WK-Tagung 2022

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  • Hallo zusammen


    Vergangene Woche durfte ich (wie auch Cortinarius ) an der Tagung unserer wissenschaftlichen Kommission teilnehmen.

    Neben den Risspilzen, die ich bereits reingestellt habe, möchte ich euch noch ein paar Highlights zeigen:


    1: Eine Telamonia mit lila Basalfilz

    Einen besonderen Geruch hatte die nicht. Standort war ein Buchen-Fichtenwald auf 1100m.


    Die Sporen sind recht klein und deutlich warzig. Nach dem AdC lande ich bei Cortinarius altipes.

    Natürlich mit viel Restunsicherheit.


    2: Ein kleiner Faserling

    Die wuchsen am Strassenrand auf nackter, aufgewühlter Erde. Vermutlich gemischt mit Resten von Kuhmist.

    Nach Funga Nordica sollte das Psathyrella potteri sein.


    Sporen recht gross, mit deutlichem Keimporus.


    Cheilozystiden breit spindelformig


    Pleurozystiden schlanker



    3: Kein Trichterling

    Dieser trichterlingsartige Pilz wuchs auf ca. 1000m auf einem moosüberwachsenen Felsen.

    Die bräunlichen Lamellen und der fein samtige Hut erweckten bei mir bereits einen Verdacht.


    Ein kurzer Blick ins Mikroskop bestätigte dann die stacheligen Sporen von Ripartites tricholoma.



    4: Ein Träuschling

    Die beiden Kerlchen wuchsen im Gras auf einer Bergweide.


    Bei diesen Träuschlingen sind die Cheilozystiden wichtig. Diese hier haben eine typische Form, oben erst verdickt dann wieder verjüngt.
    Das gibt es nur bei Stropharia pseudocyanea.



    5: Mal zur Abwechslung ein Asco

    Diese kleinen "Becherlinge" wuchsen im Kastanien-Eichen-Wald auf 420m.


    Wenn man dran zieht, kommt ein sehr langer Stiel zum Vorschein.


    Asci in Lugol


    Sporen in Wasser


    Ich habe es leider nicht geschafft, das Substrat zu ermitteln. Die Fruchtkörper lösten sich bei der kleinsten Bewegung und lagen dann einfach lose in der Laubstreu.

    Aber aufgrund der umgebenden Bäume müsste das Substrat irgendein pflanzlicher Abfall von Castanea oder Quercus sein.

    Ich vermute es ist Ciboria batschiana.



    6: Ein komischer Trichterling

    Im Wald wusste ich damit nichts anzufangen. Auffallend war der samtig-graue Hut. Die weissen Rhizomorphen fielen mir erst später auf.


    Sporen mit gelber Pigmentierung in KOH


    HDS mehrheitlich intrazellulär pigmentiert, aber stellenweise auch braun inkrustiert.


    Dieser Trichterling ist wohl noch recht unbekannt: Musumecia vermicularis.



    7: Kein echter Helmling

    Die wuchsen mitten auf dem Wanderweg, ich musste sie retten. Man beachte den überzuckerten Hut.


    Wenn man die grobhöckerigen Sporen anschaut, ist sofort klar dass es kein normaler Helmling ist.


    Die Cheilozystiden sind lageniform, damit ist das Mycenella bryophila.



    8: Ein kleiner Schirmling

    Der gefiel mir schon im Wald. Offenbar ist hier wichtig, dass der Ring nur unterseitig dunkel schuppig ist.


    Sporen in Melzer recht langweilig


    Cheilozystiden...


    HDS komplex aufgebaut, mit sehr langen aufsteigenden Zellen, darunter eine hymeniforme Schicht.


    Das alles passt gut zu Lepiota pseudolilacea.



    9: Ein Tintling

    Dieser Tintling wuchs direkt neben der Ciboria, die man unten links im Bild sieht.

    Er ist weiss überpudert, das sieht man jedoch nur am Standort, nach dem Heimtransport war das praktisch verschwunden.


    Viele Sporen sind deutlich mitraförmig. Cheilo- und Pleurozystiden rundlich bis elliptisch, ich verzichte mal auf die Bilder davon.


    Sphaerozyten aus dem Velum, kaum pigmentiert, mit dünnen Verbindungen. Keine Pileozystiden.


    Ich bin kein Tintlings-Spezialist, aber ich halte es für Coprinellus saccharinus.



