Gelber Hexenröhrling?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 13.194 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von hubi131.

  • Guten Abend alle zusammen!


    Nachdem ich bis jetzt mit Spannung Carolin's "Flocki-Thread" verfolgt habe, bin ich heute glatt über den von Ingo erwähnten Boletus junquilleus gestolpert, wie ich vermute...


    Hier erst einmal das ursprüngliche Objekt meiner Begierde, von dem ich hoffentlich zu Recht annehme, dass es sich um einen Flockenstieligen Hexenröhrling handelt:



    Fundort war ein kleines Nadelwäldchen, der Hut hatte erst einen Durchmesser von ca. 5 cm. Es waren noch einige andere kleine Exemplare zu sehen, unter ihnen auch die folgenden, welche gänzlich gelb waren:



    Die beiden waren noch kleiner als der erste, einer davon war allerdings schon ziemlich angefressen, von ihm habe ich einen Schnitt gemacht und beigelegt. Ich hoffe das genügt für eine Bestimmung!


    Ist der Gelbe Hexenröhrling nun eigentlich eine eigenständige Art oder ist die Bezeichnung B.erythropus var. junquilleus zutreffender?


    Welche Bezeichnung für den Flockenstieligen ist davon abgesehen die gängigere: B. erythropus oder B. luridiformis?


    Ich bedanke mich herzlich für Eure Antworten!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo Fredy,
    ich glaube sie sehen jung so aus. Sie ändern wahrscheinlich ihre Farbe im Sonnenlicht.


    Hier ein Beispiel. Links unten der kleine Flockenstielige Hexenröhrling sieht auf dem zweiten Bild, 4 Tage später, genauso wie die anderen aus. Es ist auch das Exemplar ganz links, nur mit versetzter Kamera.


    2010-05-22-may-hexenpiebvg.jpg 2010-05-26-may-hexenpikqau.jpg


    bis dann,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
    -> Bei Beiträgen mit vielen Bildern, hilft oft der Klick mit der mittlere Maustaste auf die Bilder zum Öffnen mehrerer Tabs im Browser.

  • Guten Morgen Nando!


    Vielen Dank für Deinen interessanten Beitrag! Das wäre natürlich eine Möglichkeit, an die ich nicht gedacht habe! Wäre aber auch ein bisschen ungewöhnlich, oder nicht?


    Vielleicht kann uns ja jemand etwas dazu sagen, andernfalls muß ich das heile Baby im Auge behalten (sofern mir die Schnecken keinen Strich durch die Rechnung machen...)!


    Ich wünsche eine gute Nacht und bis dann! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Fredy,


    Der Gelbe Hexenröhrling unterscheidet sich vom Flockenstieligen Hexenröhrling nur durch die fehlenden Farbpigmente. Gestalt, Form und Standortansprüche sind die gleichen wie beim Flockenstieligen Hexenröhrling deshalb wird dieser Pilz auch nur als Varietät geführt - Boletus erythropus var. junquilleus ist also der richtige Name.


    Trotzdem ein schöner Fund - gratuliere :thumbup:


    Zitat

    Welche Bezeichnung für den Flockenstieligen ist davon abgesehen die gängigere: B. erythropus oder B. luridiformis?


    Boletus erythropus


    schöne Grüße,
    Andreas

  • Guten Morgen Andreas!


    Vielen Dank für Deine frühmorgendlichen Bemühungen!


    Ich wünsche Dir einen tollen Tag und nochmals vielen Dank!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!


  • Welche Bezeichnung für den Flockenstieligen ist davon abgesehen die gängigere: B. erythropus oder B. luridiformis?


    Gut dass Du fragst.
    Mein letzter Stand war dass erythropus gültig war und luridiformis synonym.
    Im Index (Species) Fungorum sind beide Arten wieder grün unterlegt und somit aktuell. Ob das versehentlich ist oder was da jetzt aktuell als welche Art gehandhabt wird entzieht sich meiner Kenntnis. Das müsste eigentlich Christoph als ausgewiesener Röhrlingsexperte wissen.
    Ich stelle mal eine Anfrage im pilzpilze-Forum, vielleicht gibts da Erkenntnisse.


    Gruß Harald

  • Hallo Harald!


    Die Namensgebung alleine scheint ja unter Mykologen eine spannende Sache an sich zu sein! Ich bedanke mich auf jeden Fall für den interessanten Link! Bestimmt kann ich dort selbst die eine oder andere zukünftige Unklarheit beseitigen!


    Ich wünsche Dir einen schönen Tag!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo, ich verstehe grade was nicht.
    in meinen Büchern ist es so:
    Boletus erythropus - Flockenstieliger H.
    Boletus luridus - Netzstieliger H. (giftig mit Alkohol)
    Boletus caucasicus - gelber Netzstieliger H. (steht nicht dabei) -selten
    Boletus junquilleus würde auch passen ?
    oder Boletus queletii ?

    Man kann vieles aus Büchern lernen, aber nicht wie Pilze sich anfühlen, riechen oder schmecken.


  • Und was verstehst Du da nicht ?[hr]


    Welche Bezeichnung für den Flockenstieligen ist davon abgesehen die gängigere: B. erythropus oder B. luridiformis?


    So, mir sind neue Schlauheiten untergekommen. Es scheint sich im betreffenden Fall u.a. um eine Besonderheit der britischen Mykologen zu handeln, die in taxonomischen Fragen manchmal etwas eigen sind (wie übrigens die Franzosen auch).
    In der British Fungus Flora heißt dann der Kollege auch: B. luridiformis


    Im Band 2 der Großpilze Baden-Württembergs (Krieglsteiner) habe ich dann folgendes gefunden:


    Zitat

    Taxonomie: Es herrscht derzeit ein gewisse Konfusion bzgl. des korrekten lateinischen Namen für den Flockenstieligen Hexen-Röhrling. Die Problematik liegt darin begründet, daß der Pilz erst von FRIES 1818 in unserem heutigen Sinn zweifelsfrei beschrieben wurde. Die (prioritätsberechtigte) Diagnose PERSOONs ist dagegen unklar, wird jedoch von vielen Autoren als Glattstieliger Hexen-Röhrling interpretiert. Wir verwenden hier dennoch den altbekannten Namen und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens ist das Epithet erythropus für den Flockenstieligen Hexen-Röhrling jahrzehntelang eindeutig benutzt worden und damit konservierbar (als B. erythropus Fries nom. cons.), und zweitens könnte man den Namen auch ohne Antrag auf Konservierung durch Typifizierung erhalten (als B. erythropus Persoon, REDEUILH, pers. Mitt.), da kein Originalmaterial mehr vorhanden ist. Autoren, die dies nicht akzeptieren, verwenden für den Flockenstieligen Hexen-Röhrling das Epithet luridiformis Rostkovius (mit dem Synonym B. erythropus Fries), für den Glattstieligen Hexen-Röhrling erythropus Persoon.


    Alle Klarheiten beseitigt?

  • Alles klar Zuehli!


    Man muß sich sozusagen einer bestimmten Partei anschliessen, um verstanden zu werden... :D!


    Zu Synventive's Beitrag möchte ich noch anmerken, dass mit "B. junquilleus" wohl ausschließlich eine Varietät des Flockenstieligen Hexenröhrlings bezeichnet wird (siehe Beitrag von Andreas in diesem Thread!). Ob es eine adäquate Form bzw. Bezeichnung des Netzstieligen Hexenröhrlings gibt, kann ich leider nicht sagen.
    Wäre aber noch interessant zu wissen. Kann jemand Auskunft geben?


    Was ich noch herausgefunden habe ist aber, dass für den B. junquilleus noch die deutsche Bezeichnung "Falscher Schwefelröhrling" existiert.
    ... Wenn es also ebenfalls einen gelben Netzstieligen geben sollte, müsste es ja passend dazu auch einen "Falschen Flockenstieligen" / bzw. einen "Falschen Netzstieligen Schwefelröhrling" geben und nicht nur einen "Falschen Schwefelröhrling"... phantastisch! Das Thema läßt sich wohl unendlich ausweiten!


    Ich wünsche allen einen schönen Tag!


    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Fredy,


    ... phantastisch! Das Thema läßt sich wohl unendlich ausweiten!


    hast du nochmal an der Stelle vorbei geschaut, ob es wirklich ein Hexenröhrling ist, wo die Farbpigmente fehlen? :evil:


    bis dann,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
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    Einmal editiert, zuletzt von Nando ()

  • Hallo Nando!


