Phlegmatie aus der Sektion Fulvi

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.588 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    heute fand ich auf Kalk eine schöne Kollektion einer Phlegmatie aus der Sektion Fulvi. Der gesamte Pilz ist kräftig gelb gelb-ockerlich mit leicht grünlichem Einschlag. Der Hut scheint im Alter vor allem im Zentrum dunkler zu werden, bei einigen Fruchtkörpern gibt es mitunter dunkle schorfartige Flocken auf dem Hut. Obwohl ich kein ganz junges Exemplar finden konnte, kann man den Lamellen ansehen, dass sie jung gelblich, vielleicht sogar leicht grünlich waren. Die Knolle ist ausgeprägt und gerandet; die Knollenhaut scheint im Alter zu bräunen. Das Fleisch ist im gesamten Fruchtkörper hellgelb mit ganz leicht grünlichem Einschlag weißlich bis ganz leicht gelblich, in der Knolle etwas gesättigter gelblich mit grünlicher Note. Geschmack nicht getestet mild ohne besonderes Merkmal, Geruch ist mehr oder weniger unauffällig. KOH auf dem Hut reagiert mäßig bräunlich (also negativ) am Knollenrand kräftig braun; im Hut- und Stielfleisch nur ganz blass, im Knollenfleisch rosalich (siehe letztes Bild). Sporen leider mangels Zeit noch nicht vermessen, wird aber nachgeholt (siehe unten!) . Am Fundort vor allem (Hain)Buchen und Eichen auf Kalk; die Fruchtkörper standen dicht gedrängt (siehe Bilder).


    Mit FN geschlüsselt lande ich bei Cortinarius citrinus. Kann das passen?







    Grüße, der Thomas.

    Einmal editiert, zuletzt von Chorknabe () aus folgendem Grund: Beobachtungen präzisiert

  • Hallo Thomas,

    Cortinarius citrinus hätte ich jetzt auch zuerst vermutet, aber da sollte man nochmal nachlesen, welche Farbe das Fleisch haben soll und wie dieses mit KOH reagiert. Den Bestimmungsschlüssel von A. Gminder für die Fulvi-Sektion (in Großpilze BW Band 5) halte ich für ziemlich gut, da findet man gut interpretierbare Aussagen zu dieser Bestimmungsaufgabe. Der Strohgelbe fällt jedenfalls wegen der negativen KOH-Reaktion raus, ebenso die Schön-/Dottergelbe Fraktion wegen der blassen Fleischfarbe.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen

    C.citrinus ist das nicht, der hat ganz grüngelbes Fleisch.

    ähnlich wie splendens, das sollte der Schlüssel abfragen, sonst taugt er nichts.

    Das geht eher in Richtung der weiss- bis Creme fleischigen Arten wie C.humolens oder C.flavovirens

    aber das müsste man auch mikroskopisch prüfen, da gibt es einige unbekanntere Arten

    Gruß

    Uwe

  • C.citrinus ist das nicht, der hat ganz grüngelbes Fleisch.

    ähnlich wie splendens, das sollte der Schlüssel abfragen, sonst taugt er nichts.

    Das geht eher in Richtung der weiss- bis Creme fleischigen Arten wie C.humolens oder C.flavovirens

    aber das müsste man auch mikroskopisch prüfen, da gibt es einige unbekanntere Arten

    Hallo Uwe,


    danke für Deine Einschätzung. Gminder schreibt in GPBaWü, dass bei C.citrinus das Fleisch im Alter stumpf wird und ausblasst. Aber die Blässe bei meinen Funden ist vermutlich zu ausgeprägt?


    Ich werde die mir zur Verfügung stehenden Schlüssel (FN, Gminder, CinS) noch einmal ausgiebig studieren. Eine Frage zur KOH-Reaktion im Knollenfleisch: ist das Deiner Ansicht nach ausreichend rosa? In den Schlüsseln wird ja danach gefragt.

  • Hi,

    Die KOH Reaktion wäre für mich banal , ohne Aussagekraft

    Ich hab dann mal den Schlüssel im Grosspilze BW Band 5 angeschaut

    Da kommt ziemlich am Anfang die Frage nach gelb durchgefärbtem Fleisch

    Grenzfälle wie C.elegantior werden in beiden Fällen ausgeschlüsselt, also gut gemacht, da gibt es nichts zu meckern.