    10: Einfach nur schön

    Keine Rarität, aber schön anzuschauen: Melanophyllum haematospermum.


    Danke fürs Mitlesen...


    Lg, Raphael

  • Hallo zusammen


    Noch ein paar Ergänzungen. Habitat war ein Fichtenwald auf ca. 1000m.


    11: Ein komischer nabelingsartiges Pilz

    Die wuchsen in grosser Anzahl zwischen Moos und Nadelstreu.


    Die Sporen sind recht klein, breit elliptisch und haben 1-2 Tropfen.

    Zystiden gab es keine.


    HDS eine Kutis mit einzelnen herausragenden Hyphen.


    Hier habe ich recht lange rumgedoktert, bis ich endlich drauf gekommen bin: Cantharellopsis prescotii.



    12: Ein erdzungenartiger Pilz

    Man sieht schon auf dem Bild, wie schleimig die sind. Sie wuchsen am Strassenrand im Gras.


    Die meisten Sporen haben sieben Septen, die Paraphysen haben rundliche/birnenförmige Endzellen.


    Wenn ich mich nicht irre, müsste das Glutinoglossum heptaseptatum sein.



    13: Ein Zähling

    Oberfläche schön samtig-faserig. Auch einem sehr alten Holzstumpf, nicht sicher feststellbar was es ist.

    Er stand an einem Seeufer, wo es neben Fichten auch Weiden, Erlen und Pappeln gab.


    Sporen in Melzer amyloid.


    Tramahyphen in Melzer.


    Nach FN sollte das Lentinellus ursinus sein.



    14: Ein Holzritterling

    Das ist wieder einmal Tricholomopsis sulfureoides, die in der Region irgendwie recht häufig ist.


    15: Ein gelber Nabeling

    Der ist auch ortshäufig in der Gegend, Xeromphalina caulicinalis.


    Gruss Raphael

  • 15: Ein gelber Nabeling

    Der ist auch ortshäufig in der Gegend, Xeromphalina caulicinalis.

    Hallo Raphael,


    danke für die interessanten Funde!


    Hast Du mal an dem obigen Fund gerochen? Ich frage, weil ich die Art häufiger bei uns finde, und mich der (für solch einen kleinen Pilz erstaunlich intensive) Geruch jedes mal erstaunt. Dazu kommt, dass in der Literatur in der Regel ein unauffälliger Geruch beschrieben ist, was ich gar nicht nachvollziehen kann.

  • Hallo Thomas


    Das ist ja interessant, einen auffälligen Geruch habe ich noch nie festgestellt.

    Ich finde die eigentlich jedes Jahr mehrmals. Allerdings rieche ich nicht immer dran, werde ich ab jetzt tun.

    Wenn du den Geruch konstant feststellst, würde es sich vielleicht lohnen das genauer zu untersuchen.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich in dem Komplex X. fellea/caulicinalis noch eine andere kryptische Art verbirgt.


    Gruss Raphael

  • Das ist ja interessant, einen auffälligen Geruch habe ich noch nie festgestellt.

    Ich finde die eigentlich jedes Jahr mehrmals. Allerdings rieche ich nicht immer dran, werde ich ab jetzt tun.

    Wenn du den Geruch konstant feststellst, würde es sich vielleicht lohnen das genauer zu untersuchen.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich in dem Komplex X. fellea/caulicinalis noch eine andere kryptische Art verbirgt.

    Hallo Raphael,


    ich kenne nur eine Fundstelle, und dort stellen sich eigentlich jedes Jahr Fruchtkörper ein. Hier ein Bild von gestern:



    Der Geruch war mir bereits bei meinem Erstfund aufgefallen; ich hatte in in folgendem Thread genauer beschrieben:

    Schwindlingsartiger Pilz mit markantem Geruch


    Der Fund führte 2018, unter der Federführung von Andreas Gminder, sogar zu einem Artikel in der Zeitschrift Mykologie zu einem Artikel.

  • Hallo,


    auf den Braunkohlenhalden scheint sich besonders auf Kahlschlägen (Kiefer) gern auch mal der Braune Glöckchennabeling Xeromphalina cornui anzusiedeln. Er schmeckt nicht bitter und hat jung einen deutlichen, leicht vergänglichen Velumsaum am Hutrand. Die Sporen sind geringfügig kürzer als bei X. caulicinalis.



    Beste Grüße

    Stefan F.