    Ich habe Deine Theorie nicht vergessen!
    Der Fundort ist allerdings in ca. 15 km Entfernung, so dass ich ihn bei nächster Gelegenheit mit einer neuen Pilztour kombinieren werde. Vielleich schon heute!
    Bis dahin gibt es tatsächlich den einen oder anderen Moment, an dem ich etwas anderes mache, als mich mit Pilzen zu beschäftigen, beispielsweise Pilzbilder zu bearbeiten und hochzuladen...:D!


    Bis dann! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo zusammen,


    noch kurz etwas Senf von meiner Seite. Das Ausfallen der roten Pigmente kann bei verschiedenen Hexenröhrlingen passieren, nicht nur bei Boletus erythropus. Das Abtrennen eines Boletus junquilleus auf Artebene sehe ich daher ebenfalls sehr skeptisch. Ich hatte einmal eine Reihe von Flockis, an dessen einen Ende dunkle, typisch pigmentierte FK waren und am anderen Ende ein völlig gelber FK (und mit Übergängen dazu) zu finden war.


    In Gelb gibt es auch den Glattstieligen Hexenröhrling, den Netzstieligen Hexenröhrling und auch im Bereich Boletus rhodopurpureus/torosus.


    Es wird immer wieder Boletus caucasicus ins Rennen geworfen. Diese Art scheint bei uns gar nicht vorzukommen. Sie wurde von Singer beschrieben (aus dem Kaukasus), hat aber z.B. im Gegensatz zu Biletus luridus keine Stärke (oder stärkeähnliche Substanzen) in den Zellwänden. Ist aber ein anderes Thema.


    Der deutsche Name "Falscher Schwefelröhrling" kommt von Kallenbachs Beschreibung des Boletus pseudosulfureus. Da man aus dem Auftreten von Farbmutanten nicht darauf schließen kann, dass alle gelben Aufsammlungen einer pigmentierten Art zuzuordnen sind, kann ich diesen Namen nicht beurteilen / einordnen (habe kein Typusmaterial untersucht).


    Interessant ist vielleicht, dass der ebenfalls gelbe Böhmerwaldröhrling (Boletus gabretae) wohl gar kein Hexenröhrling ist, sondern zu den Anhängselröhrlingen gehört (Habe die Rhizomorphen am Typus studiert).


    Das Foto des gelben FK kann ich nicht einordnen, da ich zu wenig von der Stieloberfläche sehe.


    Die Nomenklatur dürfte dank zuehlis Ausführungen geklärt sein...


    LG
    Christoph

    Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
    (Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

  • Hallo Nando, hallo CHH!


    Hier sind die versprochenen Bilder des Gelben Hexenröhrlings, die ich zwei Tage nach dem ersten Foto gemacht habe:



    Sie zeigen den kleinen Fruchtkörper, den ich stehengelassen hatte, sowie seine Unterseite.


    Eine in der Zwischenzeit erfolgte Braunfärbung des Hutes ist deutlich erkennbar, rote Farbpigmente fehlen aber nach wie vor! Das heißt: gelb bleibt gelb: rote Pigmente entwickeln sich nicht im Laufe der Zeit und auch nicht auf Grund von Sonneneinwirkung!
    Ich glaube allerdings, dass die nachträgliche Braunfärbung des Hutes nur beim "Gelben" erfolgt, denn soviel ich bis jetzt gesehen haben, sind die Hüte der "Normalen" ja von Anfang an schon braun.


    Wenn ich gewußt hätte Christoph, dass Du Dich noch immer mit der genauen Bestimmung des Pilzes beschäftigst, hätte ich natürlich ein paar Fotos mehr gemacht. Leider ist der Pilz zwischenzeitlich verzehrt, so dass ich Dir allenfalls versprechen kann, beim nächsten Mal daran zu denken! Vielleicht genügen Dir ja aber auch die neuen Aufnahmen, die ich für Nando gemacht habe!


    Ich wünsche Euch einen tollen Tag! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo Fredy,
    danke für die Bilder! :thumbup:
    Interessant zu sehen.! :)


    Leider habe ich keine Email-Benachrichtigung für die Antwort bekommen, die letzte war von Christoph (13.06.). :/


    bis dann,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
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