Drei Risspilze im Sand

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 677 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Ich komme gerade von einer schrecklich erfolgreichen Tagung am Walensee zurück.

    Die Woche war gezeichnet von Pilzstress, ich musste Exkursionen vorzeitig abbrechen weil ich sonst viel zu viel Material mitgenommen hätte.

    Ein paar Highlights stelle ich die nächsten Tag noch hier rein. Aber zunächst wünsche ich mir Hilfe von Ditte für verschieden Risspilze.

    Es ist schon spät, deshalb erst einmal nur drei Funde von einem Extremstandort, der Rest folgt morgen Abend.


    Habitat für alle drei Arten war das gleiche: Eine Sandbank mit Weiden und Erlen.


    1:

    Von dem habe ich leider kein Standort-Foto. Aber vielleicht lässt sich auch so etwas damit anfangen.

    Durchmesser bis 30mm, Geruch etwas unangenehm mit fischartiger Komponente.



    Sporen 8.8-10.0-11.5 x 5.3-5.8-6.4 µm, Q = 1.45-1.72-1.90, n=20


    Die Zystiden sind gestielt-rundlich, bräunlich, leicht kollabierend und haben eine eigentümliche Oberflächenstruktur.


    Liege ich da mit Mallocybe fuscomarginata richtig?



    2:

    Makroskopisch recht ähnlich wie Kollektion 1 und sie wuchsen unmittelbar beieinander, ich dachte erst alles wäre das gleiche.

    Durchmesser bis 35mm, Geruch empfand ich als schwach pelargoniumartig.




    Sporen recht gross, 11.2-15.5-15.7 x 6.4-7.5-8.1 µm, Q = 1.53-1.82-2.17, n=20


    Cheilozystiden gross, breit keulig, 39-66-85 x 16-20-26 µm (n=6). Bei älteren Fruchtkörpern teils braun pigmentiert.


    Kaulozystiden gab es nur hier und da im oberen Viertel, aber wenn dann gleich richtig viele beieinander.

    Ich konnte sie auch nur an alten Fruchtkörpern in dieser Menge sehen, junge Exemplare hatten viel weniger.


    Mit der üblichen Literatur lande ich nur in Sackgasse, habe dann aber Ditte's Pseudosperma huginii entdeckt.

    Da passt vieles aber nicht jedes Detail. Einen besseren Vorschlag habe ich nicht.



    3:

    Die Fruchtkörper waren - wie man sieht - sehr fragil und tief im Sand eingesenkt. Die Stielbasis ist leicht keulig, nicht knollig.

    Durchmesser bis 25 mm, Geruch schwach.


    Der Hut ist auffallend zweifarbig.



    Die Sporen haben auffallende Tropfen, einige grosse oder viele kleine.

    11.6-13.0-14.6 x 7.4-8.1-8.8, Q = 1.50-1.62-1.76, n=20


    Cheilo- und Pleurozystiden dickwandig, 46-55-72 x 18-21-23 µm (n=5)


    Kaulozystiden an der Stielspitze...


    ... und bis zur Basis sind zahlreiche Kaulozystiden vorhanden.


    Bei Nummer 3 bin ich bisher auf keinen vernünftigen Namen gekommen.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Grüß dich Raphael, also der Nachteil bei allen drei Kollektionen ist, dass es sichtlich vorher geregnet hat. Daher sind die makroskopischen Merkmale stark beeinträchtigt. Die Mallocybe ist völlig durchfeuchtet und nicht mehr einschätzbar. Braune Lamellenschneiden und damit bräunliche Zystiden sind nichts Ungewöhnliches, das gibt es bei mehreren Arten, damit ist also auch nichts zu machen.

    Die zweite, ja auch da ist es so, dass die Hutfarbe sicher nicht mehr die ursprüngliche ist. Der schöne Kupferton der P. huginii ist nicht zu erkennen usw. Aber nach dem Ausschlussverfahren besteht zumindest eine gute Chance, dass es huginii ist - denn eine andere Art, die auf solchem Boden und mit Weide wächst und mit diesen Merkmalen, die ich sehen kann, kenn ich nicht.

    Selbes Problem bei Nummer drei. Hier würde ich am ehesten auf Inocybe inodora tippen: Da würde der Standort, Sporenform und -größe, Stielbereifung (die oft allerdings unten nur spärlich vorhanden ist) und auch diese Zweifarbigkeit passen, die man bei älteren Fruchtkörpern und irgendwie durch die Witterung mitgenommenen Exemplaren häufig sehen kann. Aber die eigentliche Hutfarbe kann ich gar nicht erkennen, zumal sie feucht ist und der Sand im Hintergrund auch nicht hilfreich ist.

    Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Herzlich, Ditte

  • Hallo Ditte


    Danke dir. Nr. 1 lasse ich dann wohl, war ohnehin keine schöne Kollektion.


    Bei Nr. 2 waren zumindest die zwei Fruchtkörper auf dem zweiten Bild ohne Regen gewachsen, die sind vom Samstag nach fünf Tagen Sonne. Am Montag waren sie noch nicht da.

    Allerdings ist es so nahe am Wasser im Herbst ohnehin immer feucht, also gut möglich dass sich die Hutfarben schnell verändern.


    Nr. 3 lege ich mal als cf. inodora ab, die sind bereits getrocknet und somit nichts mehr zu machen.


    Lg, Raphael