    Jetzt braucht es halt etwas Erfahrung bei der Abgrenzung von gelb durchgefärbt und weißlich mit leichtem Gelbstich

    Schlüssel Schritte mit Farbabgrenzungen sind oft schwierig zu bewerten, da

    es fast beliebige Übergänge gibt

    Gruß

    Uwe

  • Von gestern. Citrinus vs. splendens. Die Farben sind v.a. mit dem Smartphone schwer einzufangen, die Bilder vom Standort diesbezüglich noch schlechter. Aber man sieht, dass citrinus eben überall, auch im Fleisch grünliche Farbtöne hat.

    Gruß

    Andreas

  • Morgen!


    C. citrinus hat halt diesen Grünton mit drin. Der lässt sich mit manchen Kameras oft nicht recht abbilden, aber zieht sich mehr oder weniger durch den ganzen Pilze, vor allem die Lamellen sind so "fasciculare-grün". Bei jungen Fruchtkörpern finde ich da auch das Fleisch normalerweise schon stark gefärbt, in der Mitte gelb und teils eben auch mit diesem Schwefelkopf-Grün dabei.


    Die Phlegmacien von Thomas, kann das nicht einfach Cortinarius fulvocitrinus sein?
    An einer Stelle im Kraichgau steht der durchmischt mit C. splendens, und von oben ist der Unterschied bei jungen fruchtkörpern kaum erkennbar. Aber die Fleischfarbe und auch die Lamelenfarbe sind anders, und das hier könnte schon passen, denke ich.



    LG; Pablo.

  • Hallo an alle,


    vielen Dank für Eure Antworten und Hinweise. Auch der Vergleich mit C.splendens und C.citrinus hat mir sehr geholfen, meine Funde, insbesondere die Farben besser einzuschätzen. Ich speichere zunächst für mich ab: die Fulvi sind keine leichte Gruppe, und es braucht Erfahrung bei der Beurteilung der Farben.


    Ich habe oben die Beschreibung des Fundes noch einmal angepasst. Außerdem habe ich mittlerweile die Sporen gemessen: (12-12,5-13) x (7-7,3-8) µm. Die Sporen sind also recht groß, und damit fallen viele Arten raus. Wenn man mit der FN schlüsselt, landet am ehesten bei C. elegantior (wenn man die rosaliche KOH-Reaktion im Knollenfleisch als positiv berücksichtigt!); oder bei C. sulfurinus quercilicis (bei negativer KOH-Reaktion). Bei letzterer Art passen laut Beschreibung die Farben etwas besser, auch die Ökologie (am Fundort viele Eichen). Ich habe zur Sicherheit nochmal KOH und Amoniak aufs Knollenfleisch gegeben (die Pilze liegen nun schon seit 4 Tagen im Kühlschrank): mit KOH schon irgendwie rötlich, aber auch nicht sehr knallig und eher bräunlich; mit Amoniak allenfalls gaaanz leicht rosalich.



    Hier außerdem noch ein Bild von den Sporen.



    Damit scheint also Cortinarius elegantior quercilicis die beste Hypothese zu sein? Die Art hatte ich natürlich noch nie bewusst in der Hand. Kann das vom Farbspektrum her hinkommen?

    Grüße, der Thomas.

    Einmal editiert, zuletzt von Chorknabe () aus folgendem Grund: Inhaltlich stark bearbeitet. Mit Schlafentzug zu schlüsseln ist keine gute Idee.

  • Servus, Thomas!


    Siehe Beitrag von Uwe oben: Die Lamellenfarbe von jungen Fruchtkörpern vor der Sporenreife ist elementar.
    Ohne die kommst du niemals in die richtige Richtung.


    Hier noch Cortinarius fulvocitrinus vs. Cortinarius splendens:



    sowie fulvocitrinus alleine + Sporen der Art (vom Stielvelum eingesammelt):



    C. elegantior und C. sulfurinus hatte ich leider noch nicht in der Hand. Aber mit den großen Sporen sollte C. fulvocitrinus wohl ohnehin raus sein.



    LG; Pablo.

  • Siehe Beitrag von Uwe oben: Die Lamellenfarbe von jungen Fruchtkörpern vor der Sporenreife ist elementar. Ohne die kommst du niemals in die richtige Richtung.

    Hallo Pablo,


    mit den verhältnismäßig großen Sporenmaßen und einer negativen KOH-Reaktion auf dem Hut bleibt allerdings nicht so viel übrig. Auch wenn ich meinen Fund am Ende wohl nicht sicher benennen können werde, hilft mir die intensive Beschäftigung dennoch sehr, mich mit den Fulvi näher zu befassen.


    Ich habe meinen letzten Post noch einmal inhaltlich stark bearbeitet. Die Kombination aus Schlafentzug dank regelmäßigem nächtlichen Babywindel-Wechsel und Cortinarien schlüsseln ist ganz offensichtlich nicht hilfreich. :sleeping: