwie naheliegend. Was die Pilze vielmehr beeinträchtigt, ist die Zerstörung ihrer Habitate, zB. durch Überdüngung, intensive Nutzung, Forstwirtschaft, etc.

    Beste Grüße vom Stefan

  • Hi Stefan,


    eine andere Studie, die auch hier im Forum mal aufgetaucht ist, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Die war ganz spannend aufgebaut: 3 definierte Waldregionen wurden über Jahre bzgl. der qualitativen und quantitativen Anzahl des Fruchtkörperwachstums beobachtet. In Region 1 wurden keine Fruchtkörper abgesammelt. In Region 2 wurden Fruchtkörper auf herkömmlichen Weg gesammelt, in Region 3 wurde der Waldboden zum Ernten nicht betreten, sondern zu den bekannten Mycelien waren Stege verbaut, auf denen man sich bewegen konnte, ohne auf den Waldboden zu treten. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass sich die Veränderung der Population in Region 1 und 3 in etwa gleich verhielten. In Region 2, also dort, wo der Waldboden betreten wurde, waren die Populationen signifikant kleiner. Daraus wurde geschlossen, dass die Ernte als solche keinen Einfluss hat, die Verdichtung des Waldbodens, die durch die Ernte bei intensiver Suche und Betreten um die Fundorte stattfindet, aber schon. Inwiefern eine einzelne Studie da wirklich aussagekräftig ist, sei dahingestellt, ich fand es trotzdem interessant.

    Leider finde ich den Beitrag hier nicht mehr, vielleicht weiß ja ein/e Mitleser*in, er zu finden ist.


    LG Michael