Peltigera polydactylon? → vermutlich P. hymenina

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.472 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kruenta.

  • Moin, von der gestrigen Tour habe ich noch eine Peltigera - nach etlichen immer wieder P. praetextata hatte ich gar nicht mehr mit anderen Arten gerechnet - die auf einer umgefallenen alten Eiche auf einem bemoosten Ast wuchs. Und zwar war die Eiche in sowas wie einen Altarm gefallen, die Flechte etwa 1-1,5 m über der Wasseroberfläche, in schattiger Lage im Laubwald.


    glatte Oberfläche, Lappenkanten nach unten gewölbt, senkrechte, rötliche Apothecien, unterseits Adern von sehr geringer Höhe, relativ breit, filzig, überwiegend dunkler, Rhizine ausgefranst, meist dunkler, kurz, nie länger als 5 mm.


    Und da bin ich dann bei der Erörterung von der letztens angefragten Peltigera (neopolydactyla/horizontalis/polydactyla), nur dass es diesmal Apothecien gibt und die Länge der Rhizinen zu polydactyla weist. Spricht irgendwas gegen diese Einordnung?


    Bilder von gestern im feuchten Zustand

    getrocknet, von heute


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd ,


    bei Peltigera polydactyla sollte das Adernetz der Unterseite stärker ausgeprägt und zum Zentrum hin wesentlich dunkler (schwarzbraun) gefärbt sein. Das kann ich hier nicht erkennen. Könntest Du eventuell noch Bilder von der Unterseite weiterer Thalli nachliefern? Hilfreich wären auch noch weitere Fotos von den Apothecien (möglichst von verschiedenen Thalli und unterschiedlichen Alters). Obwohl die aktuell vorliegenden Fotos schon recht gut sind und viele Details zeigen, reichen sie meines Erachtens noch nicht für eine sichere (!) Bestimmung der Art. Die erkennbaren Merkmale reichen aber, um sicher sagen zu können, dass es sich entweder um Peltigera polydactyla (P. polydactylon) oder um Peltigera hymenina handelt, wobei ich zu Peltigera hymenina tendiere.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    danke, das waren nur zwei kleinere Flecken (~15 cm Durchmesser), und nur ganz wenige (<10) Apothecien an einem davon - die dürften fast alle auf den Fotos mit drauf sein, und ich habe nur einen Lappen mitgenommen ohne Apothecien - ist ja immerhin ein Reservat. Die Adern waren von sehr flachem Relief und relativ hell, ockerbraun - schwarzbraun würde ich da nichts bezeichnen. Was natürlich auch am geringen Alter liegen könnte?

    Ich versuche davon morgen nochmal ein paar Bilder zu machen. Und die vorhandenen von vor Ort zu durchsuchen. Mit P. hymenina wäre ich natürlich auch sehr zufrieden, da versuche ich heute mal noch etwas zu lesen, wo die sich unterscheiden und auf was zu achten wäre.


    LG, Bernd

  • Hallo Ingo,


    zum einen habe ich alle Bilder noch mal durchgesehen, es sind doch deutlich mehr Apothecien zu sehen, überwiegend jedoch sehr junge. Hier die entsprechenden Ausschnitte.


    und dann noch einige Bilder im trockenen Zustand nach dem Wegräumen des Mooses, die Adern werden wieder heller. Deutlich erkennbar auch die Filzigkeit der Unterseite, falls das relevant ist.

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,

    es bleibt schwierig. Die fragliche Schildflechte hat offensichtlich auch zum Zentrum hin kein schwarzbraunes Adernetz, wie es für Peltigera polydactylon zu fordern wäre. Idealerweise hätte es so aussehen sollen, wie auf den Fotos in Deinem früheren Beitrag ( Eine Peltigera ). Als Alternative kommt nun nur Peltigera hymenina in Frage und da vermag ich nicht zu sagen, ob diese Art ein Adernetz haben darf, welches zwar nur ocker bis leicht bräunlich gefärbt ist, aber doch recht deutlich in Erscheinung tritt.

    Bei meinen bisherigen zwei Funden von P. hymenina war auf der filzigen Unterseite kaum ein Adernetz wahrnehmbar und nur in kleinsten Bereichen sahen die Adern mal so aus wie bei Deinem Fund auf der gesamten Unterseite. Möglicherweise liegt das aber voll in der Variationsbreite der P. hymenina, manche Beschreibungen der Art lassen dies vermuten.

    Zu den Apothecien: Bei Peltigera polydactylon sitzen diese auf mehr oder weniger verlängerten Auswüchsen der Thallusränder, die wie Finger aussehen (mit den Apothecien als Fingernagel). Meist sind es auch recht viele, was typischen Exemplaren ein recht charakteristisches Aussehen verleiht und im Artnamen (polydactylon) zum Ausdruck gebracht wird.

    Bei P. hymenina sitzen die Apothecien direkt am Thallusrand oder nur an kurzen Auswüchsen, die kaum an einen Finger erinnern. Auch sind die Apothecien bei P. hymenina zunächst rötlich (rotorange) gefärbt und werden mit zunehmenden Alter nur wenig dunkler. Bei P. polydactylon nehmen die zunächst ebenfalls rötlichen Apothecien dagegen eine deutlich dunklere (rotbraune) Färbung an.

    Die Apothecien bei Deinem Fund passen aktuell zu P. hymenina, scheinen aber alle auch noch recht jung zu sein und eventuell sieht es in einigen Wochen schon ganz anders aus.


    Kurz: Anhand der Fotos kann ich nach wie vor nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um P. polydactylon oder P. hymenina handelt. Einiges spricht für Leztere, aber irgendwie sieht sie vom Habitus nicht nach einer typischen P. hymenina aus oder besser gesagt, sie sieht nicht ganz so aus, wie ich die Art bisher kenne.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo, vielen Dank für Deine Erläuterungen. Nach dem was ich auf diversen Flechtenseiten gelesen habe (lichensmaritimes, irishlichens) scheinen hellbraune Adern relativ normal zu sein. Die Apothecien würde ich als niedrig ansitzend bezeichnen. Insgesamt lege ich die einstweilen als cf. hymenina ab.


    LG, Bernd

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „Peltigera polydactylon?“ zu „Peltigera polydactylon? → vermutlich P. hymenina“ geändert.